Völlig übergewichtiges Pferd mit Arthrosen

Moderator: Sheitana

Benutzeravatar
Hina_DK
Einhorn
Beiträge: 4801
Registriert: Mi 16. Mai 2012, 22:50
Wohnort: Dänemark

Re: Völlig übergewichtiges Pferd mit Arthrosen

Beitrag von Hina_DK »

Ich finde es ja auch von der TA sehr löblich, dass sie sich Gedanken macht und versucht, in der Situation positiv einzuwirken, denn außer ihr hat das ja dort anscheinend noch niemand gemacht oder zumindest mit entsprechenden Hinweisen keinen Erfolg gehabt. Ich glaube auch gerne, dass es so unerfahrene Menschen gibt, die starkes Übergewicht beim Pferd nicht wahrnehmen oder es ignorieren, leider. Eigentlich kaum zu glauben, dass es da bisher noch keine Hinweise von anderen Stallkollegen gab, dass mit dem Pferd etwas längst aus dem grünen Bereich geraten ist.
Viele Grüße
Hina

Probiers mal mit Gemütlichkeit
Benutzeravatar
Sheitana
Zentaur
Beiträge: 30643
Registriert: Di 15. Mai 2012, 08:07
Wohnort: Bergheim
Kontaktdaten:

Re: Völlig übergewichtiges Pferd mit Arthrosen

Beitrag von Sheitana »

Hina, es kann gut sein, dass bei euch da schon ein anderer Wind weht.

Ich bin mit meinem "die Pferde sind alle viel zu fett hier" fast alleine auf weiter Flur. Der Ein oder Andere fragt, wenn ich drauf hinweise und sieht es auch ein. Eher aber nicht.
Zuletzt hatte ich das mit einer, deren Pferd tragend ist. Ich wies darauf hin, dass es bei einem übergewichtigen Pferd da zu Problemen kommen kann (wenn ich bei dem Pferd die Rippen fühlen will muss ich mit dem Finger erstmal durchs Fett bohren, Speckkamm auf dem Hals vom Feinsten und überall anders auch genügend Polster) und sie doch besser mal den TA anspricht.
Und was sagt der? Er würde da kein Problem sehen und überhaupt, soo dick wäre sie ja nun auch nicht.
Da machste nix mehr :nix:
Wenn aber irgendwo ein Pferd ein bisschen zu dünn ist (was im Grunde Idealfigur ist) wird man sofort! angesprochen.
Benutzeravatar
Hina_DK
Einhorn
Beiträge: 4801
Registriert: Mi 16. Mai 2012, 22:50
Wohnort: Dänemark

Re: Völlig übergewichtiges Pferd mit Arthrosen

Beitrag von Hina_DK »

Da ist wirklich was dran. Oft hört man auch den Spruch "Bei uns war dies und das noch nie ein Problem" und dann geht man zur Tagesordnung über :(. Ich gehöre ganz sicher auch nicht zu denjenigen, die der Meinung sind, ein Pferd wäre erst o.k., wenn man die Rippen zählen kann aber wenn das Übergewicht schon sehr deutlich ist, sollte irgendwann auch mal etwas Vernunft einziehen. Manchmal aber eben wirklich eine Idealvorstellung.

Im konkreten Fall sehe ich auch unter den gegebenen Umständen erstmal nur eine Fressbremse. Läuft ja dann leider auf 24 h hinaus :(, also nicht nur für den Weidegang, sondern auch für das reduzierte Heu, damit die Futterkarnenzzeiten nicht zu groß für das Pferd werden, was ja dann auch wieder neue Probleme heraufbeschwört. Wichtig auch so viel wie möglich aktive Bewegung und das täglich z.B. Bodenarbeit, Spazierengehen. Reiten würde ich das Pferd in diesem Zustand nicht, denn der Körper ist durch das Eigengewicht schon zu sehr beansprucht und besonders auf die Hufe achten, denn die sind ja meist auch klare Indikatoren dafür, wenn es aus dem Ruder läuft. Aber irgendwie sieht das sehr danach aus, als wenn da trotzdem noch ein ganz gescheiter Plan B aufgestellt werden müsste. Wenn es erst soweit ist, dass der TA Dauergast wird und sehr teure Medikamente und Spezialfutter notwendig werden, ist ja auch niemandem geholfen.

Ich drücke tonnenpferd fest die Daumen, dass sie da mit guten Argumenten weiterkommt, damit die Situation für das Pferd verbessert werden kann. Was die Frage nach stoffwechsel fördernden Mitteln betrifft, würde ich allerdings nicht noch irgendwas auf Verdacht in das Pferd reinstopfen, wenn es nicht abgeklärt ist, ob das Pferd tatsächlich ein Stoffwechselproblem hat. Das kann zwar förderlich sein, kann aber durchaus auch zu neuen Problemen führen. Das beste stoffwechselfördernde Mittel ist und bleibt ausreichend Bewegung und die braucht das Pferd ja wegen seiner Arthrose sowieso. Wichtig wäre natürlich, dass das Pferd auch über die Bewegung durch die Besitzerin oder einer anderen Pflegeperson hinaus, die Möglichkeit hat, sich immer ausreichend selbst bewegen zu können. Wenn ich das richtig verstanden habe, steht das Pferd, außer wenn es auf der Weide ist, ausschließlich auf Stroh ?
Viele Grüße
Hina

Probiers mal mit Gemütlichkeit
Benutzeravatar
Biggi
Lehrpferd
Beiträge: 4659
Registriert: Do 17. Mai 2012, 18:00
Wohnort: im schönen Bergischen Land

Re: Völlig übergewichtiges Pferd mit Arthrosen

Beitrag von Biggi »

tonnenpferd hat geschrieben:
Meine Ratschläge:
- Fressbremse kaufen und bei JEDEM! Weidegang rauf machen
Unbedingt! Mein Favorit ist der Pferde-fit-Maulkorb. Manchmal muss man aber auch ausprobieren.

- Mehr Bewegung, Bewegung Bewegung
Unbedingt! Möglichst jeden Tag, min. jeden 2. Tag. Anfangs, für die ersten 4-6 Wochen, reichen 20 bis 30 Minuten.

- Stoffwechselfördernde Zusatzstoffe (Pferdehanf)
Kann man machen, vorab sollte aber EMS abgeklärt weren (biocontrol, hat ja auch jemand schon geschrieben). Ein richtig gutes Mineralfutter halte ich aber für sehr wichtig.

- KEIN Getreide mehr auch nicht die paar Körnchen im Winter
Unbedingt! Auch keine Leckerlies, Möhrchen, Äpfelchen etc.

- Keine Leckerlies mehr - wenn dann Heucobs dafür verwenden
Heucobs sind auch sehr energiehaltig. Als Leckerlies hat man da schnell 100 Gramm ins Pferd gestopft. Besser ist Sellerieknolle, die enthält keinen Zucker und absolut wenig Energie.

- Pferd prüfen lassen auf EMS
Unbedingt!


_________________
Meine Ratschläge an die Besi:

Die EMS-Seiten von Dr. Bingold und Dr. Maroske im I-net lesen!
Offen sein für Veränderungen.
Geht nicht, gibt´s nicht!
Sich bewußt sein: bei EMS droht Hufrehe!
Bei längerem Übergewicht und Bewegungsmangel droht EMS.
Bewegungsmangel und Übergewicht sind Gift für Arthrose
Ein Abnehmprozess sollte langsam erfolgen.
Abnehmen ohne Futterreduktion und Bewegungssteigerung geht nicht.
Ohne EMS geht Abnehmen ganz vielleicht mit Maulkorb und Bewegungssteigerung
Mit EMS ist eine Haltungsumstellung absolut zwingend, sonst kann man einen Erfolg ausschließen.

Die Besi kann sich gerne hier im Forum oder im Hufrehe-Forum auf den bevorstehenden Umdenk-Prozess einstimmen lassen. Ohne Umdenken wird sie und ihr Pferd keinen Erfolg haben. Der Leidtragende bei all unsern Überfütterungs-Problemen ist immer das Pferd. Das Pferd hat die Schmerzen, die Unbeweglichkeit und den frühen Tod. Nicht der Besi.
Viele Grüße

Birgit

Reiten ist ganz einfach: Du sitzt drauf und brauchst fast nichts zu machen! :-D Das Probelm: Du darfst auch fast nichts machen! :mrgreen:

Das Tagebuch der schrecklichen Schecken!

Sch(r)ecken-Fersehen
ehem User

Re: Völlig übergewichtiges Pferd mit Arthrosen

Beitrag von ehem User »

Hallo ihr lieben!

Erstmal Danke für eure zahlreichen Antworten!

Mittlerweile haben wir zum Testen eine AS-Fressbremse mit Diätplatte bestellt.

Das Problem ist ganz und gar nicht dass die Besitzerin dieses Pferdes beratungsresistent ist - zum Teil unerfahren, zum Teil gerade viel im Stress aber grundsätzlich um ihre Pferde sehr bemüht.
Dieses Pferd neigte schon seit ich sie kenne zum Dicksein - die Besitzerin dieses Pferdes hat aber ein 2. Pferd- einen richtig schweren Fall - hatte div. Darmkrankheiten, schweres Sommerexzem usw. - mit alternativen Mitteln viel Fürsorge und Pflege gehts dem mittlerweile total gut - nur hat sie es einfach beim 2. Pferd komplett übersehen oder auch "ausgeblendet" dass der Zustand nun schon so kritisch ist.

Ich möchte ihr auch unbedingt ans Herz legen, nochmal die Beine röntgen zu lassen, um den tatsächlichen Stand der Arthrosen festzustellen.

Wenn es euch interessiert halte ich euch gerne am Laufenden =)
Benutzeravatar
Biggi
Lehrpferd
Beiträge: 4659
Registriert: Do 17. Mai 2012, 18:00
Wohnort: im schönen Bergischen Land

Re: Völlig übergewichtiges Pferd mit Arthrosen

Beitrag von Biggi »

tonnenpferd hat geschrieben:
Wenn es euch interessiert halte ich euch gerne am Laufenden =)
Ja, das wäre sehr schön!

Ich kann das gut nachvollziehen, dass man manchmal eine Baustelle aus den Augen verliert, wenn an anderer Stelle 10 Baustellen dringender erscheinen. Es ist ja auch ganz oft eine finanzielle Frage und Zeitprobleme und ggf. Haltungsumstellung und uneinsichtige Stallbesis und Mitpferdehalter können einen ganz schön an den Rand der Kräfte treiben.

Ich wünsche der Pferdebesitzerin viel Durchhaltevermögen und einen guten Blick für das Richtige.
Viele Grüße

Birgit

Reiten ist ganz einfach: Du sitzt drauf und brauchst fast nichts zu machen! :-D Das Probelm: Du darfst auch fast nichts machen! :mrgreen:

Das Tagebuch der schrecklichen Schecken!

Sch(r)ecken-Fersehen
Antworten