Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterwegs???

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Sokki
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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von Sokki »

A.Z. hat geschrieben: Ich denke, es ist nötig auf das jeweilige Pferd mit dem Training einzugehen. Insofern mache ich persönlich einen guten Reitlehrer nicht an der Reitweise, der er sich verschrieben hat fest, sondern daran, wie gut er Lösungen für die jeweiligen "Baustellen" findet. Aus welchem Werkzeugkasten er sich dabei bedient, ist meiner Meinung nach zweitrangig.
:gut: :gut: :gut: genauso denke ich auch!
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Hina_DK
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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von Hina_DK »

Riff hat geschrieben:Seitengänge und Co. sehe ich eben nicht als Übung mit einem "kalten" Pferd. Wenn ich Gymnastik mache, wärme ich mich auch vorher auf. Ich halte nichts davon, recht schnell zu Gymnastizieren, bis alles soweit warm ist und geschmiert und gedehnt, dauert es eben 20-30 min. in allen Gangarten----- in MEINEN Augen. Das ist meine persönliche Meinung. Egal, welcher Meister oder Guru da anders denkt.
Nur ganz kurz, ich muss gleich weg aber wie wärmst Du Dich denn auf ? Aufwärmen ist Gymnastik. Seitengänge im Schritt sind Aufwärmung und dehnen (natürlich kein Stretching, was eh auch beim Menschen kontaproduktiv ist). Zum Aufwärmen zählen aber auch beim Menschen nicht schnelleres Rennen usw. Man wärmt sich auf, damit man dann eben solche Dinge unbeschadet machen kann.
Viele Grüße
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tara
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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von tara »

A.Z. hat geschrieben:Mein Herr Pferd sieht das ganz ähnlich. Der holt nach spätestens 30 min den :zeit: raus. Was ich bis dahin nicht geritten bin, brauche ich nicht mehr anfangen.
dieser Satz läßt mich schmunzeln, spiegelt er doch genau das Verhalten meines Polos wider. Nach 20 -30 min rollt er sich ein und rennt. Ich habe festgestellt, daß es auch eine Kraftsache ist. Wenn ich die Stunde/Reiteinheit geschickt einteile, komme ich mittlerweile auch mal auf 40 min.
Ich gehe auch sehr schnell zu den Seitengängen über. Anfangs der Stunde/Reiteinheit eher moderat, am längeren Zügel, mit weniger Abstellung/Biegung. Dann kommen ein paar Runden Trab (leichtgetrabt, eher langsames Grundtempo) dazu, um den Kreislauf in Schwung zu bringen und die Lunge zu lüften, und dem Bewegungsdrang vom Polo wenigstens etwas nachzukommen. Und dann schauen wir mal, an was wir weiterarbeiten.
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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von jella »

Weibi hat geschrieben:Ich sehe die Erfolge die ich mit meinem Pony habe seit ich nach dem reite was sie mir im RU auf den Weg gibt. Am Anfang war ich auch irritiert, die ersten 3 Wochen nur Schritt und viele, viele Volten und Zirkel. Nach dem ersten Monat hatte ich aber wirklich einen Durchbruch mit meinem Pony und er wird von mal zu mal feiner.
Und genauso sehe ich das auch!!!

Und auch bei A.Z. kann ich mich nur anschließen. Es ist mir auch wurscht, wo die Lösungen herkommen, solange es funktioniert.
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kolyma
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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von kolyma »

Ich schreib jetzt auch mal was ^^
Dieses Jahr war ich im März mal wieder beim Neindorff-Institut in Karlsruhe (ich reite klassisch) und musste doch sehr schmunzeln als der Leiter des Instutes, Herr Schmidt zwischen zwei Unterrichtseinheiten von einer Reiterin auf BB angesprochen wurde. Die beiden haben damals bei Herrn Neindorff persönlich ihre Ausbildung absolviert und dort zusammen auch gewohnt.
Jedenfalls kommentierte Herr Schmidt das dann so, dass es wohl schon immer so war, dass bei "Benti" die Frauen immer leise aufseufzten.... :mrgreen:

Er erzählte noch etwas mehr, was ich aber als privat ansehe und daher nicht veröffentliche...

Aber im Unterton kam schon raus, dass es da auch viel um Show geht. Und wenn man sich so die DVDs anschaut oder das was man im Netz findet, dann kommt das schon gut hin.

Für mich wäre das kein gangbarer Weg. Ich finde die nach BB ausgebildeten Pferde durchaus ästhetisch, aber ich finde immer, dass die Reitweise auch zur Rasse passen sollte. Und schaut man sich die Pferde an, die BB selbst reitet, dann sind das meist sehr barocke Rassen, meist Spanier. Das sind Pferde die mental ganz anders gestrickt sind als das typische moderne Sportpferd oder schwere Rassen.

Meine Barock-RL (die mich nur noch privat unterrichtet - nicht mehr mein Pferd) hatte am Anfang mit uns einen ähnlichen Weg beschritten. Wir fingen relativ schnell mit Biegung im Schritt an, was dann dazu führte, dass mein Kaltblut sich irgendwann festfuhr. Das heißt effektiv - der hat sich fast in den Boden hinein gelaufen. So schön ich das Prinzip fand - mit meinem Kerl hat das nicht funktioniert. Gar nicht. Es fühlte sich an als würden wir stehend einschlafen und das Pferd statt lockerer immer lustloser werden. Er hat sich regelrecht aufgelehnt - obwohl meine RL wirklich sanft, lieb und einfühlsam war.

Also gabs für uns beide nen Cut.

Seit einem Jahr reite ich bei einer FN-RL mit klassischer Ausbildung (Neindorff) vom recht alten Schlag. Also der Weg geht FN-mäßig erst mal vorwärts, vorwärts, vorwärts. Der Dicke muss erst mal wach werden, bevor man überhaupt an Biegung denken kann. Daher waren wir das erste halbe Jahr nur auf großen gebogenen Linien unterwegs.

Momentan erarbeiten wir erste Versammlung durch intensive Galopparbeit.

Es gibt halt viele Wege nach Rom - da muss man das passende fürs Pferd raussuchen - egal was für ästhetische oder pferdefreundliche Beweggründe man hat.
Ich glaube mit AR hätte ich mir mein Pferd nur weiter auf die Vorhand zementiert. Das wurde mir recht schnell klar. Er ist halt kein Pferd mit eingebautem "go".
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


"Besser wenig und das Wenige gut."Egon v. Neindorff

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Hina_DK
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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von Hina_DK »

Ich wollte nochmal hier auf eine Sache eingehen, die angeschnitten wurde, dass die AR so kleinschrittig wäre. Wie ist das zu verstehen? Was ist daran kleinschrittig? Ich finde eher genau das Gegenteil ist der Fall. Die Abfolge sind doch nur ganz wenige Übungen, wenn man es mal ganz genau nimmt. Das beginnt mit Stellen und Biegen, dann kommt Untertreten auf dem Zirkel, was viele als SH auf dem Zirkel bezeichnen, Babette Teschen nennt das im LK Übertreten und Gerd Heuschmann nennt das Schenkelweichen auf gebogener Linie, ist aber alles das selbe. Dann kommt das SH an der Wand und das KH. Alles andere, ob nun Renvers, Taversale oder KonterSH sind ja nichts anderes, als diese beiden Seitengeänge. Man stellt ja das Pferd nicht um, man reitet es nur in eine andere Richtung. Und damit ist man schon durch die gesamte Grundgymnastizierung des Pferdes durch. Danach kommen dann die versammelnden Übungen, die sich aber auch daraus ergeben. Kleinschrittig ist es nicht und mir auch nicht so ganz klar, warum es auch oft so lange dauert, bis Pferd und Reiter wirklich total genervt und gelangweilt sind. Das sind ja natürliche Bewegungsmuster des Pferdes, die da abgerufen werden. Das Pferd muss ja nicht lernen, sich einen Konten in die Beine zu machen und es sind auch keine Zirkuslektionen, die aus verschiedenen Details zusammengesetzt werden. Wer da nach einem halben Jahr Motivtionsprobleme hat, dem nehme ich das auch rundum ab. Die hätte ich dann auch. Aber was ist die Ursache dafür? Das ist selbst bei einem sehr ungünstig gebautem Pferd, also z.B. eins, das wie ein Isländer total auf Schub gezüchtet ist, etwas, was in ganz wenigen Stunden mehr oder weniger gut abgehandelt ist und sitzt. Danach braucht man das doch nicht mehr bis zum Umfallen Runde um Runde üben, es sei denn, der Reiter hat mit dem Reiten der Übungen Probleme. Kann man aber genausogut auch als Bodenarbeit machen, wenn das dem Reiter vielleicht mehr liegt, da man das ja eh am Boden erstmal erarbeitet.

Ich habe viel mehr den Eindruck, dass das viel größere Problem ein Verständigungsproblem dabei ist, zum einen ein Verständigungsproblem zwischen RL und Reiter, was ja nicht daran festzumachen ist, wie nett der RL ist, sondern, wie seine pädagogsichen Fähigkeiten sind, einem Reiter etwas so zu erklären, dass er auch den Sinn dahinter versteht und es auch ausführen lernt, zum anderen ein Verständigungsproblem zwischen Reiter und Pferd. Ein Pferd, das seinen Reiter nicht versteht, was der überhaupt von ihm will, wird sich immer sehr schwer tun, auch das richtige zu machen. Da spielt es keine Rolle, ob es sich um Seitengänge oder ganz andere Dinge handelt. Beide Probleme haben aber rein gar nichts, mit der AR zu tun, sondern sind ausschließlich menschliche Probleme, die mit Verstehen und Verständigung zu tun haben. Und solche Probleme kann ich natürlich überall haben.

Genauso sehe ich es als ein Verständnisproblem, dass viele wirklich davon überzeugt sind, dass die AR dazu da ist, jeden ans Kringelreiten zu fesseln. Der BB hat ja mal den Satz geprägt "Die Dressur ist für das Pferd da, nicht das Pferd für die Dressur". Das bringt es doch eigentlich schon auf den Punkt, dass es nicht darum geht, dass es ein Selbstzweck ist. Dass viele Herrschaften aus dem Dunstkreis von BB es aber dennoch zum Selbstzweck erkoren haben, tja, das ist eben auch eine menschliche Sache. Nun gut, BB verdient da sein Geld mit und sei es ihm gegönnt, Erfinder des Karussells ist der dennoch nicht und beansprucht das ja auch gar nicht, denn auch da hat er klassische Vorbilder, die das als gesellschaftliches Ereignis kultiviert haben. Karussellreiten ist eine uralte Tradition der klassischen Reiterei.

Nur bleibt die Frage, wer verbietet eigentlich wem, welche Dinge im Unterricht und auch sonstwo zu reiten? Sind das wirklich die Reitlehrer, wobei vorne ja tatsächlich so ein Beispiel schon stand, da würde ich dann doch mal nachfragen, was dagegen spricht. Die AR selbst jedenfalls nicht. Oder ist es eher der Reiter selbst, der sich da auf den Füßen steht, weil er meint, die AR wäre eben Kringelreiten also reiten wir unsere Kringel, bis wir einen Schwips haben und finden es zurecht nach kurzer Zeit einfach nur ätzend. Meine RL sagt immer, ohne Energie keine Versammlung und die Energie kommt absolut nicht aus dem Kringelschleichen, die kommt aus dem Vorwärts und das geschieht dann gewöhnlich auf dem Hufschlag und nicht auf der Volte, wobei auch das gehen würde, je nach Ausbildungsstand des Pferdes.
Viele Grüße
Hina

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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von Riff »

Hina- wie ich mich aufwärme ist doch egal. Ich habe keine 4 Beine und zum Glück keine 500kg, die warm gemacht weren müssen.

Und wenn ich der Meinung bin, dass ich mein Pferd vorher auf meine Art aufwärmen möchte, dann kann ich das doch tun. Für mich ist das ein guter Weg und fühlt sich für mich richtig an und gut ist.

Zu unserer Langweile bei der AR:
Wenn ich z.B. PiPa und Terre a Terre, Galoppachter und Co reiten möchte, dann mache ich das, weil es meinem Pferd (und mir) Spaß macht und ihn beschäftigt- das braucht er. Stierkämpfer brauchen das irgendwie und mit ewigen Gekringel und zuwenig Abwechslung und Action nehme ich ihm und mir die Motivation. Ist halt so. Dafür habe ich ihn ja auch gekauft.
Aaaaber, es hat uns (wie schon gesagt) auch sehr geholfen, ihn aus seiner Spannung zu holen, die er durch seine Vorbesitzer hatte. Er hat verstanden, dass Reiten und Arbeiten nicht gleich Spannung und Streß bedeutet.

Das hätte ich aber auch auf anderen Weg erreicht, nicht nur mit der AR. Nur habe ich bei uns eben keine andere Möglichkeit. Selbst hätte ich mir AR nicht ausgesucht und wie ich sehe, hat es sich bei mir auch nicht durchgesetzt. Nur in Teilen und die sind gut.

Irgendwer hatte noch wegen der "langen" Aufwärmzeit gefragt: Wenn ich ca. eine Stunde reite, finde ich die halbe Zeit davon zum Aufwärmen und Lockern nicht viel. Wie gesagt, für mein Gewissen ist das wichtig. ist halt so. Und schaden tut es ihm nicht ;)

Es ist halt mein Weg.
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Hina_DK
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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von Hina_DK »

Das ist ja auch verständlich, dass man, wenn man merkt, dass einem etwas nicht liegt, das man sich dazu noch nicht mal selbst ausgesucht hat, nicht machen möchte.

Was das Aufwärmen betrifft, gibts aber halt noch einen Unterschied, was man selbst einfach aus seinem eigenen Gefühl darunter versteht und was einfach die körperlichen Mechanismen des Aufwärmens auslöst. Dazu gibts ja auch genug Abhandlungen. Darauf wollte ich hinaus. Es spielt auch keine Rolle, ob es sich um einen Menschen oder ein Pferd handelt. Säugetiere und Menschen funktionieren in der Hinsicht genauso. Was anderes ist natürlich der mentale Part dabei. Manche Pferde wollen ja wirklich auch "geweckt" werden, dass sie auch tatsächlich motiviert und leistungsbereit sind, da unterscheiden sie sich auch nicht so von Menschen. Das ist natürlich dann sehr individuell verschieden, hat aber mit dem Aufwärmprozess von Gelenkschmiere und Muskulatur recht wenig zu tun.
Viele Grüße
Hina

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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von Riff »

dann haben wir verschiede lektüren zum aufwärmen gelesen.
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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von Hina_DK »

Das mag sein, denn ich habe wirklich noch nie den Galopp in einem Aufwärmprogramm gefunden, nur fürs Lösen.
Viele Grüße
Hina

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