Haltergemeinschaft

Moderator: Stjern

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Liese
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Haltergemeinschaft

Beitrag von Liese »

Ist von Euch jemand in einer Haltergemeinschaft und kann mir berichten,
ob sowas gut funktioniert ? Was wird schriftlich festgelegt,was zahlt ihr,
wie werden die Arbeiten aufgeteilt usw.
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Biggi
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Re: Haltergemeinschaft

Beitrag von Biggi »

Das kommt natürlich ganz auf die Rahmenbedingungen an, gehören jemandem die Gebäude oder das Weideland oder beides? Wer hat wieviel Pferde? Wie groß sind die Pferde? Ist einer Hauptpächter der Anlage und die Anderen nur Beteiligungen.

Bei uns ist es so:

Stall gebäude gehört Person A. Person B zahlt anteilig ihrer Pferdezahl einen Unterkuftsbeitrag.
Srom, Wasser (nur Bertireibskosten, da Brunnen), Feuerversicherung werden 50:50 gezahlt, da Pferdeunabhängig

Weide ist komplett gepachtet. Jeder Zahlt prozentualen Anteil nach Anzahl seiner Pferde. Kleinpferde alle gleiche Anteile, Shetty nur 50%.

Einstreu wird nach Pferdeanteil bezahlt, Pony wieder als 1/2 Kleinpferd. Das Gleiche gilt für Heu und Mineralfutter. Spezielle Zusatzfutter zahlt natürlich jeder selbst. Braucht ein Pferd mal besonders wenig oder besonders viel vonetwas, wird das aufgeschrieben und verrechnet.

Kosten für Weidedüngung und Mistausfahren werden nach Pferdeanzahl aufgeteilt.

Alle Pferdeunabhängigen Kosten, wie Zaunpfählchen, Litze, Stromgerät, Weide schleppen, nachmähen, neue Wasserbütte etc. werden 50:50 bezahlt, da man sie einsetzten muß, egal ob 2 oder 10 Pferde auf der Koppel sind.

Es gibt einen Versorgungsplan. Die Zeiten sind wieder nach Anzahl der Pferde aufgelistet (hier zählt das Shetty ganz). Autausch der Tage, übernehmen einzelner Dienste und Urlaube gleichen sich im Laufe des Jahres PixDaumen aus.

Verläßlichkeit ist oberste Pflicht! Absprachen/Änderungen werden auf Tafeln im Stall dem anderen Bekannt gemacht. Wünsche und Änderungen werden mit dem Partner in jemdem Fall besprochen und diskutiert. Keiner ändert etwas an der Versorgung und Behandlung, ohne das mit dem Partner genau besprochen zu haben. Die Pferde des Partners sind zu behandeln wie die Eigenen. Mit gleicher Verantwortung und Sorgfalt.

Wir machen 2-3 mal im Jahr eine Abrechnung. Die Organisation und Besorgung der einzelnen Posten haben sich unterschiedlich verteilt, jeweils nach den Mglichkeiten des Einzelnen. Größere Anschaffungen, wie Trecker oder Paddocktrockenlegung werden gemeinsam besprochen und finanziert.

Unsere Haltergemeinschaft ist langsam gewachsen und besteht jetzt seit 8 Jahren.
Viele Grüße

Birgit

Reiten ist ganz einfach: Du sitzt drauf und brauchst fast nichts zu machen! :-D Das Probelm: Du darfst auch fast nichts machen! :mrgreen:

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Liese
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Re: Haltergemeinschaft

Beitrag von Liese »

Vielen Dank für deine Antwort.Da du die Einzige bist wird es nicht so viele "Forumler"geben,die ihr Pferd in einer Haltergemeinschaft haben.
Wiesen etc müssen nicht gepachtet werden.
Wieviele Leute seid ihr? Welche Vorteile siehst du gegenüber einem Pensionsstall ?
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Sky4ever
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Re: Haltergemeinschaft

Beitrag von Sky4ever »

Hallo Liese,

ich glaube, die Zurückhaltung der "Forumler" liegt vielleicht auch daran, dass es DIE Haltergemeinschaft gar nicht so gibt. Es hängt von zu vielen Faktoren ab.

Ich halte meine beiden Isis mit zwei weiteren Isländern in einer kleinen Haltergemeinschaft. Keiner von uns hat eigenes Land bzw. Stallgebäude.

Wir haben also alles gepachtet. Eine von uns ist als Verantwortliche von dem Verpächter benannt worden. De Facto gibt diese den Ton an. Aber eigentlich besprechen wir alles gemeinsam, und auch der Verpächter spricht jeden von uns an, wenn er was auf dem Herzen hat.

Schriftliches existiert zwischen uns gar nicht.

Es gibt ein Stallkonto, auf das monatlich ein Festbetrag pro Pferd überwiesen wird. Davon wird der Verpächter sowie Wasser und Strom bezahlt. Meistens bleibt noch genügend für Heu übrig. Das wird dann auch davon bezahlt. Ebenso Verbrauchsmaterial wie Zäune, Bodengrund u. ä.

Für Mineral-/Kraftfutter ist jeder selbst zuständig. Sowohl für den Kauf als auch fürs tägliche Verfüttern.

Die Stallarbeiten werden unter uns aufgeteilt, wobei wir keine feste Regelung haben, sondern jeder das macht, was anliegt. Das funktioniert so gut, dass ohne Absprache täglich abgeäppelt und Heu gefüttert wird.

Wenn jemand krank ist oder in den Urlaub fährt, geben wir vorher Bescheid. Dann übernehmen die anderen die anfallenden Arbeiten und die Mineralfuttergabe.

Was diese (Arbeits-)Absprachen angeht, gab es bei uns paar Leutchen noch nie Probleme. Wohl aber viele Diskussionen um Heu- und Grasfütterung. Letztendlich haben wir uns immer geeinigt, aber ein paar graue Haare sind mir schon gewachsen während der letzten Jahre.

Vorteile gegenüber dem Pensionsstall:
Bessere Mitbestimmung, Haltungs- und Fütterungsfragen können besprochen und individuell gestaltet werden, es wird auch auf kurze Besonderheiten (z. B. Stallruhe bei Krankheiten) flexibel reagiert. Viel Ruhe am Stall (bei nur 4 Leuten inkl. Reitbeteiligung), kein überlaufener Reitplatz, keine ständigen Pferdewechsel in der Herde. Etwas geringere Kosten.

"Nachteil": mehr Anwesenheitspflicht und Mitarbeit. (Wobei wir uns ja auch Urlaube erlauben, wie oben erwähnt, daher für mich nicht wirklich ein Nachteil, weil ich eh jeden Tag bei meinen Ponys sein möchte.)

Meinungsverschiedenheiten kannst du überall haben. So oder so. Im Pensionsstall musst du diese vielleicht nicht so nah an dich ranlassen, aber in der Haltergemeinschaft hast du einfach mehr Mitspracherecht und kannst besser Kompromisse finden, mit denen du leben kannst.
ehem User

Re: Haltergemeinschaft

Beitrag von ehem User »

Huhu,

auch wir haben eine Haltergemeinschaft.

Wir haben alles langzeitgemietet, also ist es schon mal teurer, als wenn es Eigentum wäre. ;)

Außerdem haben wir unglaublich viel Platz (6 Hektar), und die wollen natürlich von den nur wenigen Pferden bezahlt und auch gepflegt werden. ;)

Wir zahlen für die normalen Grundversorgungen, Miete, usw. alle einen gewissen Betrag auf unser Stallkonto ein, davon wird dann alles außer Extrawünsche, die nicht mit eingeplant waren, bezahlt. Kraftfutter, Mineral, Öle, Kräuter und was sonst noch jeder individuell füttern möchte, ist natürlich nicht im Preis mit drin, eben weil jeder da was anderes gibt.
Heu ad libitum ist mit drin, das haben wir ganz gut aus vorheriger Erfahrung und pinibler Buchhaltung berechnen können. Das tolle ist, dass wir uns unser heu selbst aussuchen können, das kann man in einem Pensionsstall nicht.

Und gerade Futterqualität und Menge ist eines der wichtigen Themen bei der Pferdehaltung nebst Wasserversorgung, Bewegungsmöglichkeiten, Platz und Hygiene.

Ich geniesse meine Idylle und Ruhe in unserer Haltungsgemeinschaft, weiß ganz sicher, dass meine Pferde auch wirklich gut versorgt und auf kleinste Krankheitsanzeichen kontrolliert werden, selbst wenn ich im urlaub bin.

Stabile Herden, kleine Gruppengröße, kein ständiges Neuintegrieren, wir haben zwar keine halle, aber dafür einen tollen beleuchteten Allwetterreitplatz gebaut und super Ausreitgelände vor der Tür.

Und: Wir bauen uns unseren Stall genau so, wie wir es gut finden. Schaffen uns unseren Traumstall.

Es ist nicht so leicht, echte Gleichgesinnte zu finden, denn man muss schlußendlich die gleichen Haltungsbedingungen haben wollen, und man muss sich wirklich blind vertrauen können in Bezug auf die Erledigung der Arbeitsdienste, denn die Versorgung machen wir ja nun mal selbst. ;) Wir haben das organisiert, jeder ist mal dran, dann eben als Herdenversorgung, nicht als Besitzer eines Pferdes, wenn man Dienst hat, zählen alle Pferde gleich!

natürlch wünscht man sich auch mal einen Vollpensionsservice, vor allem, wenn man bei Sturm und Dauerregen den Paddock abäppeln muss, oder bei Permafrost im Winter Äppel abhacken muss, was echt anstrengend ist, und an manchen Tagen reitet man sein Pferd nach dem Dienst dann eben nicht mehr, macht nur ne kleine Bodeneinheit, weil es länger gedauert hat, als geplant, aber dann sieht man wieder, wie fit und glücklich die Pferde sind, wenn andere Pferde im Dauerregenwinter die meiste Zeit des Tages in der Box herumoxidieren und ein paar Stunden im Matschpaddock Mauke bekommen... Unsere toben dann auf ihren riesigen Weiden und im paddock herum... Und selbst in den letzten zwei Jahren hatten wir gutes Heu, wo doch alle anderen von Schimmel berichtet haben...

Ich liebe diese Haltung und würde nie wieder Abstriche bei der Haltung meiner Pferde machen, denn man vermeidet so viele Krankheiten durch gute Haltung! und man bekommt ein super intensives Verhältnis zu den Pferden, wenn man sie selbst versorgt! Es sind für uns Familienmitglieder, keine Sprtgeräte.

Lieben Gruß
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Biggi
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Re: Haltergemeinschaft

Beitrag von Biggi »

Ich hab ja weiter oben schon beschrieben, wie unsere Haltergemeinschaft funktioniert. Jetzt noch einpaar Zusätze, wegen Lisas Fragen:

Wir haben nichts schriftlich festgelegt, außer wenn jemand mal mit Geld in Vorleistung gegangen ist, z.B. beim Paddockbau.
Wir sind 3 Parteien. Von Anfang an war ich sozusagen der "Bestimmer", weil ich als erste meine Pferde schon ein paar Jahre in dem Stall hatte und die beiden Anderen absolute Anfänger in Sachen Pferdehaltung waren. Aber trotzdem besprechen wir alle Änderungswünsche gemeinsam und auf Augenhöhe.

Die Vorteile gegnüber einer Pensionhaltung sind ganz klar: Du kannst über Futter, -Menge, -Qualität und - Art alleine entscheiden. Auch die Art und Länge des Weideganges kannst du weitestgehend beeinflussen. Die Herde ist stabil und Probleme lassen sich fast immer irgendwie lösen. Gegenüber der kompletten EIgenregie hast du auch mal frei, kannst krank werden, in Urlaub fahren oder zur Familienfeier. Du lernst die Pferde und ihr Verhalten zu jeder Tages- und manchmal auch Nachtzeit kennen. Wenn du dein Pferd immer nur um 17 Uhr abends siehst, hast du keine Ahnung, wie es sich die restlichen 23 Stunden verhält. Du bekommst ein absolut inniges Verhältnis zu den Tieren. Du selbst wirst zur Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Toleranz erzogen (oder gibst auf).

Nachteil ist natürlich, das man selbst 24/365 die Verantwortung hat. Ist das Heu verregnet, muss man selbst in den sauren Apfel beißen und teures neues kaufen. Hat man aus kostengründen oder weil man unerfahren ist sein Pferd krank gefüttert, trägt man selbst die Rechnung, die Verantwortung und die Scham und kann nichts auf den bösen Stallbesi abwälzen.

Man muss gut gucken, das die Haltergemeinschaftsleute zusammen passen. Oberstes Gebot ist für mich Verantwortungsbewustsein und Zuverlässigkeit. Ich kenne Leute und hatte schon RBs, mit denen ich nie nie im Leben zusammen meine Pferde halten möchte.
Viele Grüße

Birgit

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Schimmelchen
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Re: Haltergemeinschaft

Beitrag von Schimmelchen »

Auch ich hatte mein erstes Pferd ein paar Jahre lang in einer Haltergemeinschaft. Es war eine tolle Zeit und ich habe viel dabei gelernt.

Wichtig ist, dass die Pferdehalter dieselbe Einstellung zur Haltung in Eigenregie und auch der damit verbundenen Arbeit haben. Man muss sich aufeinander verlassen können ansonsten ist Ärger vorprogrammiert.
Außerdem sollte man sich überlegen, ob man den Stall finanziell und zeitlich auch dann schafft, wenn einer der Mitpächter kurzfristig ausscheidet.

Wir hatten zu dritt einen Stall und die Weiden gepachtet. Insgesamt standen 4 Pferde im (Offen)Stall. Die Arbeit haben wir gedrittelt, Kosten wie Pacht, Heu, geviertelt und sonstige Ausgaben wie Zäune etc. wieder gedrittelt. Für Kraftfutter etc war jeder selber zuständig.
Wir haben jedes Wochenende einen Plan gemacht, wer in der kommenden Woche welchen Dienst übernimmt.

Es hat wunderbar geklappt, bis eine der Mitpächterinnen einen Bandscheibenvorfall bekam und keine körperliche Arbeit mehr verrichten konnte. Sie ist dann mit ihrem Pferd in einen Pesionsstall gezogen. Ich musste mein Pferd ein 3/4 Jahr später einschläfern lassen und das war's dann mit der Haltergemeinschaft.

Ich würde es aber - wenn die Rahmenbedingungen passen - immer wieder tun. Es war eine tolle Zeit. Klar, es gingen viele Stunden mit Arbeit drauf und das eine oder ander mal hat einem die Energie, noch was mit dem Pferd zu tun gefehlt.
Aber die Pferde waren glücklich, ausgeglichen und zufrieden. Ich bin auch nicht der Typ, der jeden Tag auf dem Pferd sitzen muss. Ich habe es z.B. genossen, mich einach zu ihnen auf die Weide zu setzten und sie zu beobachten; oder ein Buch zu lesen.

Vorteile gegenüber einem Pensionsstall sind, dass ich selber entscheiden kann, wie ich mein Pferd halten will. Ich bin nicht von den Launen eines Stallbesitzers abhängig, füttere wann ich will, wieviel ich will und kann auch über die Qualität des Futters entscheiden. Ich bestimme Art und Menge der Einstreu. Ich entscheide, wie lange das Pferd auf die Koppel geht und um welche Zeit etc. Ich treffe alle Entscheidungen selber.

Nachteile sind ganz klar der Zeitaufwand, wobei es dabei nat. schon darauf ankommt, wie "praktisch" der Stall ist. Habe ich Strom, fließend Wasser, angrenzende Weiden etc. Kann ich direkt zufahren. Mache ich die Arbeit gerne od. ist es ein notwendiges Übel ?

Wenn man sich das allles vorher gut überlegt, gibt es meiner Meinung nach nichts Schöneres !
Liese
Remonte
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Re: Haltergemeinschaft

Beitrag von Liese »

Vielen Dank für eure Antworten.Der Grundton ist ja schon erst einmal positiv,das macht mir Mut.Inzwischen haben wir uns auf einen Festbetrag geeinigt und nach einem Jahr sind wir schlauer ...
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