Hi
Ich oute mich erstmal als diejenige, die kurzzeitig die Hufe von Kleiner Geist's ehemaliger RB-Stute versucht hat, auf den richtigen Weg zu bringen
Zu den Hufen von Elin89:
In dem Beitrag von Kleiner Geist, wo die Gewölbe-Fotos zu sehen sind, kannst du nochmehr Fotos sehen, wenn du auf KLICK
klickst.
Die Hufe sehen zwar einen Ticken schlimmer aus, aber das Prinzip ist dasselbe:
Die Hufwände wurden im hinteren Bereich für längere Zeit immer zu lang gelassen bei den Bearbeitungen. Das hat leider Folgen:
Dazu muß ich zum Verständnis noch folgendes vorschieben:
Als interessierter Laie weiß man: Wenn der Huf auftritt, weitet er sich, wenn er abfußt zieht er sich zusammen, so funktioniert die Blutpumpe beim Pferd, welches keine Venen hat, um das Blut wieder zurückzupumpen.
Als Laie denkt man aber auch sehr einfach: Huf tritt auf und weitet sich dann unten.
Wäre dies tatsächlich so einfach, wären theoretisch die zu langen Hufwände im hinteren Bereich kein Problem.....im Gegenteil: eigentlich wäre ja da mehr Hebel nach außen.
Warum es aber genau das andere tut, nämlich den Huf einengen, versteht man erst dann, wenn man weiß, daß der Huf beim Auffußen eben nicht nur einfach unten weiter wird, sondern unten nur minimal auseinandergeht, am Kronrand dafür deutlich mehr und dazwischen sogar etwas seitlich ausbeult. Leider finde ich das Video im Moment nicht, wo man das deutlich sehen kann.
Ich weiß nicht, ob das ohne Video halbwegs verständlich ist. Es erklärt aber, warum eine lange Wand an der Stelle kontraproduktiv ist. Sie bleibt beim Auffußen mehr oder weniger wo sie ist und alles, was darüber ist ( und das ist bei einem zu lang gelassenen Bereich viel) 'beult' sich sozusagen darüber nach außen und bewirkt, daß der Druck unten nach innen Richtung Strahl gebracht wird > Strahl wird eingeengt.
Hinzu kommt: der Auffußungspunkt liegt zu weit vorne. Da der Huf schräg nach vorne unten wächst, wandert der hinterste Auffußungspunkt logischerweise umso weiter nach vorne, je länger der Huf wächst. Damit wandert aber auch der Punkt der höchsten Belastung von seinem optimalen Punkt unter dem Pferdebein ( wo die Sehnen optimal ohne Überbelastung arbeiten können) weiter nach vorne. Dies bedeutet für den hinteren Sehnenkomplex eine permanente Überlastung. Eine der Ursachen für Hufrolle-Probleme.
Nun läuft das Pferd ja (hoffentlich) und läuft sich Hufhorn ab. Dieses aber leider meist mehr im sogenannten Zehenbereich. Dort sieht man sehr schön, wie sie sich selbst bei wenig Bewegung eine schöne Mustangrolle selbst anlaufen. Den Rest, den hinteren Und seitlichen Bereich schaffen sie aber nicht wegen zu wenig Bewegung.
Das bleibt also stehen und wächst weiter, während vorne abgerieben wird. Nun kommt der Schmied und 'Achherrje! Da ist ja gar keine Hufwand mehr an der Zehe. Da lassen wir mal wenigstens das stehen, was da ist'
Und schon fängt der Teufelskreis an:
Hinten bleibt es hoch und dadurch eng, schiebt sich nach vorne unter, vorne kommt zuviel Belastung auf den Zehenbereich, dieser läuft sich noch mehr ab.
Am Ende kommt dann oft auch gerne noch der Vorschlag, Eisen drauf zu machen, weil sich das Pferd die Zehe sonst zu sehr abläuft.
Solche Hufe bekommen dann von unten dieses Aussehen, wie man es bei Kleiner Geists Pferd und auch bei diesem sehen kann:
Der weiteste Punkt ist nicht im Trachten- und Strahlbereich, sondern der Ballen liegt sozusagen hinten 'außerhalb' des Hufes
Und dann kommt der Huf, der sich nach vorne ausweitet. Es hat fast eine Tropfenform.
Ein gesunder Huf hat aber den Strahl 'innerhalb' des Hufes liegen, dann liegt der weiteste Punkt optimal unter dem Pferdebein.
Dies alles als Versuch zur Erklärung, wie es zu solch einem Huf kommt.
Was dort rechts zu sehen ist, ist meiner Meinung nach überständige Blättchenschicht. Die Wände sind dort zu lang und die Blättchenschicht eben auch, die franselt dann so seltsam aus.
Der Huf ist etwas schief, weswegen die eine Seite eine dickere Hufwand hat. Eventuell wurde von außen begradigt, dann wird die Wand ja auch dünner.
Es sieht auch aus, als hätte der Huf bereits versucht, sich selbst zu kürzen, die rechte Trachte sieht aus, als wäre sie nach innen weggebrochen ( durch die oben erklärten ungünstigen Druckverhältnisse eben nach innen und nicht nach außen

...). Kürzte man den Huf korrekt an dieser Stelle, wäre davon eventuell kaum bis gar nix mehr zu sehen.
Diesen Huf würde ich wie die Hufe von Kleiner Geists RB in Etappen hinten wieder auf gesundes Sohlen-Niveau bringen. Dadurch kommt Stück für Stück auch der Auffußungspunkt wieder dahin, wo er hingehört und der Strahl kann sich weiten. Diesen würde ich, sofern er gesund und nicht verpilzt ist, in Ruhe dem Boden entgegenwachsen lassen.
Sollte die mittlere Strahlfurche verpilzt sein, müßte das parallel mitbehandelt werden.
Das übermäßige Ablaufen der Zehe erledigt sich dann von allein.
Eine umlaufende Zehenschwiele direkt hinter der Hufwand ist normal und kein Grund zur Beunruhigung und sollte auf gar keinen Fall weggeschnitzt werden.
Langfristig bekommt man so den hinteren Hufbereich stark und kräftig, der Huf bekommt seine richtige, individuelle 'Steilheit' durch ein ausgeprägtes, kräftiges Strahl- und Ballenpolster. Damit fußen die Pferde dann gerne zuerst mit der Trachte auf, so wie es gesund ist.
Einen Huf kann ich nicht reell steiler bekommen, wenn ich einfach die Hufwände hinten lang lasse.
So, nun ist dies ein Roman geworden und ich habe immernoch das Gefühl, daß ich noch drei weitere Romane schreiben könnte, soviel fehlt noch, soviel ist vielleicht noch immer unverständlich
Es sollte noch gesagt werden:
Es gibt Pferde, die trotz dieser schlechten Hufbearbeitungen ihr Leben lang scheinbar problemlos laufen. Ob es ihnen tatsächlich nix ausmacht oder ob ihre Toleranz-Schwelle einfach sehr hoch ist, können wir sie nicht fragen.
Ahnungslose Besitzer eines solchen Pferdes leben glücklich.
Leider gibt es aber eben eine große Zahl von Pferden, die eben nicht gerne damit laufen und dies auch deutlich zeigen.
Mal schauen, ob jemand was damit anfangen kann....
Grüßchen
Lisa
