Bineline hat geschrieben:Ich nehme mir die Möhrenscheibe schon vorher raus und halte sie verschlossen in meiner Hand. Ich gebe sie wirklich erst nach dem Click - zumindest bemühe ich mich sehr darum.
Das ist etwas kontraproduktiv, das Futter schon vorher aus der Tasche zu holen. Und zwar einfach aus dem folgenden Grund, dass das Pferd dann mit seiner Aufmerksamkeit beim Futter in der Hand ist, statt bei der Übung um die es eigentlich nicht geht
Und wenns dann zu lange dauert kommt gern mal der auffordernde Haps Richtung Hand, so nach dem Motto "nu gib endlich". Deswegen sollte man beim Clickern auch nicht mit Futter locken, oder zumindest nicht am Anfang.
Nicht umsonst ist die Übung "höfliches Pferd obwohl Futter offen in der Hand präsentiert wird" erst was für Fortgeschrittene
Bineline hat geschrieben:Eine Frage taucht mir noch auf: Babette schreibt, man solle sich nicht wegdrehen, wenn einen das Pferd bedrängt. Auch solle man die Hand, nach der es schnappt, nicht wegnehmen, sonst sei man für das Pferd rangniedrig. Wie verhält sich das dann aber am Putzplatz? Einige schreiben, man solle sich vom Pferd entfernen, wenn das Pferd schnappt oder bettelt. Ist das nicht dasselbe? Diese Reaktion (Aus- oder Zurückweichen) zeigt ihm doch, dass ich in seinen Augen rangniedrig bin. Oder verwechsle ich da was?
Erstmal sollte man hier unterscheiden zwischen Futterhand "wegziehen" und wegdrehen, das sind nochmal zwei unterschiedliche Sachen. Ob und wie man das wirklich mit Rangfolgefragen in Verbindung bringen kann weiß ich nicht, da ich das nicht unter dem Aspekt betrachte. Ich hab gerade mal gegoogelt, aber auf die Schnelle finde ich keinen Bericht wo anschaulich auf das Thema eingegangen wird.
Erstmal zum Thema mit der Hand -> wenn man die Hand wegzieht wird höchstwahrscheinlich das Tier versuchen dem Futter und der Hand zu folgen, und dabei (je nachdem wie oft es Erfolg hat) auch ggf. rabiater werden. Wenn man dagegen die Hand einfach kurz schließt und dann - deutlich im Bereich des Tieres - wieder öffnet, muss das Tier sich zum Futter sortieren, statt "die Futterhand zu jagen". Außerdem sind Beißspielchen ja durchaus auch selbstbelohnend, gerade für Wallache - wenn dann quasi Futter aus der gebissenen Hand fällt, hat das den doppelt belohnenden Effekt
Das Wegdrehen oder sogar Weggehen im Gegensatz kann je nach Tier schon den Charakter einer Strafe annehmen, muss man also unter anderen Aspekten betrachten. (Wenn mein Pferd mich so sehr bedrängt, dass ich weggehen müsste, dann sollte man nochmal einen Schritt zurück und hinter eine Absperrung gehen + Höflichkeit üben).
Wenn man jetzt mal vom Putzplatz Beispiel ausgeht: Pferd scharrt/bettelt. Normalerweise kommt dann ein NEIN, LASS DAS - das Pferd hatte Aufmerksamkeit (wenn auch negativ), und wird damit für das Verhalten belohnt. Gehe ich nun weg wird das Pferd höchstwahrscheinlich noch doller anfangen zu scharren, um wieder Aufmerksamkeit zu bekommen. Im Gegensatz zu der Weide habe ich hier die deutlich schlechtere Ausgangsposition, irgendwann muss ich nämlich wieder hingehen, und sei es nur um es loszumachen
Im besten Fall lernt es halt "ich muss seeeeehr ausdauernd rumhampeln" dann bekomme ich irgendwann Aufmerksamkeit. Nun mag man sagen "mein Pferd hört nach kurzer Zeit auf zu scharren" - dann gehe ich zurück, und es bekommt die Aufmerksamkeit fürs Stillstehen. Das ist aber ein Trugschluss, denn in Wahrheit baut man sich hier eher eine Verhaltenskette "wenn ich scharre und DANN damit aufhöre, bekomme ich Aufmerksamkeit". Auch nicht so gewünscht...
Daher ist es am sinnvollsten auch hier das Scharren/Betteln einfach zu ignorieren und mit dem weiter zu machen was man eigentlich will. Wenn das Pferd arg nervig an der Futtertasche herumrüsselt kann man sie ja umschnallen, oder man dreht sich ein Stück weg, gerade so dass es eben nicht mehr an die Tasche rankommt. Hilft das weiterhin nichts -> zurück zu den Höflichkeitsübungen
Edit: Oh, jetzt hab ich so lang nebenher getippt, dass sich das mit November überschnitten hat