Reiten lernen ohne Pferd

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Jochen
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Re: Reiten lernen ohne Pferd

Beitrag von Jochen »

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kolyma
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Re: Reiten lernen ohne Pferd

Beitrag von kolyma »

Heupferdchen hat geschrieben:...Und ehrlich - ich ärgere mich, dass ich in den letzten Jahren in Sachen RU so perfektionistisch war und akzeptable Unterrichtsmöglichkeiten ausgeschlagen habe. Mein Pferd wäre wohl froh darüber, hätte ich meinen Körper inzwischen einigermaßen unter Kontrolle.

Ob ein Pferd lieber von einem vertrauten Menschen schlecht geritten oder von einem unbekannten gut geritten wird? Ich kann nur spekulieren, tendiere aber zu letzterem.
Das spricht mir aus der Seele. Ich kann gar nicht so viel reiten und so viel Unterricht nehmen um meine Baustellen zu beseitigen. Und dann komme ich auch noch und möchte das mein Pferd lernt einen Reiter zu tragen. Möchte gerne, dass es fein an den Hilfen steht, auf mich konzentriert ist und wir körperlich zu einer Einheit verschmelzen, während ich mit Händen und Beinen und meiner Koordination kämpfe...
Gerade bin ich an dem Punkt angelangt, wo mein Pferd tiefer in die Grundausbildung eintaucht. Ich bilde mein Pferd auch selbst aus, habe aber zwei RL dir mir jede von ihnen einmal die Woche Unterricht gibt - bzw. Beritt vom Boden. Sie sagen - ich versuche umzusetzen.
Das erste Jahr war ja noch recht einfach: Schritt/Trab/V/A usw.
Jetzt wirds aber difiziel. Jetzt gehts darum das Pferd an den Zügel zu reiten.... Ahhhhhhh ja! Super. Nein - gar nicht - sauschwer, wenn man es einem Pferd beibringen muss. Bzw. wenn man das Pferd die Haltung finden lassen soll. Denn der da oben stört das Pferd eigentlich permanent. Während ein gutes Schulpferd nach dem Aufsteigen eigentlich gleich weiß wie das geht - weiß es mein Pferd gar nicht.
Dabei sollte man ja eigentlich nichts tun, nur das Pferd sich finden lassen - und das ist bereits allerhöchste Kunst.

Der korrekte Sitz ist beim Reiten das aller, aller, aller Schwierigste überhaupt. Da gehts noch gar nicht um Einwirkung - sondern um die NICHT-Einwirkung. Und so sehr ich diese Ansätze alle verstehen kann - ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wie man diese Übung, die man braucht, ohne regelmäßig auf einem Pferd (besser noch Verschiedenen) lernen kann. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Das heißt nicht, dass ich jemanden verurteilen möchte. Aber ich stecke gerade mittendrin in der Jungpferdeausbildung und jede Woche aufs Neue erspüre ich wie unglaublich schwer diese Aufgabe ist. Auch rein körperlich.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


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Sanojlea
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Re: Reiten lernen ohne Pferd

Beitrag von Sanojlea »

Heupferdchen hat geschrieben: Zurück zum Thema: Es gibt Reitsimulatoren, die die Pferdebewegung wohl ganz gut abbilden können. Einen Buckel- oder zur-Seite-Hops-Modus gibt es wohl noch nicht. Und dann wird es ja erst interessant :mrgreen: Von daher denke ich nicht, dass die ein echtes Pferd ersetzen können, das Zusammenspiel Sitz-Einwirkung fehlt. Aber einen Versuch wäre es vielleicht wert. Naja ich kann ja auf sonem Rodeoding zusätzlich üben :lol: Im Ernst: An die Dinger dachte ich bereits aber ich glaub bevor ich auf sowas regelmässig drauf komme finde ich die Eierlegendewollmilchsau RB...

Ich habe mich hier zu Wort gemeldet, weil ich glaube, dass man auch mit suboptimalem Unterricht sein Reiten verbessern kann. Und ehrlich - ich ärgere mich, dass ich in den letzten Jahren in Sachen RU so perfektionistisch war und akzeptable Unterrichtsmöglichkeiten ausgeschlagen habe. Mein Pferd wäre wohl froh darüber, hätte ich meinen Körper inzwischen einigermaßen unter Kontrolle. Hm... Das ist ne Überlegung vielleicht wert, aber a) darf er "technisch" nicht zu suboptimal sein (siehe Hinweis von Mia77) und b) muss es zumindest für die Pferde stimmen. Aber ehrlich gesagt hatte ich so lange suboptimalen Unterricht, ich hab da echt Wiederwillen bei dem Gedanken...

Ob ein Pferd lieber von einem vertrauten Menschen schlecht geritten oder von einem unbekannten gut geritten wird? Ich kann nur spekulieren, tendiere aber zu letzterem. Ich denke das hängt von sehr vielen Faktoren ab, z.B. auch ob man es weggibt zum einreiten oder sich mit einem Bereiter Zuhause zusammen tut. Letztendlich entscheidet Ayla und das nun wirklich erst in mindestens 3 Jahren.
"Ich will alles daran setzen und mein Bestes geben, damit diese Pferde in ihrem freundlichen Wesen gut über mich urteilen und damit Harmonie walte, getragen vom Einvernehmen zwischen zwei Lebewesen."
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Sanojlea
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Re: Reiten lernen ohne Pferd

Beitrag von Sanojlea »

Oh sollte "mindestens 2" werden, aber ich schätze fast 2 1/2 kommt hin. Erstes drauf sitzen vielleicht früher.
"Ich will alles daran setzen und mein Bestes geben, damit diese Pferde in ihrem freundlichen Wesen gut über mich urteilen und damit Harmonie walte, getragen vom Einvernehmen zwischen zwei Lebewesen."
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Sanojlea
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Re: Reiten lernen ohne Pferd

Beitrag von Sanojlea »

Es ist natürlich toll, auf einem gut ausgebildeten Pferd zu lernen, aber zum einen sind solche Pferde kaum zu finden, und zum anderen lernt man auf ihnen nicht, ein unausgebildetes Pferd zu arbeiten. Ich halte den Gedanken, mit einem jungen Pferd gemeinsam lernen zu wollen übrigens nicht für schwachsinniger als den, ein Pferd durch Hilfengebung beherrschen zu wollen. ;):shock: Huch irgendwie sind mir eure Einträge entgangen!? Seltsam...

Jochen wie cool! :danke2:

Ich bin grade auf der Horse & Spirit HP über diese Aussage gestolpert:
Mara: Als Heipraktikerin kann ich wohl Energien harmonisieren, Blockaden und Verspannungen auflösen, aber dauerhaft sind diese Behandlungen nur, wenn Besitzer und Pferd eine möglichst genaue Vorstellung davon entwickeln, wie ein Pferd biomechanisch und psychisch funktioniert. Nahezu alle gerittenen Pferde leiden an einer Form der Trageerschöpfung. Unser Auge ist geprägt von schlechten Sattellagen, Verspannungen und falschem Muskelaufbau. Rittigkeitsprobleme wie fehlender Schwung, Taktfehler, Stolpern, hölzerne Bewegungen, schwerfällige Übergänge und schlechtes Bergabgehen werden einfach als normal angesehen. (Übrigens gilt das auch für ungerittene Pferde, die schauen sich das nämlich auch ab ;-)) Wo ist die Kraft des selbstbewusst galoppierenden Mustangs geblieben? Hier auf dem Festival möchten wir Euch einen kurzen Überblick über die Problematik geben und zum Hinschauen und Weiterdenken anregen.
Sie schreibt nicht das Besitzer und Pferd irgendwas besonders gut können müssen, nur das sie wissen müssen wie es sein soll.
Das ist es was ich irgendwie geahnt habe. Was ich hier erfragen wollte war wie ich meinen Körper schonmal unter Kontrolle bringen kann, es gibt ja genug Wege um die eigene Haltung, das Körpergefühl und soweiter zu verbessern, aber ich dachte etwas geziehlter Richtung reiten wäre gut. Und dann geht es mir auch darum SEHEN zu lernen! Ich denke das wichtigste ist Fehler und Probleme überhaupt erkennen zu können! Nur dann kann man daran arbeiten oder notfalls auch arbeiten lassen.
Leuten die ihre Pferde versauen mangelt es vielleicht an Können, vorallem aber an der Fähigkeit das Problem zu bemerken!

Wieviel aktive Hilfe ich bei Aylas Ausbildung brauche wird von verschiedenen Faktoren bestimmt, das kann hier über das Forum keiner für uns festlegen.
Was ich aber sage ist das ich in der Lage sein muss zu merken wenn etwas nicht stimmt und das muss ICH lernen! Und DAS geht mit Sicherheit zu einem ganzen Teil "trocken". Durch sehen lernen und Körpergefühl entwickel und später in Videos von mir fähig sein, zu sehen was Sache ist und ob ich da mal Jemanden schauen lassen muss. Für das Verbessern von Dingen die wir in meinen Augen können sollten, hole ich mir dann Hilfe wenn es meine Fähigkeiten übersteigt und bis Hilfe kommt kann man runter fahren im Program.
Intressant finde ich da auch die Antwort von M.D. auf meine Email, ich kopier mal einen Ausschnitt hier rein:
Es ist natürlich toll, auf einem gut ausgebildeten Pferd zu lernen, aber zum einen sind solche Pferde kaum zu finden, und zum anderen lernt man auf ihnen nicht, ein unausgebildetes Pferd zu arbeiten. Ich halte den Gedanken, mit einem jungen Pferd gemeinsam lernen zu wollen übrigens nicht für schwachsinniger als den, ein Pferd durch Hilfengebung beherrschen zu wollen. ;)
Der Gedanke war mir auch neu und hat mich stutzig gemacht, man lernt auf ausgebildeten Pferden nicht unausgebidete Pferde zu reiten? Ich mein klar ist man kein professioneller Ausbilder nur weil man professioneller Reiter ist, soweit war mir das auch klar, aber das hier klingt nochmal anders... So als ob einem dann durchaus die Vorstellung fehlen kann was man tun muss.
Ich meine, auch wenn ich sicher manchmal extrem "alternativ" und für einige vielleicht auch etwas "schräg" rüber komme, ich komme selbst aus der "ganz normalen" Reiterwelt! Ich hab alle Warnungen und "Lehren" die so üblich sind von ganz klein auf mitbekommen! Von "Geh nicht von hinten an ein Pferd da sieht es dich nicht!" bis "Auf einem alten Gaul lernt mans reiten.". Ich hab gelernt was Rangordnung in der Herde ist, was sie für den Menschen (angeblich) für eine Bedeutung hat, ich hab eingehämmert bekommen das bestimmte Sachen in Profihände gehören... Mir ist das alles wohl vertraut und diese Aussage macht selbst mich erstmal stutzig! Aber soll ich euch was sagen? Das klingt logisch!
Selbstverständlich hilft es einem bestimmt etwas weiter viel Erfahrung mit gut gerittenen Pferden zu haben, aber ein ungerittenes braucht immer nochmal etwas anderes von einem! Und zwar sicher auch jedes Pferd wieder etwas unterschiedliches. Und ich glaube ob man das einem Pferd zu geben vermag hängt zum Großteil tatsächlich nicht von reiterlichen Fähigkeiten ab! Nicht wenn man die gemeinsam mit dem Pferd bereit ist zu entwickeln und die Vorraussetzungen (siehe Beitrag oben) stimmen!
"Ich will alles daran setzen und mein Bestes geben, damit diese Pferde in ihrem freundlichen Wesen gut über mich urteilen und damit Harmonie walte, getragen vom Einvernehmen zwischen zwei Lebewesen."
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Re: Reiten lernen ohne Pferd

Beitrag von Ayira »

Von wo bist du denn? Wenn Rauris, Salzburg eine erreichbare Distanz für dich ist, dann hätte ich da ein paar gute Trainervorschläge. Vor allem gibt's dort ganz liebe Isis in allen Ausbildungsstufen, die total motiviert und freudig laufen =)

M. E. ist suuuuper, was einen guten, lockeren und schwingenden Reitersitz betrifft. Er macht auch Kurse zusammen mit S. K.. Derzeit noch nicht in Rauris, aber wenn der mal kommt ... :whistle:
Anmerkung der Moderation: Empfehlungen bitte nur per PN, danke Wallinka
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Sanojlea
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Re: Reiten lernen ohne Pferd

Beitrag von Sanojlea »

Ich bitte um die PN, die Kürzel sagen mir nichts. ;)

Ich muss mal schauen, ganz aktuell ist einfach völlig :geldalle: bin grade auf Nebenjob suche. Alle Pläne sind also nicht für die nächsten 2 Monate sondern für irgendwann, gut das die Zeit nicht dränged.
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Re: Reiten lernen ohne Pferd

Beitrag von Elin89 »

Ich bin ja schon länger am überlegen, ob ich hier auch mal "meinen Senf dazugebe" - ich versuch es jetzt einfach mal. Und um es vorweg zu nehmen - nein, ich weiß auch nicht alles und das hier geäußerte sind nur meine Gedanken und persönlichen Erfahrungswerte ;)
Zuerst mal: klar gibt es Übungen, die man machen kann, um seinen Sitz zu verbessern und die richtige Muskulatur zu benutzen. Ich würde mich z.B. mal bei Eck*art Me*ners umsehen, da gibts auch einige Videos zu im Netz, dann kann ich noch zur Selbstschulung die Ma*ry Wanl*ess empfehlen, die ist vielleicht ähnlich wie Sal*y Sw*ft, sie erklärt ganz toll, wie alles geritten wird und welche Muskulatur dabei benötigt wird...
und jetzt kommt das große aber: man muss das eben alles üben. Und üben und üben und üben. Und das ist schon schwer genug auf einem Pferd, das selbst gut ausbalanciert ist. Ich weiß nicht, wer hier schonmal selbst auf einem wirklich sehr unerfahrem Pferd saß, das das ist wirklich etwas ganz anders. Und deshlab stimme ich dem Teil zu, dass man auf einem alten Pferd auch nicht lernen kann, wie man ein junges ausbildet und reitet. Aber ich denke trotzdem, man sollte nicht mit einem jungen anfangen, solange ist nicht auf einem alten gut und sicher klappt. Dann mal ganz ehrlich: das junge Pferd hat noch mehr als Genug Balanceprobleme und mit genug Dingen "zu kämpfen". Wenn dann noch jemand oben sitzt, der selber schnell die Balance verliert, finde ich das dem Pferd gegenüber sehr unfair! Ein weitgehend "unabhängiger Reitersitz" wie man so schön sagt ist für mich daher durchaus Pflicht. Auf dem jungen Pferd wird es dann eh noch schwer genug, den beizubehalten. Was dann die weiteren Ausbildungsschritte und "Methoden" angeht, das kann man sich denke ich durchaus viel anlesen und auch lernen. Mein Pferd konnte auch fast nch nichts, als ich sie bekommen habe und Dinge wie Seitengänge lernen wir eben gemeinsam - unter Aufsicht meiner RL, die mir sagt, wann es richtig ist damit ich weiß, wie sich das "richtig" anfühlt.
Wenn du noch so viel Zeit hast würde ich daher schon noch nach einer Möglichkeit umsehen, ab und zu nochmal aufs Pferd zu kommen. Dass das schwer ist, kann ich mir gut vorstellen. Aber vielleicht findet sich ja was. Deinem Pferd zu liebe ;)

Nachtrag: selbst wenn du jetzt schon sehr sehr gut reiten könntest, würde ich dir den Tipp geben, einfach um nicht vollkommen raus zu kommen, in der Zeit, in der du dein Pferd noch nicht reitest. Man kommt zwar recht schnell wieder "rein", aber ich merke es ja schon, wenn ich mal zwei Wochen im Urlaub war, dass ich erstmal wieder ein bisschen "üben" muss, locker zu sitzen ;)
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