Auf dem Papier kann man nicht reiten.....

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Lottehüh
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Re: Auf dem Papier kann man nicht reiten.....

Beitrag von Lottehüh »

bubi9191 hat geschrieben:Wir haben ja bis vor Kurzem nur Schritt geführt in der Halle.
bubi9191 hat geschrieben: ...wenn sie einen Tag vorher wirklich gearbeitet hat und ausgepowert wurde

Wie kann man ein Pferd, das bis vor kurzem nur im Schritt geführt wurde nach kurzer Zeit so reiten, dass es davon total ausgepowert ist und dann sagen, dass es nicht sein kann, dass man das Pferd überfordert?!?

Ehrlich, mir kommt es ein bisschen vor, als wäre Deine Ausbildung ein wenig planlos. Ich glaube nicht, dass das Pferd das Problem ist.
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
:schritt:
puscheltier
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Re: Auf dem Papier kann man nicht reiten.....

Beitrag von puscheltier »

Ich seh das wie Lottehüh, vor allem da sie ja bis vor kurzem noch krankheitsbedingt in der Box stand. Und dass ihr nur unter Sedierung arbeitet, deinem TB zu Folge, ist halt auch eher kontraproduktiv. Das Pferd ist psychisch doch trotzdem gestresst, durch die Sedierung wird doch nur die Reaktion abgeschwächt.
bubi9191
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Re: Auf dem Papier kann man nicht reiten.....

Beitrag von bubi9191 »

Zuerst zu Scheckenfan:
Auch mal so mal so. Manchmal ist sie danach wesentlich entspannter, manchmal nicht anders, andere Tage dreht sie noch mehr auf.
Man kann das leider nicht pauschal sagen bei ihr. Es ist jeden Tag aufs Neue eine Überraschung.

Da das Pferd ohne Decke in der Box und auf der Weide steht, hat sie entsprechend Winterfell.
Sie wird maximal 15 Minuten getrabt mit Schrittpause und je nur 1 Runde Zirkel Galopp auf jeder Hand.
Und da sie dieses dicke Fell hat, ist sie danach geschwitzt, ja.

Dass sie das überfordert - das wage ich zu bezweifeln.
Sie wird übrigens mittlerweile gänzlich ohne Sedierung geritten (mit Sedierung kämen die Rodeo Einlagen sicher nicht).

Da es sich um ein 4jähriges, angerittenes Pferd handelt finde ich, dass 15 Minuten völlig ausreichen um zu sagen, dass das Pferd gearbeitet hat und davon ausgepowert ist.
Länger finde ich nicht sinnvoll das Pferd zu arbeiten.

Davon ab.
Das könnte ich ja noch verstehen.

Reden wir dann von der Zeit VOR der OP.
Da war es genau das Gleiche. Jeden zweiten Tag durfte sie etwas tun. Auch hier musste sie nicht mehr als 15-20 Minuten maximal unter dem Sattel laufen, dabei nur geradeaus und ab und an Zirkel. Mehr nicht.
Ich versuche weder sie runterzustellen o.Ä., sondern sitze nur drauf und versuche sie möglichst wenig zu stören, damit sie beginnen kann sich auszubalancieren.

An der Longe ist es auch schon immer so gewesen: Den einen Tag super brav und entspannt, streckt sich toll ab, fängt an über den Rücken zu traben und tritt gut unter, erste Ansätze von innere Schulter anheben.
Beim nächsten Mal hat sie dann keine Lust, dann steigt sie, dreht auf der Hinterhand, bockt und galoppiert ein paar Runden.


Ich versteh das alles was ihr sagt und wie die Situation wohl rüberkommt.
Aber ich bin in der Situation drin und es ist schwer auf die Ferne zu erklären.
Wenn wirklich nur ich oder meine planlose Ausbildung das Problem ist - warum macht meine Stute das bei jedem?

Und wenn dieses Pferd überfordert ist, weil ich sie 10-15 Minuten einfach nur außenrum trabe ohne etwas von ihr zu fordern. Dann frage ich mich wirklich, ob ich es dann nicht einfach sein lassen soll und das Pferd schon jetzt in "Rente" schicken soll.

Aber genau das war ja meine Frage und mir war bewusst, dass ich vll auf Unverständnis treffe oder etwas anecke.
Aber es kann doch nicht sein, dass ich immer für alles einen Grund suchen muss, dass sie so bodenlos unverschämt, frech und gefährlich wird, obwohl ich fast nichts von ihr fordere. Gut, wenn ihr natürlich 15 Minuten außenrum traben als Überforderung seht, ja, dann überfordere ich sie. Aber wie soll ich sie jemals reiten wenn ich es jeden Tag mit 2 Minuten reiten probiere und sie ein absolutes Pulverfass ist, was mangels Bewegung zu explodieren scheint?
Treten und beißen und Menschen umrennen sind einfach grundlegende Dinge, die sitzen müssen.
Sie kann nicht jeden aus der Box treten wenn ihr gerade danach ist.
Am nächsten Tag ist sie lieb und freundlich.
Pferde sollten so geritten werden, wie ein Surfer eine Welle reitet.
Der Surfer zwingt die Welle nicht, er will sie nicht verändern.
Er lernt einfach, wie er sie reiten kann.

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Ramona
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Re: Auf dem Papier kann man nicht reiten.....

Beitrag von Ramona »

Hm, mir scheint, du machst Überforderung irgendwie nur an körperlicher Anstrengung fest? Ein Pferd das gerade in Spiellaune ist, bocken und rennen möchte, oder eines das Angst hat und am liebsten davonrennen möchte, kann auch völlig damit überfordert sein, wenn es still stehen oder nur Schritt laufen soll.

Kennst du diese Spaziergänge mit Oma und Opa (oder anderen alten Leutchen), die nicht mehr so schnell können? Wo man selbst sich bei jedem Schritt bremsen muss, weil man zu schnell für die alten Herrschaften ist oder alle paar Meter stehen bleiben muss, damit sie wieder aufschließen können? Mich macht das immer ganz kribbelig und nervös, wenn ich nicht in meinem Wohlfühltempo laufen kann, das eben einfach schneller ist. Es strengt mich richtiggehend an, so langsam dahin zu schlendern. Ich denke, Pferden geht es ganz oft genauso, wenn sie vom Menschen ständig gebremst werden. ;) Dein Pferd kann meiner Meinung nach sehr wohl damit überfordert sein, wenn du „nur“ Schritt verlangst.

Deine Haltung scheint mir für (d)ein junges Pferd auch nicht ideal zu sein. Hast du mal über einen Wechsel in Offenstall o. ä. nachgedacht? Ich halte es nämlich für ziemlich wahrscheinlich, dass es wesentlich ausgeglichener wäre, wenn es sich rund um die Uhr bewegen könnte.

Vielleicht verlangst du ja insgesamt auch zu wenig von deinem Pferd? Eben weil es sich haltungsbedingt nicht ausreichend bewegen kann? Ich würde hier versuchen, die Haltung zu ändern, damit du das junge Pferd nicht mehr arbeiten musst als dir lieb ist. Bis du etwas Passendes gefunden hast, könntest du es übergangsweise ja tatsächlich mal mit etwas mehr Arbeit versuchen und schauen, ob sie dann ausgeglichener ist. Wenn ja, wüsstest du wenigstens, dass das Hauptproblem Bewegungsmangel ist und würdest hoffentlich aufhören ständig an dir und dem Pferd zu zweifeln.

Wenn du dich im Sattel sicherer fühlst, warum gehst du die Sache dann nicht umgekehrt an? Erst Reiten und dann Bodenarbeit? Statt trocken reiten z. B. trocken führen? Gewiss macht „man“ es normalerweise umgekehrt. Wenn’s bei euch aber umgekehrt besser funktionieren sollte, dann mach es halt umgekehrt!
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nero311
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Re: Auf dem Papier kann man nicht reiten.....

Beitrag von nero311 »

möglicherweise setzte ich mich jetzt in die nesseln, aber wenn ich höre, dass grundlegendes wie zum paddock führen nicht funktioniert oder getreten oder gebissen wird, dann wird das pferd sicher einen grund dafür haben, aber in dem moment bin ich ja in gefahr und es handelt sich nun auch nicht um einen kanarienvogel, ganz ehrlich: da würde bei mir die heide brennen.
es sind ja nicht dinge, die vielleicht nervig sind oder man irgendwas verbessern möchte, sondern wirklich gefährliche situationen.
man kann über die gründe nachdenken und gewaltfrei ist natürlich das oberste ziel, aber irgendwo muß man ja anfangen und wenn das pferd von anfang an so war und es immer gefährlicher für den menschen wird, dann muß es halt mal sein, aber wenn dann so, dass es unmißverständlich ist und wirkt. deshlab soll es ja nicht täglich verprügelt werden und gut finde ich das auch nicht, aber besondere situationen erfordern besondere maßnahmen.
mir sind die verhaltensweisen deines pferdes mittlerweile unbekannt, früher gängig, aber auch heute würde jedes pferd prompt eine von mir kriegen.
ich hatte zb mal einen haffi hengst, der halt schon 13jahre in jeglicher hinsicht verkorkst wurde. der hat mich bei der ersten begrüßung sofort richtig gebissen und trotz kette durch die gegend geschliffen. ich verstehe, dass er ewigkeiten in der box gammeln mußte, sich keiner getraut hat, ihn rauszubringen, er weder erzogen noch sozialisiert war, trotzdem kann ich das in dem moment nicht akzeptieren und er hat im gleichen augenblick eine bekommen, so schnell konnte er nicht gucken. (ich hatte im übrigen einen blauen hals und die haut war auch weggequetscht). das war einmal, nie wieder mußte ich das machen.
ich denke, bei euch kommen viele faktoren zusammen und keiner von uns kann das wirklich beurteilen oder helfen. man muß bedenken, ob es genügend bewegung bekommt, genug spielgefährten, genug zu futtern, wie mit ihm früher umgegangen wurde und wie jetzt und natürlich die abstammung, aber das macht sicher nicht unbedingt 90% aus.
vielleicht kannst du da was verbessern. meiner stand zb mal 2monate in einem "tunierstall", wo die pferde nur zu zweit 4h täglich rausgekommen sind, der hat sich da überhaupt nicht bewegt (war aber trotzdem todbrav), jetzt ist er im offenstall, da geht es täglich rund :)
vielleicht und das meine ich nicht negativ, bist du mit "so einem pferd" auch einfach überfordert, ich wärs und ich habe auch schon sehr viele pferde in den letzten 22jahren geritten/gepflegt. von daher wäre ein wirklich guter beritt vielleicht gar nicht so verkehrt.
ich finde jedenfalls gut, dass du dir hilfe suchst und das versuchst du ja hier! es gibt genügend, die entweder nur noch mit härte regieren oder das pferd zum wanderpokal wird.
kannst du mal ein video machen? vom putzen, führen, laufen lassen, reiten etc? das könnte sehr hilfreich sein.
ich hoffe für euch beide, dass ihr einen guten weg findet :)
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Scheckenfan
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Re: Auf dem Papier kann man nicht reiten.....

Beitrag von Scheckenfan »

Ich würde auch zu mehr arbeit tendieren. Ach da können die Gene mit reinspielen - so eine Leistungslinie ist darauf selektiert, dass die Pferde schon 3- und 4-jährig richtig was leisten und "schön" laufen. Ich befürworte das nicht, aber darauf wird effektiv ja stark selektiert: Nur Hengste, die dreijährig die Leistungsprüfung laufen, kommen in die Zucht ;)

Und immerhin ist sie ja schon 4, da kann sie schon mehr tun als 15-20min.

Außerdem würd ich Desensibilisierung versuchen, GHP etc. Evtl. bissl mehr nach Natural Horsemanship, mit langem Seil und mehr Abstand, zu eurer beiden Sicherheit. Wer Unsinn baut muss arbeiten :nix:, so ein vierjähriges Pferd strotzt doch nur so vor Energie.
Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst in dieser Welt.
- Mahatma Ghandi
Mia77

Re: Auf dem Papier kann man nicht reiten.....

Beitrag von Mia77 »

nero311 hat geschrieben:möglicherweise setzte ich mich jetzt in die nesseln, aber wenn ich höre, dass grundlegendes wie zum paddock führen nicht funktioniert oder getreten oder gebissen wird, dann wird das pferd sicher einen grund dafür haben, aber in dem moment bin ich ja in gefahr und es handelt sich nun auch nicht um einen kanarienvogel, ganz ehrlich: da würde bei mir die heide brennen.
es sind ja nicht dinge, die vielleicht nervig sind oder man irgendwas verbessern möchte, sondern wirklich gefährliche situationen.
man kann über die gründe nachdenken und gewaltfrei ist natürlich das oberste ziel, aber irgendwo muß man ja anfangen und wenn das pferd von anfang an so war und es immer gefährlicher für den menschen wird, dann muß es halt mal sein, aber wenn dann so, dass es unmißverständlich ist und wirkt. deshlab soll es ja nicht täglich verprügelt werden und gut finde ich das auch nicht, aber besondere situationen erfordern besondere maßnahmen.
mir sind die verhaltensweisen deines pferdes mittlerweile unbekannt, früher gängig, aber auch heute würde jedes pferd prompt eine von mir kriegen.
ich hatte zb mal einen haffi hengst, der halt schon 13jahre in jeglicher hinsicht verkorkst wurde. der hat mich bei der ersten begrüßung sofort richtig gebissen und trotz kette durch die gegend geschliffen. ich verstehe, dass er ewigkeiten in der box gammeln mußte, sich keiner getraut hat, ihn rauszubringen, er weder erzogen noch sozialisiert war, trotzdem kann ich das in dem moment nicht akzeptieren und er hat im gleichen augenblick eine bekommen, so schnell konnte er nicht gucken. (ich hatte im übrigen einen blauen hals und die haut war auch weggequetscht). das war einmal, nie wieder mußte ich das machen.
ich denke, bei euch kommen viele faktoren zusammen und keiner von uns kann das wirklich beurteilen oder helfen. man muß bedenken, ob es genügend bewegung bekommt, genug spielgefährten, genug zu futtern, wie mit ihm früher umgegangen wurde und wie jetzt und natürlich die abstammung, aber das macht sicher nicht unbedingt 90% aus.
vielleicht kannst du da was verbessern. meiner stand zb mal 2monate in einem "tunierstall", wo die pferde nur zu zweit 4h täglich rausgekommen sind, der hat sich da überhaupt nicht bewegt (war aber trotzdem todbrav), jetzt ist er im offenstall, da geht es täglich rund :)
vielleicht und das meine ich nicht negativ, bist du mit "so einem pferd" auch einfach überfordert, ich wärs und ich habe auch schon sehr viele pferde in den letzten 22jahren geritten/gepflegt. von daher wäre ein wirklich guter beritt vielleicht gar nicht so verkehrt.
ich finde jedenfalls gut, dass du dir hilfe suchst und das versuchst du ja hier! es gibt genügend, die entweder nur noch mit härte regieren oder das pferd zum wanderpokal wird.
kannst du mal ein video machen? vom putzen, führen, laufen lassen, reiten etc? das könnte sehr hilfreich sein.
ich hoffe für euch beide, dass ihr einen guten weg findet :)
Mal bei Nero unterschreibe! Und gleichzeitig auch noch Schnucke zustimme. Ich glaube, Deine Stute braucht als allererstes eine konsequente und klare Linie. Treten und Beißen sind für mich no-Gos und da gibt es keine Entschuldigung (außer Schmerz), das muss sie lernen, ansonsten ist und bleibt sie gefährlich. Vielleicht strahlst Du Unsicherheit aus? Immerhin hast Du schon einige nicht gute Erfahrungen mit ihr gemacht. Da verselbständigt sich das schon mal ganz gerne, weil man nicht mit dem Selbstverständnis, mit dem man mit anderen Pferden umgeht, an sie heran geht. Aber wenn sie das mit anderen erfahrenen Pferdeleuten auch so macht, dann läuft grundsätzlich schon etwas schief. Ich hab Dein TB nicht gelesen und kenne die restlichen Umstände nicht, aber die Haltung scheint mir für ein junges Pferd wenig ideal und sie scheint vor Kraft zu strotzen. Von daher wäre eine Änderung der Haltungsbedingung auf (längere?) Sicht wahrscheinlich förderlich, damit das Konfliktpotential geringer wird.
Ob stupides im Kreis traben so wenig Anforderung ist? Keine Ahnung, ich denke, wenn sie dabei nicht schauen und laufen darf, wohin sie will, ist das schon ganz schön anstrengend und gleichzeitig irre langweilig. Das ist halt das Blöde, wenn man ein junges Pferd "bewegen muss", weil die Haltung es nicht ermöglicht, dass sich keine unnötige Energie anstaut bzw. Pferd die nicht selbständig wieder loswerden kann...
Vielleicht ist es sinnvoll sich Hilfe zu suchen, vielleicht ist es aber auch noch sinnvoller, sie einfach über den Winter wegzustellen und im Frühjahr / Frühsommer, wenn es wärmer wird und die Pferde insgesamt besser drauf sind, neu anzufangen. Jetzt haben sich Muster festgesetzt, diese im Winter zu "durchbrechen" erscheint mir nicht einfach. Dann lieber irgendwo in eine Aufzucht, wo sie nicht "funktionieren" muss und ihr einfach wieder an eurer Beziehung arbeiten könnt und gegenseitiges Vertrauen aufbaut.

Edit sagt: ich finde es toll, wie Du Dich hier der Kritik stellst und nicht eingeschnappt bist :hutab:
ehem User

Re: Auf dem Papier kann man nicht reiten.....

Beitrag von ehem User »

Bubi, sorry, wenn ich Dir im folgenden zu nahe trete. Was ich jetzt schreibe, kann sehr sympathisch sein und Du kannst genau wegen dieser Eigenschaften eine angenehme Zeitgenossin sein mit der man wirklich was anfangen und Pferde stehlen kann, wahrscheinlich bist Du auch ein Charakterkopp mit Ecken und Kanten und auf Deine Art sympathisch und liebenswert. Und Du magst Dein Pferd und machst Dir wirklich Gedanken um sein Wohlergehen, dass ist ganz offensichtlich. Aber wenn ich Deine weiteren Beiträge in diesem Thema hier so lese, dann beschleicht mich der Verdacht, dass Dein Pferd einfach nur Dich und Deinen Umgang mit ihm widerspiegelt. Unstrukturiert, konzeptlos, ohne Linie und Konsequenz, unklar in der Ursachensuche und dementsprechend natürlich auch im Umgang mit den Problemen und fachlich....naja, unerfahren. Aber für die Partnerschaft mit einem Pferd, welches vllt schon (s. Sheitanas u.a. Beiträge) von der Veranlagung eigenwillig ist eben kein geeigneter Partner. Wie gesagt, bitte nimm´s mir nicht übel, bitte denk´ mal drüber nach, was Dein Pferd Dir mit seinem Verhalten über Dich selbst und seinen Umgang mit ihm widerspiegelt.
Und wenn ich mit dem, was ich hier schriebe, total falsch liege, dann sorry und Asche auf mein Haupt.


Da das Pferd ohne Decke in der Box und auf der Weide steht, hat sie entsprechend Winterfell.
Sie wird maximal 15 Minuten getrabt mit Schrittpause und je nur 1 Runde Zirkel Galopp auf jeder Hand.
Und da sie dieses dicke Fell hat, ist sie danach geschwitzt, ja.
Da es sich um ein 4jähriges, angerittenes Pferd handelt finde ich, dass 15 Minuten völlig ausreichen um zu sagen, dass das Pferd gearbeitet hat und davon ausgepowert ist.
Länger finde ich nicht sinnvoll das Pferd zu arbeiten.
Kein halbwegs gesundes 4-jähriges Pferd ist danach ausgepowert, auch wenn der Trainingszustand noch so schlecht sein mag. Weder geistig noch körperlich. Ich denke, um ihn auch nur auszulasten, dürfte es wesentlich mehr sein, und dem Verhalten nach würde ich gute und ruhig auch anstrengende Bodenarbeit für wesentlich besser halten als 15 min Reiten, dann kann er ergänzend noch so geritten werden wie Du es beschreibst. Pferde sind Lauftiere, ein paar hundert kg geballte Muskulatur, und offensichtlich strotzt Dein Pferd vor Energie. Verschwitzt hin oder her, da darf´s ruhig ein bisschen mehr sein und es sollte dem Pferd Spaß machen.
Wurde hier schon über Kraftfuttergabe gesprochen?
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Lottehüh
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Re: Auf dem Papier kann man nicht reiten.....

Beitrag von Lottehüh »

Ich hab ja nichts gegen klare Linien, im Gegenteil, die müssen sein.

Aber einem Pferd erst üble Dinge anerziehen und es dann dafür strafen find ich schon echt gemein. Ich finde, bevor ein Pferd bestraft wird, muss man erstmal schauen, ob man selbst so fehlerfrei arbeitet, wie man gerne hätte. Das können wir hier nicht beurteilen, also einerseits die TE nicht verurteilen (obwohl – sorry wenn ich mich wiederhole – es ein bisschen so rüberkommt, als wäre da schon Fehlerpotential – nobody’s perfect), aber wir können auch nicht davon ausgehen, dass das Pferd einfach sagt „So, heute hab ich keinen Bock, der zeig ich mal wo’s langgeht“. Für mich ist das Pferd erstmal IMMER unschuldig. Der Mensch züchtet, zieht auf, bestimmt das Leben durch Haltung, Fütterung etc.. Und in bestimmt 99% der Fälle hat’s der Mensch verbockt, wenn ein Pferd „doof“ ist. Und dann noch die Sache mit den Schmerzen – wenn schon geschrieben wird, dass das Pferd kürzlich eine OP hatte, finde ich es nicht ok, dem Besitzer dann noch härteres Durchgreifen anzuraten – denn wir wissen nicht, ob die Maus noch Schmerzen hat.

Mehr Arbeit ja - aber so, dass es dem Pferd Spaß macht. SPASS!!!! So wie es momentan ist, würde ich jedenfalls dringend davon abraten, mehr vom selben zu machen. Ein Pferd zu reiten, das ich nicht führen kann, finde ich irgendwie an der Basis vorbei und total unfair.
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
:schritt:
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Schnucke
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Re: Auf dem Papier kann man nicht reiten.....

Beitrag von Schnucke »

Nero von mir bekommst du keine haue. Wobei ich im Beritt nicht das Allheilmittel sehe, beim reiten scheint es ja noch einigermaßen zu funktionieren. Was hier gefragt wäre, ist Basisarbeit die im Umgang ansetzt.
Dazu gehört aber nicht nur die Erziehung des Pferdes ansich um Grenzen zu setzen, sondern auch die Grenzen des Pferdes zu achten. Für mich immer wieder ein No Go wenn ich seh wie sorglos, ohne Nachdenken in die Box des Pferdes einfach reinspaziert wird, jetzt nicht unbedingt vom PB, sondern von anderen personen die ans Pferd müssen ums auf die Koppel zu bringen um aufzustreuen zu misten ect. Die Box ist das Schlafzimmer, Wohnzimmer ect. des Pferdes, da kann ich ja bitte kurz mal nachfragen bevor ich da rein geh.
Im Gegenzug hätte ich aber auch bitte ein Pferd was meine Grenzen akzeptiert und einhält. Da sollte ich reagieren bevor schon eines der deutlich gegen mich gerichteten Aktionen (vorne raushauen, steigen ect.) auftritt um diese zu vermeiden. Denn sobald ich mich da reinziehen lasse in diese schon deutlich agressiven dominaten Aktionen, provozier ich bei vielen sportbetont gezogenen Tieren ( da sind wir wieder bei der Abstammung) eine noch deutlichere Reaktion auf mein handeln. Deshalb im Kleinen anfangen um großes gar nicht aufkommen zu lassen.

Ich seh in diesem Pferd übrigens kein überfordertes Pferd, sondern eher ein gelangweiltes unterfordertes Pferd, was Arbeit fürs Gehirn braucht um nicht selber wirre Ideen zu entwickeln. Klar das Pferd ist jung hat kraft, da ist es viel verlangt nicht rumzuhibbeln. Schaffe ich es aber die Aufmerksamkeit von ich will rennen auf andere Aufgaben ( dualgassen, Hütchen, verschiedene Tempi usw) zu lenken bekomme ich auch Ruhe ins Pferd, weil es eine Denkaufgabe hat. Gerade bei Sportpferden ist das wichtig, die brauchen einen Job.
Das ist einer der Gründe wieso ich zB Jungpferdearbeit sobald als möglich ins Gelände verlege. Nur außenrum und Zirkel ist stupide, viel Lektionen kann man nicht reiten, manche Pferde machen das mit, aber bei vielen ist das einfach zu wenig, weil langweilig. Zudem scheu ich gerade bei großen Pferden (aktuell bei zu fetten) die Auswirkungen bzgl. Fliehkräften auf die Gelenke und auch das Balanceproblem kann körperlich überfordern, geistig eher weniger.
Keine Stunde im Leben, die man im Sattel verbringt, ist Verloren (Sir Winston Churchill)

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