Spazierengehen

Moderator: Keshia

bubi9191
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Re: Spazierengehen

Beitrag von bubi9191 »

Abendsonne:
Natürlich, dass sie nicht vollaufnahme- und konzentrationsfähig ist ist mir durchaus bewusst.
Aber das Führproblem hatten wir ja bereits vorher, als sie täglich rauskam und beschäftigt/gearbeitet wurde.

Wir haben jetzt 2 Tage führen auf der Stallgasse hinter uns.
An Tag 1 hatte ich die Einstallerin zu Hilfe, dessen Hengst so toll erzogen ist. Sie ging mit Knotenhalfter an die Sache, aber keine Chance. Mein Stute hebelte den Kopf hoch und drehte um und marschierte - im Schritt . schnurzstracks zurück in ihre Box.
Haben sie dann immer wieder rausgeholt. War wohl innerlicher Stress.
Gestern dann ein anderes Pferd. Ich hatte zur Sicherheit die Kette über die Nase (auch wenn das vielleicht vielen von euch nicht gefällt, ich möchte in einer gefährlichen Situation wenigstens etwas Kontrolle haben können).
War aber nicht nötig, Pferd trottete 10 Minuten mit mir die Stallgasse rauf und runter. Als würde sie kein Wässerchen trüben.
Nun gut, das machen wir jetzt erstmal weiter und verlagern unser Führtrainign dann in die (für sie noch fremde!) Halle.

Zu dem Reiten: Ich kann sie nicht antrainieren, wenn ich sie nicht reite. Bis 45 Minuten Schritt führen geht, aber traben soll sie anfangs nur die lange Seite runter und das werde ich bei Gott nicht an der Hand machen. Da ist mir doch zu gefährlich, wenn sie mir in den Rücken springt. Wie gesagt, unterm Sattel ist sie problemlos und artig, da möchte ich sie lieber so wieder antrainieren als an der Hand traben, wo sie mich wahrscheinlich über den Haufen springen wird.
Wenn sie dann wieder fit ist, bin ich bereits das Reiten hinten an zu stellen. Aber antrainieren möchte ich jetzt so, wie die Klinik mir das gesagt hat.



Heidemi:
Ich habe das Buch gleich gekauft und gestern das erste Mal ausprobiert, brauche da aber wohl noch Übung. Stuti wurde eher unruhig am Putzplatz, als ich das einige Minuten machte. Aber immerhin zeigte sie überhaupt irgendeine Regung ;)
Bleibe da auf jeden Fall dran.
Pferde sollten so geritten werden, wie ein Surfer eine Welle reitet.
Der Surfer zwingt die Welle nicht, er will sie nicht verändern.
Er lernt einfach, wie er sie reiten kann.

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Keshia
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Re: Spazierengehen

Beitrag von Keshia »

Wenn du deine Stute zum antrainieren traben lassen möchtest, ist es dann eine Option, dies am Leitseil zu machen? Da ist sie auf Distanz, springt dir nicht in den Rücken, aber du mußt auch nicht oben drauf sitzen.
Der späte Wurm entgeht dem Vogel.

"Wenn Du meinst, daß das Abenteuer gefährlich ist, probier's mal mit Routine. Die ist tödlich."
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bubi9191
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Re: Spazierengehen

Beitrag von bubi9191 »

Leitseil bedeutet?
Habe ich auch ehrlich gesagt noch nie mit gearbeitet... :(
Und ich habe da ja trotzdem die Befürchtung dass sie nach innen zu mir springt. Auf Distanz laufen hat sie ja auch noch nicht gelernt.
Sie hat wirklich wenig (bis gar nichts) gelernt.
Es war auch eigentlich geplant, dass sie erst in einem halben Jahr operiert wird, eben damit ich das Führen vorher ordentlich festigen und üben kann.
Aber da der Chip drohte ins Gelenk zu rutschen blieb uns leider keine Zeit mehr... :(
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Schattenstern
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Re: Spazierengehen

Beitrag von Schattenstern »

Ein Leitseil ist dieses lange Horsemanshipseil, meist zwei oder sogar drei Meter lang. Ich habe damit super erfahrungen gemacht mit meiner ehemaligen RB, die vorher Arbeit auf Distanz auch nur vom zentrifugieren kannte. Ich würde es die ersten ein, zwei Mal mit jemandem als Hilfe versuchen (wie longieren nach der alten FN-Schule, also einer mit Seil, einer mit Peitsche hinterm Pferd, der das Pferd auch nach außen treiben kann).
Ich kann zwar verstehen, dass es unterm Sattel sicherlich einfacher ist, sie aufzutrainieren (erstrecht, wenn sie sich unterm Sattel brav verhält) würde an deiner Stelle aber versuchen, sie erst vom Boden ein wenig aufzubaun, bevor sich jemand drauf setzt. Sie ist ja doch noch ziemlich jung und hat dann sehr lange gestanden...
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kolyma
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Re: Spazierengehen

Beitrag von kolyma »

Ich finde, du solltest dich nicht darauf verlassen, dass sie beim Reiten so viel braver ist. Das kann sehr, sehr trügerisch sein und von heute auf morgen umschlagen.
Sicherheitshalber kläre ich Probleme, die am Boden bestehen, immer erst, bevor ich mich in den Sattel wage. Wenn das Pferd am Boden keinen Benimm hat - bzw. mich nicht wahrnimmt, anrempelt, sich nicht führen lässt, usw. kann es das vom Sattel aus noch weniger - alles andere ist ein sehr trügerischer Friede.
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Schattenstern
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Re: Spazierengehen

Beitrag von Schattenstern »

kolyma, ich kenne da Pferde die anders sind. Gerade Pferde, die nach FN gearbeitet wurden kennen Bodenarbeit überhaupt nicht. Die reagieren viel gelassener mit Reiter. Mit meiner ehemaligen RB konnte ich Angstsituationen im Gelände grundsätzlich nur von oben klären. Unten hat sie mich dann einfach nicht mehr wahr genommen. Sieht natürlich ganz anders aus, wenn das Pferd eine gescheite Grunderziehung am Boden hatte, aber das liegt ja in diesem Fall augenscheinlich nicht vor.
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kolyma
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Re: Spazierengehen

Beitrag von kolyma »

Bei meinem dachte ich das auch erst. Solange man drauf saß, war alles gut - am Boden hat er mich ignoriert - bis es eben auch im Sattel zu ner Situation kam, wo er komplett gegen meine Hilfen gearbeitet hat. Das hat mir schon zu denken gegeben. Vor allem wenn kein Vertrauen da ist - und das ist ja anfangs immer das Problem - würde ich mich diesem Risiko eher nicht aussetzen.
Und wenn diese Stute nach Aussage von bubi "gar nichts" kennt, wäre ich da noch vorsichtiger. Denn dann ist es mit der reiterlichen Ausbildung vermutlich auch nicht weiter her als mit der Erziehung vom Boden...
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Heidemi
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Re: Spazierengehen

Beitrag von Heidemi »

Das Longieren mit 2 Leuten wird schon hier beschrieben (und gab es shchon davor):
Die klassische Reitkunst von Alois Podhajsky
Und ist Teil der Ausbildung und hat nichts mit FN zu tun, oder dem raustreiben des Pferdes mit der Longe.

bubi: Na das nenn ich ja mal Einsatz! :)
Lass dich nicht entmutigen, du musst dich ein wenig reinfummeln, was du wie anwenden kannst. Das kommt aber.
Wenn du auf der Stallgasse schon ganz gut führen kannst (zumindest immer mal wieder), dann schau doch mal, LTJ hat ganz viele Übungen zum Führen. Auch da muss man sich ein wenig reindenken, was dahinter steckt. Aber ich denke, das könnte euch wirklich gut weiterhelfen, weil du dein Pferd zum Mitdenken anregst.
Sie verwendet auch niemals Übungen, das Pferd irgendwie erst mal müde zu machen oder so. Sie erreicht sie immer auch so. (ich war am So auf einer Veranstaltung mit ihr und das ist schon sehr beeindruckend- die eine Teilnehmer Stute war am Anfang 2x abgehauen und hat Rodeo in der Halle veranstaltet, nach nur 4 Tagen, die aber intensiv waren, war das ein ruhiges, aufmerksames und kooperatives Pferd. So schnell musst du ja nicht sein, aber es lohnt sich...)
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Keshia
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Re: Spazierengehen

Beitrag von Keshia »

bubi9191 hat geschrieben:Leitseil bedeutet?
Habe ich auch ehrlich gesagt noch nie mit gearbeitet... :(
Und ich habe da ja trotzdem die Befürchtung dass sie nach innen zu mir springt. Auf Distanz laufen hat sie ja auch noch nicht gelernt.
Sie hat wirklich wenig (bis gar nichts) gelernt.
Es war auch eigentlich geplant, dass sie erst in einem halben Jahr operiert wird, eben damit ich das Führen vorher ordentlich festigen und üben kann.
Aber da der Chip drohte ins Gelenk zu rutschen blieb uns leider keine Zeit mehr... :(
Ein Leitseil ist wie ein langes Führseil, wird, wie Schattenstern schon sagt, oft im Horsemanship angewandt. Ich würde allerdings zu der längeren Variante von 5 Metern, und bei einem Pferd, das schonmal erschrickt und losstürmt, zu einem noch längeren Seil raten. Das hat den Grund, daß man in so einem Fall Seil nachgeben kann und nicht gleich loslassen muß. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß ein erstes Nachgeben und dann erst ein Stoppen viele Pferde schon ruhiger werden läßt.

Etwas anderes ist natürlich das Hereinkommen. Wenn mich ein Pferd bedrängt, habe ich keine Kontrolle über seine Vorhand/Schulter. Es ist auch nicht so leicht, damit umzugehen, daher würde ich mir an deiner Stelle dann Hilfe vom Fachmann holen. Meine Herangehensweise wäre auch die, das Pferd erstmal am Boden auszubilden, gerade wenn es noch so jung ist. Da ginge es mir auch nicht vorranging um das antrainieren, damit ich wieder reiten kann, sondern um den alltäglichen Umgang. Den empfinde ich mit einem Pferd, das mir auf den Schoß springen will, wenn es Angst bekommt, als gefährlich.
Der Vorteil ist meiner Meinung nach auch, daß ein Pferd, das lernt, am Boden mit der Schulter zu weichen, bzw. mit der Vorhand auf meine Signale zu reagieren, dies auch unter dem Sattel leicht umsetzen kann. Umgekehrt ist es schwieriger.

Ein kleiner Tip für das Führen: Wende dein Pferd wenn möglich immer von dir weg (außer du kämst so zwischen Bande/Mauer/Baum und Pferd.) So lernt das Pferd im Alltag schon, eher von dir weg zu gehen. Durch das Wenden um einen selbst herum weicht man ja eigentlich dem Pferd aus.
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Re: Spazierengehen

Beitrag von bubi9191 »

Hallo,

erstmal vielen, vielen Dank für die zahlreichen Antworten :clap:

Ich möchte, bevor ich einzeln antworte noch ganz kurz sagen, dass diese Probleme NICHT wegen den 14 Tagen Boxenruhe her ruhen. Sie bestanden schon vorher. Erstaunlicherweise habe ich sogar momentan das Gefühl, mein Pferd ist ruhiger als zuvor, wo sie noch bewegt wurde. Vielleicht auch nur, weil ich sie deutlich länger putze, etc., mich also mit ihr mehr beschäftige. Sie ist aber in der Box ganz ruhig und wird auch nicht plötzlich doof wenn ich sie zum Putzen auf die Stallgasse hole. Da muss ich ihr ein ganz großes Lob aussprechen, das ist nicht selbstverständlich für ein 4jähriges Pferd.
Unter dem Sattel fühlt sie sich sicherer. Sie ist ganz fein zu reiten, wenn sie guckt, kriegt man die AUfmerksamkeit schnell wieder und wenn sie sich erschreckt zuckt sie nur kurz.

Mir ist es wichtig, dass ich sie wieder antrainere (also lange Seite traben, das steigern, dann auch Galopparbeit an der langen Seite,...), weil sie nicht wieder auf die Weide darf bevor sie antrainiert ist. Also das Gelenk soll langsam wieder an die Belastung gewöhnt werden; weil es ja zu erwarten ist, dass das Pferd das erste Mal auf der Weide nicht seelenruhig grasen wird, sondern ihre angestaute Power auch rauslässt. Vielleicht galoppiert sie auf den Zaun zu und stoppt abrupt - das hält das Gelenk aber eben nur aus, wenn es vorher stetig an die Belastung wieder herangeführt wurde.
Daher die Dringlichkeit sie antrainieren zu wollen - möchte, dass sie wieder raus darf!

Schattenstern: Also das Pferd soll am Leitseil nicht wie an der Longe um mich herum gehen, richtig? Das ist uns wegen des Beines nämlich strengstens verboten.

kolyma: Siehe oben. Bisher empfinde ich es als gefährlicher von unten. Natürlich kann das täuschen, aber ich kriege doch ein Pferd, was "losschießt" (auch wenn sie das bislang weder an der Hand, noch unterm Sattel gemacht hat) deutlich schneller wieder gebremst und "unter Kontrolle" als an der Hand?

Heidemi: Danke, ich bleib dran :)

Keshia: Obwohl unsere Stallgasse eng ist zum Wenden, habe ich das gestern abwechselnd gemacht. Mal sie um mich herum treten lassen, mal bin ich um sie herumgewendet. Dabei habe ich ganz extrem darauf geachtet, sie weder von mir weg zu schubsen, noch um mich rumzuziehen, sondern das mit Körpersprache zu machen. Das klappte deutlich besser als erwartet.
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