Kurzzügelarbeit - Zügel aus der Hand ziehen

Moderator: Keshia

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ehem User

Kurzzügelarbeit - Zügel aus der Hand ziehen

Beitrag von ehem User »

Das Problem steht eigentlich schon im Titel, aus der Not heraus machen wir nun doch wieder vermehrt Handarbeit in Anlehnung an Hilberger. Habe nun in Minischritten nochmal die Trense erklärt, das klappt nun auch deutlich besser als mit LG-Zaum oder Kappzaum.

Aber ich habe bei allen Zäumungsarten, insbesondere aber bei der Trense das Problem des "Zügel aus der Hand ziehens". Es äußert sich unabhängig von der Genickhöhe oder dem Zügelkontakt, passiert bei losem Zügel genauso wie bei anstehendem Zügel. Auch das zadHk geht nur über rupfen, das Problem haben wir ja auf Trense auch noch beim Reiten. Hat einer eine Idee, wie ich dass mit der Kurzzügelarbeit in den Griff bekommen könnte bzw. wo die Ursachen liegen könnten?
Eigentlich hätte ich auf "Schwäche" getippt, also Überforderung, aber teilweise macht er das auch schon am Anfang einer Einheit. Zwischendrin läuft er wirklich toll, aber dieses Rupfen ist echt anstrengend... :roll:
Zu eng kann eigentlich auch nicht sein, gerade darauf achte ich ja besonders momentan. Vielleicht manchmal zu hohes Genick, aber er macht es ja auch bei Dehnung auf Höhe Buggelenk...

Er ist eh auch ein eher hapsiges, Kopforientiertes Pferd, also schnackelt gern mal etc.
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Hina_DK
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Re: Kurzzügelarbeit - Zügel aus der Hand ziehen

Beitrag von Hina_DK »

Mit dem Rupfen versucht sich das Pferd (meist erfolgreich) der Zügeleinwirkung zu entziehen. Das kann die verschienstensten Ursachen haben. Alte Angewohnheit, sich auf diese Weise der Einwirkung zu entziehen, zu harte Hand, ruckartige Zügelhilfen, zu viel zu fest anstehender Zügel, zu viel loser Zügel, der dann ruckartig aufgenommen wird, unnachgibige Hand, also nach Zügelhilfen gerne mal das Nachgeben vergessen. An der Zäumung liegt sowas recht selten und Du schreibst ja auch, dass er das im Prinzip mit jeder Zäumung macht.

Was man machen kann, ist dem Pferd beizubringen, dass das Zügel aus der Hand zerren nicht erwünscht ist, aber nachgeben belohnt wird, also beim Zerren, Hand zumachen, gibt das Pferd nach, sofort auch die Hand öffnen und nachgeben. Pferd immer unter leichtem Zügelkontakt lassen, bis es den Zügel wieder akzeptiert, keine ruckartigen Hilfen geben, nicht am Zügel zerren, was man ja ab und an mal recht unbewusst tut. Eigentlich schwört jeder drauf, dass er eine leichte Hand hat. Wenn das so ist, kann man auch mal ganz unkonventionell die Zügel nur zwischen Daumen und Zeigefinger halten und schauen, was passiert ;).

Meinen Reddi hatte ich ja als Zungenspieler übernommen. Der hat sich mit Zunge übers Gebiss legen den Zügelhilfen entledigt. Bei dem habe ich dann gelernt, tatsächlich mit leichter Hand zu reiten und ich hatte mir auch ganz fest eingebildet, ich hätte wirklich eine leichte Hand :).
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Hina

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Re: Kurzzügelarbeit - Zügel aus der Hand ziehen

Beitrag von ehem User »

Hina_DK hat geschrieben:Mit dem Rupfen versucht sich das Pferd (meist erfolgreich) der Zügeleinwirkung zu entziehen. Das kann die verschienstensten Ursachen haben. Alte Angewohnheit, sich auf diese Weise der Einwirkung zu entziehen, zu harte Hand, ruckartige Zügelhilfen, zu viel zu fest anstehender Zügel, zu viel loser Zügel, der dann ruckartig aufgenommen wird, unnachgibige Hand, also nach Zügelhilfen gerne mal das Nachgeben vergessen. An der Zäumung liegt sowas recht selten und Du schreibst ja auch, dass er das im Prinzip mit jeder Zäumung macht.

Er macht das tatsächlich schon immer, früher mit großem Erfolg, danach war die Reiteinheit meist vorbei, weil damailiges Besitzerchen dann im Dreck lag :teehee:
Was man machen kann, ist dem Pferd beizubringen, dass das Zügel aus der Hand zerren nicht erwünscht ist, aber nachgeben belohnt wird, also beim Zerren, Hand zumachen, gibt das Pferd nach, sofort auch die Hand öffnen und nachgeben. Pferd immer unter leichtem Zügelkontakt lassen, bis es den Zügel wieder akzeptiert, keine ruckartigen Hilfen geben, nicht am Zügel zerren, was man ja ab und an mal recht unbewusst tut. Eigentlich schwört jeder drauf, dass er eine leichte Hand hat. Wenn das so ist, kann man auch mal ganz unkonventionell die Zügel nur zwischen Daumen und Zeigefinger halten und schauen, was passiert ;).
Das mache ich auch gerne zur Überprüfung, das klappt eigentlich ganz gut. Bis auf die tatsache, dass er mir dann meist tatsächlich die Zügel aus der Hand zieht... :lol: Meiner kann ja toll rollkuren, es wird wirklich immer besser, aber klar, sobald er 1-2 mal mal wieder ans Gebiss angestoßen hat, mag er nicht mehr so recht rantreten. Im Sattel habe ich es schon mal mit energischem nachtreiben versucht, klappt manchmal ... ein bischen..., aber am Boden bekomme ich das nciht hin, ohne dass er dann echauffiert um mich herum kreiselt

Meinen Reddi hatte ich ja als Zungenspieler übernommen. Der hat sich mit Zunge übers Gebiss legen den Zügelhilfen entledigt. Bei dem habe ich dann gelernt, tatsächlich mit leichter Hand zu reiten und ich hatte mir auch ganz fest eingebildet, ich hätte wirklich eine leichte Hand :).

Ja, die leichte Hand...wir haben da eh den Konflikt, dass ich eigentlich ganz gerne Zug in der Hand habe, also gerne Pferde reite, die nach vorn ziehen, während meiner ganz ganz leicht ist und leider kaum wirklich Zug aufbaut. aber wir gehen beide schon aufeinander zu, das wird irgendwann, wir sind ja noch jung :-D
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Hina_DK
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Re: Kurzzügelarbeit - Zügel aus der Hand ziehen

Beitrag von Hina_DK »

Das ist eben das Problem. Druck erzeugt Gegendruck und manchmal ist der dann auch recht rabiat. Reddis div. Exbesis hatten auch das Problem, dass sie für ihn zuviel Druck aufbauten. War im Prinzip auch mehr oder weniger unbewusst. Das selbe Problem hatte die Bereiterin mit ihm. Die hatte dann auch keine Lust mehr, ihn zu trainieren und überließ ihn mir, weil er trotz aller Macken zumindest seinen Reiter nicht runterschmiss. In kürzester Zeit war mir bewusst, wo das Problem liegt und dann flutschte es. Der Kommentar der Bereiterin "So kann ich überhaupt nicht reiten aber anders funktioniert das Pferd irgendwie nicht."
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Hina

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Re: Kurzzügelarbeit - Zügel aus der Hand ziehen

Beitrag von ehem User »

Ich bemüh mich auch arg, einfach nicht mehr soviel Zug zu wollen. Und ich bilde mir ein, dass er sich bemüht, etwas mehr zu tolerieren :mrgreen:

Wenn ich andererseits sehe, wie bei uns manche Hafis oder Fjordis (sicher nicht typisch für die Rasse!) laufen, mit Cavecon fahren vom boden und da müssen die schon deutliche Hilfen zum Abwenden o-ä. geben, da muss ich nur dran denken oder minmal zupfen. Das ist halt auch schon toll...und im Gelände kann er auch pullen, also ein grundsätzliches Problem ist es nicht. Es ist halt mehr die gymnastizierende Arbeit, die noch auf wackeligen Säulen steht :whistle:

Aber ich kann von meinem Typ her auch nur ganz schwer hochblütige Pferde reiten. Ehrlicherweise habe ich da uach nicht mehr den Ehrgeiz, weil ich die selber nciht gern reite, aber ich glaube so findet halt auch jeder Topf seinen Deckel.

Aber um auf das eigentliche Problem zurückzukommen - wenn ich gegenhalte wenn er zieht und weich werde wenn er nachgibt, dann belohne ich doch eigentlich wieder das vom Gebiss entziehen in Richtung einrollen? Also der Grat ist extremst schmal, wenn ich mir das so überlege... :shock:
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Hina_DK
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Re: Kurzzügelarbeit - Zügel aus der Hand ziehen

Beitrag von Hina_DK »

Die Krux liegt ja dann darin, dass er nicht in dem Sinne nachgibt und in leichter Anlehnung läuft, sondern sich in die andere Richtung wiederum entzieht. Gegen das Einrollen kannst Du versuchen, mit einseitigen Aufwärtsparaden am äußeren Zügel anzugehen. Nun ist das allerdings bei einem Großpferd am Boden recht schwierig, so lang sind die Arme ja oft gar nicht. Insofern würde ich ein spezielles "Belohnungsprogramm" installieren, für echts Nachgeben, also ohne einrollen. Da würde sich eigentlich sogar clickern gut anbieten, in dem Fall am besten mit einem Click-Wort, weil Du die Hände nicht frei hast. Das ganze würde ich dann wohl als ganz spezielle Übung und nicht gleich in die eigentliche Arbeit eingebaut, angehen. Also antreten und wenn er ein paar Schritte in Anlehnung ohne zu zerren oder Einrollen geht, click und dann mit Leckerchen, Kraulen oder was auch immer belohnen. Alles andere wird nicht belohnt. Anfangs wirklich schon belohnen, wenn es nur ganz wenige Schritte sind, so dass er erstmal noch gar nicht so weit kommt, sich zu entziehen. Er muss ja erstmal begreifen, dass er in Anlehnung gehen soll. Dann langsam den Zeitpunkt fürs Belohnen immer mehr verlängern, bis das ganze System sitzt.
Viele Grüße
Hina

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Muriel
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Re: Kurzzügelarbeit - Zügel aus der Hand ziehen

Beitrag von Muriel »

ich würde auch zu bedenken geben, dass es auch eine Form von "festem Hals" sein kann - also eine leichte Verspannung, und daraus resultierend die Unfähigkeit, langsam in die Entspannung zu gehen. Pferd macht fest und tut so als ob es Anlehnung hat, kann das aber nciht locker lassen und dementsprechend auch nicht gleitend lassen.
Das geht dann einher mit der Übermittlung des Reiters, dass er das auch einfach nicht wünscht. Ist also eine zwiespältige Sache - einerseits möchte ich nicht vom Pferd etwas verlangen was es u.U. nicht leisten kann, aber ich möchte auch nicht dass er mir ständig den Arm ausreisst. :roll:

Ich versuche bei sowas zum einen Nachgeben im Kleinen zu erreichen, also auch ein Annehmen/Kontakt aufnehmen im Kleinen, und mich in Punkto Weichheit von vorne nach hinten durch die Gelenke durchzuarbeiten. das bedeutet:
Kauen auf Zügelanfrage (Unterkiefer), Stellung (Genick/1. HW), etwas mehr STellung, Kauen und Nachgeben (die ersten drei) usw, immer gefolgt von Entspannung. das kann ein paar Wochen dauern, aber es lohnt sich.
Und ich sage ein deutliches "NEIN" zum *nach unten stoßen* und halte kurz gegen, um gleich danach wieder Entspannung anzubieten. Ich möchte nur _diese_ Tür zumachen, aber nicht die Kommunikation unterbrechen.
"Gegen Zielsetzungen ist nichts einzuwenden, sofern man sich dadurch nicht von interessanten Umwegen abhalten lässt."
M. Twain
ehem User

Re: Kurzzügelarbeit - Zügel aus der Hand ziehen

Beitrag von ehem User »

Nur dass ihr euch nicht wundert, mir war die woche zu warm um die Tipps auszuprobieren... :oops:

Ich werde mich da aber mal dranmachen und berichten.
ehem User

Re: Kurzzügelarbeit - Zügel aus der Hand ziehen

Beitrag von ehem User »

Kurzer Zwischenbericht...es wird...etwas...besser...

Ich wills nicht beschreien...aber auch die Abkauübungen klappen besser, sind jetzt fast auf jeder Seite gleich und auch da kann er sich jetzt langsam dehnen anstatt den Kopf in die Tiefe zu hauen.
Gefühlt würde ich sagen, die Muskulatur musste erstmal dahingehend geschmeidig und beweglich werden.
Nun muss ich die Abukauübungen noch von der Seite aus üben, bisher verkantete er sich dabei immer, liegt definitiv an dem äußeren Zügel, der leider häufig nur zur Zierde da liegt. :oops:

Aber wir üben weiter!

Kann mir eigentlich nochmal jemand erklären, wie ich den Schulschritt erarbeiten kann? Ich blicke selber nicht, wie ich da anfangen soll udn es ist nicht so, dass der Herr das anbietet... Muss ich den Schritt verlangsamen oder aus der Halten heraus immer nur einen Schritt fordern? Und wie bekomme ich es dann hin, dass er nicht immer nur die Vorderbeine vorsetzt und die HH nachzieht wenn anders nicht mehr geht?
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Heupferdchen
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Re: Kurzzügelarbeit - Zügel aus der Hand ziehen

Beitrag von Heupferdchen »

Hallo BarockTraki,

ich kenne das von BB so, dass Schulschritt quasi gleichbedeutend mit diagonalem Schritt ist (richtig?), der Viertakt wird also in Richtung (diagonaler) Zweitakt verschoben. Im Gegensatz zum Trab hat der Schulschritt jedoch keine Schwebephase.
Es geht also darum, das Hinterbein in den Takt des gegenüberliegenden Vorderbeins zu bringen. Ich touchiere dazu mit der Gerte an oder überhalb der Rückseite des Fesselgelenkes (es gibt auch noch andere Touchierpunkte und -anweisungen) der HH. Das Verständnis der Touchierhilfe kann man sich erst im Stehen erarbeiten ('Hinterfuß vor'). Aber die Lektion selbst wird in der Schrittbewegung ausgeführt, ich kann mir auch nicht vorstellen, anfangs gleich aus dem Stand in den Schulschritt zu kommen. Im Gegenteil, bei der Ausführung habe ich eher das Gefühl, das Pferd 'schneller' zu machen - im Grunde fordere ich die Hinterhand ja zum zeitigeren Fußen auf. Das hat eher mit Antraben zu tun als mit Stehenbleiben.
Für mein Traberchen mit recht - äh - phantasievoll arbeitender Hinterhand, die gern mal irgendwo steckenbleibt, ist das schon eine nützliche Übung (wobei 'Schulschritt' nicht die richtige Bezeichnung ist für das Niveau, auf dem wir uns momentan befinden).
Ach ja, noch ein Warnhinweis an die Netzwelt da draußen:
Mir ist das nie passiert - aber Pferde mit 'lockerem' Hinterbein können wohl auch mal in Richtung Gerte oder Menschlein austreten, wenn sie an der Hinterhand touchiert werden.
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