Auf Stallsuche / Futterfrage

Moderator: Sheitana

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Hina_DK
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Re: Auf Stallsuche / Futterfrage

Beitrag von Hina_DK »

Ja, es gibt auch gute Heulagen, die korrekt hergestellt werden. Aber was ich bisher gesehen habe, gehörte nicht dazu. Man braucht da nur mal über die Weisen gehen und auch mal den Schnittzeitpunkt usw. betrachten, da fängt es ja schon an, abgesehen von der Schnitthöhe, den nicht beseitigten Maulwurfshügeln usw. usw. Heulage füttern, unter bestimmten Voraaussetzungen z.B. bei einem Asthmapferd, würde ich auch nicht verteufeln. Da muss man einfach die Verhältnismäßigkeiten abwägen. Sogar ich habe selbst auch schon mal kurzzeitig Heulage gefüttert, weil kein Heu zu bekommen war letzten Winter, bis ich dann doch noch was auftreiben konnte. Und diese Heulage war auch von eher mäßiger Qualität aber ich hatte keine bessere bekommen. Was soll man machen? Ich würde sie aber eben nicht füttern, wenn es keinen wichtigen Grund dafür gibt. Ist aber meine ganz persönliche Meinung, also nicht falsch verstehen.
Viele Grüße
Hina

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Lottehüh
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Re: Auf Stallsuche / Futterfrage

Beitrag von Lottehüh »

Ich glaube, das Problem ist, dass das ganze silierte Zeugs so ein bisschen „in Mode“ gekommen ist, weil man dann halt nicht so wetterabhängig ist. Ist die Wiese geschnitten und es zieht ein Gewitter auf, ist das Heu im Eimer. Da ist das Risiko bei der Heulage / Silage einfach viel geringer, weil man es früher pressen kann. Aber es RICHTIG zu machen, ich glaube, das können die wenigsten. Viele machen es wohl, weil es ja so einfach scheint.

Lotti war ja damals im selben Stall wie Steffi86s Bronco. Wir hatten dort immer wieder mal Wiesensilage oder Heulage (vor der Gersten- und Weizensilage, die den Stall 2 (von 2) „richtige“, voll zahlende Einsteller gekostete hat). Es gab von 10 Ballen vielleicht einen, der durch und durch Schimmelfrei war, oft waren es kleine Ecken. Gut gerochen haben die trotzdem. Dass dann aber so ein ganzer Ballen weggeworfen wurde, weil eine Stelle schimmelt – Fehlanzeige. Es hatten alle Pferde durchgehend Kotwasser. Ich würde keine Heulage füttern, solange es noch irgendwelche Alternativen gibt. Natürlich, wenn das Pferd allergisch reagiert und das mit dem Heu gar nicht in den Griff zu bekommen ist, dann muss man das kleinere Übel wählen, aber solange es anders geht, plädiere ich für das gute, altmodische Heu ;-)

(Nebenbei kurzer Off-Topic-Tip: In dem Stall eine Bekannten gab es eine Stute, die auch allergisch war und sämtliche Mittelchen haben nichts gebracht. Die Lösung war: Über alle Heuraufen wurde mit der Gießkanne (mit dem Löcheraufsatz drauf) Wasser gegossen. Nicht soviel, dass alles Matsch war, sondern für 5 Pferde ein oder zwei Kannen, es konnte nach unten abfließen. Der Staub war weg und der Husten kam nie wieder!)

Wenn Du Dir sicher bist, dass Du es mit der Heulage probieren willst, dann würde ich an Deiner Stelle mal VOR der Fütterung hinfahren und schauen, ob da noch was liegt. Das müssen ja keine Berge sein, aber eben noch so viel, dass die Pferde was zum rummümmeln haben. Wenn Du sonst Dauerbauchweh hast und 8 Mal am Tag hingehst, weil die Pferde ständig ohne Futter dastehen, nützt der tollste Stall nix... Außerdem wirkt sich Hunger extrem ungemütlich auf die Herdenstimmung aus...
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
:schritt:
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Hina_DK
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Re: Auf Stallsuche / Futterfrage

Beitrag von Hina_DK »

Lottehüh hat geschrieben:Ich glaube, das Problem ist, dass das ganze silierte Zeugs so ein bisschen „in Mode“ gekommen ist, weil man dann halt nicht so wetterabhängig ist. Ist die Wiese geschnitten und es zieht ein Gewitter auf, ist das Heu im Eimer. Da ist das Risiko bei der Heulage / Silage einfach viel geringer, weil man es früher pressen kann. Aber es RICHTIG zu machen, ich glaube, das können die wenigsten. Viele machen es wohl, weil es ja so einfach scheint.
Hier sind sogar sehr viele Heulagen "Notpressungen", die eigentlich Heu werden sollten. Dann zieht verfrüht schlechtes Wetter auf und es wird schnell noch zu Heulage gepresst. Die sagbar ungünstigsten Vorausstzungen, eine gute Heulage herzustellen, denn da ist weder der richtige Schnittzeitpunkt, noch der richtige Feuchtegehalt berücksichtigt, auch die Schnitthöhe stimmt nicht und es kommen Bodenanteile mit Schimmelsporen mit rein. Zum Schluss wird das dann auch noch unter freiem Himmel gelagert, frei zum Angriff für Vögel und anderem Getier. Kein Mensch sieht wirklich die winzigen Löcher, die da reingepickt wurden.
Viele Grüße
Hina

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lunimaus
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Re: Auf Stallsuche / Futterfrage

Beitrag von lunimaus »

Hina, kannst du mal schreiben, was eine gute Heulage ausmacht und woran man sie nach dem Schnitt erkennt?
"Lebenskunst ist nicht zuletzt, auf etwas notwendiges zu verzichten, um sich etwas überflüssiges zu leisten." (Vittorio de Sica)
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Hina_DK
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Re: Auf Stallsuche / Futterfrage

Beitrag von Hina_DK »

Naja, nach dem Schnitt erkennt man sie noch nicht so recht, weil das dann ja noch keine fertige Heulage ist aber zumindest Ansätze. Heulage sollte nicht so tief wie Heu geschnitten werden, um Erdverunreinigungen zu vermeiden. Diese bringen immer eine Menge Schimmelsporen mit sich.

Haulagewiesen sollten möglichst immer sehr eben sein und vor dem Schnitt mit Spürhunden nach Kleintieren und Wild durchsucht und diese vertrieben werden. Gerät auch nur eine tote Maus, Katze oder Vogel in die Heulage, kann man damit seinen gesamten Pferdebestand ausmerzen, da sich die Gifte auf die gesamte Heulage während des Silierprozesses verteilen. Bei Heu ist das zwar auch nicht ungefährlich aber das Heu wird nur stellenweise kontaminiert.

Heulage sollte auch keinen zu hohen Stängelanteil haben, wie z.B. gutes Pferdeheu. Die Stängel in der Heulage halten beim pressen noch zu viel Luft dazwischen und dadurch siliert es nicht ausreichend. Deshalb muss Heulage in der Regel früher als Heu geschnitten werden, also feinblättriger sein.

Heulagegras sollte einen höheren Fruktangehalt haben, als das, was wir normalerweise als gutes Pferdeheu verwenden, das ja fruktanarm sein soll, denn zum silieren brauchen die Milchsäurebakterien ausreichend Zucker. Wenn alles gut geht, wird der Zucker weitestgehend abgebaut, wenn nicht, hat man eine Energiebombe.

Heulageschnitt muss unbedingt zwischen 50-60 % Treockenmasse haben, nicht mehr, sonst siliert es nicht richtig aus. In dem Moment, wo man das Gefühl hat, das ist schön trocken, ist es in der Regel schon zu trocken, um noch eine vernünftige Qualität zu erreichen. Besonders die vielen "Notheulagen", die man öfter mal beim Bauern nebenan bekommt, sind meist viel zu trocken, weil sie eigentlich Heu werden sollten und der Regen vielleicht einen Tag zu früh einsetzte oder weil er es eben schon immer so gemacht hat und ja noch nie was passiert ist ;).

Kleinballen sind äußerst problematisch und sollten möglichst nicht verwendet werden, da sie am anfälligsten sind, nicht vernünftig auszusilieren. Die Pressdichte ist bei den Kleinballen in aller Regel viel zu niedrig, das ist technologisch bedingt.

Heulage muss, auch wenn sie luftdicht verpackt ist, unbedingt sicher und geschützt gelagert werden und zwar immer und nicht irgendwo ohne irgendeinen weiteren Schutz unter freiem Himmel liegen. Die Ballen sind sehr oft von Vögeln angepickt und keiner sieht es, nichtmal nach öffnen. Nicht jeder Schimmelbefall ist seh- oder riechbar. Auch andere Tiere sollten keinen Zugang haben, man übersieht viel zu schnell mal einen Riss in der Folie.

Um es kurz zu machen, Heulage ist eigentlich kein geeignetes Futter für unsere doch sehr futterempfindlichen Pferde und sollte wirklich nur, wenn man keine andere Möglichkeit hat, verwendet werden. Sie übersäuert auch nicht nur den Magen, sondern entmineralisiert auch. Um den Ph-Wert auszugleichen, braucht das Pferd bei Heulagefütterung viel Kalziumkarbonat und wenn es nicht genug hat, baut es das Kalzium aus den Knochen ab. Wenn man sowohl Heulage und Heu füttert, ist es besser, wenn man mischt, als wenn man z.B. morgens Heulage, abends Heu füttert. Die Verdauung muss sich sonst ständig mit ihrer Darmflora auf das enstprechende Futter neu einstellen.

Eine wirklich gute Heulage, ist äußerst schwer zu finden, denn optisch sieht man das noch nicht unbedingt, was wirklich gute Qualität hat. Da muss man schon beim Produzenten auch mal über die Wiesen gehen, sich die Zusammensetzung sagen lassen, den Schnittzeitpunkt, den Feuchtegrad, die Art der Verarbeitung usw. und dann muss es natürlich auch noch schimmelfrei sein und gut riechen (wobei ich den Geruch von Heulage überhaupt nicht mag ;) ).
Viele Grüße
Hina

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Schnucke
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Re: Auf Stallsuche / Futterfrage

Beitrag von Schnucke »

Unsere Heulage dieses Jahr ist auch Notheulage ;) . ABER wir schneiden auch unser Heu nicht tief sondern mind. 10cm über dem Boden, die Geräte sind alle nicht tief eingestellt, die Wiesen werden sowohl im Herbst als auch im Frühjahr abgezogen, also Erdprobleme haben wir nicht. Der Schnittzeitpunkt ist auch relativ früh, weil wir nur den Überschuß beim ersten Schitt zu Heu machen und den zweiten Aufwuchs abweiden lassen. Wir fahren die Heulage feucht ein, also trocken fühlt sich anders an, wir berieseln die Reihen vor dem Pressen auch noch mit einer EM Lösung, als "Silierhilfe". Gepreßt wird die Heulage in Rundballen und zwar doppelt so viel Lagen Folie wie normal. Gelagert wird unsere Heulage auf LKW Wechselbrücken und dann eine LKW Plane drüber. Also alles in Allem viel Aufwand im Grunde mehr als Heu.
Grundsätzlich gehen wir die Wiesen vor dem einschneiden mit unseren Hunden ab, Beagle und zwei Bluthunde.

Was man absolut vergessen kann ist Heulage die einmal richtig im Regen war, das Wasser schwemmt einfach zuviel Zucker aus.

Gute Heulage hat keine Schimmelstellen, sie riecht leicht fruchtigsauer und ist wenn man sie anfaßt leicht feucht. Man merkt auch beim Gabeln, daß die Gabel nicht so leicht reinzustechen ist wie bei Heu. Wenn man die Heulage in der Stallgasse auf Paltten stellt und von da weg füttert, sollten wenn der Ballen verfüttert ist, sogut wie kein "Bodensatz" unter der Palette sein, also keine ausgefallenen Samen (zu spät geschnitten), keine Erde, kein Staub.
Keine Stunde im Leben, die man im Sattel verbringt, ist Verloren (Sir Winston Churchill)

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lunimaus
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Re: Auf Stallsuche / Futterfrage

Beitrag von lunimaus »

danke ihr zwei!
(meine Frage war reine Neugier. Unser Pferd verträgt sie ehnicht und bekommt ausschließlich Heu, auch wenn bei uns gemischt gefüttert wird im Winter)
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Hina_DK
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Re: Auf Stallsuche / Futterfrage

Beitrag von Hina_DK »

Schnucke, genau das, was Du schreibst, ist es nämlich, gute Heulage machen, ist ein riesiger Aufwand. Spätestens, wenn ich billige Heulage zu kaufen bekommen, darf ich getrost sehr skeptisch werden, denn man kann sie nicht billig herstellen, was nicht unbedingt im Umkehrschluss bedeutet, dass teure Heulage wirklich gut sein muss.
Viele Grüße
Hina

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