Verspielter Wallach - was tun?

Moderator: Keshia

Stern*
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Re: Verspielter Wallach - was tun?

Beitrag von Stern* »

Vielen Dank anouk. ;)

Das Alter ist unterschiedlich - Der verspielte Wallach ist der jüngste in der Truppe (6) - dann einer mit ich glaube 7 und 8 dann 2 mit 10 und 15 und 18. So in etwa ;)

In der Vergangenheit bin ich bei der Besitzerin schon ins Fettnäpfchen getreten weil ihr Wallach z. B. sehr respektlos dem Menschen gegenüber ist/war - und auch hier gerne seinen Körper eingesetzt hat (z. B. bei der Heufütterung, beim Abäppeln etc., beim Absperren der Unterstände um sie zu misten etc.). Da wir viele Dienste gegen Bezahlung vergeben haben, war es aber wichtig, dass zumindest eine Art Grunderziehung dem Menschen gegenüber klar ist.
Das Thema hatte ich mal angesprochen... nicht verurteilt - nur angesprochen. :shifty: :roll:
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Lottehüh
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Re: Verspielter Wallach - was tun?

Beitrag von Lottehüh »

Denkst Du nicht, dass man den über Beschäftigung etwas runterbringen könnte?

Ist er eher unsicher draußen? (Also beim Reiten, Spazieren Gehen?)
Wird er als rangniedrigster von anderen in der Herde gemobbt, oder ist das sonst ne ruhige Truppe?
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
:schritt:
Stern*
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Re: Verspielter Wallach - was tun?

Beitrag von Stern* »

Also unsicher ist er überhaupt nicht - eher das Gegenteil.

Natürlich wird er mal weggeschickt von Ranghöheren - aber so richtig wegschicken lässt er sich von denen auch nicht unbedingt. Er geht dann einen Schritt zu Seite oder nach hinten - aber im nächsten Moment ist er wieder auf dem gleichen Platz ;-) Er ist so ein bisschen Bumerangartig :lol: und lässt sich nur schwer beeindrucken.

Eigentlich wird er die ganze Woche über "bespaßt" - bis auf einen freien Tag. Und das mit der Beschäftigung habe ich nicht in der Hand ;) aber vielleicht ist das ein Ansatzpunkt... da muss ich mal drüber nachdenken - Beschäftigen und Beschäftigen sind ja 2 verschiedene Dinge... ;)
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kolyma
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Re: Verspielter Wallach - was tun?

Beitrag von kolyma »

Ja, das ist der Nachteil an der artgerechten Haltung. Wenn man die Pferde in die Box stecken würde, gäbs auch keine Blessuren. Ich kann die Sorgen nachvollziehen, gerade wenn etwas passiert ist wie eure Rückenverletzung. Auf der anderen Seite muss man sagen, dass die "betroffenen" Pferde das Spiel sicher genau so genießen, wie der aktive Part - also das Pferd welches da aufspringt. Unsere Wallache spielen teils auch sehr wild und tragen dabei Schürf, Kratz und Beißwunden davon. Wenns dumm läuft auch in der Sattellage.

Wir haben aber einen ganz ähnlichen Fall - ich weiß nicht ob die Geschichte dir hilft, aber ich erzähl sie trotzdem mal. Ein junger Noriker-Wallach kam zu uns, weil er im alten Stall eben wegen genau diesen Problemen in Einzelhaft genommen wurde. Der Kerl wiegt sicher 800 Kilo und ist ein riesengroßer Quatschkopf. Als er bei uns endlich wieder mit anderen Pferden zusammen durfte, gings mal richtig rund. Bei der immensen Masse wars für die bei ihm stehenden Pferde natürlich ganz schön schwer was gegen diesen Koloss auszurichten.
Gebessert hat sich das Ganze radikal als ein etwas älterer Wallach in die Herde kam, der keinen Bock auf die Spiele hatte und dem jungen Mann mal kurz aber knackig gezeigt hat, wo der Frosch die Locken hat.
Danach war eine unglaubliche Ruhe in der Herde.

Aufspringen tut der Wallach seit dem nicht mehr. Denke es ging auch ein Stück weit um die Rangfolge. Der Chef ist jetzt der Alte und seit dem ist Ruhe im Karton.

Außerdem bewegt der Besitzer den Jungen jetzt deutlich öfter und intensiver. Denke der ist dann auch froh, wenn er seine Ruhe hat ^^

Drücke die Daumen, dass ihr eine gute Lösung findet. Vor allem auch für den jungen Draufgänger - denn das wäre wirklich schlimm, wenn man ihn für seinen jugendlichen Übermut noch bestrafen würde. Schließlich reden wir ja immer von pferdegerechter Haltung.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


"Besser wenig und das Wenige gut."Egon v. Neindorff

leidenschaftliche Pferdefotografie: https://www.facebook.com/melanie.viereckel.photography
Trixi J
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Re: Verspielter Wallach - was tun?

Beitrag von Trixi J »

Kann auch noch was dazu beitragen als Erfahrungsbericht - ohne wirkliche Lösung: Wir haben zwei " Wildspieler". Unseren 600kg Haffi und einen kleinen Isi mix von 130cm . 8 und 11 Jahre.
Offenstaller. Ausgelastet, werden beide bewegt und beschäftigt. Training, Ausritte, Bodenarbeit etc. Grosser Paddock. Beide haben eine gute Grunderziehung.
Egal, sie spielen. Beide legen gerne mal die Vorderbeide über den anderen und "fallen" irgendwann runter. Sie steigen sich an, sie beissen sich in die Vorderbeine, sie drücken sich gegenseitig bis ins "Knien" runter. Wenn sie Hunger haben, ist Fressen natürlich wichtiger. Es wird auch gedöst, geschlafen, alles normal... aber irgendwann ist ihnen nach "Action" und dann geht es los. Zu 95% passiert ausser unblutiger Bissstellen, wo nur das Fell weg ist, nix. Aber es fällt auch schon mal einer hin, sie haben auch beide schonmal kurz für ein paar Tage gelahmt und leichte Verspannungen im Rücken hatten beide schon.

Ganz ehrlich, wir lassen sie. Es sieht manchmal schon ganz schön heftig aus - aber dafür dürfen sie ja nunmal in ein bisschen "Freiheit" leben. Erhöht die Kosten für die Osteophatin etwas...;-) Allerdings ist bei uns keiner benachteiligt, der Haffi ist kräftiger und der Kleine schneller... wenn ich das Gefühl hätte, dass einer leidet, würde ich versuchen, die Herdenzusammenstellung zu ändern.
Manchmal kann es vielleicht noch helfen, wenn der "wilde" Spieler separat mit einem dominanten pferd extra die Gelegenheit zum Austoben bekommt - also zwei Pferde für eine Weile zusammen auf dem Reitplatz oder auf ein separates Stück stellen.

Tja, und sonst fällt mir auch nicht soviel ein - immer gut beobachten, ob es dem eigenen Pferd damit gut geht oder ob es Stresss hat. Und abwägen, ob man die "Blessuren" hinnehmen kann als die Nachteile dieser Gruppenhaltung oder ob man für sich selber eine andere Lösung suchen muss. Denn das Verhalten des wild spielenden Wallaches wird sich , wenn keine konkreter Grund von mangelnder Auslastung vorliegt, vermutlich schwer ändern lassen.

Lg, Trixi
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Schattenstern
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Re: Verspielter Wallach - was tun?

Beitrag von Schattenstern »

Wir haben auch einen jungen verspielten Hengst in der Wallachgruppe stehen. Der lässt sich auch vom Chef nicht beeindrucken, wenn der nach ihm keilt, im Gegenteil, das empfindet der kleine wohl als Spielaufforderung. Natürlich gibt es mal Verletzungen (vor Allem wenn sie im Schlamm auf dem vollen Galopp doch mal hinfliegen), aber der kleine wilde hält die ganze Herde in bewegung, während die anderen sonst nur rumstehen und fressen würden. Bei uns hat es also mehr Vorteile als Nachteile.
Ist jetzt vermutlich keine Hilfe, wollte nur berichten dass es öfter solche Fälle gibt.
Schimmelchen
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Re: Verspielter Wallach - was tun?

Beitrag von Schimmelchen »

Ich denke, ihr könnt da nicht wirklich was machen; auch die Besitzerin nicht. Wie wird bei euch gefüttert ? Habt ihr 24/7 Heu. Meine Jungs stehen auch in einer Herde (keine 24/7 Fütterung) und wenn sie Hunger bekommen, ist schon mehr Unruhe in der Herde. Am späteren Nachmittag wird eindeutig mehr gespielt und rumgeerannt.
Wie haben auch einen sehr wilden Spieler, ist aber kein Problem, da er auch der Kleinste ist - nämlich mein Shettymonster. Da wird gebissen , gestiegen, rumgaloppiert . Am liebsten beisst er in die Beine oder verbeißt sich im Hals/in der Backe des anderen. Verletzt hat er sich bisher nur selbst. Er hat einen Isi angestiegen, ist mit den Vorderbeien irgenwo am Hals gehangen, der andere lief los und der Kleine kam nicht schnell genug weg, hoppste auf dne Hinterbeinen neben dem anderen her und ist dann runtergerutscht, wobei er mit einem Bein noch kurze Zeit auf dem anderen Pferd hing - das hat ihm dann eine Zerrung eingebracht und mir eine schöne Tierarztrechnung
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Lottehüh
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Re: Verspielter Wallach - was tun?

Beitrag von Lottehüh »

kolyma hat geschrieben: Auf der anderen Seite muss man sagen, dass die "betroffenen" Pferde das Spiel sicher genau so genießen, wie der aktive Part - also das Pferd welches da aufspringt.
Das wäre für mich die Hauptfrage, die es zu klären gibt. Wollen beiden Parteien dieses Spiel?

Von Pferden weiß ich es jetzt nicht so, weil Lottchen ja nicht spielt und sie jetzt schon lange in der 2er-Herde steht. Bei uns spielen generell gar keine Pferde. Allerdings sind wir auch etwas stutenlastig. Die beiden alten Wallache wollen nicht spielen und Pablo hat mit Lottchen keine Möglichkeit dazu.

Aber bei Hunden beobachte ich immer wieder, dass einer spielen will und der andere eigentlich nur dasteht und es über sich ergehen lässt, oder dann halt rennt, um vom Aufspringen abzulenken / auszuweichen. Die Leute stehen da und freuen sich, wie toll die Hunde spielen, dabei zeigt einer nur Beschwichtigung und der andere ist ein Raufbold. Ich finde es auch schön, wenn Pferde spielen, keine Frage. Aber es muss beidseitig sein, und nicht immer nur von einem ausgehen.

Wenn es beidseitig ist, ist es ok, aber wenn einer alle anderen nervt, dann ist es einfach blöd. Alle haben dann ständig Stress.

Ich verstehe natürlich auch die Seite der Besitzer dieser Pferde, die wollen ja auch, dass ihr Pferd Herde und Gesellschaft hat. Und Lösung hab ich auch keine… Ich wollte nur darauf aufmerksam machen, dass man schaut, was die besprungenen Pferde wirklich davon halten.

Mich würde interessieren, wie der Wallach aufgewachsen ist. Weißt Du das?
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baobap
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Re: Verspielter Wallach - was tun?

Beitrag von baobap »

Bei uns ist es so, dass der kleinsten (153cm) in der Rentnerherde (20+) das sehr dolle betrieben hat und so manchen dabei echt unschön verletzt hat (er hat vorne Eisen drauf), der steht jetzt einzeln - der einzige, bei dem er es nicht gemacht hatte, der ist weggezogen.

Bei unserem derzeit jüngsten auf dem Hof, der das jetzt auch für sich entdeckt hat, ist es jetzt so, dass wir den jetzt mit unserer "Wuchtbrumme" (Stute) zusammengestellt haben. Sie ist jetzt 6 und er 4, sie spielt mit, aber erzieht ihn doch deutlich, wenn er steigen oder aufsteigen will, da sie aber um Welten stabiler ist, hab ich keine Sorge um sie (ca. 300 Kilo Unterschied, aber noch gleiche Größe).
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wiassi
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Re: Verspielter Wallach - was tun?

Beitrag von wiassi »

Für mich liest sich das ein Stück weit so, als wäre er nie in seine Schranken verwiesen worden, kennt also die Grenzen nicht. Er dringt wie du beschreibst ja massiv in die persönliche Zone von Pferd und Mensch ein. Sowas kenne ich eher von Flaschenkindern, die zu sehr verwöhnt worden sind..

Ich würde daher versuchen, ihn die Erfahrung nachholen zu lassen. Vielleicht kann ihn die Besitzerin z.b. während einer ihrer Urlaubszeiten mal in eine Hengstaufzuchtherde geben. Wenn er 4-5Wochen da mal mit jungen ebenso rauferigen zB dreijährigen Junghengsten , die in Idealfall auch gleich groß oder größer sind rumtoben kann, wird er einiges über persönliche Zone und Höflichkeit unter Pferden quasi nebenbei lernen.
Einem Tier zu helfen, verändert nicht die ganze Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses Tier.

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