Reaktion auf spannig gearbeitete Pferde

Moderator: Keshia

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Lottehüh
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Re: Reaktion auf spannig gearbeitete Pferde

Beitrag von Lottehüh »

Ja ich kenne das auch. Bei uns war im Stall direkt nebenan (also Auslauf an Auslauf) ne Tusse aus einem dieser Ställe wie Du meinst. Wenigstens hat sie es geschafft, die Haltung ihrer Pferde zu verbessern. Beim Umgang hat das nicht geklappt. Wenn sie ihre Pferde mit Gerte durch ihren Auslauf gescheucht und Dinge nach ihnen geworfen oder sie angemotzt hat, sind unsere beiden regelmäßig auf die Koppel oder einen anderen möglichst weit entfernten Punkt des Auslaufs geflüchtet und hatten einen fassungslosen Blick drauf. Ich denke ja, es ist die schlechte Energie, aber eben auch Pferde, die ja nun sehr fein in ihrer Kommunikation sind, und dadurch das Leid der anderen Pferde noch erheblich mehr wahrnehmen als wir was Wahrnehmung angeht grobmotorisch veranlagten Menschen. Es war schön, als sie den Stall verlassen hat. Ich denke, dass diejenigen, die da mal raus sind und sich mal selbst Gedanken machen, wie ein Umgang oder eine Haltung auszusehen hat, einfach schon sensibilisiert sind, auf sowas zu achten.
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
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Lottehüh
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Re: Reaktion auf spannig gearbeitete Pferde

Beitrag von Lottehüh »

wiassi hat geschrieben:Auch Freundschaften unter Pferden können sich so kaum bilden. Aber die halte ich für das Grundwohlbewfinden der Pferde für sehr wichtig. Ich denke, da bietet sich noch Raum für seehr viel verhaltesbiologische Forschungsarbeit.
Dazu fällt mir folgendes ein:

Wir hatten einen Termin mit einer Tierkommunikationsfrau, die sollte eine SAM bei Lotti machen. Lotti lebte zu der Zeit mit 7 weiteren Pferden in einem Offenstall. Lotti ist kein Pferd, was gerne mittendrin steht, sie hält sich eher raus. An diesem Tag, kurz vor Behandlungsbeginn, ich war gerade auf dem Weg von der Arbeit zum Stall, meldet sich die Therapeutin und meint "Lotti sagt es geht heute nicht".

Ich:" :?: :!: :shock: " - Da will man seinem Pferd was gutes tun, wie kommt das Pferd dann dazu zu sagen, dass es heute nicht geht???

Als ich am Stall ankam, erfuhr ich, dass die Besis von 2 anderen Pferden mit beiden Pferden weggefahren waren (vor einigen Tagen), aber an diesem Tag nur mit einem wiederkamen. Das andere hatten sie dort verkauft. Als ich kam, wieherte mich die "übrige" Stute hoffnungsvoll nach ihrer Freundin suchend an, die Herde trug eine bedrüppelte Stimmung und Lotti ließ die Stute nicht alleine, stand die ganze Zeit ganz dicht bei ihr.

Ist zwar Off Topic, aber das passt so schön zu Deinem Gedanken wiassi.
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Rennfisch
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Re: Reaktion auf spannig gearbeitete Pferde

Beitrag von Rennfisch »

Ich denke mal, Zieh-Quetsch ist auch nur ein Symptom einer gewissen Einstellung/Umgangsweise mit dem Pferd, und DIE ist das Problem. Ich hab hier den direkten Vergleich, wie mein Pferd sich in ein- und demselben Stall, bei verschiedenen Besitzern, wohlfühlt... zuerst wars ein Westernstall, in dem fast ausschließlich mit Sporen und Correction Bit geritten wurde (sogar von den Reitschülern, und das waren zum Teil wirklich noch kleine Kinder). Der Besi hat Pferde, die ihm nicht gehorcht haben (aus gutem Grund), schonmal nach dem reiten in der Halle angebunden, wenn sie scharrten oder zappelten, wurden sie mit Pylonen beworfen... die Atmosphäre in dem Stall war regelrecht giftig. Nach kurzer Zeit war mein Pferd so huschig, dass ich beim rausgehen Angst haben musste, er springt mir wegen Kleinigkeiten auf den Schoß, und das obwohl ihn sonst so leicht nichts schockt.

Jetzt hat der Hof neue Besitzer. Klassisch-Reiter, die selber Unterricht geben. Sie fassen die Pferde auch nicht nur mit Samthandschuhen an, aber der Umgang ist einfach fair, nachträgliche Bestrafungen und ähnlichen Blödsinn gibt es nicht. Die Haltung ist nach wie vor die gleiche, gefüttert wird aber jetzt 4 Mal, statt 2 Mal am Tag. Und der Unterschied ist echt spürbar, mein Pferd ist total relaxt.
:aquarium2:
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Riff
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Re: Reaktion auf spannig gearbeitete Pferde

Beitrag von Riff »

Ich kann nicht ganz zustimmen, dass es immer an Haltung liegt. Die, die bei uns standen hatten ja von der Haltung her dieselben Voraussetzungen. Auch die vom Nachbarstall sind über 10 Std. oder 24 Std. draußen- mit Heu, auf einer riesigen Koppel (fast 2km lang).

Also, so ganz liegt es nicht immer damit zusammen- ABER, es stimmt natürlich, dass es bei dem Großteil ein Grund ist.

Dass mein Pferd bei solchen Spannungsarbeitern auf mich reagiert (weil ich es nicht sehen kann und gereizt bin), stimmt. Allerdings fiel mir z.B. beim Longieren gar nicht auf, dass das Pferd (welches ich nicht kannte), das auf den Platz kam spannig war. Ich schaute gar nicht groß hin und war auf meien Arbeit konzentriert. Ich wunderte mich nur über mein Pferd, das immer mal wieder gestreßt wirkte. Bis ich gegen Ende der anderen mal zusah. Da verstand ich es.

Ein anderes Mal war ich mit einem Pferd im Gelände, das jahrelang nur mit Schlaufis oder Thiedemann geritten wurde. Ich kenne das Pferd nur so. Für mich war es also normal. Meinen hatte ich da recht neu und der reagierte auf die feste Muskelatur so stark, dass ich nach 400m abspringen mußte! Er zapplete auf der Stelle, wir landeten fast im graben, er spielte sich total auf. Kaum war ich unten, war er die Ruhe selbst. Ich führte ein Stück zurück und ließ das andere Pferd alleine weiterziehen. Stieg wieder auf und er lief, als wäre nie was gewesen. Total entspannt.
Später kam ich dann darauf, dass er sich wohl irgendwie gereizt von dem anderen fühlte (der ein echt nettes Pferd ist, nur eben leider total verspannt). Es lag nicht an mir. Ich war mit meinem anderen Pferd schon zig mal mit dem Wallach im Gelände, war ihn also gewohnt.
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jella
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Re: Reaktion auf spannig gearbeitete Pferde

Beitrag von jella »

Riff, ich lese mir jetzt nicht alle Beiträge durch, von daher, wenn es zu Überschneidungen kommt, sei mir verziehen;
Ich weiß, was du meinst ... Auch ich erlebe das täglich! Wenn ich mit meiner Stute zusammen mit anderen FN-Reitern bin, die extrem ambitioniert sind, dann passiert folgendes; Sie zieht den Rücken kurz! Jedes Geräusch, das das andere Pferd verursacht, sei es Pumpen oder aber unrundes Laufen, führt dazu, dass sie den Rücken anspannt. Ich merke das, weil sie den Kopf an die Brust zieht, ohne dass ich irgendwas mit meiner Hand gemacht habe. Sie bekommt Angst! Ich verlasse dann den Platz. Ich kann mit vielen ganz ungestört arbeiten, aber nicht mit allen. Mittlerweile kenne ich die Menschen/Pferdpaare, die uns nicht guttun. Kann sein, dass ich dann unsere Reiteinheit nach 5 Minuten beende. Für mich ist das nicht schlimm. Es gibt andere Tage, an denen ich uns diesen Streß nicht antun muß.
Meine Stute läuft schon los, wenn andere Pferde mit der Gerte touchiert werden. Sie kennt das nicht. Bei uns ist das ein Streicheln auf der Kruppe. Diese Geräusche von den Gerten machen sie total wuschig. Ich höre auf, streichel ihren Hals und sage ihr, dass sie das von mir nie erwarten braucht.
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Sheitana
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Re: Reaktion auf spannig gearbeitete Pferde

Beitrag von Sheitana »

Ich hatte da gestern ein ähnliches Erlebnis und musste an den Thread hier denken...

Gestern Abend war die eine Bereiterin bei uns im Stall, die den Shire oder Clydesdale oder was es ist reitet. Also ein ziemlich großes Pferd für unseren kleinen 15x30 Platz. Normal meide ich den Platz, wenn jemand mit diesem Pferd drauf ist, aber ich wollte reiten und wenn die Bereiterin da ist muss ich zumindest keine Angst haben, dass das Pferd auf einen los geht.
Meine Jungstute ist zugegeben in ziemlich heiler Welt aufgewachsen was das angeht, Pferde die Stress beim Reiten haben kennt sie tatsächlich einfach nicht.

Normal hat keiner von uns Probleme mit anderen Reitern/Pferden auf dem Platz. Gestern war es anders und da kamen zwei Dinge zusammen. Zum Einen war ich total angespannt. Die Bereiterin hatte nämlich nichts besseres zu tun, als ständig mit der Besi des Pferdes zu quatschen und dabei wahlweise auf dem Hufschlag rumzustehen oder völlig sinnfrei auf Volten zu kreiseln und dabei dem Pferd den Kopf auf die Brust zu ziehen und beständig mit den Sporen zu klappern (und dabei was davon zu erzählen sie müsse mal mehr mit Stimme reiten, das Pferd wäre grell aufs Bein :augenroll:). Bei unserer Größe vom Platz dann noch normal reiten zu wollen wenn einer jenseits aller Bahnregeln rumkreiselt mit einem so großen Pferd ist quasi unmöglich :-z
Sprich, ich war angespannt --> mein Pferd folglich auch.
Darüber hinaus ist mir aber noch etwas aufgefallen: Abby hat total die Körpersprache von dem Pferd nicht verstanden. Also verstanden schon, aber überhaupt nicht, warum er so ist. Er hat nämlich die ganze Zeit die Ohren angelegt und wütend mit dem Schweif geschlagen. Abby dachte wirklich, der greift sie bei jeder Gelegenheit an und hatte richtig Schiss vor ihm zwischenzeitlich... Also selbst wenn ich mich soweit runterfahren konnte, dass ich einigermaßen entspannt war und auch mein Pferd anfing zu entspannen war das jedesmal wieder dahin, wenn wir in seine Nähe kamen. Das hörte erst auf, als die Bereiterin dann fertig war und ruhig stand, dann konnte ich zumindest wieder einigermaßen dran vorbei reiten.
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Re: Reaktion auf spannig gearbeitete Pferde

Beitrag von DamiP »

Ich hab gerade den Thread gefunden und will auch etwas loswerden.

Wir haben seit Anfang des Monats 2 neue Pferde am Stall. Die 2 sind ihre eigene kleine Herde für sich, Dami und die 2 Neuen kennen sich nur durchs Sehen auf der Stallgasse. Nun bin ich gezwungen immer Dienstags mit dem Fjordpony und dessen RB in der Halle zu reiten bei schlechtem Wetter. Meine hasst eigentlich Fjordis und alles was nach gelbem Pferd aussieht. Beim ersten Test Anfang Oktober war alles soweit ruhig. Ich war fast fertig mit der Arbeit und das Pony bewegte sich ausschließlich im Schritt. Diese Woche ritt die ambitionierte RB nun aber straff los mit dem Pony. Da das Mädel gern mal mit dem Sporen in Dauerbeschuss im Pony hängt und er es mit Schweifschlagen quittiert, herrschte absolute Unruhe in der Halle. Anfangs dachte ich Dami wäre nur bisschen guckig, aber nein. Immer wenn er näher kam oder mit dem Schweif schlug zog sie sich zusammen, Kopf mehr oder minder auf die Brust und ich dachte ich würde auf einem Pulverfass sitzen. Erst hab ich es abgetan, aber mir ging dann ein Licht auf. Ich denke auch sie fühlte sich von ihm bedroht oder konnte einfach nicht einschätzen, warum er sich so verhält. Noch dazu quietschte das Pony durch diverses Ledergedöns was auf Ledergedöns rieb und war auch eingesprüht bis oben hin mit Schokoglanzspray. Sprich es roch auch noch eigenartig. Ich werde das Pony mit dieser Reiterin oben auf wohl demnächst meiden.
Auf seine eigene Art zu denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht auf seine eigene Art denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)

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Belgano
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Re: Reaktion auf spannig gearbeitete Pferde

Beitrag von Belgano »

*ironiemodusan* Ich weiß gar nicht was ihr habt. Ist doch super, wenn die Mitreiter in der Halle sich Schlauchgeräuschmachendgrunzend oder Schweifschlagpeitschend akustisch ankündigen, wenn sie von hinten angeritten kommen. Im Gegensatz zu den gefühlvollen Paaren, die sich lautlos dahinschwebend ganz gemein und unhörbar anschleichen. *ironiemodusaus*
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Re: Reaktion auf spannig gearbeitete Pferde

Beitrag von ehem User »

denke nicht unbedingt, dass sie dein pferd bedroht gefühlt hat von dem anderen, eher, dass es den stress übernimmt. alarmbereitschaft ist quasi ansteckend, grade bei herden-fluchttieren.

ich hab das auch schon erlebt. mosh war ja im grunde eher phlegmatisch, das gegenteil von hysterisch oder leicht aus der ruhe zu bringen, aber in einem stall war es nicht möglich, mit ihm in einer 60er halle auf dem unteren zirkel zu arbeiten, wenn auf dem oberen eine der hof-RLs eines ihrer hoch-potential-nachwuchspferde longierte. die hat eine druckwelle verursacht, die einen faktisch aus der halle katapultiert hat...
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Lottehüh
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Re: Reaktion auf spannig gearbeitete Pferde

Beitrag von Lottehüh »

SillyWalks hat geschrieben:denke nicht unbedingt, dass sie dein pferd bedroht gefühlt hat von dem anderen.....
Das denk ich auch. Klappt ja auch zwischen Pferden und anderen Tieren. Beispiel: Lottchen, Hund und ich laufen durch eine Schafherde, Hund ist zwar an der Leine, kann sich aber ein einzelnes „Wuff“ nicht verkneifen. Alle Schafe direkt vor uns rennen weg – Lottchen schaut und will mit. Nicht, weil sie Angst vor dem Wuff unseres Hundes hat, sondern weil sie dachte „Wenn die Schafe rennen, dann hab ich vielleicht was überhört und sollte mich auch mal sputen“.

So denke ich das auch mit den Pferden untereinander – wenn eines den mega Stress hat, dann spürt das andere Pferd das und ist natürlich auch angespannt. Wenn neben Dir in der Straßenbahn einer sein Kind derb anmacht, lässt dich das auch nicht kalt.
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