Einfluss von Pferden auf die Persönlichkeitsentwicklung

Moderator: Stjern

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.Anni.
Schulpferd
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Einfluss von Pferden auf die Persönlichkeitsentwicklung

Beitrag von .Anni. »

Hallo an alle,

ich habe drei Wochen Zeit, um mich für meinen Niederländisch Unterricht in der Schule mit irgendeinem Thema zu beschäftigen. Ich habe mich entschieden, dass es sich thematisch um Pferde drehen soll und um es für Nicht-Pferdemenschen interessant zu machen, möchte ich den Aspekt der Persönlichkeitsentwicklung mit einbringen.
Das Problem ist: bis jetzt kann ich nur von meinen eigenen Erfahrungen berichten.

Deshalb interessiert es mich, welche Erfahrungen ihr gemacht habt:
Wie hat der Umgang mit Pferden eure Persönlichkeit, euer Verhalten, Denken und Fühlen beeinflusst?
Haben die Pferde euch Fähigkeiten beigebracht, die generell im Leben oder im Umgang mit Menschen hilfreich sind?
Liebe Grüße, Anni

Zwei Mädchen wollen auf Reisen gehen, um EURE Wege zur Freundschaft mit dem Pferd zu erfahren.
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Schattenstern
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Re: Einfluss von Pferden auf die Persönlichkeitsentwicklung

Beitrag von Schattenstern »

Mein Pferd hat mein ganzes Leben umgekrempelt.
Vor Allem hat er mir beigebracht auf mich selbst zu hören und Grenzen anzunehmen.
Und das ändert schon so einiges in der Persönlichkeit. Mehr Freunde hab ich dadurch nicht gefunden aber mir geht es besser.

Und durch die Pferde lerne ich authentischer zu sein und konkreter in meinen Aussagen.

Das mal so als Kurzform ;)
Schimmelchen
Remonte
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Re: Einfluss von Pferden auf die Persönlichkeitsentwicklung

Beitrag von Schimmelchen »

Als ich mein erstes Pferd kennen lernte (in einem Schulbetrieb) ging es mir psychisch sehr schlecht. Ich hatte gerade eine unschöne Trennung hinter mir und war depressiv. Der Kontakt zu den Pferden allgemein und der zu meinem Schimmelchen im Besonderen hat mich aus dem tiefen Loch herausgeholt. Er hatte irgendwas an sich, das mich tief berührt hatte. Er war gänzlich ungeeignet für den Schulbetrieb, hatte definitiv Angst vor Menschen und ging lahm. Daher sollte er einige Zeit später ausgemustert werden. Zur Krönung des Ganzen biss und schlug er auch noch. Ich beschloss, ihm zu helfen, so wie er mir geholfen hatte und habe ihn übernommen. Er wurde mein absolutes Herzenspferd/mein Seelenverwandter.

Ich bin durch die Pferde in meinem Leben definitiv ein glücklicherer Mensch geworden. Ich bin gelassener, ausgeglichener, verständnisvoller, nehme viele Dinge nicht mehr so wichtig, habe mehr Durchhaltevermögen als früher, mehr Selbstbewusstsein; bin alles in allem stärker geworden.

Ich habe auch gelernt, Ängste zu überwinden (habe mich nach einem schweren Sturz lange nicht mehr aufs Pferd getraut) und wieder mehr Vertrauen in andere zu haben. Ich höre auch mehr auf mein Bauchgefühl als früher; bin nicht mehr so Verstand gesteuert.

Ich bin abee sicherlich kein netterer Mensch als früher. Wenn ich z.B. jemanden nicht mag, darf er das auch wissen. Ich verstelle mich nicht mehr. Ich habe auch weniger Hemmungen, jemanden meine Meinung zu sagen. Ich bin auch egoistischer und in wichtigen Dingen weniger kompromissbereit.
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lungomare
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Re: Einfluss von Pferden auf die Persönlichkeitsentwicklung

Beitrag von lungomare »

Bei mir haben sie alles verändert... Disziplin und Verantwortung gefördert (bin mit 18 aus der Stadt aufs kaff gezogen,weil ich ein Zimmer am hof bekommen konnte und hab ab da mitgeholfen,mittlerweile im Sommer fast alleinverantwortlich auch für die einstaller), morgens vor der uni noch schnell misten etc. Durchs clickern hab ich angefangen,vielmehr aufs positive und auf erste Ansätze in die richtige Richtung zu achten...auch bei zweibeinern. Vorher war ich absoluter fehlergucker und hab immer das haar in de suppe gesucht,war nur unzufrieden (ich hab immer tagebuch geschrieben, seit ich zwölf war...mit 19,20 ändert sich da massiv die sichtweise weg von "alles doof" hin zu " das war top,da kann man drauf aufbauen"...ok,vllt auch nur ende der Pubertät?

Und bei mir ist noch ein ganz wichtiger Punkt,dass ich ja meinen Lebensunterhalt mit Pferden verdiene und dadurch quasi notgedrungen mit deren besitzern in Kontakt komme. So entstehen bisweilen Freundschaften,Bekanntschaften oder einfach mal ausnahmsweise sehr "intime" Momente,weil ich halt zufällig grad da bin,wenn in deren leben eine Veränderung stattfand. Für mich,die ich freiwillig nicht auf andere Menschen zugehe,ist das eine wahnsinns-bereicherung, wie ich in letzter Zeit immer wieder feststelle :-)
Choose being kind over being right and you'll be right most of the times.
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wiassi
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Re: Einfluss von Pferden auf die Persönlichkeitsentwicklung

Beitrag von wiassi »

Pferde reflektieren dich ungeschminkt. Durch sie habe ich viel über meine Körpersprache gelernt, was es heißt eindeutig zu sein in Sprache und Körpersprache und auch in Anweisungen. "komm-geh weg" führte bei einer Einstellerin und meinem Pferd zu eine gewissen Aufdringlichkeit, denn komm kannte er, geh weg nicht. Hier war ihr das widersinnige der Anweisung nicht bewußt, für sie war das komm ein Bestärkungswort. Für mich war die Situation Auslöser mich mehr mit dem Thema zu beschäftigen. Inzwischen beobachte ich gerne das Verhalten von Pferd und Mensch und beschäftige mich mit den Statusspielen die da stattfinden. Macht übrigens nicht nur bei Pferden Spaß, sondern auch die langweiligste Besprechung interessant. Denn soo unterschiedlich ist das Verhalten nicht, das "Wer bewegt wen" spielen Menschen genau so wie Pferde und die Hierchiekabbeleien finden hier wie dort statt. Der Umgang mit den Pferden über das Reiten hinaus, insbesondere durch natural horsemanship, aber auch durch das intensivere und längere Zusammensein mit den Pferden am Haus hat mir vieles aufgezeigt, was mir früher nicht bewußt war. Allein die unterschiedlichen Pferdepersönlichkeiten unserer drei mit ihren ganz unterschiedlichen Ansprüchen wie sie lernen wollen und können hat ganz neue Blickwinkel eröffnet und diese wiederum helfen mir im Beruf beim Anleiten junger Kollegen. Anzeichen von Überforderung rechtzeitig erkennen, nicht genutzte Potentiale, Refektion von Führung.. all das zeigen einem die Pferde, wenn man sich die Zeit nimmt, ihnen zuzusehen, sie respektiert und ihnen zuhört.
Einem Tier zu helfen, verändert nicht die ganze Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses Tier.

http://www.reitschwein.de
Rennfisch
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Re: Einfluss von Pferden auf die Persönlichkeitsentwicklung

Beitrag von Rennfisch »

Die erste Lektion, die ich von meinem Pferd gelernt hab, war, dass ich doch nicht vollkommen nutzlos bin :nix: Mittlerweile kann ich von mir sagen, dass ich viel gelassener geworden bin, mir mehr zutraue, mehr Biss habe. Ich nehm eigene Fehler und Niederlagen nicht mehr so tragisch- das liegt aber auch viel dran, dass ich eine Vorgesetzte hab, die mir klar sagt, was nicht passt, ohne einen Vorwurf draus zu machen. Und ich gehe mit anderen Tieren anders um, was bei der Arbeit im Zoo nicht ganz von Nachteil ist ;)
:aquarium2:
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Biggi
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Re: Einfluss von Pferden auf die Persönlichkeitsentwicklung

Beitrag von Biggi »

Meine Pferde haben mir ganz klar gesagt, dass ich mich körpersprachlich undeutlich, widersprüchlich und unsicher ausdrücke. Durch die Pferde ist mir das bewußt geworden. Oft "sage" ich etwas, aber mit meiner Körpersprache "meine" ich es nicht. Im Umgang mit meinen Mitmenschen hilft es mir auch, mich klarer ausdrücken.

Unser junger Isländer hat mich Gedult gelehrt. Immer wenn ich schneller wollte, als er konnte, lief alles schief. Inzwischen warte ich mit Gelassenheit ab, was er anbietet und bei meinen Kindern kann ich das jetzt auch viel besser. :mrgreen:

Über das Clickern habe ich erfahren, wie groß die Kraft der positiven Verstärkung ist. Und in vielen Gesprächen mit meinen Kindern kam ans Licht, wie wenig positive Verstärkung sie (und wahrscheinlich die meisten Menschen) in ihrem (Schul)Leben erfahren. Wir würden uns alle viel mehr positive Verstärkung im Leben wünschen.

Durch das Clickern habe ich auch erfahren, wie kleinschrittig man eine Lektion zerlegen kann und oft auch muss, damit man sie vermitteln kann. Das hat meinen Blick geschärft.

Durch das Reiten auf meinem jungen Pferd lerne ich gerade viel über mich selbst und mein Verhältniss zum Loslassen und zum Kontrollieren.
Viele Grüße

Birgit

Reiten ist ganz einfach: Du sitzt drauf und brauchst fast nichts zu machen! :-D Das Probelm: Du darfst auch fast nichts machen! :mrgreen:

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.Anni.
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Re: Einfluss von Pferden auf die Persönlichkeitsentwicklung

Beitrag von .Anni. »

Ich danke euch allen für eure Antworten! :)
Schattenstern hat geschrieben:Mein Pferd hat mein ganzes Leben umgekrempelt.
Vor Allem hat er mir beigebracht auf mich selbst zu hören und Grenzen anzunehmen.
Und das ändert schon so einiges in der Persönlichkeit. Mehr Freunde hab ich dadurch nicht gefunden aber mir geht es besser.
Gerade den Aspekt auf sich selbst zu hören finde ich sehr interessant, schließlich ist diese Fähigkeit bei so vielen Dingen im Leben wichtig: Was will ich eigentlich erreichen? Was habe ich wirklich gern, was nicht? Was tue ich gern, weil ich es will und was tue ich nur, weil ich es muss? Ich habe erlebt, dass ich erst schmerzlich eine Freundin verlieren musste, bevor ich in mich hineingehorcht und mich gefragt habe, weshalb ich mich so und nicht anders verhalten habe. Bevor ich das getan habe, musste ich lange Zeit Schuldgefühle mit mir herumtragen. Also, wie kann man von den Pferden lernen auf sich selbst zu hören, (bevor es zu spät ist)? Wie können sie uns helfen mit uns selbst ins Reine zu kommen?

Magst du noch ausführen wie dein Pferd dir das beigebracht hat?

Schimmelin, die Geschichte mit deinem Pferd und wie ihr euch gegenseitig geholfen habt, finde ich sehr schön.
Schimmelin hat geschrieben:Ich bin abee sicherlich kein netterer Mensch als früher.
Gerade frage ich mich, ob ich durch die Pferde ein netterer Mensch geworden bin? Ich habe das Glück, dass ich eine recht gesunde Portion von Egoismus von Haus aus mitbringe, in dem Sinne, dass ich es nicht nur allen recht zu machen versuche, vor allem dann nicht mehr, wenn ich selbst nicht in der notwendigen Verfassung bin. Trotzdem ist es eines meiner persönlichen Ziele ein umgänglicher Mensch zu werden, also eine gelassene, ausgeglichene Person zu werden. Gleichzeitig möchte ich es anderen auch so leicht wie möglich machen, sich mir gegenüber ebenso zu verhalten, indem ich sie z.B. nicht provoziere. Dabei habe ich durch die Pferde sehr sehr große Fortschritte machen können, denn im Umgang mit den Pferden wollte ich schon immer, dass es so harmonisch abläuft wie möglich. Alle sollen sich in der Situation wohlfühlen.
Das ging mir besonders mit meinen Geschwistern nicht immer so. Auf irgendeine Art war die gegenseitige Provokation hier weniger schlimm für mich. Doch bald schon übertrug ich den Wunsch nach Harmonie auch auf das Beisammensein mit meinen jüngeren Geschwistern.
Diese Harmonie zu bewahren funktioniert für mich am besten, wenn ich selbst negative Gedanken vermeide und nicht negativ über das Verhalten der anderen urteile. Wie auch hier schon erwähnt wurde, war das Clickertraining dabei sehr hilfreich. Vor allem das Wissen darüber wie Lernen funktioniert, haben mir weitergeholfen, da ich Erlebnisse unter diesen Aspekten betrachten konnte. Dadurch dass ich einige Pferdemenschen kennengelernt habe, die das Urteilen nahezu völlig aus ihrem Umgang mit Pferden gestrichen haben, wurde ich immer mehr in diese Richtung inspiriert, denn hier sah ich die Art von Beisammensein, die ich mir wünschte.
Indem ich mit dem Verhaltensursachen der Pferde beschäftigte, wurde mir immer mehr bewusst, dass es keinerlei Grund gibt darüber zu urteilen ob es richtig oder falsch ist - denn es ist einfach nur. Mein Umgang mit Pferden entwickelte sich immer weiter in eine Richtung, in der die Notwendigkeit dieser Urteile auch gar nicht mehr bestand. Jedes Verhalten des Pferdes war berechtigt und stand meist merklich mit meinem Verhalten im Zusammenhang. Es gab nur noch Grund an mir zu arbeiten.
Und so kam ich zu dem Schluss, dass ich mich selbst anders verhalten musste, wenn ich von anderen - ob Pferd oder Mensch - ein anderes Verhalten erfahren wollte.

Wenn meine Geschwister heute mal wieder am Esstisch sitzen und alle durcheinander reden und Diskussionen über Belanglosigkeiten geführt werden, dann bin ich manchmal immer noch sehr genervt. Aber immer öfter kann ich auch über dieses Chaos schmunzeln in dem Wissen, dass ich ein interessanteres Gespräch beginnen kann, wenn mir danach ist. Dafür ist nichts zuletzt der Umgang mit und das Lernen über die Pferde schuld.
lungomare hat geschrieben:Durchs clickern hab ich angefangen,vielmehr aufs positive und auf erste Ansätze in die richtige Richtung zu achten...auch bei zweibeinern. Vorher war ich absoluter fehlergucker und hab immer das haar in de suppe gesucht,war nur unzufrieden (ich hab immer tagebuch geschrieben, seit ich zwölf war...mit 19,20 ändert sich da massiv die sichtweise weg von "alles doof" hin zu " das war top,da kann man drauf aufbauen"
Das habe ich auch erlebt - allein das Wissen darüber, dass es so etwas wie positive Bestärkung gibt, hat meine Sichtweise enorm verändert.
wiassi hat geschrieben:Allein die unterschiedlichen Pferdepersönlichkeiten unserer drei mit ihren ganz unterschiedlichen Ansprüchen wie sie lernen wollen und können hat ganz neue Blickwinkel eröffnet und diese wiederum helfen mir im Beruf beim Anleiten junger Kollegen.
Kannst du vielleicht noch ein bisschen näher erklären, wie sich die Ansprüche deiner Pferde gezeigt haben und wie du darauf eingegangen bist? Ich finde es immer interessant, wenn eine Person mehrere Pferdepersönlichkeiten zur gleichen Zeit erlebt und davon erzählt, weil das oft so schön zeigt wie individuell sie sind und das man seinen Umgang mit Pferden fast für jedes Pferd ein bisschen abändern muss.
Rennfisch hat geschrieben:Mittlerweile kann ich von mir sagen, dass ich viel gelassener geworden bin, mir mehr zutraue, mehr Biss habe. Ich nehm eigene Fehler und Niederlagen nicht mehr so tragisch
Es wäre toll, wenn du auch noch erläutern könntest, wie dein Pferd dich dahingehend beeinflusst hat?
Biggi hat geschrieben:Über das Clickern habe ich erfahren, wie groß die Kraft der positiven Verstärkung ist. Und in vielen Gesprächen mit meinen Kindern kam ans Licht, wie wenig positive Verstärkung sie (und wahrscheinlich die meisten Menschen) in ihrem (Schul)Leben erfahren. Wir würden uns alle viel mehr positive Verstärkung im Leben wünschen.
Wie motiviert könnten Schüler sein, wenn sie konsequent positiv bestärkt würden? Ein Thema, mit dem ich auch immer wieder konfrontiert werde. Erst wenn der Schüler schon jede Menge Leistung erbracht hat, bekommt er die Belohnung durch die Benotung. Das viele schon weit vorher die Motivation verlieren und die Belohnung dann ganz ausbleibt, ist doch eigentlich klar. Aber auch hier gibt es positive Beispiele, die man nicht vergessen darf.

Was ich aber daraus auch lerne, ist selber positive Bestärkung zu geben, ganz egal, ob mir jemand in der Bahn Platz gemacht hat, damit ich aussteigen kann, ob meine Schwester gerade ihre Hausaufgaben erledigt, auf die sie eigentlich keine Lust hat oder ob jemand einfach auf irgendeine Art nett zu mir war. Es kostet so wenig jemandem ein ehrliches Lächeln und ein "Danke" zu schenken oder auch einfach nur ein bisschen gute Laune und Freundlichkeit auszustrahlen und es kann anderen ein gutes Gefühl geben.

Ich würde mich über weitere Antworten sehr freuen :)
Liebe Grüße, Anni

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wiassi
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Re: Einfluss von Pferden auf die Persönlichkeitsentwicklung

Beitrag von wiassi »

Unsere drei sind grundverschiedene Persönlichkeiten. Da ist mein VA Shaman, 16, seid 15 Jahren bei mir. wir sind sehr vertraut miteinander. Ich weiß genau, wann er sich langweilt und er weiß, das er Vorschläge machen darf, etwa wenn er lieber ins Gelände möchte als auf den Platz. Dann guckt er beim Vorbeireiten den Weg Richtung Draußen und verlagert minimal sein Gewicht dahin - würde aber immer pflichtbewußt nachgeben wenn ich einfach weiter reiten. Ihn motiviere ich mit Spielkram, unseren Zirkussachen und viel Körperkontakt, denn er liebt das geputzt und gekrault werden. Ganz anders unser junger VA Elmi, 9, und seid 5Jahren bei uns. Er ist das Pferd von meinem Mann und profitierte davon, dass ich schon viel mehr von Pferdeerziehung und Pferdedenkweise wußte als er kam. Wo Shaman und ich uns vieles gemeinsam erarbeitet haben, wie richtiges longieren, war er der Nutznießer und wurde damit in der Ausführung viel feiner und leichter. In der Freiarbeit ist er unübertroffen. Da zeigt sich seine ganze Sensibilität, die den idealen Gegenpol in meinem feinfühligen GG gefunden hat. Dafür ist er aber gleichzeitig auch gehandikapt durch frühes und ruppiges Einreiten in Polen für die Rennbahn. Das hat ihn geprägt, während die beiden anderen ankommen, wenn wir mit Halfter kommen geht er lieber. Er genießt das Putzen auch sehr selten und erträgt es mehr. Es hat mich vier Jahre gekostet, bis ich ihn so weit hatte, dass auch er mal kam, nicht für ein Bonbon, sondern trotz gerade frisch weitergestecktem Gras um mit mir zu turnen. Er lernt langsam unser Elmi, erst mit vielen Wiederholungen wird er sicher, wenn Shaman schon zu Tode gelangweilt wäre und sich ein Alternativprogramm überlegt. *huchschreck*. Elmi macht dicht, er verspannt sich angesichts neuer Herausforderungen so sehr, dass die Maulspalte ganz kurz wird und er nicht mehr in der Lage ist, ein Leckerlie zu kauen. Dann hilft nur Pause, hinhocken, ihm die Zeit geben, die er braucht bis er mit Kopf senken und endlich kauen signalisiert, dass er wieder da ist. Jetzt habe ich diese Situationen kaum noch, weil ich die Übungen besser an sein Lerntempo angleichen kann und ihn nicht überfordere. Jetzt weiß ich, das es für ihn wichtig ist, zwischendurch bekanntes zu zeigen und dafür Lob zu kassieren, wenn Shaman an dieser Stelle lieber eine neue Herausforderung hätte. Das zu verstehen hat gedauert bei mir.

Wieder ganz anders ist Tengill. Als den Menschen eher nicht ganz so zugeneigt, langsam lernend und stoisch geschildert kam er als ehemaliges Kinderreitschulpferd zu uns als reitbares Beistellpferd. Mein Mann und er haben sich auf anhieb geliebt. Unter dem etwas büffeligen langsam reagierenden Äußeren verbirgt sich ein hoch intelligentes, sehr waches Pferd, was gleichzeitig hochsensibel ist. Er ist Herdenboss und hat uns durch seine Art die Herde zu führen viel viel über Pferdebeeinflussung gezeigt. Wie es angehen kann, dass drei hungrige Pferde zum Futtern gerufen werden, alle drei lossprinten, die beiden Araber dem Isi natürlich haushoch überlegen... und trotzdem kommt Herr Isi gemütlich als erster an. Wie er mit "Führung von unten" das ganze Register braves Pony zieht, um mich morgens zu überreden, mit auf die Weide zu kommen weil er "die Herde" gerne beisammen hat. Wie er mit minimalen Signalen die beiden Arabies zu lenken versteht.
Er kommt auch an und will was tun. Für ihn ist jedes Wegschicken eine Strafe und so hat er denn Sinn des Laufen lassen in der Bahn zunächst nicht begriffen und war für uns unverständlich danach seehr zurückhaltend. Wir lassen die drei gern zur Bewegung in der Abteilung gesittet laufen in allen drei Gangarten und mit Handwechsel. Während die Arabies dieses als Aufgabe ansahen, war das Wegschicken für Tengi unverständlich, er wollte doch bei uns sein und mit uns was machen! Inzwischen kennen wir uns besser und daher klappt es jetzt. Und er weiß, dass er bald in die Mitte gerufen wird zur Belohnung. Er braucht seine Streicheleinheiten für die Seele genauso, wie er gerne ein Leckerlie mitnimmt. Er dankt das mehr an Freiheit und Möglichkeiten mit einem zurückgegebenen mehr an Arbeitsfreude und Lebenslust.
Einem Tier zu helfen, verändert nicht die ganze Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses Tier.

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Biggi
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Re: Einfluss von Pferden auf die Persönlichkeitsentwicklung

Beitrag von Biggi »

Och wie schön, Wiassi! Das liest sich so toll. :sigh:
Viele Grüße

Birgit

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