Wie experimentierfreudig seid ihr?

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Heupferdchen
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Re: Wie experimentierfreudig seid ihr?

Beitrag von Heupferdchen »

plüschtiger hat geschrieben: Sa 18. Feb 2017, 23:25 Ich kann verstehen, woher manche Regeln kommen.
Wenn man z.B. regelmäßig mit Pferden zu tun hat(te), die sich systematisch losreißen, einen umrennen, o.ä., stellt man schon fest, dass es Führpositionen gibt, die sinnvoller und 'sicherer' (für alle Beteiligten) sind als andere.
:-n
Die Führposition zwischen Kopf und Schulter hat ganz klar ihre Vorteile. Im Anfängerunterricht würde ich auch erst mal diese Position lehren - ohne längere Monologe, dass man das auch anders machen kann, und mir diese Info für später aufheben.

Ein Mongolenpony befördert das Menschlein, das auf seiner Hüfthöhe mitläuft, ganz fix kickenderweise in den Dreck. Auch bei etlichen Stuten lebt man an dieser Position gefährlich. So lange ich noch nicht einschätzen kann, wie mein Pferd reagiert, bin ich weiter vorn deutlich sicherer. Und muss das nicht mit 'try and error' rausfinden, weil das etliche vor mir schon getan haben.
Mia77

Re: Wie experimentierfreudig seid ihr?

Beitrag von Mia77 »

Ich glaube, dass man immer dann, wenn man längerfristig mit gemeinsam arbeitet, dazu neigt, steife Regelungen und Handlungsanweisungen schleifen zu lassen / fallen zu lassen.
Wenn ich ein Pferd nicht kenne, halte ich mich generell zunächst eher im vorderen Bereich auf und führe auch so, dass ich das Pferd gut beobachten kann und schnell verhältnismäßig schnell und ggf. nachdrücklich einwirken kann. Je länger ich das Pferd kenne und je mehr Vertrauen ich in unsere Beziehung habe und darauf, dass ich aus verschiedensten Positionen Einfluss nehmen kann, umso eher gebe ich diese Führposition auch mal auf.
Ich bin generell in der Art und Weise experimentierfreudig, dass ich nicht nach dem Muster: man führt mit Trense mit der rechten Hand und von rechts, hat dabei einen Finger zwischen den Zügeln und die Zügelschlaufe in der linken Hand. Das mache ich auch bei mir unbekannten Pferden nicht. Ich nehme da auch nicht bewusst eine Führposition, wie sie Trainer XY vorgibt ein, sondern ich nehme eine Führposition ein, die bei mir eigentlich grundsätzlich ganz gut funktioniert. Nämlich irgendwo zwischen Kopf und Schulter. Ich beobachte das Pferd/Pony und an Hand der Reaktionen behalte ich die Führposition erst mal bei oder gebe sie auch recht zügig auf. Ich mag es anfangs nicht, wenn das Pferd komplett hinter mir läuft (das mag ich eh nicht gerne, weil ich mir ungern den Hals verdrehe, aber Blickkontakt grundsätzlich für ein wichtiges Kommunikationsinstrument halte...), aber ich will auch nicht zu weit hinten stehen, weil die Einflussmöglichkeiten dann meiner Erfahrung nach geringer sind.
Gerade anfangs teste ich auch schon mal, ob und auf welche Signale Anhalten und Rückwärts funktioniert. Das hat sich bisschen als Routine eingespielt.
Ansonsten lebe ich eigentlich nach dem Motto: erlaubt ist, was funktioniert :frech:
Wobei ich es einschränke: habe ich ein Tier (möchte das ganz explizit nicht auf Pferd/ Pony beschränken, für mich gilt gleiches bei Hund (Katze - lässt sich eh nicht erziehen, zumindest meine Tiger waren bislang immer weitgehend erziehungsresistent :whistle: ), mit dem auch andere umgehen sollen, dann ist ein gewisses gleichförmiges Handeln sinnvoll, weil das Tier dann zumindest annähernd ähnlich angesprochen wird.
Mir ist es mal so ergangen, dass ich ein nach PNH trainiertes Pferd im Urlaub der eigentlichen Besitzer longieren sollte, das hat quasi nicht funktioniert, der hat meine Signale halt so umgesetzt, wie er es erlernt hat. Ich wollte aber anderes. Tja, Sender- und Empfänger sollten halt zusammen passen.

Was ich halt auch merke, ich meine Walinka hätte schon mal was in der Art geschrieben: insbesondere meine Ciara schiebt mir gerne ihren Hintern zum Kratzen entgegen. Besucher haben da schon mal abwehrend / ängstlich reagiert, ein anderes Pferd mit ähnlichem Verhalten hätte das ggf. als Drohung eingesetzt. Ich weiß nun, dass sie nur gekratzt werden möchte, aber ich würde generell ebenso bei mir fremden Tieren skeptisch reagieren.

Alle Individualität ist toll und ich lege da viel Wert drauf, aber es macht das Zusammenleben gerade für andere mitunter auch schwieriger!
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Sheitana
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Re: Wie experimentierfreudig seid ihr?

Beitrag von Sheitana »

Mia77 hat geschrieben: Mo 20. Feb 2017, 14:37

Was ich halt auch merke, ich meine Walinka hätte schon mal was in der Art geschrieben: insbesondere meine Ciara schiebt mir gerne ihren Hintern zum Kratzen entgegen. Besucher haben da schon mal abwehrend / ängstlich reagiert, ein anderes Pferd mit ähnlichem Verhalten hätte das ggf. als Drohung eingesetzt. Ich weiß nun, dass sie nur gekratzt werden möchte, aber ich würde generell ebenso bei mir fremden Tieren skeptisch reagieren.

Alle Individualität ist toll und ich lege da viel Wert drauf, aber es macht das Zusammenleben gerade für andere mitunter auch schwieriger!
Das mit dem Hintern gekratzt bekommen machen lustigerweise alle Pferde, die bei uns aufgewachsen sind *gg*

Letztens war ich amüsiert. Die Pferde bekommen ihr Futter immer in Umhängeeimern. Und letztens, als der SB mal nicht da war, hat seine Vertretung gefüttert. Irgendwann "haute" ihr ein Pferd etwas Hartes in den Rücken und sie dachte direkt "oh Gott, die kloppen sich jetzt und ich stehe dazwischen". Es war aber nur eins unserer Pferde, welches den Eimer leer hatte und ihn brav abgeben wollte. Und da das Mädel nicht reagiert hat, hat es "ganz normal" kurz mit dem Eimer gestuppst. Und war wohl völlig erstaunt, dass sie sich so erschrocken hat.

Okay, passte jetzt nicht 100% zum Thema, ich musste nur sehr drüber lachen.... :lol: Ist eine typische Eigenheit unserer Pferde, womit wir auch kein Problem haben, was aber eben manchmal zu Verständigungsschwierigkeiten führt.
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