Ich glaube, dass man immer dann, wenn man längerfristig mit gemeinsam arbeitet, dazu neigt, steife Regelungen und Handlungsanweisungen schleifen zu lassen / fallen zu lassen.
Wenn ich ein Pferd nicht kenne, halte ich mich generell zunächst eher im vorderen Bereich auf und führe auch so, dass ich das Pferd gut beobachten kann und schnell verhältnismäßig schnell und ggf. nachdrücklich einwirken kann. Je länger ich das Pferd kenne und je mehr Vertrauen ich in unsere Beziehung habe und darauf, dass ich aus verschiedensten Positionen Einfluss nehmen kann, umso eher gebe ich diese Führposition auch mal auf.
Ich bin generell in der Art und Weise experimentierfreudig, dass ich nicht nach dem Muster: man führt mit Trense mit der rechten Hand und von rechts, hat dabei einen Finger zwischen den Zügeln und die Zügelschlaufe in der linken Hand. Das mache ich auch bei mir unbekannten Pferden nicht. Ich nehme da auch nicht bewusst eine Führposition, wie sie Trainer XY vorgibt ein, sondern ich nehme eine Führposition ein, die bei mir eigentlich grundsätzlich ganz gut funktioniert. Nämlich irgendwo zwischen Kopf und Schulter. Ich beobachte das Pferd/Pony und an Hand der Reaktionen behalte ich die Führposition erst mal bei oder gebe sie auch recht zügig auf. Ich mag es anfangs nicht, wenn das Pferd komplett hinter mir läuft (das mag ich eh nicht gerne, weil ich mir ungern den Hals verdrehe, aber Blickkontakt grundsätzlich für ein wichtiges Kommunikationsinstrument halte...), aber ich will auch nicht zu weit hinten stehen, weil die Einflussmöglichkeiten dann meiner Erfahrung nach geringer sind.
Gerade anfangs teste ich auch schon mal, ob und auf welche Signale Anhalten und Rückwärts funktioniert. Das hat sich bisschen als Routine eingespielt.
Ansonsten lebe ich eigentlich nach dem Motto: erlaubt ist, was funktioniert
Wobei ich es einschränke: habe ich ein Tier (möchte das ganz explizit nicht auf Pferd/ Pony beschränken, für mich gilt gleiches bei Hund (Katze - lässt sich eh nicht erziehen, zumindest meine Tiger waren bislang immer weitgehend erziehungsresistent
), mit dem auch andere umgehen sollen, dann ist ein gewisses gleichförmiges Handeln sinnvoll, weil das Tier dann zumindest annähernd ähnlich angesprochen wird.
Mir ist es mal so ergangen, dass ich ein nach PNH trainiertes Pferd im Urlaub der eigentlichen Besitzer longieren sollte, das hat quasi nicht funktioniert, der hat meine Signale halt so umgesetzt, wie er es erlernt hat. Ich wollte aber anderes. Tja, Sender- und Empfänger sollten halt zusammen passen.
Was ich halt auch merke, ich meine Walinka hätte schon mal was in der Art geschrieben: insbesondere meine Ciara schiebt mir gerne ihren Hintern zum Kratzen entgegen. Besucher haben da schon mal abwehrend / ängstlich reagiert, ein anderes Pferd mit ähnlichem Verhalten hätte das ggf. als Drohung eingesetzt. Ich weiß nun, dass sie nur gekratzt werden möchte, aber ich würde generell ebenso bei mir fremden Tieren skeptisch reagieren.
Alle Individualität ist toll und ich lege da viel Wert drauf, aber es macht das Zusammenleben gerade für andere mitunter auch schwieriger!