ab wann in Rente schicken?

Moderator: A.Z.

ehem User

ab wann in Rente schicken?

Beitrag von ehem User »

Hallo, ihr Lieben,
ich stehe vor der schwierigen Entscheidung, mein Pferd in Rente zu schicken oder nicht. :-e
Letztes Jahr waren wir beide schwer rückenkrank, ich habe mich inzwischen erholt, er auch, dachte ich.
Nun kommt immer eins zum anderen, grade kurieren wir eine Entzündung des Unterstützungsbandes der tiefen Beugesehe aus, die Ostheopatin kommt ca. 1x im Monat, wir sind zusammen gestürzt, er stolpert mal mehr mal weniger, hat eine ziemliche Vorbiegigkeit und all das ist noch kein Grund, ihn in Rente zu schicken, außer vielleicht meinem Bauchgefühl, das mir sagt: er will nicht mehr geritten werden.
Er geht ungern vorwärts, fängt regelmäßig an zu knirschen nach 20 Minuten Arbeit bei Reiten, trotz LG-Zaum. Im Gelände ist es ok, aber dadurch, dass er gerne mal stolpert, fühle ich mich nicht mehr besonders sicher. :(

Meine Reitlehrerin, die ihn auch reitet, findet es noch zu früh. Mein Bauchgefühl sagt mir was anderes. Seit ich ihn habe (ca. 10 Jahre), war seine Gesundheit immer ein wenig problematisch, er hatte allein 3 Fesselträgerschäden in dieser Zeit und wohl auch davor. Seit 5 Jahren ist das jetzt nicht mehr aufgetreten.

Ich habe einfach das Gefühl, dass ich alles für ihn getan habe, was in meiner Möglichkeit steht, und ich kenne das Gefühl, wenn er losgelassen und locker läuft, mit mir obendrauf. Aber diese Momente sind leider extrem selten, veileicht mag er einfach nicht mehr?

Und wäre es da nicht pferdegerechter, ihm einen Platz zu suchen, auf einer großen Rentnerkoppel, wo er einfach nur Pferd sein kann? Im Moment wohnt er in einer Paddock-Box, im Rhein-Main-Gebiet gibt es selten Winterkoppeln, im Sommer ist er draußen, ansonsten haben wir eine Führanlage, die wir täglich nutzen, aber es ist einfach nicht dasselbe.

Hat hier jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?
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november
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Re: ab wann in Rente schicken?

Beitrag von november »

Wie alt ist denn dein Pferd? Nur interessehalber, es hat ja wenig damit zu tun, ob es nun Zeit für die Rente ist oder nicht.

Und wie ist dein Pferd generell drauf, mag er arbeiten und sich mit Menschen beschäftigen oder ist er in Pferdegesellschaft auch ohne eine "Aufgabe" und Förderung glücklich.

Mein Oldie z.B. ist seit ca. 6 Jahren in "Rente", das heißt, ich reite ihn nicht mehr. Er hat Schale und es geht ihm damit nicht so gut, dass man ihn mit zusätzlichem Gewicht belasten könnte.
Allerdings ist seine Rente sehr aktiv. Wir gehen spazieren, so weit es eben geht (am Anfang noch so 2-3 Stunden, jetzt vielleicht mal 20 min), clickern, machen Bodenarbeit, Quatschkram etc. Ohne das wäre er nicht glücklich. Gar nichts tun liegt ihm nicht, er fordert seine Arbeitseinheiten vehement ein und sit so motiviert, dass es schon anstrengend sein kann. ;)
Ich kannte auch andere alte Pferde, die als reine Koppelpferde nicht froh gewesen wären.

Du kannst ja sicher beurteilen, was für ein Typ Pferd deiner ist und dann finde ich es schon richtig, mit dem Bauch zu entscheiden. Vielleicht wäre ja auch ein Kompromiss, bzw. eine "schleichende Rente" bei euch sinnvoll. Damit meine ich, erstmal nur das reiten sein zu lassen und es durch Spaziergänge, Bodenarbeit, Zirkuslektionen (es gibt da auch genug für körperlich eingeschränkte Pferde), vielleicht auch Langzügelarbeit oder gymnastizierende Arbeit an der hand.... zu ersetzen. Das ist abwechslungsreicher als "nur" Führanlage und fordert das pferd auch.
Aber wie gesagt, es hängt natürlich davon ab, woran das Pferd Spaß hat.
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ehem User

Re: ab wann in Rente schicken?

Beitrag von ehem User »

Meine persönliche Meinung ist, dass es den meisten Pferden körperlich und geistig gut tut, nicht komplett abgestellt zu werden.
Da du nur vom Reiten schreibst - machst du auch noch andere Dinge mit ihm?
Was ist mit Handarbeit, Spaziergängen und leichten Tricks (Zirkuslektionen nur vorbehaltlich seiner gesundheitlichen Eignung für die jeweilige Lektion)?
ehem User

Re: ab wann in Rente schicken?

Beitrag von ehem User »

november hat geschrieben: Allerdings ist seine Rente sehr aktiv. Wir gehen spazieren, so weit es eben geht (am Anfang noch so 2-3 Stunden, jetzt vielleicht mal 20 min), clickern, machen Bodenarbeit, Quatschkram etc. Ohne das wäre er nicht glücklich. Gar nichts tun liegt ihm nicht, er fordert seine Arbeitseinheiten vehement ein und sit so motiviert, dass es schon anstrengend sein kann. ;)
Das ist wahrscheinlich wieder Definitionssache - das wäre für mich nicht Rente.
Unter Rente verstehe ich tatsächlich, ein Pferd komplett auf die Koppel zu stellen. :-)
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november
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Re: ab wann in Rente schicken?

Beitrag von november »

Stimmt, das ist Definitionssache. Für mich ist Domino schon in Rente, weil er nicht mehr geritten wird und auch sonst keine "ernsthafte" Arbeit macht. ;)
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Re: ab wann in Rente schicken?

Beitrag von ehem User »

Ich habe auch so einen halben Rentner ... er ist dreißig und für Ruhestand absolut noch nicht zu haben :lol: . Gerade habe ich wieder angefangen, mit ihm ein bisschen zu reiten (nach Unfallpause meinerseits), und stelle fest, dass ihm das ganz viel bedeutet. Er ist total aufgeblüht und sein Selbstbewusstsein stieg innerhalb weniger Tage auf Hochwasser - total schön! Jetzt versuche ich, die goldene Mitte zu finden ... so viel reiten, wie ihm nicht schadet, weil da schon einige Zipperlein mit im Gepäck sind. Und sonst mache ich es wie november.
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foxy48
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Re: ab wann in Rente schicken?

Beitrag von foxy48 »

Kommt wirklich auf das Pferd an.

Mein Pferd habe ich über lange Zeit versucht, mit Longenkurs, Therapien usw. nach Huferehe und diversen anderen Geschichten wieder aufzubauen, um ihn auch wieder mehr reiten zu können. Aber ich habe gemerkt, dass ihm das alles nicht wirklich Spaß machte. Er hat als gut erzogenes Pferd mitgemacht, aber Motivation, Spaß und Begeisterung sieht definitiv anders aus. Er ist jetzt 27 und seit etwa 3 Jahren zufrieden in Vollrente.
cabrito
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Re: ab wann in Rente schicken?

Beitrag von cabrito »

Ich kann mich da nur anschließen! Meine alte Dame wird jetzt 29 und inzwischen haben wir ein gutes System miteinander entwickelt, wie sie mir klarmachen kann, ob sie etwas (Reiten, Bodenarbeit etc.) machen möchte oder nicht. Wenn ich zu ihr komme und sie ist "hooooochgradig" mit ihrem Futter beschäftigt und hat so gar keine Zeit für mich-dann hat sie an dem Tag frei. Blubbert sie mich an, läßt ihr Futter stehen und kommt zur Tür, damit ich die mitnehmen kann, dann mag sie was tun. So kommen wir mal auf 4-5 Arbeitstage pro Woche, und mal ist es vllt. nur einer. Diese Abmachung hat sich in den letzten Monaten bewährt. Aber gar nichts machen-das ist nichts für sie!
LG cabrito
ehem User

Re: ab wann in Rente schicken?

Beitrag von ehem User »

Vielen Dank für eure Antworten!
Also, mein Pferd ist 19, also noch relativ jung, wenn ich mich hier so durchlese....
Wenn ich nicht reite, longiere ich nach dem LK, und in letzter Zeit habe ich das Intervalltraining nach Geitner dazugenommen.
Mein Gefühl sagt mir einfach, dass er sich schwertut beim Reiten, letztes Jahr habe ich eine Szinti machen lassen, das Ergebnisbild war ganz schön bunt.. :shock:

Nach monatelangem Longieren, Behandlung und dann wieder vom Sattel aus arbeiten hatten wir im Sommer einige wirklich gute Phasen, die haben allerdings nicht angehalten. Er war, bevor er zu mir kam, schon einmal ein Jahr auf der Koppel und dort hat er sich offensichtlich sehr wohl gefühlt.

Vielleicht gefällt es ihm Tag und Nacht draußen besser als von mir longiert und spazierengeführt zu werden?
Könnte er sprechen, vieles wäre einfacher.....

Liebe Grüße
ehem User

Re: ab wann in Rente schicken?

Beitrag von ehem User »

die meisten Pferde, die immer eine Bezugsperson hatten (DIch) und dann in eine "Rentnerband" weggestellt werden, die soweit weg ist, dass keine tägliche Bespaßung mehr möglich ist, leiden eine Weile oder auch länger. Das hängt ganz vom Typ ab. Kannst Du ihm nicht in der Nähe einen adäquaten Platz besorgen, wo Du auch noch mehrmals die Woche hinkannst um die mit ihm zu beschäftigen? Solange bis er dir zu verstehen gibt, dass er keine Menschen mehr braucht? Es ist eine ziemliche Umstellung von einer Paddockbox in eine Herde. Alte Pferde, die nicht in der Herde gelebt haben tun sich damit oft sehr schwer.

So wie Du seinen Gesundheitszustand beschreibst ist er meiner Meinung nach ein Kandidat für "nicht mehr Reiten".
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