ab wann in Rente schicken?

Moderator: A.Z.

Stjern
Einhorn
Beiträge: 5049
Registriert: Di 15. Mai 2012, 11:18

Re: ab wann in Rente schicken?

Beitrag von Stjern »

Hm, triffst Du da gerade Unterscheidungen in der Haltung? Also Boxenhaltung = Reiten und 24hFreilauf = Rente? Ich frage nach, weil ich das gerade nicht so auseinandergefummelt bekomme.
Vielleicht wäre ein schöner Offenstall mit Reitmöglichkeiten (Platz, Halle, Gelände) für Dich eine super Kombination. Dann kannst Du zu der von Cabrito beschriebenen Variante kommen und auch besser ausloten, ob Reiten noch eine Option ist, oder eben nicht mehr.
bine_mn
Schulpferd
Beiträge: 681
Registriert: Di 22. Mai 2012, 09:00

Re: ab wann in Rente schicken?

Beitrag von bine_mn »

Hi.
Die Haltungsform zu ändern von Paddockbox auf Offenstall würde ich jetzt auch nicht unbedingt als Maßnahme ansehen, die dann die Bespaßung des Pferdes komplett ausschließt. Oft sieht man bei Pferden, die so einen Haltungswechsel machen, dass sie anfangs das neue Leben voll ausschöpfen. Ich kann Dir aber sagen, dass diese Phase auch vorbei geht und wenn der Offenstall-/Weide-Alltag einkehrt, ist dieser Lebensraum zwar größer als ne Box, aber auch oft nur noch langweilig. Meine leben seit knapp 10 Jahren im Herdenverband im Offenstall+Weide und trotzdem mache ich tägl. noch was mit denen. Auch meine 27jährige Stute ist tägl. mit dabei. Wir gehen ausreiten (98% Schritt) oder sie läuft als Handpferd oder wir gehen spazieren. Manchmal auch nur Putzen und Grasen gehen oder paar Kunststücke. Im Sommer gibt es auch viele Tage, da reicht Ihnen die Weide. Da sagen sie nur mal Hallo, holen sich ihr Mineral ab und verschwinden wieder. Ist für mich dann auch o.k. Aber gerade im Winter, wo es weniger Weide gibt und mehr Paddock, stehen sie doch viel rum und wollen dann unbedingt vom Hof und ne Runde drehen. Je nach Fitness-Zustand dann eben als Spaziergang oder Ritt. Das mache ich Tagesform-abhängig.

Gruß Sabine
ehem User

Re: ab wann in Rente schicken?

Beitrag von ehem User »

Stjern hat geschrieben:Hm, triffst Du da gerade Unterscheidungen in der Haltung? Also Boxenhaltung = Reiten und 24hFreilauf = Rente?
Nein, so meine ich es nicht. Unsere Paddocks sind schon ganz schön, aber es sind eben Paddocks und keine Weiden. Wenn er aber dann täglich in der Führanlage ist UND geritten/longiert etc. wird, dann ist es für mich was anderes, als ein Pferd, dass nicht mehr geritten wird, in der gleichen Haltung zu belassen.

Meine Reitlehrerin, die ihn auch reitet, findet es viel zu früh und meinte, ich solle ihm doch den Sommer noch geben, schaun, wie er sich entwickelt und dann entscheiden. Ich habe mir viele Ställe angeschaut in meiner Umgebung und auch ein bisschen weiter weg, natürlich gibt es größere Paddocks, Offenstallhaltung und auch Winterweiden, die sich dann in Schlammfelder verwandeln nix für ein sehen-vorgeschädigtes Pferd. Alles hat seine Vor- und Nachteile. Entweder der Hallenboden ist eine Katastrophe oder der Besitzer ein Choleriker oder die Stallgemeinschaft hat was von Germanys next top model, :shock: oder oder oder....

In unserem Stall fühle ich mich rundum wohl, die Stallgemeinschaft ist gut, es gibt wenig Gezicke, und da ich fast nur morgens da bin, kriege ich davon sowieso nichts mit. Die Reitbedingungen sind super, es fehlt ein Winterpaddock. Ich bin dort seit 5 Jahren und freue mich immer, wenn ich in die Hofeinfahrt einbiege.

Und Sabine, woran machst du z.B. fest, ob ein Pferd sich wohl fühlt auf der Koppel oder nicht? Evolutionär betrachtet, ist das doch eigentlich das Natürlichste überhaupt für ein Pferd. Dachte ich. Ok, mein Hund ist auch ein Hund und kein Wolf, der würde alleine im Wald hoffnungslos zugrunde gehen, aber große Wiesen und eine Herde, die passt???

Schade, dass mir keiner die Entscheidung abnehmen kann...... :? Aber vielen Dank für eure Geduld und Ratschläge....

Viele Grüße
Benutzeravatar
A.Z.
Zentaur
Beiträge: 38262
Registriert: Di 15. Mai 2012, 10:43

Re: ab wann in Rente schicken?

Beitrag von A.Z. »

Chemka hat geschrieben:Und Sabine, woran machst du z.B. fest, ob ein Pferd sich wohl fühlt auf der Koppel oder nicht? Evolutionär betrachtet, ist das doch eigentlich das Natürlichste überhaupt für ein Pferd.
Das ist das Problem. Evolutionär gesehen sind die heutigen rechteckigen Weiden, wo den Pferden das Grünzeug ins Maul wächst, eine totlangweilige Angelegenheit.
Das Leben wilder Pferde besteht aus viel mehr, als den Kopf ins Gras zu stecken und vor sich hin zu fressen.

Diesen Winter musste bei uns am Hof ein älterer Pferdeherr gehen, bei dem war ungefähr ein knappes Jahr vor diesem Zeitpunkt der Punkt erreicht, an dem die Besitzerin deutlich merkte, der Ofen ist aus.
Der war immer fix unterwegs und mit einem Mal ging er mit einer "Muss das jetzt sein"-Ausstrahlung durch die Gegend ...
Von da wars dann halt nicht mehr weit, dass ihm das Leben selber zur Last wurde.


Ob dein Pferd an diesem "Lass mich jetzt bloß in Ruhe"-Punkt ist, kannst nur feststellen.

Mein Ü20er ist es nicht und ich bin mir sicher, würde ich ihn auf so ne Weide in ne Herde stellen, der würde zugrunde gehen, weil er sich abgestellt fühlt.
Viele Grüße Angela

Oh Großer Geist, hilf mir, nie über einen anderen Menschen zu urteilen, bevor ich nicht zwei Wochen lang in seinen Mokassins gelaufen bin. (Lachender Fuchs, Sioux-Häuptling)

In memoriam
Traber(bilder)geschichten
ehem User

Re: ab wann in Rente schicken?

Beitrag von ehem User »

Nein, so weit ist er noch lange nicht.
Ich glaube, ich muss noch mal intensiv nachdenken.
Im Moment darf er wegen der Entzündung nicht aus seiner Box, auch nicht auf's Paddock und das fällt ihm sehr schwer, er freut sich wie verrückt, wenn ich komme und sein Bein kühle.

Allerdings war er schon mal ein Jahr auf einer ziemlich großen Weide, und da hatte er keine Probleme, aber das ist auch schon ein paar Jahre her.....und genau weiß ich natürlich nicht! Jeder interpretiert das anders, was sein Pferd ihm grade sagen möchte...
Abendsonne

Re: ab wann in Rente schicken?

Beitrag von Abendsonne »

Wenns nach der Definition will das Pferd lieber was mit dem Menschen machen oder die Rente, dann würde ich meine noch als fit bezeichnende fast 25-jährige als komplettes Rentnerpferd betrachten müssen.

Sie ist von den Menschen in ihrer Turnierzeit sehr enttäuscht und von ihnen ausgelutscht worden und genießt nun, möchte ich sagen, ihr Leben in meiner Obhut.
Dabei geht sie sporadisch bis manchmal regelmäßig an den Wochenenden mit mir ins Gelände und 1x die Woche spazieren, so oft wie es meine Arbeitswelt zulässt.
Wenn ich sie auf der Koppel besuche, kommt sie als letzte her. Die andren beiden Stuten kommen immer gleich her um ihr Leckerlie einzufordern. Nach skeptischen Blicken lässt sie es sich aber dann doch eingehen, dass sie mit mir mitgeht. Ich gucke schon, dass ich ihr beim Aufhalftern auf der Koppel eine Belohnung zusteck und dann beim Ankommen im Stall vom Weg zur Koppel rein auch nochmal einen motivierenden Apfel zustecke. Unterwegs im Gelände hat es sich auch bewährt, ihr des öfteren einen Grashalm abknappern zu lassen.

Ihr seht, recht supi freut sie sich nicht auf Bespaßung. Aber ist sie mal im Gelände unterwegs, ist sie aufgeweckt und macht auch alles mit. Von daher wenn ich auf das gehen würde, müsste ich sie schon vor 5 Jahren in Rente geschickt haben.

Chemka, wenn er knirscht und Unwohlsein beim Reiten zeigt und viel stolpert, ist das eine große Gefahr für euch. Aber dennoch musst du ihn nicht gleich in Rente schicken, ich würde mal viel spazieren gehen mit ihm und Bodensachen machen. Und evtl. wird sein Bein wieder besser und ihr könnt später nochmal den Einen oder Andren Geländeritt machen.
Benutzeravatar
cartujano
Fohlen
Beiträge: 8
Registriert: So 1. Jun 2014, 20:12
Wohnort: Berlin

Re: ab wann in Rente schicken?

Beitrag von cartujano »

Hallöchen

"gar nichts tun" ist doch auch für den menschlichen Rentner nicht wirklich förderlich/angebracht. Ich glaube zwar nicht unbedingt, dass ein Pferd den Menschen braucht (wobei das auch verschieden sein mag) aber rein für die Gesunderhaltung finde ich es wichtig dem Pferd eine gewisse Gymnastik i.F. von Bodenarbeit, Langzügel, Geistesaufgaben zukommen zu lassen. Ob das Pferd das nun besonders mag/will/fordert oder nicht würde ich glatt als zweitrangig betrachten...

Das muss aber klar abgegrenzt werden vom Reiten und stark belasten. Hier glaube ich schon, dass es nicht schaden kann früher damit aufzuhören.

VG Nora
Benutzeravatar
GilianCo
Pegasus
Beiträge: 12876
Registriert: So 17. Mär 2013, 10:36

Re: ab wann in Rente schicken?

Beitrag von GilianCo »

plüschtiger hat geschrieben:Meine persönliche Meinung ist, dass es den meisten Pferden körperlich und geistig gut tut, nicht komplett abgestellt zu werden.
Da du nur vom Reiten schreibst - machst du auch noch andere Dinge mit ihm?
Was ist mit Handarbeit, Spaziergängen und leichten Tricks (Zirkuslektionen nur vorbehaltlich seiner gesundheitlichen Eignung für die jeweilige Lektion)?
Das würde ich erst einmal uneingeschränkt unterschreiben. Ich bin bei meinem Pferd auch sicher, das der nur deswegen noch so fit aussieht, trotz seiner vielen gesundheitlichen Probleme (Rücken, drei FT Schäden, Hufrollenprobleme, Prolbeme am Gleichbein, Hufgelenksarthrose, ....) immer noch fast täglich was tut. Reiten tu ich auch eher wenig, merke auch, wenn Reiten grad mal nicht das ist, was ihm gut tut. Arbeiten tut er dennoch, daher mittlerweile sehr viel am Langzügel. Es gibt Zeiten, da merke ich dann nach vier Wochen oder noch länger, das ich schon so lange nicht mehr geritten bin. Schlimm finde ich das nicht, und das Pferd fühlt sich mit dieser Arbeit total wohl.

Für mich klingt es so, als würde ich mal vieles testen, was ihm Spaß bringen könnte, was aber nicht direkt "reiten" ist. Mein Pferd macht am Langzügel mittlerweile komplett das gleiche wie unter dem Sattel - wobei meist beim Langzügel die Trab- und Galoppreprisen nicht so lang ausfallen wie beim reiten. DAS liegt aber dann eher an mir, als an meinem Pferd *lach*
Antworten