Pferd einschläfern

Moderator: A.Z.

Abendsonne

Pferd einschläfern

Beitrag von Abendsonne »

Hallo. Nach fast 12 Jahren muss ich nächste Woche meine Stute, fast 27 Jahre alt, einschläfern lassen.
Soll, muss, kann man da dabei sein, ich weiß noch nicht, ob ich dabei sein werde. Wenn sie hinfällt, das kann ich, glaube ich, nicht sehen.

Sie hat jetzt starke Schmerzen, zieht den Bauch hoch, legt sich früh hin und man siehts ihr an. Der Tierarzt hat sie sich gestern nochmal angeschaut.
Das Fell geht an den Beinen auch nicht weg, ein Zeichen, das der ganze Pferdekörper extrem gestresst ist. Letzten Samstag hat sie noch nicht so ausgesehen. Aber jetzt ist es Zeit.

Wer hat Erfahrung mit ZTS, zentraler Tierkörper-Beseitigung? Wenn sie aufgelegt wird, möchte ich nicht dabei zusehen.
Ist ne harte Entscheidung, aber ein richtiger Pferdefreund lässt sein Pferd nicht leiden. Ich hatte ne schöne Zeit mit ihr und hab freizeittechnisch viel erreicht und ein gelassenes Pferd aus ihr gemacht und aus mir einen besseren Pferdemenschen. Sie hat mir meinen Horizont geöffnet und dafür bin ich ihr sehr, sehr dankbar.
Bester Lehrmeister! Seelentröster, Flucht in die Ruhe und Anker in stürmischen Zeiten.

Die nächste Woche wird verdammt hart. Montag muss ich einen Termin für ZTS vereinbaren und beim TA für die Spritze. Meine Schwester wird mich fahren. Selber, glaub ich, bin ich dazu nicht in der Lage.
War gestern schon ein Schock. Aber irgendwie habe ich es gewusst. Und jetzt gesehen.

Wie seid ihr damit umgegangen?
jella
Pegasus
Beiträge: 14833
Registriert: Mo 28. Mai 2012, 09:04

Re: Pferd einschläfern

Beitrag von jella »

Puh ... das ist schlimm!!! Kann mir vorstellen, wie es Dir geht! Glaube es zumindest.
Ich habe es nicht als plötzliches hinfallen wahrgenommen, sondern als langsames einsacken. Zum Glück nicht mein Pferd. Ich weiß, dass ich die letzten Minuten bei meinem Pferd sein möchte. MÖchte, dass er seinen vertrauten Menschen bis zur letzten Minute wahrnimmt. Aber das muss und soll jeder für sich selber entscheiden.
Beim Abtransport hingegen würde ich nicht dabei sein wollen. Ich hab das schon so manches Mal gesehen u. ich weiß, das brauche ich definitiv nicht. Kann das nicht über euren Stallbetreiber veranlasst werden?
Der TA kann dir da auf jeden FAll einen Rat geben. Der kennt sich damit aus.

Ich wünsche Dir Kraft für die nächste Zeit, aber Hut ab, dass du deinem Pferd den friedlichen Weg ermöglichst. Das ist die einzige Gnade, die wir ihnen zukommen lassen können!
Benutzeravatar
kolyma
Lehrpferd
Beiträge: 2625
Registriert: Fr 7. Sep 2012, 23:13
Wohnort: Baden-Württemberg

Re: Pferd einschläfern

Beitrag von kolyma »

Würde dir auch raten, nicht beim Abtransport dabei zu sein. Ich habe das auch schon öfters gesehen und es ist definitv nicht das, was man in der Phase der Trauer sehen sollte.

Ansonsten ist es auch nicht so, dass die Pferde umfallen wie ein Baum sondern je nach dem eher zusammen sacken oder - wenn vorher eine leichtere Sedation gegeben wurde - sich auch hinlegen.
Wichtig ist halt absolute Ruhe. Keine vielen Menschen, keine Hunde, kein Kindergeschrei. Die Pferde merken schon, dass sie jetzt sehr wehrlos sind und möchten sich lieber zurück ziehen. Letztes Jahr wurde bei uns eine alte Stute eingeschläfert, sie hat sich einen Platz (wurde voher mit Beruhigungsmittel behandelt und vorsediert) weit weg von den Menschen gesucht - denke das ist einfach ein Instinkt um sich zu schützen. In der Natur gehen sie ja auch von der Herde weg. Sie hat sich dann abgelegt und dann wurde (es war eine Braunüle gelegt) das Narkosemittel gespitzt. Der Rest ging in sehr, sehr schnell und verlief ganz ruhig.

Dann wurde die Stute, bis die ZTS kam, mit Decken abgedeckt.

Hoffe für euch auch so einen friedlichen, letzten Gang.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


"Besser wenig und das Wenige gut."Egon v. Neindorff

leidenschaftliche Pferdefotografie: https://www.facebook.com/melanie.viereckel.photography
Lisa-Marie

Re: Pferd einschläfern

Beitrag von Lisa-Marie »

Bei meinem alten RB-Wallach (29 Jahre) war es auch -hm - fast irgendwie schön. Wir haben ihn hinter den Stall geführt (da hatte er die Braunüle schon gelegt bekommen, das ist in der Box gewesen), bei Bäumen und Wiesen (naja, und halt dort, wo der Transporter später gut hinkonnte), dann standen wir zu zweit an seinem Kopf, weil die TÄ gemeint hat, dass Pferde vielleicht seitlich wegkippen, damit niemand gefährdet wird.
Dann gab es (ohne Vorsedierung) das überdosierte Narkosemittel und er ist einfach zusammengesunken. Das war nicht schlimm anzuschauen, er ist einfach "weich" geworden und auf den Boden gegangen.
Wir haben ihn dann (vom Mann der Besitzerin und einer Helferin, nicht wir beide) mit einer Plane abdecken lassen und es war die Stallbesitzerin am nächsten Tag für den Abtransport da.
Beim Abtransport würde ich auch auf keinen Fall dabei sein wollen, diese Bilder braucht man wirklich nicht mehr. Das darf gerne jemand machen, der innerlich bessere Distanz wahren kann.

Aber bei Rasti war alles ruhig und friedlich, für ihn war es an der Zeit (er hatte eine nicht in Griff zu bekommende Venenentzündung), ich hatte vorher noch per TK nachfragen und ihn vorbereiten lassen, aber da war er schon "mit einem Huf in der anderen Dimension"...
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und vor allem Trost für die nächste Zeit! Fühl Dich umarmt und begleitet! Sie bleibt ja IMMER in Deinem Herzen und in Verbindung mit Dir!
Benutzeravatar
Berry
Sportpferd
Beiträge: 1433
Registriert: Di 15. Mai 2012, 17:01
Wohnort: Oberpfalz

Re: Pferd einschläfern

Beitrag von Berry »

Bei meinen Ponys war es auch sehr friedlich. Berry stand und ist dann auch zusammengesunken, da war das Medikament noch nicht mal ganz drin. Und Max lag sowieso schon, der hat nur noch mal gestöhnt und das wars.
Ich würde darauf achten, mit welchem Mittel der TA einschläfert. T61 geht nur mit Narkose vorher, sonst erstickt das Pferd qualvoll. Besser finde ich eine Überdosis Narkosemittel, früher hieß das Eutha, jetzt irgendwie anders.
Der Abtransport hat mir überhaupt nichts ausgemacht. Das waren nicht mehr "meine Pferde", da waren nur noch die Hüllen, das war mir dann echt egal. Aber man muss nicht dabei sein, es reicht sogar, wenn man dem Transporteur sagt, wo das Pferd liegt, die holen es dann alleine.
Zuletzt geändert von Berry am Sa 2. Apr 2016, 18:43, insgesamt 2-mal geändert.
Ursprünglich eigenen Sinn lass dir nicht rauben! Woran die Menge glaubt, ist leicht zu glauben.
Wolfgang von Goethe aus: Zahme Xenien
Benutzeravatar
tara
Einhorn
Beiträge: 8673
Registriert: Di 15. Mai 2012, 11:44

Re: Pferd einschläfern

Beitrag von tara »

Ich wollte auf keinen Fall den Abtransport organisieren und ggf. sogar dabei sein müssen. Daher habe ich meinen Senior in die Tierklinik meines Vertrauens gebracht, wo auch unser betreuender TA arbeitet. Ich blieb beim Pferd, bis es vorbei war, streichelte seine Nase, zog ihm noch das Halfter aus. Dann drehte ich mich um und fuhr nach Hause. Um den Rest kümmerte sich die Klinik.
Liebe Grüße
tara
☮️ 🇺🇦 🇮🇱

Ändere deine Einstellung zu den Menschen, und die Menschen ändern ihre Einstellung zu dir.
Samy Molcho



Let's go Polo
Abendsonne

Re: Pferd einschläfern

Beitrag von Abendsonne »

Der TA hat mir gesagt, es gäbe noch ein Medikament das die Schmerzen genommen werden, es wäre aber nur eine Rauszögerung auf Zeit.
Jetzt steh ich da und seh mein Pferd grasen, humpelt und hat ein Schmerzgesicht... Aber grasend und dann beschleichen mich doch Zweifel, ob ich nicht zu dem Medikament greifen soll.
Dies wird für lange Zeit mein 1. und letztes Pferd sein und ob ich eine RB bekomme, weiß ich noch nicht, bzw. meine Tante hats mir angeboten, das ist noch ihre Tochter auch (Pferd), auf dieser Stute ab und zu reiten zu dürfen...
Beim Schreiben merke ich schon, es darf hier nicht um mich gehen, aber diese Gedanken kommen einfach.
Und sie war immer Sonntags meine Ausflucht, wenn mich zuhause alles nervt...
Benutzeravatar
tara
Einhorn
Beiträge: 8673
Registriert: Di 15. Mai 2012, 11:44

Re: Pferd einschläfern

Beitrag von tara »

:hug:
Liebe Grüße
tara
☮️ 🇺🇦 🇮🇱

Ändere deine Einstellung zu den Menschen, und die Menschen ändern ihre Einstellung zu dir.
Samy Molcho



Let's go Polo
Benutzeravatar
Nelchen
Schulpferd
Beiträge: 1171
Registriert: Fr 22. Jun 2012, 23:57
Wohnort: Bahnsteig 9 3/4

Re: Pferd einschläfern

Beitrag von Nelchen »

Manchmal werde ich gebeten die Tiere zu fragen, ob es ok ist, dass ihr Mensch über Leben und Tod entscheidet.
Meistens ist es für sie ok. Manchmal sagen sie, um ihre Aufgabe hier zu Ende zu bringen, wäre es gut, sie könnten den Tod komplett durchleben, oft können die Menschen dies nicht aushalten. Auch das ist immer ok für sie. Doch alle, die um ihren bevorstehenden Abschied wussten, haben sich gewünscht, dass ihr Mensch sie bis zum letzten Atemzug begleitet. Und je schwerer dies dem Menschen fällt, sie wissen darum, um so ein größeres Geschenk ist es für sie! Aber, wenn man es doch nicht fertig bringt, selbst das verstehen sie.
Ich habe schon ein paar Pferde gehen lassen müssen, das letzte ist noch nicht so lange her. :( Und ich habe mich immer gedrückt, wenn das große Auto kam. Diesmal nicht. Ich wollte, dass sie auch diesen Weg in Würde gehen kann und ich habe alles dafür getan! Ich war selbst über mich erstaunt. Ich hatte davor Angst. Im Nachhinein bin ich froh, das so gemacht zu haben.

Du wirst es am besten wissen, wann dein Pferd nicht mehr will. Wenn du Zweifel hast, werden auch die berechtigt sein.
Und es ist ok, wenn du irgend etwas nicht fertig bringst.
Dieser Weg ist ein schwerer, viel Kraft dafür! :schulter:
LG Katrin

Ein Tänzer scheint nur denen verrückt, die die Musik nicht hören.
Lisa-Marie

Re: Pferd einschläfern

Beitrag von Lisa-Marie »

Ach so - ich dachte, sie bekommt schon ausdosiert Schmerzmittel.
"Mein" Alter hatte damals im Sommer immer wieder (jeden 2.-3. Tag) Schmerzmittel gebraucht und die Venenentzündung und letztlich das Einschläfern war im September. Wir hatten also auch schon ziemlich "Angst" vor dem Winter, da es in der Kälte immer so viel schlimmer wurde.
Dadurch, dass die Entzündung im Bein (hatte einen Elefantenfuß) mit gar nix in Griff zu kriegen war, haben wir es als "Zeichen" gesehen, dass er den Winter wirklich nicht mehr miterleben wollte.
Vielleicht versuchst Du es doch noch? Wenn sie es vom Magen her verträgt und vor allem wieder Lebensqualität bekommt, ist es vielleicht ja doch noch einige Zeit gut??

Ach jee, :schulter2: - viel Kraft und Klarheit wünsche ich Dir!!!!
Antworten