Pferd einschläfern

Moderator: A.Z.

Benutzeravatar
Lottehüh
Sportpferd
Beiträge: 2370
Registriert: Fr 18. Mai 2012, 11:21

Re: Pferd einschläfern

Beitrag von Lottehüh »

Danke Heidemi für Deinen Bericht. Ich würde gerne mehr darüber hören, ob und wie ihr die Herde "teilhaben lasst", und wie das bzw. die andere/n Pferd/e reagieren. Sind die direkt am Geschehen oder abgezäunt / angebunden in Sichtweite?

Wenn ich davon ausgehe, dass sich das Partnerpferd aufregt, ist es dann wirklich besser, ihn zusehen zu lassen, wie man seinen Freund tötet. Eigentlich denke ich ja, damit er es wirklich begreifen kann und weiß, was Sache ist. Aber es ist auch grausam.... Würde mich über Erfahrungen freuen.
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
:schritt:
Benutzeravatar
november
Pegasus
Beiträge: 12866
Registriert: Mi 16. Mai 2012, 09:54

Re: Pferd einschläfern

Beitrag von november »

Als Domino eingeschläfert wurde, habe ich den TA gefragt, ob Maya dabei sein kann. In der Herde einschläfern ging leider nicht, denn die anderen Pferde (außer maya) gehören ja nicht mir und ich konnte nicht erst alle anderen fragen. Außerdem konnte er da, wo wir ihn dann haben gehen lassen, auch liegen bleiben bis zur Abholung (immerhin Fr. bis Mo.).

Der TA fand es nicht sinnvoll, Maya dabei sein zu lassen, riet uns aber ausdrücklich dazu, sie später ihren toten Freund inspizieren zu lassen. Das haben wir auch gemacht und sie war vollkommen unaufgeregt. Beschnupperte ihn kurz und fing dann an, um ihn herum zu grasen.

Ich habe auch 2 Katzen bei mir Zuhause einschläfern lassen und beide Mal waren die jeweiligen Katzenkumpels dabei. Völlig unaufgeregt, fast schon desinteressiert. Ich glaube, für Tiere ist der Übergang wirklich etwas ganz anderes als für uns.

Lottehüh, ich hoffe, du fragst nicht aus aktuellem Anlass? Wie geht es dem Lottchen?

Wenn du davon ausgehst, dass sich das Partnerpferd aufregt, würde ich ihn nicht teilhaben lassen, sondern es so amchen wie wir. Nicht nur wegen dem pferd, sondern auch wegen dir. Du solletst dich in dem moment ganz auf das Pferd konzentrieren können, das geht und dir nicht noch Sorgen um seinen evtl. sich aufregenden Partner machen müssen.
Wenn im Beisein der Kumpels einschläfern würde ich es immer so machen, dass die anderen Pferde 7 das andere Pferd wählen können, ob sie in der Nähe sein wollen oder nicht. Also ein eingezäuntes, nicht zu kleines Areal, in dem sich das andere Pferd frei bewegen kann.
Little by little, one travels far.
Love, Trust and a little Pixiedust
Benutzeravatar
Lottehüh
Sportpferd
Beiträge: 2370
Registriert: Fr 18. Mai 2012, 11:21

Re: Pferd einschläfern

Beitrag von Lottehüh »

Danke Domino.

Es ist nicht akut, aber ich denke, man sollte sich langsam Gedanken machen, wie man es bestmöglich machen würde. Es kommt ja dann eh meist anders als man plant ;-) Lotti hat Probleme mit dem Herz - jetzt gerade ist es ja kalt, da ist es gut, aber wenn's mal wieder so 8-10 Grad hat, wird's schon kritisch, und wenn dann der Sommer wieder kommt.... Sie steht schlecht auf und es liegt keine Blockade vor, es ist also ein Kraft-/Schmerz-Problem. Sie hat Bauchschmerzen, die wir irgendwie gerade nicht in den Griff bekommen. Gibt man Schmerzmittel, damit sie besser aufsteht, geht das wieder zu Lasten des Magens (auch pflanzliche Schmerzmittel). Ein sortieren der Gedanken zu dem Thema scheint mir angebracht. Pablo hängt sehr an Lottchen und ich war bisher der Meinung, dass er unbedingt dabei sein muss, dass er es sonst nicht versteht und völlig durchdreht. Jetzt gerade denke ich um und frage mich, ob er das wirklich mit anschauen muss. Mein Plan war, dass er ein Stück Koppel bekommt nebenan, aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher. Ich denke, Lottchen wird's schon so machen, dass es richtig wird.

Ja, Tiere an sich haben eine andere Wahrnehmung vom Übergang. Pablo mit seinem nervösen Wesen würde ich da aber rausnehmen, ich denke, wenn Lotti "weg" ist, ist für ihn Lotti weg - Punkt - und da ist er zu gestresst, um das so wahrzunehmen wie ich das z.B. auch von meiner Katze und meinen Hunden kenne. Hmmm, vielleicht überrascht er mich auch.
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
:schritt:
Benutzeravatar
Memüsi
Nachwuchspferd
Beiträge: 516
Registriert: Mi 16. Mai 2012, 14:52

Re: Pferd einschläfern

Beitrag von Memüsi »

Als ich meinen vor 2 Jahren eingeschläfert habe durften die anderen 3 zusehen (auch sein bester Freund). Sie waren ca.2 bis 3 Meter entfernt im Paddock und hätten gehen können. Das sein bester Freund nicht vom Zaun weicht war mir klar… aber die anderen beiden haben sich auch dazugestellt. Als er mit Sedierung anfing zu schwanken und wir ihn ablegten hat sein Freund gebrummelt. Nach dem einschläfern habe ich Sie dann so lange zu ihm gelassen bis Sie von alleine zum Heu gingen.

Als der Transporter kam am nächsten Tag war ich froh das ich anwesend war obwohl mir abgeraten wurde. Bei uns musste er angehängt werden und wurde ein Stück auf den Transporter gezogen. Als er bewegt wurde haben die 3 angefangen sich total aufzuregen. Seinen besten Freund habe ich fast nicht von vorne wegbekommen der wäre mir fast durch den Zaun. Hatte dem Fahrer dann gesagt er soll warten bis ich Sie außer Sichtweite eingezäunt habe.
Benutzeravatar
Lottehüh
Sportpferd
Beiträge: 2370
Registriert: Fr 18. Mai 2012, 11:21

Re: Pferd einschläfern

Beitrag von Lottehüh »

Oh, das ist ein guter Hinweis, danke. Klar, das können die Pferde dann nicht verstehen, warum der sich bewegt.

Bei uns wurde im Frühjahr ein Pferd eingeschläfert, da waren die beiden Herdenmitglieder dabei und meine (ist direkt nebenan, nur ein Zaun dazwischen, das Pferd lag schon) sind auch an den Zaun gekommen. Irgendwie als würden sie alle zusammen halten und ihn auf dem letzten Weg begleiten. Das spricht für mich wieder dafür, dass er dabei sein sollte...
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
:schritt:
Benutzeravatar
Keshia
Pegasus
Beiträge: 10877
Registriert: Fr 15. Feb 2013, 10:27
Wohnort: Oberbayern

Re: Pferd einschläfern

Beitrag von Keshia »

Habe mir gerade überlegt, wie Pferde das in der Natur kennen. Wenn sie dabei sind, ist es doch meist ein gewaltsamer Tod. Wenn ich richtig informiert bin, dann separieren sich sterbende Tiere von selbst von der Herde und sterben an einem einsamen Ort, oder?

Mir gefällt die Vorgehensweise gut, das Einschläfern ohne Zuschauer zu machen und die Kumpel dann ggf. hinterher noch schauen zu lassen. Ich weiß nicht, ob Pferde sich verabschieden oder sonst auch suchen, wenn ein Pferd fehlt. Bei meinen Katzen habe ich beobachtet, daß ihnen das hilft, wenn sie das tote Tier nochmal sehen.
Aber uns ist gerade ein Pferd aus der Herde gestorben, der seit 20 Jahren in der Herde lebte. Er war mit zwei anderen fest befreundet. Suchen tut ihn offensichtlich keins der anderen Pferde, generell ist einfach Ruhe, als sei nichts gewesen.
Der späte Wurm entgeht dem Vogel.

"Wenn Du meinst, daß das Abenteuer gefährlich ist, probier's mal mit Routine. Die ist tödlich."
(Paolo Coelho)

Leni Müller sucht das Glück
:animals-cow:


www.pferde-lehren.de

Praktikum CR und TTEAM in der Schweiz
Benutzeravatar
Memüsi
Nachwuchspferd
Beiträge: 516
Registriert: Mi 16. Mai 2012, 14:52

Re: Pferd einschläfern

Beitrag von Memüsi »

Denke das die Pferde das leider zu oft mit ansehen müssen das ihnen Freunde genommen werden egal ob selber der Stall gewechselt wird oder andere Pferde gehen.
Wenn Sie sehen das er rausgeführt wird, eventuell noch mit Hänger weg gebracht suchen Sie auch nicht wenn er nicht wieder kommt. Sie haben ja gesehen das Sie gegangen sind. Trauern tun Sie schon. Je nach Pferd wandern Sie schon mal ein paar Tage am Zaun auf und ab oder sondern sich etwas von der Herde etwas ab oder…..hängt halt auch vom Typ ab wie Sie reagieren und wie eng die Freundschaft war. Meinen beiden haben wirklich alles zusammen gemacht obwohl in einer vierer Herde und ich glaube auch nicht das er ihn in der Natur irgendwo zurückgelassen hätte geschweige denn in zum Sterben von dannen ziehen lassen.
Benutzeravatar
minchen
Jährling
Beiträge: 92
Registriert: So 14. Apr 2013, 19:10
Wohnort: nähe Oldenburg in Niedersachsen
Kontaktdaten:

Re: Pferd einschläfern

Beitrag von minchen »

Ich war bisher bei all unseren Tieren dabei, seit ich ein kleines Kind war. Deshalb ist es für mich zwar jedes Mal wieder traurig, wenn ein Tier von uns gehen muss, aber ich habe keine Angst vor dem Tod und sehe ihn als etwas an, was einfach zum Leben dazu gehört.

Nur bei einem meiner Ponys konnte ich nicht dabei sein, da ich im Urlaub war. Ich komme bis heute nicht damit klar, da ich wusste das es ihr schlecht geht und trotzdem gefahren bin. Ich hatte es irgendwie im Gefühl, dass sie sterben wird. Das macht mir noch sehr zu schaffen und andererseits denke ich mir, dass es aus welchen Gründen auch immer wohl so sein sollte.

Ich habe auch schon zweimal den Abtransport mit angesehen, allerdings waren das nicht meine Pferde. Ich glaube, ich könnte es bei meinen mit ansehen, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das möchte. Das werde ich dann wohl spontan entscheiden, wenn es dann (hoffentlich in sehr weiter Zukunft) soweit ist.

Das eine war ein sehr altes Shetty auf einem Reiterhof, auf welchem ich ein Praktikum gemacht habe. Es war leider in der Box gestorben und mit einem Trecker kam man nicht dran. Dann haben sie ein Shire-Horse fertig gemacht mit einem Kutschgeschirr und der hat dann das Shetty aus dem Stall gezogen. Das sah schon sehr makaber aus, aber es war leider nicht anders möglich.

Das andere Pony war eine alte Haflinger-Stute aus dem Tierschutz, welche zu der Zeit bei uns stand. Sie starb auf einem Paddock, der mit zwei Meter hohem Maschendraht eingezäunt war. Um an sie ran zu kommen, mussten wir den Zaun durchschneiden. Natürlich hatte es vorher wochenlang geregnet, sodass der Trecker, der sie zur Straße gezogen hat, sich fast noch festgefahren hätte. Und in dem Moment, als wir mit dem toten Pony hinterm Trecker an die Straße kommen, fährt natürlich eine Familie mit Kind auf dem Fahrrad vorbei :roll: :oops: Das Kind dachte zum Glück, dass das Pony nur schlafen würde....

Danach haben wir es natürlich mit Planen abgedeckt und in Zukunft würde ich das wohl auch irgendwie anders managen, aber man muss uns zugute halten, dass das erste Mal war, das wir ein totes Pferd "abtransportieren" lassen mussten. :whistle:

@Abendsonne: Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die nächste Zeit! :umaermel: Ich weiß, dass dieser Schritt sehr schwer ist, wahrscheinlich der Schwerste, den man jemals mit einem Tier zusammen gehen kann, aber manchmal ist er leider notwendig, um dem geliebten Gefährten weiteres Leid zu ersparen und einen würdevollen Gang über die Regenbrücke zu ermöglichen. Ich fand es beim Einschläfern unserer Tiere immer irgendwie friedlich....
Benutzeravatar
umamulher
Schulpferd
Beiträge: 737
Registriert: Di 5. Jun 2012, 14:19
Wohnort: 63654

Re: Pferd einschläfern

Beitrag von umamulher »

Bei mir ist es jetzt knappe 3 Monate her, dass ich meine Sparky einschläfern lassen musste. Ich habe Freitags nach reiflicher Überlegung die Entscheidung getroffen und für Montag Morgen einen Termin gemacht. Somit hatten wir noch das WE zum Verabschieden und das war (mit Schmerzmittel) auch vertretbar.
Einschläfern in der Herde oder auf der Koppel war nicht machbar, weil dann der LKW nicht ran gekommen wäre. Wir mussten auf einen Platz unterhalb des Stalles und außer Sichtweite der Pferde. Meine Freundin hat sofort gesagt, dass sie mit ihrer Stute dabei sein wird. Die beiden Mädels standen seit gut 5 Jahren zusammen. Samstag und Sonntag haben wir unsere Pferde auf dem besagten Platz gefüttert um ihnen den angenehm zu machen. Meine Maus hat sich ja immer leicht aufgeregt und ich wollte, dass der Morgen so entspannt wie möglich ablaufen kann.
Montag Früh haben wir unsere Mädels geputzt, Routine so weit als möglich, für das Pferd und auch für mich (ich hatte mich mit Baldrian gedopt, damit ich nicht so viel Unruhe übertrage ;) ) Dann kam noch meine langjährige Freundin dazu, die als unsere Trainerin eine wichtige Rolle in Sparkys Leben gespielt hatte. Als dann die TÄ kam sind wir zum Platz runter gelaufen, wo wir schon die Futtereimer postiert hatten und die Pferde haben ruhig gefressen. In der Zeit konnte die TÄ schon den Zugang legen. Als der Eimer leer war habe ich weiter Karotten gefüttert, da Sparky dann doch etwas nervös wurde. Auf mein Nicken hin hat die TÄ das Mittel gespritzt. Ich hatte mich für eine recht neue Methode entschieden. Das ist ein Mittel das sofort wirkt und ohne, dass man vorher narkotisiert. Es lässt direkt das Herz stehen bleiben und das Pferd ist quasi schon im Fallen tot. So war es auch. Fast ein Sekundentod und meine Maus hat davon so gut wie nichts gemerkt. Ist ziemlich teuer das Zeug, aber das war es mir wert. Die Stute meiner Freundin stand etwa 5 Meter entfernt. Sie ist kurz erschrocken als Sparky umfiel, blieb aber ansonsten ruhig. Wir haben ihr dann noch angeboten zu schnubbern, was sie nur kurz getan hat und dann kam sie zurück in ihren Stall. Dort hat sie noch ein paar Mal gerufen, das lag aber auch daran, dass sie erstmal alleine im Offenstall bleiben musste, weil sich durch widrige Umstände die Gruppe komplett aufgelöst hatte. Sie kam aber gut damit zurecht und nach 14 Tagen kamen 2 neue Stuten dazu. Insgesamt konnten wir keine allzu große Trauer feststellen, aber das ist bestimmt sehr individuell.
Meine Trainerfreundin und ich blieben noch ein paar Minuten bei Sparky und haben sie gestreichelt, dann haben wir sie zugedeckt und ich habe 3 Rosen drüber gelegt. Dann sind wir zurück und ich habe alles weitere den SB überlassen.
Das Procedere war für mich ein würdiger Akt und verlief genauso wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich konnte mich lang genug mit dem Gedanken beschäftigen und wie es wohl sein wird. Für mich war das wichtig, auch dass meine besten Freudinnen dabei waren und auch Sparkys Freundin.
LG Christa

Urteile nie über einen Fremden bevor Du nicht 1000 Schritte in seinen Mokassin getan hast
Benutzeravatar
november
Pegasus
Beiträge: 12866
Registriert: Mi 16. Mai 2012, 09:54

Re: Pferd einschläfern

Beitrag von november »

Ich wollte mal sagen, wie schön ich es finde, dass man sich hier so über ein dermaßen sensiblen Thema austauschen Es ist ja etwas, mit dem sich jeder mal konfrontiert sieht und auf jeden Fall ist es sinnvoll, sich vorher über Tag X Gedanken zu machen.
Ich hatte mir sehr viele Gedanken gemacht, letztendlich war dann doch alles sehr spontan und anders. Ich hatte aber Glück, einen tollen TA, eine gute Freundin, die mich unterstützt hat und super SB, die sich um die anhängenden Sachen (Information des einen Pflegemädels, Abtransport des toten Pferdes) gekümmert haben.

Das ist auch etwas sehr wichtiges, glaube ich: Leute haben, denen man vertraut.
Little by little, one travels far.
Love, Trust and a little Pixiedust
Antworten