Anschauen vs. Sicherheit geben und weitergehen
Verfasst: Mi 14. Mai 2014, 10:38
Hallo ihr Lieben,
bisher war ich immer der Meinung, man müsste dem Pferd die Chance geben zu erkennen, dass Dinge, vor denen es Angst hat, gar nicht so angsteinflößend sind, indem man mit ihm hingeht und es schauen lässt. Bei Lotti funktioniert das wunderbar. Wenn ihr was komisch vorkommt, gehen wir zusammen hin (ging auch vom Sattel aus) und schauen es uns an, dann gibt's ein Lob und alles ist bestens, das Ding ist entgruselt.
Bei Pablo dachte ich, dass ich es genauso mache. Kurz zu seinem Hintergrund: Stand die ersten Jahre irgendwo rum, man hat nix mit ihm gemacht, dann wurde er gesattelt und geritten und es hat nicht funktioniert, weil er vor allem Angst hatte. Er wurde verkauft, in den folgenden 2 Jahren 6 oder 7 mal. Vor mir war er bei einem passionierten Wanderreiter. Als ich ihn übernahm war er körperlich in miserablem Zustand (zu dünn, Zähne Katastrophe, Hungerhaare überall, Schmerzen ISG durch weggedrückten Rücken weil Hals ganz oben). Er hatte gelernt: Augen zu und durch. Er hat sich nichts angeschaut, hat beim Spazierengehen einen Tunnelblick bekommen und ist im Stechschritt losge"rannt", um es schnell hinter sich zu bringen. Wir sind alle paar Meter stehen geblieben, er hat sich dann auch interessiert alles angeschaut, dann ging es wieder 10 Meter, dann kam wieder Tunnelblick und Stechschritt, stehenbleiben usw. Nach 10 Minuten war er platt, konnte nicht mehr schauen. Das haben wir jetzt ca. ein Jahr lang gemacht. Bestimmte Runden können wir gehen, es gibt keine Tunnelblick- und Stechschritt-Attacken mehr, nur manchmal muss er unbedingt an mir rumschnullern wenn es ihm zu viel wird.
Bodenarbeit haben wir natürlich auch gemacht.
Jetzt möchte ich langsam ans Reiten gehen. Aufsitzen ganz langsam erarbeitet, kein Problem. Loslaufen ging erstmal gar nicht, haben wir verschoben, dann kam mir die Idee, wenn er nicht vorwärts laufen kann, dann frag ich ihn, ob er rückwärts geht (gar keine Einwirkung, er kennt "back"). Hat er super gemacht, gelobt - von da an immer angeboten Nach ein paar mal hat er dann von alleine vorwärts angeboten, das war toll Nachdem wir also go, stop und back soweit können, dachte ich, wir gehen mal einfach 30 oder 40 Meter los, da kommt dann ne kleine Grasstelle. War ihm unheimlich, hat er aber gemacht. Die Strecke haben wir später erweitert auf ca. 150 Meter. Es ist dieselbe Strecke, die wir die ganze Zeit auch langgelaufen sind. Es klappt ganz gut. Trotzdem findet er sie jetzt nochmal besonders gruselig. Er sieht Dinge, die ihn früher nicht interessiert haben. Für mich ist es eigentlich ganz klar, dass ich ihn das alles nochmal anschauen lasse, damit er merkt, dass es ihm nix tut. Manchmal ist es schwierig (Hilfe, da ist ein Weidezaunstickel - da ist halt Strom drauf, da kann ich ihn ja nicht hinlassen bzw. wäre das wohl Kontraproduktiv...), und von oben natürlich auch nochmal gefährlicher.
So, jetzt nehme ich Reitunterricht (auf einem anderen Pferd). Der Ausbilder ist eher der Meinung, dass wenn das Pferd schaut, man ihm sagt, dass es weitergehen soll. Das ist ja genau das, was Pablo beim Wanderreiten vor unserer Zeit gelernt hat in extremer Form, was ich ganz furchtbar finde, denn er hat es in "Augen zu und durch - hoffentlich überlebe ich es" übersetzt. Das "Schulpferd" - ein sehr junger Wallach - ist aber eigentlich echt super (den hat der Reitlehrer selbst ausgebildet)- der sieht schon viel und schaut, aber es ist ein "Da ist was - was meinst Du dazu" - wenn man ihm dann sagt "Ist ok, geh weiter", dann ist es für ihn auch ok.
Jetzt frage ich mich, was besser ist - das Pferd schauen und selbst merken lassen, dass alles ok ist, oder dem Pferd sagen "Du, des is nix, lauf weiter" - also durch Führung Sicherheit geben. Würdet ihr unterscheiden zwischen Führen und Reiten? Pferd zu Pferd (also je nach Charakter)? Oder würdet ihr immer eines davon bevorzugen? Also schauen lassen oder weiterbitten?
bisher war ich immer der Meinung, man müsste dem Pferd die Chance geben zu erkennen, dass Dinge, vor denen es Angst hat, gar nicht so angsteinflößend sind, indem man mit ihm hingeht und es schauen lässt. Bei Lotti funktioniert das wunderbar. Wenn ihr was komisch vorkommt, gehen wir zusammen hin (ging auch vom Sattel aus) und schauen es uns an, dann gibt's ein Lob und alles ist bestens, das Ding ist entgruselt.
Bei Pablo dachte ich, dass ich es genauso mache. Kurz zu seinem Hintergrund: Stand die ersten Jahre irgendwo rum, man hat nix mit ihm gemacht, dann wurde er gesattelt und geritten und es hat nicht funktioniert, weil er vor allem Angst hatte. Er wurde verkauft, in den folgenden 2 Jahren 6 oder 7 mal. Vor mir war er bei einem passionierten Wanderreiter. Als ich ihn übernahm war er körperlich in miserablem Zustand (zu dünn, Zähne Katastrophe, Hungerhaare überall, Schmerzen ISG durch weggedrückten Rücken weil Hals ganz oben). Er hatte gelernt: Augen zu und durch. Er hat sich nichts angeschaut, hat beim Spazierengehen einen Tunnelblick bekommen und ist im Stechschritt losge"rannt", um es schnell hinter sich zu bringen. Wir sind alle paar Meter stehen geblieben, er hat sich dann auch interessiert alles angeschaut, dann ging es wieder 10 Meter, dann kam wieder Tunnelblick und Stechschritt, stehenbleiben usw. Nach 10 Minuten war er platt, konnte nicht mehr schauen. Das haben wir jetzt ca. ein Jahr lang gemacht. Bestimmte Runden können wir gehen, es gibt keine Tunnelblick- und Stechschritt-Attacken mehr, nur manchmal muss er unbedingt an mir rumschnullern wenn es ihm zu viel wird.
Bodenarbeit haben wir natürlich auch gemacht.
Jetzt möchte ich langsam ans Reiten gehen. Aufsitzen ganz langsam erarbeitet, kein Problem. Loslaufen ging erstmal gar nicht, haben wir verschoben, dann kam mir die Idee, wenn er nicht vorwärts laufen kann, dann frag ich ihn, ob er rückwärts geht (gar keine Einwirkung, er kennt "back"). Hat er super gemacht, gelobt - von da an immer angeboten Nach ein paar mal hat er dann von alleine vorwärts angeboten, das war toll Nachdem wir also go, stop und back soweit können, dachte ich, wir gehen mal einfach 30 oder 40 Meter los, da kommt dann ne kleine Grasstelle. War ihm unheimlich, hat er aber gemacht. Die Strecke haben wir später erweitert auf ca. 150 Meter. Es ist dieselbe Strecke, die wir die ganze Zeit auch langgelaufen sind. Es klappt ganz gut. Trotzdem findet er sie jetzt nochmal besonders gruselig. Er sieht Dinge, die ihn früher nicht interessiert haben. Für mich ist es eigentlich ganz klar, dass ich ihn das alles nochmal anschauen lasse, damit er merkt, dass es ihm nix tut. Manchmal ist es schwierig (Hilfe, da ist ein Weidezaunstickel - da ist halt Strom drauf, da kann ich ihn ja nicht hinlassen bzw. wäre das wohl Kontraproduktiv...), und von oben natürlich auch nochmal gefährlicher.
So, jetzt nehme ich Reitunterricht (auf einem anderen Pferd). Der Ausbilder ist eher der Meinung, dass wenn das Pferd schaut, man ihm sagt, dass es weitergehen soll. Das ist ja genau das, was Pablo beim Wanderreiten vor unserer Zeit gelernt hat in extremer Form, was ich ganz furchtbar finde, denn er hat es in "Augen zu und durch - hoffentlich überlebe ich es" übersetzt. Das "Schulpferd" - ein sehr junger Wallach - ist aber eigentlich echt super (den hat der Reitlehrer selbst ausgebildet)- der sieht schon viel und schaut, aber es ist ein "Da ist was - was meinst Du dazu" - wenn man ihm dann sagt "Ist ok, geh weiter", dann ist es für ihn auch ok.
Jetzt frage ich mich, was besser ist - das Pferd schauen und selbst merken lassen, dass alles ok ist, oder dem Pferd sagen "Du, des is nix, lauf weiter" - also durch Führung Sicherheit geben. Würdet ihr unterscheiden zwischen Führen und Reiten? Pferd zu Pferd (also je nach Charakter)? Oder würdet ihr immer eines davon bevorzugen? Also schauen lassen oder weiterbitten?