Alleine ausreiten..

Moderator: Keshia

Benutzeravatar
Hottie
Einhorn
Beiträge: 5010
Registriert: Do 5. Jul 2012, 15:02

Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von Hottie »

Also ich bin auch ein ganz großer Fan vom Spazieren gehen! (Und das obwohl mir mein Jungpferd damals tatsächlich einmal weggelaufen ist, weil ich eine Sekunde unaufmerksam war :-o ...). Spazieren gehen ist einfach der allerbeste Weg, um gegenseitiges Vertrauen aufzubauen und das Gelände kennenzulernen. Das Pferd lernt sich auf dich und dein Urteilsvermögen verlassen zu können (und nicht nur auf seine Pferdekumpels). Und Menschlein lernt das Pferd auch in stressigen Situationen besser einschätzen zu können. Und ich finde es einfach absolut beruhigend, später auf dem Pferd zu sitzen und zu wissen, notfalls steige ich ab, dann folgt er mir überall hin. (Das ist nicht selbstverständlich natürlich! Ich saß auch schon auf Pferden, da wusste ich, wenn ich jetzt absteige, ist er garantiert weg :? , sowas würde ich mit meinem eigenen Pferd nie wollen!)
Aber dein Pferdchen ist ja noch jung und du hast ihn noch nicht so lange, vermutlich war es auch sein erster richtiger Umzug im Leben (?), da dauert es erst recht lange, bis sie sich 100%ig eingelebt haben und wirklich Vertrauen zum neuen Menschen gefasst haben. Also gib ihm Zeit :) . Ich finde, es wird auch oft unterschätzt, was das für eine Leistung von einem (jungen) Pferd ist, ganz alleine mit einem Menschen auf dem Rücken ins Gelände vom sicheren Stall wegzugehen!

Zusätzlich zu den Spaziergängen würde ich trotzdem auch mit anderen ausreiten gehen, wenn er dann ruhiger ist und wenn die "vernünftig" reiten (sprich in keinem Fall "So wir galoppieren dann mal..." und weg sind sie :shock: ). Die Pferde lernen ja auch von ruhigen Artgenossen, dass die Umwelt nicht gefährlich ist und werden sicherer. Außerdem macht es Spass und ihr kommt vermutlich weiter weg vom Stall als nur beim Spazieren gehen. Aber ich würde es eben wirklich nur dann machen, wenn die Mitreiter wirklich gut sind und ruhige Pferde haben! Ansonsten würde ich lieber alleine gehen und beim Spaziergang immer mal wieder aufsteigen, wenn die Situation gerade günstig ist und das Pferd entspannt. So kommt man ziemlich entspannt, Schritt für Schritt zum alleine ausreiten.
Benutzeravatar
Purgatori
Schulpferd
Beiträge: 603
Registriert: Do 14. Nov 2013, 11:48
Wohnort: München

Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von Purgatori »

Ist ne Möglichkeit, so ein Laufreiten..werd ich probieren. Ok und umdrehen, nur wenn er ruhig ist und ich für ihn nachvollziehbar die Entscheidung treffe.

Zwingen, irgendwo hinzugehen, würde ich ihn nie mit Gewalt. Das ist auch gemein, schließlich hat er ja wirklich Angst. Und das Letzte, was man dann brauchen kann, ist jemand, der einen noch zusätzlich unter Druck setzt. War aber bisher auch nie nötig, ich hab einfach mehrfach vorgeschlagen, dass wir da eben doch langgehen und meistens schließt er sich dann meiner Meinung an.

Meine Mitreiter sind das Gegenteil von wild. Beide sind jenseits der 60, selber eher vorsichtige Reiter und ihre Pferde sind auch eher gemütlich unterwegs (auch aufgrund fehlender Kondition :mrgreen:, meistens warten wir auf sie, nicht umgekehrt.. )

Danke für alle eure lieben Worte und gute Tipps! Ich werd mal probieren, was für uns funktioniert. Prinzipiell ist mein Pferd eher von der mutigen Sorte, aber ich auch von der ungeduldigen...aber ich hab mich schon gebessert.

Wie lange hat das denn bei euch so gedauert, bis das Programm "Ausritt" so gesessen hat (also grundsätzlich entspannt ablaufen konnte) ?
Benutzeravatar
kolyma
Lehrpferd
Beiträge: 2625
Registriert: Fr 7. Sep 2012, 23:13
Wohnort: Baden-Württemberg

Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von kolyma »

Kommt sehr aufs Pferd an.
Hab Nero jetzt ein Jahr und es ist noch immer nicht so, dass ich garantieren kann, dass er entspannt ist. Das kommt auf die Tagesform an.
Wegreiten vom Stall ist immernoch sehr aufrgend und jagt Adrenalin durch seinen Körper. Es dauert meist zwei Kilometer bis er abschnaubt und sich entspannt.
Je länger der Ritt desto mehr entspannt er sich. Aber das musste ich auch erst rausfinden.

Aber von 100% entspannten Ausritten alleine sind wir auch noch entfernt.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


"Besser wenig und das Wenige gut."Egon v. Neindorff

leidenschaftliche Pferdefotografie: https://www.facebook.com/melanie.viereckel.photography
Benutzeravatar
Hottie
Einhorn
Beiträge: 5010
Registriert: Do 5. Jul 2012, 15:02

Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von Hottie »

Mh ich fürchte, wir sind auch kein Massstab, wie lange das dauert... Ich habe meinen Joungster mit 2 bekommen und bin jahrelang ganz viel spazieren gewesen, das hat anfangs schon gedauert, bis er dann wirklich mit mir alleine entspannt war (ein Jahr vielleicht??), aber er war ja auch wirklich noch sehr jung! Dafür war dann der Übergang vom Spazieren zum Reiten kaum ein Problem.
Aber ich mache es selbst heute noch so, dass ich den ersten Kliometer vom Stall weg führe und dann erst aufsteige oder auch bei Sturm gar nicht ausreite.... :whistle: .
Benutzeravatar
Jochen
Remonte
Beiträge: 282
Registriert: Fr 18. Mai 2012, 14:48
Wohnort: Provence

Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von Jochen »

Ich schließe mich dem bereits gesagten an.

Und: Einen oder zwei Rundläufe der Jahreszeiten mit ihren Veränderungen muß man wohl mindestens rechnen.

Und: Grasenlassen nicht vergessen, besonders nach Streßsituationen.
Im alten Forum hatte mal jemand das wunderbare Wort "grasieren" geprägt...
Also grasierengehen und/oder -reiten.

Wer mit dem Begriff "persönlicher Bereich" was anfangen kann: Seinen Geist, und vorzugsweise auch sein Herz, so groß machen, daß das Pferd mit hineinpaßt. Dann merkt man auch, was es hinter einem so anstellt, wenn man führt (also als erster gefressen wird). Und von oben fällt es einem leichter, dran zu denken, daß man ja jetzt in der Position der Mutter über dem Fohlen ist...
Halt mich fern von der Weisheit, die nicht weint, der Philosophie, die nicht lacht,
und der Größe, die sich nicht vor Kindern verbeugt.


Gibran Khalil Gibran, "Handful of Beach Sand"
ehem User

Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von ehem User »

Das mit dem alleine ausreiten ist auch unser Problem mit unsere 12-Jährigen Stute.
Sie ist sehr ängstlich im Gelände und wir arbeiten schon daran, seit wir sie haben.

Wir machen das auch so, dass wir erstmal kleinere Runden machen und langsam steigern wollen.
Und dann eine bestimmte Runde so oft laufen, bis sie sich da sicher fühlt und dann erweitern wir die Runde etwas.
Aber ich muss ehrlich sagen, dass ich da auch ein kleines Geduldsproblem habe und bisher auch Schwierigkeiten hatte, zu sagen wir drehen jetzt um.

Mir hatte mal eine Reitlehrerin geraten, wenn das Pferd vor irgendwas Bestimmtem im Gelände Angst hat, soll man es so oft vorbei führen, bis es entspannt dran vorbei geht, auch wenn es 20 mal sind.
Und auch das man nie umgehren darf, weil das Pferd dann bestimmt hat, wann Ende ist mit dem Spaziergang.

War wohl nicht ganz richtig...

Ich wusste auch gar nicht, dass es so gut ist, das Pferd zur Entspannung grasen zu lassen.
Okay logisch gedacht ja, aber es hieß ja immer "nie das Pferd grasen lassen, sonst habt ihr ein Pferd, das ständig im Gelände den Kopf runter reißt"
Benutzeravatar
Hottie
Einhorn
Beiträge: 5010
Registriert: Do 5. Jul 2012, 15:02

Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von Hottie »

Haruna hat geschrieben: Ich wusste auch gar nicht, dass es so gut ist, das Pferd zur Entspannung grasen zu lassen.
Okay logisch gedacht ja, aber es hieß ja immer "nie das Pferd grasen lassen, sonst habt ihr ein Pferd, das ständig im Gelände den Kopf runter reißt"
Doch ehrlich, das mit dem Grasen lassen ist total gut, funktioniert sogar (meistens) bei aufgeregten Arabern :-D . Fressen/kauen und das entsprechende "Kopf tief" entspannt. Und die Pferde sind oft viel motivierter spazieren zu gehen und vom Stall weg zu gehen, denn sie sehen einen "Sinn" darin: bessere Weidegründe ;) .

Das "Kopf runter reißen" ist ein Erziehungsproblem bzw ein Kommunikationsproblem ;) . Man kann ganz leicht ein Kommando einführen, wann das Pferd grasen darf und ansonsten ist es eben verboten, bei uns hat das immer super funktioniert.

Was bei uns viel gefährlicher war beim Grasen lassen, waren Schreckmomente, wenn er plötzlich einen Satz gemacht hat und dann im Strick stand :shock: . Also ich musste auch beim Grasen lassen wirklich aufmerksam sein und immer den Strick leicht gespannt halten... bei weniger schreckhaften bzw hektischen Exemplaren ist das aber vielleicht nicht so wichtig ;) .
Benutzeravatar
kolyma
Lehrpferd
Beiträge: 2625
Registriert: Fr 7. Sep 2012, 23:13
Wohnort: Baden-Württemberg

Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von kolyma »

Angst machende Sachen begegne ich mit dem Clicker. Nero hat gelernt, wenn er sich dem Gruselding stellt, dann gibts in aller Regel einen Keks.
Mittlerweile merke ich erst, dass er vor was Angst hat, wenn er gezielt drauf zu stakselt. Natürlich wird er für einen Heldenmut gelobt.
Schlimm waren zu Anfang Baumstämme am Wegrand. Die waren immer Hüpfer zur Seite wert. Seit er gelernt hat, dass er darauf seinen Huf abstellen kann, sind alle Baumstämme Freunde geworden.
Aber das haben wir auch hauptsächlich auf Spaziergängen erarbeitet.

Was man übrigens machen kann um ein Pferd mutiger und selbstbewußter zu machen - und dabei nicht mal ins Gelände muss - ist Langzügel. Das hat bei uns auch eine durchschlagende Wirkung. Denn da muss/darf er vorne weg gehen und die "Führung" übernehmen. Da blüht er richtig auf. Und je selbstbewußter das Pferd desto mutiger und sicherer wird es auch. Das kann man dann später beim Spaziergang umsetzen in dem man einfach mal hinter dem Pferd geht. Dann kennt es die Kommandos auch schon (natürlich kann man es auch anders herum machen)
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


"Besser wenig und das Wenige gut."Egon v. Neindorff

leidenschaftliche Pferdefotografie: https://www.facebook.com/melanie.viereckel.photography
ehem User

Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von ehem User »

Purgatori hat geschrieben:Aber umkehren mag ich auch nicht, das kommt mir immer so vor, als würde man aufgeben, sobald es schwierig wird.
Da ist mir doch ein Lächeln ins Gesicht gerutscht...*analtezeitendenke* :whistle:

Das Thema am Umkehren und Absteigen, etc. ist, das man als Mensch den Zeitpunkt definiert, wann man umkehrt oder absteigt und führt; oder stehen bleibt und schauen läßt; oder auch das Grasen...

Wenn er beim Spazieren gehen wie beim Reiten reagiert: Wie lange gehst Du alleine raus? Vielleicht zu lange für einen Jungspund?

Gemeinsam ausreiten finde ich super - so kann er entspannen und Du auch; ihr verbindet Ausreiten mit :ohm: .
Wir haben einen 6jährigen, eigentlich coolen Wallach - den packte der Winterblues und alleine im Gelände wurde der richtig grottig zu reiten. In den letzten beiden Sommern und Wintern war das irgendwie kein Problem.

Wir sind dann am WE immer zu zweit ausgeritten und jetzt normalisiert sich das Ganze wieder - er wird wieder normal.

Wegen Führen und Reiten: Das ist eine perfekt Lösung für Leute, die sich oben und unten sicher fühlen! Bei meiner Stute ist das der Fall - bei ihrem Vorgänger wäre ich nie auf die Idee gekommen, abzusteigen und zu führen in Stresssituationen - NEVER! Da gab`s andere Lösungen...

Mein schlauer Tipp :breitgrins: Lass ihm Zeit, lass Dir Zeit und "aufgeben, wenn es schwierig wird" ist ein Unwort im Umgang/Reiten mit Pferden - es gibt nur andere Lösungswege... :idee:
Benutzeravatar
Purgatori
Schulpferd
Beiträge: 603
Registriert: Do 14. Nov 2013, 11:48
Wohnort: München

Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von Purgatori »

Ich reite meistens kleine Runden, an diesem Stall bedeutet das so ca. 45 Minuten. Es ist auch nicht immer gleich, wir haben schon störungsfreie kleine Runden geschafft, sowohl spazierend als auch reitend. Unterwegs grasen lassen möchte ich lieber nicht. Unterwegs fressen ist für mich ein No-Go. Die Pferde meiner Mitreiter zerren ihre lieben Führer-/Reiterinnen gerne mal über den kompletten Weg in die Wiese. Das geht gar nicht. Und klar kann man ein Kommando etablieren, aber das ist zusätzliche Arbeit und mein schlauer Ponymann wird genug Gelegenheiten suchen, sich unbeobachtet doch noch ein paar Halme zu erhaschen. Momentan kann ich ihn am durchhängenden Zügel durch hohes Gras führen, ohne dass er das ausnützt, so soll das bleiben. Ich hab eh immer Notfallkarotten unterwegs dabei (für den Fall, dass er sich losreisst und ich ihn so noch zurücklocken kann), da nehm ich lieber 2 mehr mit und entlohne ihn damit. "Kopf tief" war das erste Kommando, das er bei mir gelernt hat, das sitzt gut. Das kann er ohne Karotte und sogar wenns schlimm wird (dann ist der Kopf zwar 2 Sekunden später wieder oben, aber immerhin :mrgreen: )
Zusammen ist er schon ruhiger, da bin auch ich entspannter. Meistens ratsche ich dann mit meinen Stallkolleginnen und beantworte seine Fragen nur nebenher (kurz den Kopf wieder grade zupfen oder mit dem Schenkel kurz zum Weitergehen auffordern), das klappt durchaus gut. Nur leider wird er bei den schnelleren Gangarten zu zweit auch schnell schwerer bremsbar.
Die Langzügel heb ich mir für später auf. Momentan explodiert er gelegentlich immer noch an der normalen Longe, den einzigen Versuch mit der Doppellonge hab ich wegen "doppeltem" Ausflippen frühzeitig abgebrochen.. :rodeo: :ohhh:
@Wonder: Was hattest du denn für "andere Lösungen"? Vielleicht können wir davon auch was umsetzen.
Antworten