Alleine ausreiten..

Moderator: Keshia

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kolyma
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Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von kolyma »

Verstehe das mit dem losreißen.
Aber man muss das mal aus der Sicht des Pferdes betrachten. Wenn du neben oder vor ihm gehst ist das für das Pferd ein ganz anderes Gefühl als wenn du oben bist.
Wenn du spazieren gehst kann dein Pferd dich unmittelbar wahrnehmen, sehen, riechen - wenn du auf seinem Rücken sitzt, sieht er dich nicht mehr - das ist für viele Pferde ein deutlicher Unterschied und in ungewohnten Gelände ein zusätzlicher Stressfaktor.

Andererseits denke ich immer - wenn er sich losreißt, dann kann ich ihm immerhin noch folgen.
Wenn er mich abwirft und mir was passiert und er dann weg läuft bin ich wesentlich schlechter dran.

Denn dann fehlen mir unter Umständen wichtige Sekunden um überhaupt zu sehen wohin er rennt.

Als ich im Sommer auch mal das Fliegen gelernt habe, bin ich einen Abhang runter gekugelt und musste mich erst mal sortieren. Mein erster Gedanke war - "kann ich mich noch bewegen?"
Dann erst kam: "Wo ist mein Pferd?"

Gott sei Dank blieb er sofort stehen und kam auch nachschauen wo ich abgeblieben bin - aber das hätte auch ganz anders laufen können.
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ehem User

Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von ehem User »

Mir ist letzhin ganz genau das Gleiche passiert - wurde angesichts von bösen Pferdefressern vom Pferd katapultiert. Wobei das mit meiner neunjährigen Stute war, während der gut vierjährige Youngster die Gelassenheit in Person ist und nur aus Übermut bockt. :lol:

Ich bin aber auf genau den gleichen Rückschluss gekommen: Wir spazieren jetzt halt und ich steige auf, wenn es sich gut anfühlt. Meinen Durchgänger hatte ich damals schliesslich auch so hingekriegt. (Das war letztlich viel gefährlicher als ein buckelndes Pferd... :?)

Edit, gute Übergangsübung: Langzügeln, bzw. schon nur, sich dem Pferd entlang nach hinten schleichen bei den Spaziergängen.
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Purgatori
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Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von Purgatori »

@kolyma: Da hast du andererseits auch wieder recht. :kratz: Na gut, mit solchen Argumenten kann ich arbeiten, bin nunmal irgendwie kopfgesteuert. ;)

@snöflingan: Mit Durchgängern hätt ich mehr Erfahrung und somit weniger Schiss... aber nun, man lebt und lernt. :?
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Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von ehem User »

Purgatori hat geschrieben:@snöflingan: Mit Durchgängern hätt ich mehr Erfahrung und somit weniger Schiss... aber nun, man lebt und lernt. :?
Ich auch. Ich war ja erst mal komplett perplex und verstand die Welt nicht mehr. Trotzdem würde ich sagen, ein Pferd, was auf der Landstrasse heimgaloppiert, ist wahrscheinlich gefährlicher :-e
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A.Z.
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Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von A.Z. »

Im schlimmsten Fall galoppiert das Pferd so oder so die Landstraße allein nach Hause. Da ist es völlig egal, ob es sich losgerissen hat oder mich auf der Flucht verloren.

Wenn ich so weit denke, darf ich den Stall nicht verlassen. :panik:
Viele Grüße Angela

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kolyma
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Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von kolyma »

naja, immerhin wäre ich dann noch in der Lage als Ersthelfer den Leuten im Auto Erste Hilfe zukommen zu lassen... ^^

Mein absoluter Alptraum ist wirklich - Pferd wirft mich ab, läuft weg und ich liege verletzt im Wald und habe auf das was passiert gar keinen Einfluss mehr - und mit Einfluss meine ich bereits die Situation zu beobachten. Da bin ich Kontrollfreak.
Mich hat ja damals meine RB runtergebuckelt als es andere Pferd gesehen hat. Ich bin auf den Rücken gestürzt und vielleicht kennt ihr das Gefühl, wenn ein Stoß euch komplett die Luft aus den Lungen drückt - nicht so schön. Ich war auch sehr benommen.

Als ich wieder zu mir kam hatte das Pferd die anderen Pferde ordentlich aufgemischt. Eine Reiterin lag auf der Teerstraße - ihr Pferd war gestiegen und sie war gestürzt und hatte sich verletzt. Die zweite Reiterin hatte Mühe die Pferde einzufangen und unter Kontrolle zu bringen.

Mir war bewußt, dass ich Schuld hatte. Nein - sowas möchte ich ungerne ein zweites Mal erleben. Wäre ich nicht so stur gewesen und hätte gemeint, dass ich die Situation im Sattel meistern könnte, wäre ich abgestiegen und hätte ihn an den Pferden vorbei geführt. Niemand wäre verletzt worden. Das Gefühl ohnmächtig irgendwo zu liegen und nichts tun zu können ist einfach nur furchtbar für mich.

Mein Pferd hat sich beim Spaziergang losgerissen als wir einer Schafherde begegnet sind. Es galoppierte über die Landstraße und in einen Ort hinein, wo es sich in einem Vorgarten versteckte. Ich war immerhin in der Lage die Straße abzusichern und den Verkehr runter zu bremsen und das Pferd dann einzusammeln. Das war auch schlimm - aber zumindest hatte ich das Gefühl die Situation halbwegs unter Kontrolle zu haben. Ich hätte ihn auch nie gefunden, wenn ich gestürzt wäre. Ich war der Meinung er würde nach Hause laufen - das tat er aber nicht - im Gegenteil - er lief in die andere Richtung. Dort hätte ich ihn nie gesucht.
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sacramoso
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Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von sacramoso »

Hi Purgatori,

ich würde dir zu vielen kleinen Schritten raten. Wenn er in der Gruppe brav ist erstmal in Begleitung auf die großen Geländerunden gehen. Dabei dann auch mal ein bischen Abstand zur Gruppe nehmen und wieder aufschließen. Das alleine rausgehen kannst du entweder langsam auf dem Gelände des Stalls, bzw in unmittelbarer Umgebung üben. Erstmal ganz kleine kurze Runden, zB. zum Warmreiten vor der Arbeit oder zum Abreiten dannach.

Wo ich vorsichtig wäre ist die Einstellung: "Oh heut is er nervös, da drehen wir lieber wieder um und gehen nach Hause" Das kann dann dazu führen, daß das Pferd dieses verhalten lernt und irgendwann kommst du nicht mehr vom Hof runter.
Als Gott erfuhr daß Reiten nur für die Besten ist erschuf er noch Fußball :dance1:
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Purgatori
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Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von Purgatori »

@kolyma: Krasses Pferd. Du bist sehr mutig, dass du trotzdem weiter gemacht hast!

@sacra: Die Befürchtung hab ich auch. Leider ist es bei uns am Stall gar nicht so leicht, sowohl eine kurze als auch sinnvolle (im Sinne von: ohne umdrehen) Runde am besten noch mit wenig Straße zu finden... ich will mein altes Reitgebiet zurück.. :?
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kolyma
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Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von kolyma »

Purgatori hat geschrieben:@kolyma: Krasses Pferd. Du bist sehr mutig, dass du trotzdem weiter gemacht hast!
Welches von beiden meinst du? *g*
Manche Dinge passieren. Aus den unterschiedlichsten Dingen. Man muss zum einen an der Erziehung arbeiten und zum anderen an der Beziehung - ich würde meine Hand nicht ins Feuer legen, aber ich bin mir sicher, dass mein Pferd heute nicht mehr so reagieren würde.

Er würde vielleicht weg laufen, aber nicht so weit, dass er mich nicht mehr sehen würde.

Es gibt ja immer heftige Rückschläge. Reflektieren woran es lag und dann daran arbeiten.
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Greta J.
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Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von Greta J. »

Purgatori hat geschrieben:aber nun, man lebt und lernt. :?
Schön gesagt. :)


Jo, „nettes“ Thema, da kann ich auch mitreden. ;)
Du hast ja schon ganz viele nützliche Tipps bekommen, aber ich wollte dazu noch was schreiben:
sacramoso hat geschrieben:Wo ich vorsichtig wäre ist die Einstellung: "Oh heut is er nervös, da drehen wir lieber wieder um und gehen nach Hause" Das kann dann dazu führen, daß das Pferd dieses verhalten lernt und irgendwann kommst du nicht mehr vom Hof runter.
Ich hatte eine Stute (mit ziemlich schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit) und sie klebte ganz schlimm. Das Spazierengehen mussten wir uns also megakleinschrittig erarbeiten und das aber auch immer wieder.
(Alleine ausreiten wäre für mich/für uns beide damals überhaupt keine Option gewesen, uiuiui... :-ü )
Wir haben uns eigentlich fast meterweise vorangekämpft: bis zum ersten Straßenpflocken, falls sie bis dahin noch einigermaßen ruhig war. Wenn ich das Gefühl hatte, dass sie bis zum ausgemachten Ziel doch unruhig werden könnte, dann musste ich eben vorher umdrehen, auch wenn es wirklich nur zwei Meter waren.
Wenn ich dachte, oh, der erste Straßenpflocken ging ja ganz wunderbar, da könnten wir doch noch bis zum zweiten oder so… :shy: Nö, schlechte Idee. Der erste war ausgemacht, ging der erste gut, super. Freuen, loooooben und umdrehen. Ziel erreicht, alles gut.
Am nächsten Tag ging vielleicht der Straßenpflocken und noch die Hälfte vom Weg bis zum zweiten Straßenpflocken. Vielleicht. Wenn nicht, dann eben nicht. Dann vielleicht nur bis zum nächsten Baum oder der nächsten Blume oder dem kleinen Fleck auf der Straße.
Ich will damit eigentlich nur sagen, dass du ziemlich genau auf dein Pferd achten musst und umdrehen solltest, bevor es sich aufregt. Dann läufst du auch nicht in die Gefahr, dass er sich merkt, „aha, Theater und wir gehen wieder nach Hause, prima.“ ;)
Natürlich klappt das nicht immer, manchmal ist einem der Ehrgeiz im Weg („jetzt waren wir doch schon gestern bis zu diesem Baum, heute muss es doch weiter gehen…“ – nein, müssen tut gar nichts) oder man hat nicht genau genug aufs Pferd geachtet und verpasst den besten Zeitpunkt zum Umdrehen. Egal, beim nächsten Mal klappts wieder.
Evt. kannst du versuchen, wenn du den Zeitpunkt zum Umdrehen verpasst hast und dein Pferd schon am Aufregen ist, ihn wieder soweit zu beruhigen (durch Kopf tief z.B.), dass ihr dann relaxt umdrehen könnt.

Nach einer längeren Krankheitsphase war es bei uns am schlimmsten. Wir standen in der Hofeinfahrt und der Opa kam auf uns zu.
Opa: „Ach, ihr geht wohl spazieren?“
Ich: „Äh, ja.“
Wir gingen dann los (einmal ums Haus vom Opa rum) und waren schon wieder zurück, da stand der Opa noch immer auf dem gleichen Fleck.
Opa: „Ach, ihr seid schon wieder da!?“
Ich: „Äh, ja.“ :oops:
Das ganze hatte max. eine Minute gedauert. Und das war der Erfolg von längerem Üben. :frech:

Bei dir dauert es bestimmt nicht so lange und du musst wahrscheinlich auch nicht so kleinschrittig vorgehen, aber bei uns war‘s halt so.
Mir wurde von Miteinstellern oft gesagt, dass sie meine Geduld nicht hätten.
Tja, aber was bleibt einem denn anderes übrig? Was ist, wenn ich nicht geduldig bin? Was hätte ich denn anderes machen sollen/können? :nix: Sie rausprügeln und sie – wie auch immer – zwingen, gefälligst relaxt und sorglos zu sein!? :-ü

Übrigens konnten wir dann auch nach und nach wieder so richtig lange alleine spazieren gehen, im Wald, durch die nächste Ortschaft (ich erinnere mich noch an die enge Straße mit einem Baugerüst an der Seite und flatternder Plane – war kein Problem. Hach, was war ich stolz… :sigh: ).

(Meine TÄ hat mir mal erzählt, dass es gar nicht so ohne ist, wenn man Pferde trotz Stress zu etwas zwingt/vorantreibt, weil man es unbedingt durchsetzen/ausdiskutieren will. (Nicht, dass ich das von irgendjemandem denke, nur so als Info, weils mir gerade eingefallen ist. Außerdem kommt es ja auch immer auf die Art und Weise an.) Sie hatte mir z.B. von einem Fall erzählt, wo das Pferd über einen Graben springen sollte, nicht wollte, der Reiter sich aber durchsetzte. Pferd bekam eine Stresskolik und überlebte diese leider nicht. Sehr übel. :( )

Ich wünsche euch viel Erfolg!!
"Mach dein eigenes Verhalten nie vom Verhalten anderer abhängig." - Sélan
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