Alleine ausreiten..

Moderator: Keshia

ehem User

Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von ehem User »

Purgatori hat geschrieben:@Wonder: Was hattest du denn für "andere Lösungen"? Vielleicht können wir davon auch was umsetzen.
Wie geschrieben, Guanito war nicht sehr kooperativ am Boden, wenn Streß kam: Steigen, Bocken, losreissen - das volle Programm. Wir haben im Lauf der Jahre viel geschafft und als er endlich seinen Frieden gefunden hatte, musste er gehn :geruehrt: ...

Was ich getan habe - zu Fuß und reitend:
:breitgrins: Eine Mischung aus abhärten und rechtzeitig aufhören - mal mehr Richtung desensibilisieren, mal ging sehr wenig - je nach Stimmung. Planen, Gassen, Dualaktivierung , Führtraining - Position festigen, vorwärts, rückwärts, seitwärts, weichen lassen - alles schrittweise. Alles zuerst nur zu Hause zum Festigen und dabei gezielt keksen (Kekswort!!!) An die 1000 Wiederholungen denken beim Üben... :herzi:
:breitgrins: Viel kurze Strecken gehen, max. 20 Minuten; auf den Strecken arbeiten lassen. Da ging es weiter mit oben genannten Übungen...
:breitgrins: Ganz viel zu zweit raus - mit einem Pferd, dass sein bester Kumpel war. Corado war halbblind, langsam und sehr gelassen :ohm: . Das kannte er von der gemeinsamen Weidezeit her und so wars gut für ihn!

Begleitet hat uns in der ganzen Zeit eine THP, die ihn mit teilweise hochpotenten Globuli behandelt hat - eine heisse Kiste! Und ich bin überzeugt, dass das den letzten Ausschlag gegeben hat, dass er ein "normales" Pferd wurde.

Noch was: Es ist typisch für so Pferde, dass es immer Mal wie Du sagst störungsfrei funktioniert, dann wieder schon das Wegreiten vom Hof Probleme bereitet, das man am Liebsten gleich wieder umkehren möchte. Das ist einfach nur ein Zeichen dafür, dass sie noch nicht so weit sind - punktum! Oft grade die, die "groß und dominant" wirken, sind genau anders gestrickt.

Wichtig ist, zu verstehen, wie sie ticken und dann Lösungen finden. "Aufgeben" bedeutet "keine Lösung finden". Und die Lösungen sind oft nicht das, was aussenstehende wohlmeinende Beobachter darunter verstehen... :whistle:

Zum Thema "Mut des Pferdes" und "Ungeduld des Menschen": Pferde nähern sich Unbekannten, dass sie so einschätzen! immer durch Annäherung und Rückzug. Ist der Mensch jetzt ungeduldig, weil Pferd eben die Zeit braucht und zu sehen, dann zu "überlegen" und dann einschätzen - ist es vorbei mit dem Mut.

Und das kannst Du auf jede Situation im Umgang mit Pferden ansetzen. Eigentlich bedeutet es nichts anderes als "GEDULD GEDULD GEDULD! :yess:
Abendsonne

Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von Abendsonne »

Wahnsinn, bei mir spielt sich gerade Kopfkino von der Reiterin ab, die da auf der Teerstraße wohl gelegen hat wie du beschrieben hast.
Ich frage mich, warum muss es eigentlich zu solchen Unfällen kommen? Keiner ist da ausgenommen und meine Hand für mein Pferd würde ich auch nicht ins Feuer legen, sie sind und bleiben Fluchttiere.

Aber ich schließe mich hier auch vielen Vor"schreibern" an, ein 5-jähriges Jungpferd braucht viel Bodenarbeit und Spaziergänge und beim Ausreiten einen verlässlichen Partner.
Ein Partner deshalb, weil ihr dann mit "erfolgreichen" , ruhigen Ritten immer mehr zusammenwachsen könnt.
Und Spaziergänge (würde ich alleine machen), damit ihr euch besser kennen lernt und dein Pferd weiß, dass es dir vertrauen kann.

Ich habe auch so eine Geschichte grad mehr oder weniger hinter mir. Ich bin viel, viel spazieren gegangen, immer die gleiche "Hausstrecke". So lange, bis mein Pferd jetzt ohne Anspannung mit mir da die Runde dreht und ihr Tempo beibehält.
Letzte Woche bin ich dann erstmals alleine wieder die selbe Strecke alleine geritten und siehe da, es klappte völlig entspannt. Zwischendrin bin ich mit den Miteinstellerinnen ausgeritten.

Und wenn du so ehrgeizig bist, ist das doch löblich. Aber man muss schon lernen, seine Erwartungen immer wieder zurückzuschrauben, bis einem das Pferd die Fortschritte zeigt.
Dein Pferd zeigt dir schon, wenn es bereit ist für den nächsten Schritt.
Und ich weiß, es ist schwer doch lieber nein zum einem Ausritt zu sagen und schwingt sich dann trotzdem drauf, auch wenn man ahnt, dass man es lieber besser seingelassen hätte.
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Heupferdchen
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Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von Heupferdchen »

Ich bin mit meinem Pony auch den 'Weg der kleinen Schritte' gegangen, in Verbindung mit durchdachtem Balance- und Schrecktraining auf dem Reitplatz. Wichtig war mir eine konsequente Konditionierung auf die Reiter- und Bodenhilfen. Ich weiß einfach: Wenn ich 'Steh!' meine, steht das Pony! Das gibt Sicherheit. Die Dualaktivierung, Pete Kr. oder auch die P*rellis haben da gute Konzepte.

Wichtig schien mir, die Neugier auf die 'Welt da draußen' zu wecken. Das ging anfangs ganz schlicht mit Futter (ein Spaziergang zum weiter hinten deponierten Futtereimer beispielsweise), später dann mit interessanten Dingen (Pferdeäppel, Klettern, erstaunliche Dinge etc.). Meiner ist ein recht ängstliches Pferd und musste schon motiviert werden, sich da raus zu trauen!

Ein Tipp, den ich noch nicht umgesetzt habe (im Mai solls aber losgehen :-D ): Wanderritte mit einer Gruppe sicherer Pferde. Nach ein paar Tagen mitlaufen in der Gruppe sind die oft wie ausgewechselt. Das müssen die natürlich konditionell und muskulär packen. Ein Pferd, das aus Erschöpfung und Schmerzen 'brav' wird, ist nicht Sinn der Sache.

Angst-Muster draußen sollen sich nicht manifestieren - gerade die ersten Ausritte sollten positiv abgespeichert werden.

Ich würde weiterhin zu mehreren rausgehen und parallel hochbestärkte kleine Spaziergänge/Ritte alleine unternehmen. Bei Ausritten zu mehreren ist natürlich wichtig, dass die vernünftig ablaufen.

Einige sind da anderer Ansicht, aber ich würde mit einem ängstlichen Pferd ausschließlich Schritt gehen. Die erste Saison war ich nur im Schritt draußen, habe dann langsam den Trab dazu genommen. Lange Trabphasen (mehrere km) können auch eine gute Idee sein, ich hab das aber erst später dazu genommen. Neulich im Gelände der allererste Gruppengalopp: Gar kein Problem, er war ganz aufmerksam und die ganze Zeit bei mir.
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Neddie
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Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von Neddie »

Heupferdchen hat geschrieben:Einige sind da anderer Ansicht, aber ich würde mit einem ängstlichen Pferd ausschließlich Schritt gehen. Die erste Saison war ich nur im Schritt draußen, habe dann langsam den Trab dazu genommen. Lange Trabphasen (mehrere km) können auch eine gute Idee sein, ich hab das aber erst später dazu genommen.
Warst du bei den "kleinen Schritten" alleine Heupferdchen? Ich möchte (sofern ich mich dazu durchringen kann) auch nur im Schritt raus, um selbst ein Gefühl für Ausreiten zu bekommen, ich war fast noch nie draußen.

Aber ich finde vermutlich niemanden im Stall, der das mit macht :( "Nur Schritt ist doch blöd" und so. Aber alleine will ich eigentlich auf keinen Fall raus...
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Keshia
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Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von Keshia »

Neddie, frag deine Stallkameraden einfach mal. Vielleicht ging es dem ein oder anderen auch so, als er anfing mit dem Ausreiten. Oder wieder anfing.
Mir ging es auch so, und da dachte ich auch, daß ich niemanden finden würde, weil "nur Schritt ja blöd ist". Als ich nachfragte, gab es aber auf einmal viele, die sich bereit erklärten, oft waren wir sogar in der Gruppe unterwegs und ratschten und es wurde richtig schön. :-)

Ansonsten habe ich es auch schon so gemacht, daß ich zwar mit dem Pferd alleine war, aber es war noch ein Mensch zu Fuß oder mit dem Fahrrad dabei. Eine Freundin von mir ist mal nebenher walken gegangen.
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Neddie
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Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von Neddie »

Habe ja gefragt, zwei der älteren Frauen waren bereit (der Rest "Schritt ist ja blöd"). Die zwei muss ich dann mal knechten, letztes Jahr waren die immer schon unterwegs wenn ich kam. Und meine Haupt-Hoffnung dreht leider zumindest momentan am Rad (7 Jähriger, sonst aber saaauuu cool).
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Heupferdchen
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Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von Heupferdchen »

Ich war tatsächlich viel alleine mit meinem draußen. Der war allerdings schon als Jungpferd sehr autark und hat sich nicht so sehr an andern Pferden orientiert.

Trotzdem würde ich das heute nicht mehr so machen. Wenn ich die Möglichkeit habe, würde ich immer mit erfahrenen Pferden mitgehen. Dabei hatte ich durchaus auch mal blöde Momente, aber meistens lief alles gut. Ich bin meist mit netten und fähigen Mitreitern ausgeritten. Aber man sieht halt erst, wie die Leute so reiten, wenn man schon mit ihnen im Gelände ist :mrgreen:.

Wenn die NUR Gas geben wollen und die Pferde nur mit knackefestem Unterhals gegen die Hand pullen ('der hat soo viel Vorwärtsdrang' :roll: ), ist das kontraproduktiv. Dann würde ich lieber allein rausgehen.

Ideal sind natürlich lange Schrittausritte. Oft lassen sich Reiter, die eine Viereck-Reiteinheit planen, schnell überzeugen, zum Auf- oder Abwärmen noch ein halbes Stündchen mit raus zu kommen.
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Neddie
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Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von Neddie »

Alleine ausreiten hat da echt Vorteile...

Bin mit meiner RB ja nicht oft im Gelände gewesen, weil ich in dem Stall noch weniger Leute hatte, die mit mir raus wären. Dann bin ich einmal mit Vater und Tochter (Tochter auch erwachsen) und deren Criollos raus.

Mein zahmer fauler Kurti fand es schon nicht lustig, als die zwei auf dem Heimweg in das Unterholz im Wald abgegbogen sind, um über natürliche Hindernisse zu springen. Aber als die beiden den Weg neben den Weiden bergrunter Richtung Stall galoppieren wollten, wollte ich nicht mehr :shock: :hand: :snooty:
Aber da waren die zwei schon los und Kurti natürlich nicht mehr zu halten (Richtung Heimat, während die anderen zwei zum Stall galoppieren). Ich hatte tierische Angst, weil Kurt ein echter Stolperer war und bergrunter, mit den riesen Löchern im Weg von den Traktoren...

Kurz und gut, ich lag am Schluss auf dem Kiesweg neben dran, mein Mitreiter hat mich vom Boden aufgekratzt, Kurti stand grasend in der Nähe (gott sei dank) und ich habe eine halbe Stunde später gemerkt, dass ich eine fette Gehirnerschütterung habe.

Daraus habe ich gelernt, dass man VORHER genau festlegen sollte, wie der Ausritt abläuft.
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A.Z.
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Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von A.Z. »

Neddie hat geschrieben:Daraus habe ich gelernt, dass man VORHER genau festlegen sollte, wie der Ausritt abläuft.
Und selbst das ist keine Garantie. :hahano:

O-Ton von lieben Mitreitern nachdem Schritt-Trab vereinbart beim Anblick einer schneebedeckten Wiese, wo keiner (also ich auf jedenfall nicht) so richtig wusste, was drunter ist und wie tief der Schnee
"Also ich brauch jetzt mal noch einen Galopp."
Was war ich froh, dass ich früher mit einem anderen Mitreiter das Trennen geübt hatte und mein Holder so friedlich bei mir geblieben ist.


Ich für mein Teil habe immer viel mit mir und dem Pferd allein geübt. Mobiltelefon immer am Mann.
War mir sicherer als Mitreiter, die unterwegs ihre Meinung ändern und mit einem Mal weg sind.

Zuverlässige Leute sind wahre Nadeln im Heuhaufen. Und ehe ich das probieren, habe ich mein Pferd mindestens so weit, dass ich vom Boden jederzeit sagen kann "Lass die andern machen, wir bleiben hier." Das lässt sich nach meiner Erfahrung am besten allein zu zweit auf Spaziergängen und Wanderungen klären.
Viele Grüße Angela

Oh Großer Geist, hilf mir, nie über einen anderen Menschen zu urteilen, bevor ich nicht zwei Wochen lang in seinen Mokassins gelaufen bin. (Lachender Fuchs, Sioux-Häuptling)

In memoriam
Traber(bilder)geschichten
Skolli
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Re: Alleine ausreiten..

Beitrag von Skolli »

Hallo,

ich hab jetzt nur den Eingangspost gelesen, alles weitere nicht, (dafür fehlt mir grad die Zeit), daher weiß ich nicht, ob meine Gedanken dazu evtl. schon jemand anderes geschrieben hat.

Ich hab vor ziemlich genau einem Jahr meinen Aragon 5jährig und minimal angeritten gekauft. Also ähnliche Situation.
Er ist ein wirklich durch und durch braves Pferd, aber der Stall- und Menschen- und Herdenwechsel hat ihm sehr zu schaffen gemacht.
Es hat ein halbes Jahr gedauert, bis er in Gesellschaft einer ruhigen sicheren Stute, ruhig mit ausreiten konnte.
Auch alleine ausreiten habe ich dann probiert, aber das war ne ganz andere Hausnummer und ging damals noch überhaupt nicht. Allerdings zeigte sich dies bei ihm nicht durch nervöses Rumhibbeln sondern Gott sei Dank "nur" in Stehenbleiben, er stand nach 200 Metern wie festgewachsen und war nicht zum Weiterlaufen zu bewegen.
Spazieren gehen ging allerdings problemlos alleine, wenn ich am Boden war und ihn von unten leitete, dann ging er überall mit mir hin. Aber mit mir im Sattel war er suuuuper unsicher solang kein anderes Pferd dabei war.

Ich hab alleine ausreiten dann erstmal wieder auf Eis gelegt und bin nur in Begleitung ausgeritten.
Und erst jetzt im Januar (insgesamt 10 Monate nach Kauf) wieder alleine ausreiten versucht und plötzlich gings, vollkommen problemlos, ohne Nervosität ohne Stehenbleiben.
Mittlerweile gehen wir in allen Gangarten alleine ausreiten und er ist brav wie ein Lamm.

Und auch ich hab mir die Gedanken ums "Kleben" gemacht. ABer Kleben ist ja auch immer ein Zeichen von Unsicherheit und fehlendem Vertrauen.

Was ich damit sagen will: vielleicht braucht er einfach noch Zeit. Zeit zum Ankommen, Zeit um Vertrauen zu dir aufzubauen. Ein halbes Jahr ist für ein junges Pferd echt keine Zeit.

Gruß Yvonne
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