Führen im Gelände - Pferd ist weggelaufen.

Moderator: Keshia

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SueAnna
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Re: Führen im Gelände - Pferd ist weggelaufen.

Beitrag von SueAnna »

Equester hat geschrieben:Ob Longe oder Arbeitsseil, wenn man den Punkt verpasst, wo das Pferd sich verabschiedet, ist es egal was Du in der Hand hast, das hält niemand :nix: .
Damit hast du vollkommen Recht. Mir ging es darum, von einer Longe abzuraten, da diese einfach schon wieder zu lang ist und man Gefahr läuft sich selbst darin zu verheddern oder reinzusteigen :)
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Nelchen
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Re: Führen im Gelände - Pferd ist weggelaufen.

Beitrag von Nelchen »

Das stimmt natürlich, wenn du es verpasst, nützt dir auch ein genügend dickes und optimal langes(nicht zu langes, aber auch kein 2m Seil)garnichts. Aber es hilft diesen Punkt eher nicht zu verpassen, als mit Fitz von ner Longe. ;) Ist halt auch ne Geschicklichkeitsfrage. (Das kann man aber üben ;) )
LG Katrin

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Skolli
Remonte
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Re: Führen im Gelände - Pferd ist weggelaufen.

Beitrag von Skolli »

Kann mich den anderen nur anschließen: Longe ist absolut keine gute Idee, viel zu lang und zu gefährlich wenn das Pony dann mit 7m Leine hinter sich auf und davon geht. Und ein Pferd was sich losreißen will hältst du auch nicht mit 7m, denn je weiter es schon von dir weg ist, desto weniger kannst du einwirken (Stichwort Hebelwirkung).

Skolli war früher auch ein Losreißer. Wir haben ihn eine Weile nur zu zweit geführt, einer rechts einer links, und nur mit Führkette.
Und man musste wahnsinnig aufmerksam sein und praktisch schon korrigierend eingreifen, wenn er auch nur "ein Ohr gedreht hat".
Bei Skolli hätte der Kappzaum wohl nix gebracht, weil der im Moment des Losreißens seinen kurzen dicken Hals steif wie ein Brett gemacht hat, keine Chance den Kopf rumzuholen. Bei einem Pferd mit etwas weniger Hals, wäre es eventuell eine Option, vorausgesetzt man reagiert in der richtigen Mili-Sekunde.

Viel Glück!

Gruß Yvonne
ehem User

Re: Führen im Gelände - Pferd ist weggelaufen.

Beitrag von ehem User »

Ich oute mich als jemand, der mit Longe raus geht (und Kappzaum), einfach weil diese mir viel besser in der Hand liegt als diese dicken Bodenarbeitsseile. Mit einem eben solchem hatte sich meine Junge Stute Anfang des Jahres mit wehendem Seil von mir verabschiedet. Und das halt ich für ähnlich gefährlich wie eine Longe. Auch das kam ihr unter die Hufe, so dass sie sich selbst bremste und mehrfach fast zu Fall kam. :cry: Da ginge nur ein kurzes Führseil, welches aber schon beim kleinen Seitenhüpfer schnell zu Ende ist. Das muss man selbst abwägen.
Ich bin mir der Gefahr bewusst und arbeite daher seitdem sehr langsam an der Geländeeroberung. Dabei versuche ich, unsere Komfortzone in kleinen Schritten auszudehnen. Auch wenn das dann mal nur fünf oder zehn Minuten draußen sind, je nachdem, wie sie eben drauf ist, so hatten wir auf diese Weise kein kopfloses Wegrennen mehr.
Parall zu den winzigen, aber wachsenden, Spaziergängen nutze ich auch im täglichen Umgang jede Ablenkungssituation, um Aufmerksamkeit zu zu bekommen und zu belohnen. Das kann man sehr schön clickern. So reagiert Nelli schon recht gut auf das Signal "pass auf", dennoch ist das stetiges Werkeln und Verstärkung, um es weiter zu manifestieren. Das erkläre ich gerne mal näher, wenn ich nicht vom Samrtphone schreibe. ;-)
Abendsonne

Re: Führen im Gelände - Pferd ist weggelaufen.

Beitrag von Abendsonne »

Das mit der Longe oder nicht, muss jeder für sich selber rausfinden. Was einem mehr liegt und Sicherheit gibt.

Liebe Threadstellerin, ich würde dir doch mal Knotenhalfter und ein Bodenarbeitsseil nahelegen. Auch sonst würde euch Bodenarbeit, die das Vertrauen stärkt und gleichzeitig Elemente beinhaltet, die ihr im Gelände auch abfragen könnt, empfehlen.
Hinterhandweichen ist immer eine gute Übung um das Pferd aufmerksam zu machen. Rückwärtsrichten am langen Seil ist sehr hilfreich.
Habt ihr schon mal so einen Kurs belegt?
bine_mn
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Re: Führen im Gelände - Pferd ist weggelaufen.

Beitrag von bine_mn »

Hi.
Ich kann dir das Führseil Energy von Barefoot empfehlen. Zum Spazieren in der Länge 2,70m.
http://www.ebay.de/itm/Barefoot-Fuehrse ... AQ:DE:1123
oder
http://barefoot-saddle.com/de/Pferd/Str ... ram=energy

Ich hab inzwischen 2 Stück davon, weil ich ja meistens mit meinen beiden zusammen unterwegs bin und bin davon absolut begeistert. Ich hab noch andere Bodenarbeitsseile, aber dieses Barefoot-Energy-Seil ist absolut klasse. Liegt sehr geschmeidig in der Hand, ist nicht steif und die Länge 2,70 m ist für mich perfekt zum Spazieren.

Gruß Sabine
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Nelchen
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Re: Führen im Gelände - Pferd ist weggelaufen.

Beitrag von Nelchen »

Am Ende ist es egal, ob mit Seil oder Longe. Das nützt dir nämlich alles nichts, wenn du dir nicht sicher bist, ob du drausen dein Pferd überhaupt halten kannst. Die Selbstsicherheit in dem Punkt, hält ein Pferd mehr, als das beste Seil! ;)
LG Katrin

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Heidemi
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Re: Führen im Gelände - Pferd ist weggelaufen.

Beitrag von Heidemi »

Was mir noch ergänzend eingefallen ist, ist dass es unterschiedliche Losreißtypen gibt.
Ich habe 2 unterschiedliche bei meinen Pferden.
Typ 1 ist der günstigere Fall, da er erst mal nur Distanz zu erschreckenden Sachen haben will. So ein Typ ist mein VB Wallach. Wenn es mal dazu kommen sollte, dass er losspringt, reagiert er auf den Ruck des Führstricks, indem er sich zu mir dreht. Dann habe ich dioe Möglichkeit auf ihn einzuwirken. Was da dann hilft, ist vom Charakter udn der Lernerfahrung des Pferdes abhängig. Mein Wallach ist lange im Rennsprort eingesetzt worden und ist da sehr unschön angefasst worden. So ist es allerdings so, dass wenn er dann mal frontal zu mir steht, ich mich erst mal aufblase und meine Verärgerung klar mache. Das ist für ihn derart stark, dass er sich sofort auf mich konzentriert udn dann kann ihc ihn sofort loben und zu mir holen. In diesem Fall könnte uahc ein längeres Seil funktionieren.

Typ 2 ist der ungünstigste, den ich mir vorstellen kann.
Es handelt sich um meine in der Vergangenheit schwer misshandelte Stute. Sie hatte sich massiv gegen den Menschen gewehrt und mit eigentlich mit ihnen abgeschlossen.
Zudem ist sie extrem überlebenstüchtig und in der Lage und Willens, völlig allein zu überleben.
Das bedeutet, dass sie dazu neigt, sehr schnell eigene Entscheidungen zu treffen und die nicht unebdingt mit ihrem Mensche besprechen muss.
Dazu hat sie gelernt, WIE man sich effektiv losreißen kann.
Das ist dann der HInweis mit dem "Kopf verlieren". Sobald sie in der lage ist, den Kopf auch nur vom führenden Menschen weg zu stellen, ist sie in der Lage, sich auch blitzschnell weg zu drehen und den Menschen noch mit der Schulter beiseite zu kicken.
Hier ist es dann extrem wichtig, eben ihren Kopf bei sich zu haben.
Vertrauensarbeit machen wir und wir sind auch schon sehr, sehr weit gekommen, allerdings ist sei wirklich traumatisiert und es kann immer wieder Momente geben, wo das dann durchkommt.
Was für sie sehr wichtig war, war die Erfahrung, dass ihr Mensch bei ihr bleibt, komme was wolle.
Das ist definitiv nicht zu empfehlen, aber es war für uns eine wichtige Erfahrung.
Und zwar bin ihc mit ihr zu einem Hof gelaufen, wo ein Kurs stattfand.
Um auf den Hof zu kommen, musste ich über eine kurze Brücke über einen Bach.
Auf der Brücke tauschten Bauarbeiter Teile des Geländers aus, das aus Metall war.
Meine Stute fürchtet sich vor allem vor fremden Männern, ob sie schon mal über enie Brücke gegangen weiß ich nicht, auf jeden Fall fingen die als wir vor der Brücke waren an, in das Metall zu bohren, das auch noch hohl war und super hallte.
Es war für meine Stute keine Überlegung wert, OB sie flüchten soll.
Auf ihrem Weg nach Hause wäre sie durch ein Stück Siedlung gekommen, über einen Radweg und an einer Umgehungsstraße vorbei.
Ich war sicher, sie würde alles umbringen, was ihr nur am Wegesrand begegnet und mir war klar, ihc darf sie nicht loslassen. Allerdings den Strick einfach nur festhalten hätte nichts gebracht, da sie eben weiß, dass es kein Problem ist, mich weg zu reißen.
Da sie auch noch eine trense anhatte, habe ich unter ihrem Kopf durchgegriffen und links und rechts, neben ihr stehend in die trensenringe gefasst. So ist sie mit mir dann eine ganze Strecke losgaloppiert.
Das ganze lief ich glaube 3x so, jedes Mal kam sie irgendwann zum Stehen und wir starteten einen neuen Versuch.
Dazu kam meine felsenfeste Überzeugung, dass es nur DIESEN EINEN Weg geben kann, da ich sehr sicher war, dass ich sie, sobald ich den Impuls zum Heimweg geben würde, dann doch nciht merh würde halten können.
Inzwischen hatten die Arbeiter auch die Brücke geräumt, weil sogar für ganz pferde-unerfahrene Menschen sehen konnten, dass die Situation gefährlich war udn wohl mit den Brückenarbeiten in Verbindung stand.
Un dschließlich, bei einem weiteren Anlauf holte meine Stute ganz tief Luft und schritt mit mir über die Brücke.
In ihrem Fall war es eine ganz wichtige Erfahrung für sie, dass ihc bei ihr geblieben bin und sie mich nciht hatte loswerden können. Ihr Vertrauen ist dadurch deutlich gestiegen.
Aber wie gesagt, solche stunts kann ihc nicht als Training empfehlen und diese Reaktion kam einfach quasi aus dem Mangel an anderen Möglichkeiten und meiner Überzeugung, dass ich verhindern muss, dass dieses Pferd frei läuft.
Auf jeden Fall ist bei ihrem Verhalten ein längerer Strick absolut kontraproduktiv, weil er ihr das Losreißen erleichtert. Hier ist die Möglichkeit, über sehr viel Nähe, merh Kontrolle zu erhalten. Wobei mehr Nähe auf keinen fall Dauerzug bedeutet!

Zum KOpf tief habe ich noch eine Anmerkung. Das können meine Pferde auch, aber auch das kann uU nich timmer hilfreich sein. Unser gelände ist sehr hügelig und wenn die Pferde schon nervös sind und es bergab geht, kann das Kopf tief dazu führen, dass die Pferde ihren Schwerpunkt nach vorne verlagern, was am berg bei eh schon laufen wollendem Pferd dazu führt, dass es schneller wird. Hier mache ich es so, dass ich das Pferd aufnehme und von der Kopfhaltung etwas aufrichte, so dass das gewicht hinten aufgenommen wird, was dann bremsend wirkt.

Und bitte nicht falsch verstehen, so sieht das nciht zwingend aus, ihc beziehe mich auf Krisensituationen.
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kolyma
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Re: Führen im Gelände - Pferd ist weggelaufen.

Beitrag von kolyma »

Zu den Fluchttypen noch eine Anmerkung - meiner macht es so, dass er - mal davon ausgegangen, man hat ihn rechts neben sich - blitzschnell eine Volte um einen herum macht, einem so mehr oder minder den Arm verdreht und dann am Ausgang der Volte losprescht.
Ich hatte, nach dem Schaffiasko, mehrere Gänge, wo ich danach einen unglaublichen Muskelkater im Arm hatte und teils echt nen Drehwurm, weil er zu der Zeit immer wieder versucht hat, mich auf die Art loszuwerden... Im Nachhinein wäre in dem Fall besser gewesen, man hätte zu Zweit und mit Führkette geführt.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


"Besser wenig und das Wenige gut."Egon v. Neindorff

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wiassi
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Re: Führen im Gelände - Pferd ist weggelaufen.

Beitrag von wiassi »

Ich würde auch Knotenhalfter und Bodenarbeitsseil empfehlen. Dazu unbedingt Handschuhe. Dann halte ich es für sinnvoll, wenn ihr die Situation erstmal auf umfriedeten Gelände nachspielt und übt, mit etwas, was er erschröcklich findet, ob Trecker, Riesenball was auch immer.
Im natural horsemanship gibt es eine Übung, die Hinterhand auszukoppeln. Wenn man dieses richtig kann, hilft das ungemein, "den Kopf nicht zu verlieren", sowohl den des Pferdes als auch den eigenen, sprich die Übersicht darüber, was man in so einer Situation tun kann. Unmittelbar danach muss man aber auch einen Plan haben, wie man das Pferd aus der Aufregung wieder runterholt, ob mit Kopf tief oder wie auch immer.

Aber was und wie man auch übt: erst mal in sicherer Umgebung. Und mit Handschuhen.

Wenn du innerlich sehr unsicher geworden bist, solltest du überlegen, ob du, nachdem es mit dem Üben gut geklappt hat, für die ersten Spaziergänge eine zweite Person mitnimmst, die dann mit Abstand mitgehend eine zweite längere Sicherheitsleine hält.
Einem Tier zu helfen, verändert nicht die ganze Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses Tier.

http://www.reitschwein.de
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