Führen im Gelände - Pferd ist weggelaufen.

Moderator: Keshia

jella
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Re: Führen im Gelände - Pferd ist weggelaufen.

Beitrag von jella »

Hengstkette hört sich fies an, ist es aber gar nicht. Wenn ich Dein Pferd sehe Laura, denke ich, dass er so bummelig 600 kg wiegt und du so ca. 50/60 kg. Um wie viel schlimmer ist es, wenn er sich los reißt und er in ein Auto läuft??? Als ihm ein mal klar zu machen, dass er auf Dich zu achten hat??? Die Kette übt nur Druck aus, wenn er gegenan brummt. Ansonsten passiert hier gar nichts.
Natürlich würde ich das auf dem Platz üben, damit man sieht, ob er hier Panik bekommt. Hast Du jemand, von dem du dir so eine Hengstkette leihen kannst???
Es soll ja keine Dauerlösung sein, aber wenn du ansonsten nur Streß hast mit ihm, wenn du raus gehst und keine Einwirkung, dann finde ich, ist die Hengstkette eine gute Option!
Und den Strick über die Nase ... hm ... ich hab das mal probiert als ich mein Pony verladen wollte. Sowie die Einwirkung seitlich ist, mags funktionieren, hast du ihn frontal vor dir, rutscht es doch hin u. her und möglicherweise ganz von der Nase.
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Fionnlagh
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Re: Führen im Gelände - Pferd ist weggelaufen.

Beitrag von Fionnlagh »

Ich will hier eigentlich keine Diskussion über Hengstketten los reißen. Hab nie gesagt, dass ich Hengstketten verweigere und das nihct durchaus mal probieren würde ;)
Wie schon gesagt, reagiert er bisher mit Strick über die Nase am besten. Den hab ich so durch das Halfter gezogen, dass er nicht rutschen kann.
Auf dem Platz üben werd ich das nicht können, weil es da nie zu Situationen kommt, in denen ich das üben könnte.
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Laika28
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Re: Führen im Gelände - Pferd ist weggelaufen.

Beitrag von Laika28 »

Hmh, ich glaube ich werde doch mal meinen Mann "aktivieren" mitzukommen. Sind ja eh dann erstmal kleinere Stücke, die wir laufen ;)
Mit Hengstkette, meint ihr damit, die Kette so über die Nase verschlungen à la Linda Tellington-Jones? Das habe ich damals bei meiner alten Stute auch gemacht, als sie sich auf dem Weg zum Reitplatz immer losgerissen hat. Bei ihr hat es nichts geholfen, da kann und konnte man machen was man wollte, wenn sie nicht will, ist sie weg - ohne Wenn und Aber... :?
Bei meinem Jungspund musste ich aber gestern erst wieder erleben, dass sie halt doch ein ganz anderes Kaliber ist. Wir waren auf dem Reitplatz, als eine Gruppe Reiter vorbei kam. Der Jahreszeit entsprechend waren meine Ponys ein bissel aufgeregt, meine beiden anderen liefen auf der Weide auf und ab und das übertrug sich dann auf meinen Jungspund. Ich hatte sie zwecks Gewöhnung an die Trense an der Longe mit Knotenhalfter (und Trense blind drüber) und sie gab richtig Gas. Es ruckte ab und an an der Longe, dann rannte sie wieder los, aber sie riss sich halt nicht los - so wie meine alte Stute es tun würde. Verdammt, ich muss das in meinen dämlichen Schädel kriegen, dass die kleine Maus zwar hüpft, springt und zupft, aber sich nicht gezielt und gewollt losreißt :wall: :wall: Dann würde dem Geländethema ja eigentlich nichts mehr im Wege stehen....
ehem User

Re: Führen im Gelände - Pferd ist weggelaufen.

Beitrag von ehem User »

Ich glaube ehrlich gesagt auch nicht, dass es bei Pferden wie dem Bären eine Unterschied macht, ob Du Kette oder Strick verwendest. :nix: Ich habe ja auch solch ein Exemplar. ;) Wenn meine Dicke weg will, dann geht sie weg. Hilft alles nichts.

Uns haben da ewig viele Tellington-Einheiten auf dem Platz geholfen - mit Übungen wie Statue, Kopf senken aber eben auch diverse Führposition. Mit Lamaleine, nicht Kette. Das Üben haben wir dann schrittweise mit nach draußen genommen. Also wirklich schrittweise und mit sehr viel Ruhe. Anfangs waren wir nur 10 Minuten draußen, später dann bis zu einer Stunde. Außerdem gebe ich zu, dass ich dafür die sommerliche Wärme genutzt habe. :-D Und das dann fast täglich.

Ich habe die Stimmung immer schon vorher beim Putzen "überprüft". War da alles entspannt und wurde ggf. sogar mal der Hinterhuf zum Dösen angeklappt, dann sind wir raus gegangen. War die Stimmung ungeduldig und energievoll, haben wir es lieber gelassen. ;)
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kolyma
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Re: Führen im Gelände - Pferd ist weggelaufen.

Beitrag von kolyma »

Wenn Pferde mal die Erfahrung gemacht haben, dass sie sich losreißen können, dann ist es sehr schwer das wieder raus zu bekommen. Ich glaube auch, dass da eine Führkette auch nix mehr hilft.
Ich habe bisher nur gute Erfahrungen mit Führketten gemacht. Einmal bei meinem Pferd und dann auch bei dem Pferd einer Miteinstellerin, welches ich auf die Koppel und zurück führen musste. Da der mich beim Führen ständig gebissen, angestiegen und rumgezerrt hat - und sich auch mehrmals erfolgreich losgerissen hatte, bin ich dazu übergegangen ihn nur noch mit Führkette zu führen. Ich glaube die Führkette hatte er dreimal drauf - seit dem kann ich ihn am Stallhalfter am durchhängenden Strick führen. Allerdings führe ich ihn wirklich nur vom Stall zur Koppel und zurück.

Im Gelände wärs ihm vermutlich egal ob ich Kette, Trense oder sonstwas habe - wenn er weg will, will er weg. Und das sicher nicht aus Panik - sondern einfach weil er es kann. Und das ist die denkbar schlechteste Ausgangssituation.

Daher hab ich bei meinem sofort zur Führkette gegriffen, damit er da gar keine Erfahrungen in der Hinsicht sammeln kann - nach dem Motto: "wenn ich weg will dann geh ich halt..."
So nen 600 Kilo Tinker mit Rammsschädel und nem Halsumfang von schlagmichtot hält nix, und den reißt man auch nicht mehr rum. Da braucht der nicht mal losstürmen, da reichts wenn er einfach wegmarschiert.


Allerdings finde ich schon, dass man das Risiko minimiert, wenn man viel, viel, viel übt. Routine ist halt auch das A und O.
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brexi
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Re: Führen im Gelände - Pferd ist weggelaufen.

Beitrag von brexi »

kolyma hat geschrieben:Wenn Pferde mal die Erfahrung gemacht haben, dass sie sich losreißen können, dann ist es sehr schwer das wieder raus zu bekommen.

ja :-n :seufz:

So nen 600 Kilo Tinker mit Rammsschädel und nem Halsumfang von schlagmichtot hält nix, und den reißt man auch nicht mehr rum. Da braucht der nicht mal losstürmen, da reichts wenn er einfach wegmarschiert.

Japp, ein 400kg Pony auch, da hängt man dran wie Schluck Wasser.

Allerdings finde ich schon, dass man das Risiko minimiert, wenn man viel, viel, viel übt. Routine ist halt auch das A und O.

Das unterschreibe ich mal, man muss es einfach machen, klingt jetzt blöd, aber ist leider so. Und dabei drauf achten, vor allem viele positive Erlebnisse schaffen.
:tuete:
Ich weiß, das gelingt nicht immer :seufz:

Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein....
Arthur Schopenhauer
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Fionnlagh
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Re: Führen im Gelände - Pferd ist weggelaufen.

Beitrag von Fionnlagh »

Also, nehmt mir es nicht übel ihr zwei, aber es geht in dem Thread hier nicht um Tipps, wie man ein Pferd dazu bringt, sich nicht los zu reißen oder wie man es hält etc.
Es geht hier um die Angst des Menschen. Und die wird definitiv mit euren Aussagen nicht geringer.
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kolyma
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Re: Führen im Gelände - Pferd ist weggelaufen.

Beitrag von kolyma »

Fionnlagh hat geschrieben:Also, nehmt mir es nicht übel ihr zwei, aber es geht in dem Thread hier nicht um Tipps, wie man ein Pferd dazu bringt, sich nicht los zu reißen oder wie man es hält etc.
Es geht hier um die Angst des Menschen. Und die wird definitiv mit euren Aussagen nicht geringer.
Und nimm du es mir bitte nicht übel wenn ich dich darauf hin weise, dass es auf den letzten drei Seiten eigentlich nur um Tipps ging. So eine Diskussion kann sich durchaus auch mal dynamisch entwickeln.

Zum Thema Angst des Menschen... Als mein Pferd sich losgerissen hatte, als wir einer Schafherde gegenüberstanden war meine Angst schon enorm. Immerhin war mein Pferd quer über eine Landstraße und durch einen Ort galoppiert. Der Horror schlecht hin.
Das erste was ich am darauf folgenden Tag getan habe war, mir Schafe zu suchen und uns beide mit der Angst zu konfrontieren. Gott sei Dank gibt es ungefähr 300m vom Stall entfernt ein paar Schafe.
Wir sind die Tage dann so oft zu diesen Schafen gegangen, bis es meinem Pferd zu den Ohren raus kam. Immer wieder und wieder.
Ein halbes Jahr später sind wir auf einem Ausritt einer Schafherde begegnet - so schnell war ich noch nie vom Pferd runter :lol: - aber auch hier hab ich ihn mit den Schafen konfrontiert. Wir sind zu der Herde hin und der durfte kucken. Wenn er signalisiert hat, dass er es nicht mehr aushält haben wir uns so weit zurück gezogen bis er es wieder ertragen konnte - aber Flucht war tabu. Anschauen ja - Aufregen - auch ja - aber nicht fliehen...

Und vor ein paar Wochen:

Bild

völlig entspannt.

Ich persönlich finde es gut sich mit seiner Angst auseinander zu setzen und sich selbst damit zu konfrontieren. Und auch mein Pferd mit Angst zu konfrontieren. Es ist nämlich auch völlig ok Angst zu haben. Angst ist wichtig und gesund und fürs Pferd auch ein völlig normales Gefühl (im Gegensatz zu uns Menschen) - ich zeige ihm, dass er Angst haben darf, dass er aber auch in der Lage ist seine Angst zu überwinden und vor allem auch seinen Fluchtreflex unter Kontrolle zu bringen.
Irgendwann wandelt sich Angst in Neugierde - und das ist mein Ziel. Natürlich gehe ich damit auch ein Risiko ein. Aber je öfters mein Pferd sieht, dass er in meiner Gegenwart keine Angst haben muss, desto mehr vertraut er auf mein Urteil, dass die Angst-einflößende Situation zu bewältigen ist. Und das wiederum stärkt mein Selbstvertrauen die Situation kontrollieren zu können.

Ich hoffe das hat jetzt wieder zum Thema gepasst. ;)
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Re: Führen im Gelände - Pferd ist weggelaufen.

Beitrag von Fionnlagh »

kolyma hat geschrieben: Und nimm du es mir bitte nicht übel wenn ich dich darauf hin weise, dass es auf den letzten drei Seiten eigentlich nur um Tipps ging. So eine Diskussion kann sich durchaus auch mal dynamisch entwickeln.
Ne, nehm ich dir nicht übel ;)
Ansonsten stimm ich dir auch zu, aber leider sind deine Aussagen halt nicht einfach Tipps. Ich persönlich finde Aussagen, wie "das ist sehr schwer wieder raus zu kriegen, da hilft eine Führkette auch nicht mehr" etc. nicht sehr ermutigend :nix: (und wenn´s 100mal die Wahrheit ist) und mag das auch nicht so "vor den Latz geknallt" kriegen, wenn ich eh schon mit einem Thema raus rücke, dass mich beschäftigt.
Aber ich stelle immer mehr fest, dass ich für die Forumswelt einfach zu empfindlich bin, also liegt´s wohl an mir.
Aber ja, der Rest passt zum Thema :cookie: .
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kolyma
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Re: Führen im Gelände - Pferd ist weggelaufen.

Beitrag von kolyma »

Naja - das soll dich ja nicht entmutigen - ich würde es auf alle Fälle mal versuchen.

Du schriebst ja schon, dass es dich sehr beruhigt, wenn eine zweite Person dabei ist. Ansonsten kann man, wenn man halt eine helfende Hand findet - versuchen nach Tellington-Jones zu führen - also zu Zweit - der Pferd in der Mitte. Dann hat das Pferd deutlich weniger Chancen sich in eine Richtung zu drehen um sich los zu reißen.

Zu der Zeit wo ich so massive Probleme mit Nero hatte, besuchten wir eine Horsemanship-Kurs bei einem Westerntrainer. Der Kurs war einfach nur Mist. Was ich mir allerdings behalten hatte war das schnelle reagieren und das Verstehen darüber, dass ich unter allen Umständen den Kopf meines Pferdes kontrollieren muss. So lange der Kopf bei mir ist, kann mein Pferd sich quasi nicht selbsständig machen. Zu Not greife ich auch mit der Hand direkt ins Knoti und halte den Kopf fest bzw. versuche das Pferd in meine Richtung zu ziehen, bzw. auch mal rabiat rumzureißen. Da muss man sicher auch mal sein ganzes Herz in die Hand nehmen.

Mein Dicker hat auch wirklich versucht mir den Schneid abzukaufen.

Zwei wichtige Übungen habe ich jedenfalls geübt bis sie in Fleisch und Blut übergegangen sind: Hinterhand weichen und die Kopfkontrolle in dem ich immer wieder übe den Kopf zu mir zu ziehen. Da diese zwei Dinge für mein Pferd fast schon so selbstverständlich sind, dass er gar nicht mehr darüber nachdenkt (One-Rein-Stop-ähnlich), hab ich im Gelände an der Hand eigentlich immer ne Notbremse. Schicke ich die Hinterhand weg, steht er sofort mit dem Kopf zu mir - egal ob er das gerade wollte oder nicht. Auch durchbreche ich in dem Moment seine Konzentration auf das worauf er sich gerade fixiert.

Das sind schon so ein paar "technische" Handgriffe, die man als Handwerkszeug mitnehmen kann - auch bei schwierigen Pferden. Das gibt einem dann auch noch so ein Stück weit mehr Mut und Kontrolle über das was passiert.
Aber der erste Schritt ist immer der ins Ungewisse. Ein kleines Risiko ist immer dabei. Aber jedes Mal wenn ihr gut nach Hause kommt ist das ein Schritt in Richtung eines ganz neuen Kosmos.
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