Nur die halbe Halle

Moderator: Keshia

ehem User

Re: Nur die halbe Halle

Beitrag von ehem User »

Ich hoffe, ich langweile niemanden - aber ich schiebe gerade den Totalfrust. Zurück auf Anfang mit allem, wir kommen mal wieder über X kaum hinaus und wenn doch, dann sicher nicht mit vernünftiger Haltung, Biegung oder ähnlichem.
Ich beginne die Einheit immer mit Arbeit an der Hand. Da ging es schon los - panisches Davongerenne, nur weil auf dem Parkplatz zwei Anhänger standen ... Nein, ich verlange nicht, daß er so oft wie möglich dort vorbeigeht. Man muss es ja nicht provozieren. Aber die Zirkel ein bisschen hin und herschieben, einmal durch die Pylonen und weiter gehts. Das kann doch so schwer nicht sein!? :(
Unterm Sattel geht es etwas besser, aber von gut weit entfernt.

Andersherum zeigt er sich auf dem "sicheren" Zirkel so willig und arbeitsfreudig, daß ich mal wieder hin und hergerissen bin. Was soll ich nur tun? Das, was ich ohnehin mache, unteren Zirkel mit einbauen, "zufällig", und ansonsten auf Arbeit konzentrieren? Oder ne ruhige Kugel schieben, bis der Platz draußen wieder begehbar ist? Mich verlässt echt der Mut und die Motivation ...
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Keshia
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Re: Nur die halbe Halle

Beitrag von Keshia »

Nicht aufgeben :goforit:

Schlechte Tage mit Rückschritten gibt es immer. Rufe dir wieder die Momente ins Gedächtnis, als es gut lief, das klappt dann auch wieder. Gib ihm vielleicht eine zusätzliche Lieblings-Aufgabe in der blöden Hallenseite, laß den Zirkel erstmal bleiben, probier aus.
Wenn er Panik bekommt, hilft es euch vielleicht auch, wenn ihr euch wieder Schritt für Schritt herantastet und du darauf achtest, wann er unruhig wird und dann erstmal stehen bleibst. Belohnen, sobald er sich entspannt. Dann erst den nächsten Schritt....

Verstehe deinen Frust gut. Wer kennt die doofen Rückschritte nicht?
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ehem User

Re: Nur die halbe Halle

Beitrag von ehem User »

Danke dir! Ich bleibe auf jeden Fall dran, letztlich gibt es ja auch keine andere Wahl ... ist nur so tierisch deprimierend manchmal, vor allem, wenn ich merke, wie mir selbst die Ungeduld hochkriecht und ich anfange ungerecht zu werden. Das will ich doch gar nicht!
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faraway
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Re: Nur die halbe Halle

Beitrag von faraway »

Ich kann dich sooo gut verstehen. Aber es hilft nix :nix: wenn es mal wieder einen Rückschritt gibt, muss man halt immer wieder lächelnd noch drei Schritte weiter vorn wieder anfangen...
Hier ist nochmal der Link zu der Clickerfrau, die mich überzeugt hat: http://shawnakarrasch.com/blog/2013/02/ ... seshosing/ Leider nur auf Englisch und es geht ums Abspritzen mit Wasserschlauch, aber das Vorgehen kann man ja auf jede Angstsituation übertragen.
Wir waren heute nach dem Reiten kurz in der Halle, und sie war schön ruhig. Konnten aber nicht weit in den Gruselbereich gehen, weil mein Keksvorrat schon aufgebraucht war :mrgreen:
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tara
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Re: Nur die halbe Halle

Beitrag von tara »

ich hatte jetzt nicht mit Gruselecken o.ä. zu tun, aber mit einem etwas überdrehten, leicht 'hysterischen' Arab. Ich habe ihm einen 'Parkplatz' eingerichtet: eine Stange parallell zur Bande, quasi eine Gasse. Darin ließ ich ihn immer halten, Kopf senken, Leckerchen, entspannen. Zuerst an der Hand, später auch an der langen leine. Da hielt er schon fast von selbst in der Gasse an und nahm den Kopf tief.
Vielleicht kannst du auch so eine Wohlfühl-Zone einbauen. Zuerst in der favorisoerten Hallenhälfte, und den Standort des 'Parkplatzes immer mal wechseln. Irgendwann ist er dann in der ungeliebten Hallenhälfte, aber es fällt deinem Pferd nicht wirklich auf, weil es ist ja seine Wohlfühl-Zone...
soweit meine Theorie...
Liebe Grüße
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faraway
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Re: Nur die halbe Halle

Beitrag von faraway »

:gut: Das wäre dann die Idee von Mattentraining, das habe ich mir auch schon überlegt. In unserer Halle herrscht aber leider das Regiment Clicker-inkompatibler Leute, so kann ich kaum mal einen Moment finden, wo eine Matte oder ein anderer Parkplatz akzeptiert würden.
Vielleicht wirds im Frühjahr anders, wenn alle Welt draußen reitet. Dann erobern wir halt die Halle!
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Equester
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Re: Nur die halbe Halle

Beitrag von Equester »

Ich würde zu Beginn 2 Minuten auf der Gruselseite arbeiten und dann auf den Lieblingszirkel gehen. 10 Minuten arbeiten, 2 Minuten auf den Gruselteil, 10 Minuten arbeiten und die letzten 2 Minuten noch mal auf den Gruselzirkel gehen und dann mit viel Keksen und Lob die Arbeit beenden (auch wenn die Einheiten auf der Gruselseite nicht so prall aussehen, Lob geht immer und hinterläßt eine schöne Erinnerung an den Platz ;) )
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
calista
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Re: Nur die halbe Halle

Beitrag von calista »

Ich beginne die Einheit immer mit Arbeit an der Hand. Da ging es schon los - panisches Davongerenne, nur weil auf dem Parkplatz zwei Anhänger standen ... Nein, ich verlange nicht, daß er so oft wie möglich dort vorbeigeht. Man muss es ja nicht provozieren. Aber die Zirkel ein bisschen hin und herschieben, einmal durch die Pylonen und weiter gehts. Das kann doch so schwer nicht sein!?
Manchen Pferden vermittelt es Sicherheit, wenn man immer mit den gleichen Dingen beginnt, andere können sich dann eher leicht auf die Umgebung einlassen, weil die Arbeit unter dem "Kenn-ich-schon-Modus" nur halbe Konzentration erfordert. Diesen Gedanken hatte ich, weil ich beim hml gelesen habe, dass es mit besonders intensiver Arbeit auf dem Gruselzirkel kein gruseln gab bei Euch. Ich weiß jetzt nicht, wie Du die Handarbeit ausführst, immer nach einem bestimmten Muster usw., aber evtl. hilft ja ein Spaziergang zum Aufwärmen vorher um dann gleich in der Halle intensiver mit schnellen re /li Wechseln z.B. arbeiten zu können? Also an der Hand 3 Tritte im SH, wechseln ins KSH, Travers, dann wieder SH. so dass Dein Pferd sich richtig konzentrieren muss.
Ich kenne das von meinem Pferd, eine frührer RLin, die mir beim Start des Jungpferdes helfen wollte, hatte ein bestimmtes Schema zum Aufwärmen auf dem Reitplatz "weil es jungen Pferden Sicherheit geben würde". Meine Stute hatte dann soviel Sicherheit, dass sie sich langweilte und Blödsinn machte. Bei Ihr als Buckel- und Bockkanditatin hilft nur, möglichst viel Konzentration durch abwechslungsreiche Arbeit zu fordern, dann bekomme ich sie ruhig. Außerdem finde ich, dass es mit einem neuen Plan jedesmal auch mich mehr fordert, auch ich muss mich mehr konzentrieren und bin daher bewusster und klarer, auch das hilft evtl. dem Pferd?
ehem User

Re: Nur die halbe Halle

Beitrag von ehem User »

Kennt ihr den TTEAM-Touch von Linda Tellington -Jones? Der hat mir unheimlich viel geholfen Mein Trakehner ist damals sogar fast in Ohnmacht gefallen in der Gruselecke (wirklich wahr der hat sich mit der Vorbesitzerin in die Ecke Fallenlassen und Tod gestellt) Ich habe dann fast zwei jahre gebraucht mit allen Höhen und Tiefen (Viele Tiefen) Aber ein Kurs bei Linda hat uns den AHA gebracht .... Über den Touch kannst du das Pferd so entspannen das es fast wegschläft... Mit viel Touch und Bodenarbeit habe ich gelernt ruhe auszustrahlen und dann wurde es besser...
Bei meiner Hypersensihafi Dame (man bekommt immer das Pferd das man zur eigenen Entwicklung braucht Sagt meine Reitlehrerin... manchmal hasse ich sie dafür... SORRY ANDREA :whistle: )hat es leider nix gebracht wir haben im neuen Stall Hängebauchschweine am Reitplatz und DIE fressen kleine Hafis!!! Da arbeiten wir immernoch dran da hat das mit der Ruhezone gut geholfen. Und der größte Vorteil eines Hafis ist die Fressgier dadurch ist die Ecke jetzt bereitbar...
ehem User

Re: Nur die halbe Halle

Beitrag von ehem User »

Oh, so viele nette Tips - danke euch! Entschuldigt, daß ich erst jetzt wieder zum Antworten komme! :-D

@faraway: Diese Clickereinheit muss ich mir mal in Ruhe ansehen. Generell ist es aber so, daß ich Clickern weniger einbaue, da mir das mit allem anderen zuviel wird. Es muss auch nicht unbedingt das Clickern sein – dafür brauche ich seine Aufmerksamkeit ja auch und es nützt mir da nichts, wenn er mit starr gerecktem Hals in irgendeine Ecke stiert, anstatt sich auf mich zu konzentrieren. Arbeit hilft da besser.

@tara: Diese Wohlfühlzone versuche ich gerade mit unseren Pylonen einzurichten: Dort gibt es immer Zügel lang oder zumindest nachgegeben, etwas Angenehmes wie Schritt oder Krauleinheiten. Das klappt auch zunehmend besser. Anhalten ist ihm noch suspekt, aber wir bauen das ganz allmählich ein.

@calista: Die Idee mit der langweiligen Routine kam mir auch mittlerweile. Ich habe den Eindruck, dass, wenn der Ablauf immer gleich bleibt, er genau dann auch zu vermehrtem Blödsinn, sprich: Panik neigt. Daher suche ich doch nach Abwechslung, was aber nicht weniger Arbeit und Konzentration bedeutet. Interessant war dabei vor einigen Tagen Folgendes: Ich bin mit ihm zum Longieren in die Halle. Der Boden war frisch gewässert, schön abgezogen – und irgendjemand hatte in der hinteren rechten Ecke eine riesige Leiter stehen lassen. Pferd hielt schonmal entsetzt die Luft an, worauf ich ihm demonstrierte, dass ich die Leiter nicht sehe oder ihr irgendeine Bedeutung beimesse, wir bleiben hier unten und arbeiten. Ich habe der Ecke da hinten überhaupt keine Beachtung geschenkt. DAS war offensichtlich richtig. Er lief erst in kleineren, dann immer größeren Kreisen aufmerksam und konzentriert um mich herum. Ohr und Auge immer mal wieder zur Leiter, aber da tat sich nichts und bei mir auch nicht. Und das ist glaube ich, das Ausschlaggebende: MEINE Stimmung, meine Einstellung. Ach Gottchen, man lernt ja so viel über sich selbst. Es gibt wirklich Tage, da brauch ich gar nicht anfangen, reiten zu wollen, weil meine Stimmung nicht passt. Das merkt mein Pferd aber um einiges schneller als ich. Aber je ehrlicher ich zu mir selbst bin, desto besser harmoniert das letzten Endes auch.
Im Übrigen arbeiten wir an der Hand so ähnlich wie du es beschreibst: Keine langen Sequenzen, sondern schnelle Wechsel der Biegung, SH, KSH, Vorhandwendungen, Tempoübergänge. Und auch das alles nicht so irre lange, weil es auch dann langweilig wird.

Es ist verrückt, aber es ist ein ständiges Auf und Ab, ohne jetzt das (bescheuerte!) Wetter mitverantwortlich zu machen. Nach drei Tagen Frieden gibt es wieder Aussetzer, bei denen ich manchmal sehr deutlich werden muss, was wiederum zur Folge hat, dass er sich im Anschluss gar nicht von mir trennen kann – ich bin ja wieder seine Leitstute, die den Weg vorgibt. Offenbar hilft aber, die Gewichtung mit der Gruselecke flexibel zu handhaben, ich will damit sagen, an manchen Tagen ist er regelrecht „cool“, da können wir den Zirkel locker nach oben verlegen, an anderen braucht er die Sicherheit unten und ich verlange dann auch nur 2 Minuten im Gruselkabinett. Was merkwürdigerweise immer klappt, ist unser anschließendes Hinausgehen durch den gruseligen Teil der Halle. Auch Routine mittlerweile, vorne rein, hinten raus … er weiß, was ihn draußen erwartet, denn wer brav war, darf noch drei vier grüne Hälmchen naschen.

@ellen74: In Ohnmacht kippen??? Puh, da hab ich ja noch Glück. :shock:
Von dem TTEAM habe ich gehört und habe mal einen Theoriekurs mitgemacht, aber ein praktischer Kurs mitsamt Pferd wäre da echt hilfreich. Da ich ab Frühjahr auch mobil sein werde, muss ich das unbedingt mal ins Auge fassen.
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