Ich möchte einen Hund....

Moderator: Wallinka

Wallinka
Zentaur
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Re: Ich möchte einen Hund....

Beitrag von Wallinka »

Nucades, das ist toll für eure Hündin und ich freue mich für jeden Hund, für den man ein passendes Plätzchen finden kann. (Und es ist toll, wenn eure TÄ morgens um sechs zu euch kommt, weil der Hund mehr als eine Stunde blutet und sich nicht behandeln lässt :hutab: )

Es ist furchtbar, das Hunde wegen ihrer Angst sterben mussten, aber das ist gar nicht das, was ich meinte.

Immer wenn ich diesem Spanier in die Augen sehe, sehe ich Stress, Angst, Misstrauen. Immer wenn ich den an unserer Weide vorbeilaufen sehe, sehe ich einen angespannten Hund, der nicht weiß, wohin mit sich.
Und die Leute geben sich sooooooo viel Mühe, daran liegt es wirklich nicht.
Ich frag mich halt manchmal, ob es wirklich so sinnvoll ist, alle diese Tiere hierherzuholen und in Lebensumstände zu stecken, mit denen sie überfordert sind. Ob es nicht sinnvoller wäre, all das Geld, was gebraucht wird, um die Tiere hierher zu holen in Kastrationsaktionen vor Ort, in Futterplätze zur Betreuung und Beobachtung zu stecken (und ich weiß auch nicht, ob das überhaupt machbar ist) und die Tiere da, wo sie sich auskennen, leben zu lassen.
Ich glaube nicht, dass dieser Hund wirklich glücklich ist, zufrieden mit seinem Leben, für mich schaut der immer überfordert aus. Und ich glaube auch nicht ,dass die Menschen wirklich glücklich sind mit diesem Hund, obwohl sie das vermutlich nie zugeben würden und sie diesen Hund auch heiss und innig lieben.

Ich kenne das nur aus dem Katzenschutz, es gibt einfach Tiere, die haben nie positive Erfahrungen mit Menschen machen können, die haben nie in einer Menschenwohnung gelebt oder gelernt, das Menschen nett sein können, wenn es irgendwie möglich ist, kastrieren wir solche Tiere, richten einen Futterplatz ein, damit wir sie regelmässig überwachen und im Bedarfsfalle einfangen und behandeln können, und lassen sie da leben, wo sie bisher gelebt haben.
Ich denke, die sind glücklicher da, wo sie sind, als wenn sie erst jahrelang im Tierheim (denn wer nimmt schon so ein Tier) und dann jahrelang damit beschäftigt sind, zumindest zu einer Familie Vertrauen aufzubauen.

Ach, ich weiß auch nicht, es beschäftigt mich halt :nix:

Anouk, das sind genau die Gedanken, die ich meine. Klar will der Verein ein tolles Zuhause für den Hund, kann ihm ja keiner verdenken. Aber manchmal ist es vielleicht auch Tierschutz (und menschenschutz) zu sagen: ich hab nicht das richtige Zuhause für dich.
Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.
Lisa-Marie

Re: Ich möchte einen Hund....

Beitrag von Lisa-Marie »

Ich verstehe Dich, Wallinka, mir geht es genauso.

Und so wie man NIX verallgemeinern kann, weil es wirklich Paarungen gibt, die wie "A**** auf Eimer" passen, hab ich auch unheimlich viele, die nicht passen. Die genau die Situation haben, wie von Dir beschrieben.

Und das ist einfach unendlich traurig - für alle Beteiligten.

Nun muss man auch dazu sagen, dass wir leider in der Tierärzteschaft immer noch nicht viel weiter gekommen sind, mit solchen Hunden zu dealen - und es auch oft an Vorurteilen bei Besitzern hängt, z.B. pharmazeutische Hilfen mit anzunehmen.
Wenn GUTES (Betonung liegt auf GUTES!) Training, Versorgung der Bedürfnisse und Eingewöhnung nicht helfen, die Angst auf ein erträgliches Maß (welches ist das?) zu lindern, dann verstehe ich nicht, warum man nicht den Segen der Psychopharmaka mit in Betracht zieht.
Natürlich soll kein Hund sediert bis zum Dauerschlaf werden - aber dass ein chronischer Angstzustand ein "behandelbares Leid" ist, ist einfach noch nicht in vielen Köpfen drin (weder bei TÄ noch bei Organisationen, noch bei Besitzern).

Im Endeffekt versuche ich hauptsächlich aufzuklären, dass man nicht automatisch einen "dankbaren Selbstläuferhund" bekommt, wenn man ihn aus der Tötungsstation "rettet" (was für eine abstruse Vorstellung - und doch erwarten manche Besitzer genau das), sondern im Gegenteil, sich darauf einstellen MUSS, dass es ggf. ein sozial (dem Menschen gegenüber) hochgradig gestörtes, freiheitsliebendes, selbst-entscheidendes und ggf. hochgradig ängstliches Tier bekommt, in das VIEL Arbeit, VIEL Geld und VIEL Zeit investiert werden muss, OHNE erwarten zu können, dass auch nur annähernd der freundliche Familienhund dabei rauskommt, den man beim Nachbarn gesehen hat.

Wenn mir das klar ist, spricht meines Erachtens nichts dagegen.
Die Blauäugigkeit finde ich nur oft anstrengend - und dann natürlich den Umgang mit enttäuschten Besitzern und psychopathischen Hunden..... (resp. Katzen)
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anouk
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Re: Ich möchte einen Hund....

Beitrag von anouk »

Das es allen Ernstes nicht wenige Menschen gibt die im Zusammenhang mit Hund/Tier von Dankbarkeit sprechen u entsprechend noch Erwartungen haben :keule: da könnte ich soooo wütend werden....

Das es allerdings Psychopharmaka für Tiere mit Angst gibt ist mir tatsächlich neu! Wieder was gelernt :-d
grüßele anouk :schaf:
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Cat_85
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Re: Ich möchte einen Hund....

Beitrag von Cat_85 »

Wallinka, ich kann mich deinen Gedanken nur anschließen. Ähnlich geht es mir auch und ich halte den Vorschlag der betreuten Futterplätze vor Ort für die meisten dieser Tiere für die beste Lösung.
Ich denke ein erfahrener Hundemensch wird bei solchen Futterplätzen vielleicht auch die Hunde erkennen können, die sich für ein Leben beim Menschen doch noch eignen. solche Hunde suchen von sich aus den Kontakt auf irgendeine Art und Weise, würde ich denken.

Ich hab einen Hund vom Züchter als Welpen genommen und stehe dazu. Ich sehe nicht mehr ein, immer die Fehler anderer ausbaden zu müssen.
Und so leid mir die Tiere alle tun, ich denke mit Hilfe vor Ort und vorbeugenden Maßnahmen wäre allen mehr geholfen.
Liebe Grüße von Silvia und Lady.

:giraffe:
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anouk
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Re: Ich möchte einen Hund....

Beitrag von anouk »

Cat_85 hat geschrieben: Do 20. Jun 2019, 10:37 Ich hab einen Hund vom Züchter als Welpen genommen und stehe dazu. Ich sehe nicht mehr ein, immer die Fehler anderer ausbaden zu müssen.
Oh, :shy: ich hoffe ich habe dich mit meinem Geschreibsel nicht angegriffen :-) wäre nicht meine Intention!
Cat_85 hat geschrieben: Do 20. Jun 2019, 10:37 Und so leid mir die Tiere alle tun, ich denke mit Hilfe vor Ort und vorbeugenden Maßnahmen wäre allen mehr geholfen.
Das denke ich ja prinzipiell auch. Aber, was machst du mit der Jägerpraxis in Italien? Wie gesagt, die segugi werden einfach mal ausgesetzt o erschossen. Dazu kommt noch diese Praxis den staatlichen th pro Hund ne pauschale zu zahlen u da machen eben einige masse statt Klasse. Ich hadere da eben auch total mit mir, weil ich dabei halt auch ein Stück weit das Gefühl habe, diese Praxis zu unterstützen. Denn es werden immer wieder Jagdhunde nachkommen :-(
grüßele anouk :schaf:
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Cat_85
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Re: Ich möchte einen Hund....

Beitrag von Cat_85 »

anouk hat geschrieben: Do 20. Jun 2019, 10:43
Cat_85 hat geschrieben: Do 20. Jun 2019, 10:37 Ich hab einen Hund vom Züchter als Welpen genommen und stehe dazu. Ich sehe nicht mehr ein, immer die Fehler anderer ausbaden zu müssen.
Oh, :shy: ich hoffe ich habe dich mit meinem Geschreibsel nicht angegriffen :-) wäre nicht meine Intention!
:hug: alles gut.
Ich hab mich da einfach gerade am Anfang öfter fast schon verteidigen müssen, deshalb sag ich das jetzt immer so ganz direkt.
anouk hat geschrieben: Aber, was machst du mit der Jägerpraxis in Italien? Wie gesagt, die segugi werden einfach mal ausgesetzt o erschossen. Dazu kommt noch diese Praxis den staatlichen th pro Hund ne pauschale zu zahlen u da machen eben einige masse statt Klasse. Ich hadere da eben auch total mit mir, weil ich dabei halt auch ein Stück weit das Gefühl habe, diese Praxis zu unterstützen. Denn es werden immer wieder Jagdhunde nachkommen :-(
ja, ich denke schon, dass man das weiter unterstützt. Im Grunde müsste sich in Italien was ändern, solch eine Praxis ist einfach nicht in Ordnung. Auch wenn ich gut verstehen, dass man natürlich den Hunden helfen will, die jetzt darunter leiden. Man müsste wenigstens Zweigleisig fahren und sich neben der Rettung für eine Veränderung der Umstände einsetzen.
Liebe Grüße von Silvia und Lady.

:giraffe:
Nucades
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Re: Ich möchte einen Hund....

Beitrag von Nucades »

@ Wallinka: Da hatte ich dich tatsächlich falsch verstanden. Ich dachte, du meintest unpassend vermittelte Angsthunde :nix:

Ich bin, was die Verbesserung von Lebensumständen in den Herkunftsländern betrifft, voll und ganz bei dir!
Da muss Tierschutz zuallererst ansetzen!

Bei meiner ersten Spanierin habe ich tatsächlich drüber nachgedacht sie zurück nach Ibiza zu bringen :shy: Sie hatte zwar null Angst, aber sie war kreuzunglücklich mit all den Zäunen und Leinen und der Einschränkung ihrer Freiheit generell. Zum Glück hat sich das im Laufe der vielen Jahre gelegt.

Und ja: Unsere TÄ ist ein Goldstück :-)
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anouk
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Re: Ich möchte einen Hund....

Beitrag von anouk »

Nucades hat geschrieben: Do 20. Jun 2019, 12:12
Ich bin, was die Verbesserung von Lebensumständen in den Herkunftsländern betrifft, voll und ganz bei dir!
Da muss Tierschutz zuallererst ansetzen!
Ja, bin ich definitiv bei euch, aber ich frag mich natürlich auch wie denn.... Denn, es ist ja letztlich alles eu u ich denke hier u da gibt es schon auch Vorschriften u Gesetze. Nur, wo setzt man dann an wenn es in 90% der Köpfe nicht ankommt? Vielfach sind Tiere dort entweder zu etwas nütze o werden aussortiert :nix: von mafiösen osteuropäischen Strukturen uä will ich gar nicht anfangen. Je intensiver ich mich mit dem Thema befasse umso hilfloser fühl ich mich
grüßele anouk :schaf:
Nucades
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Re: Ich möchte einen Hund....

Beitrag von Nucades »

Ich habe viele Jahren einen Verein in Spanien finanziell unterstützt, der Kastrationen vor Ort durchgeführt hat. Der Verein war seriös und es waren 5 € im Monat. Die haben mir nicht weh getan und über die sicher 15 Jahre kamen dadurch bestimmt einige Kastrationen zustande. Zumal ich ja auch nicht die einzige Spenderin war ;-)
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A.Z.
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Re: Ich möchte einen Hund....

Beitrag von A.Z. »

anouk hat geschrieben: Do 20. Jun 2019, 12:22 Vielfach sind Tiere dort entweder zu etwas nütze o werden aussortiert
Vielleicht wäre es ein Anfang, diese Sichtweise zu aktzeptieren.

Ich denke, bevor der erste ... Deutsche? da eingegriffen hat und den Leuten erklärt hat, wie schrecklich es ist, ein nutzloses Tier "einfach" zu töten, war das vermutlich der Weg. Gruselig für uns ja. Aber für jemanden, der gerade so das Brot auf den Tisch erwirtschaften kann doch irgendwie nachvollziehbar und logisch. :|
Nun kommen wir mit unserem Wohlstand, sagen "Das dürft ihr nicht tun." Also lässt man die Tiere frei, denn ernähren kann man sie immernoch nicht. Und dann kommen wieder wir und kümmern uns drum. Perfekt.
Das Ganze scheint ein Teufelskreis zu sein und ich habe große Zweifel, ob er zu durchbrechen ist. Und ich kann verstehen, wenn viele nicht in der Lage sind, wegzusehen und eben nicht zu helfen auf die wage Hoffnung hin, dass die Leute vor dann mal etwas begreifen.

Ich für mich würde tatsächlich lieber einen heimischen Züchter unterstützen, der mit Liebe und Umsicht nur dem ins Leben verhilft, was auch ein Zuhause findet.
Viele Grüße Angela

Oh Großer Geist, hilf mir, nie über einen anderen Menschen zu urteilen, bevor ich nicht zwei Wochen lang in seinen Mokassins gelaufen bin. (Lachender Fuchs, Sioux-Häuptling)

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