Kursbericht:
Die Hinfahrt am Freitagabend klappte erwartungsgemäß gut, auch die anderen beiden Gastpferde kamen gut an.
Später holten wir noch Lisa vom Bahnhof ab und brachten sie in ihre Unterkunft Nahe des Kursortes, sodass für meinen Freund und mich die Nacht ein bisschen kurz war.
Nach einer theoretischen Einführung und der Schimmeline waren Plüschi und ich dann als Zweite dran.
1. Einheit:
Beginn mit FiS und FiKS:
- immer wieder Antraben, um ihn aktiv und auch weicher zu bekommen. In dem Moment ist die Stellung weniger wichtig -> kommt mit der Aktivität der HH leichter von selbst.
- bei Konterstellung vorn bleiben (ich dachte, das mache ich schon - reichte aber noch nicht
) und vor allem aber nicht zum Pferd wenden, da er sonst (folgerichtig) ins Konterübertreten geht.
Wechsel zwischen FiS und Übertreten:
- wieder vorn bleiben (nicht überstellen) und vor allem weiche Wechsel! Nicht: Erst FiS, zack, Übertreten, sondern fließend übergehen
SH bzw. KonterSH:
- Wechsel der Abstellung (3 und 4 Hufspuren): In den Übergängen wieder fließend und bei ihm bleiben.
- von 4 zu 3 Hufspuren: äußere Schulter begrenzen, sonst haut er darüber etwas ab
- auf der händigen Seite (rechts) ruhig sofort in eine Volte gehen, wenn es nicht klappt und dann wieder neu ansetzen
Travers:
Knackpunkt war, dass ich Stellung durch mehr Abstellung im Hals wiederherstellen wollte. Soviel Biegung schafft er nicht und weicht damit hinten nach außen aus. D.h.:
- Hals&Kopf
vor die Schultern bringen, wenn ich aus dem SH ins gelockte Travers gehe
generell:
- meine Hand wird doch immer wieder fest -> immer wieder weich (wie eine Feder) werden lassen
- und ich gerate mit der Hand unmerklich gern und schnell ins Ziehen, woraufhin die Hand wieder fest wird (s.o.). Mit eigener Energie, Gerte und übers Antraben wieder von hinten aktivieren.
[Ich weiß ja selbst, dass das von vorn nix bringt, aber hab das tatsächlich nicht gemerkt, dass ich vorn ziehe ]
Von den anderen habe ich zugegebenermaßen nicht sehr viel mitbekommen - ist ja als Aktiver TN ohnehin so und dann hatte ich insgesamt den Kopf zu voll.
Nach dem Mittagessen (was es dann tatsächlich noch gab
) war wieder zunächst die Schimmelin dran und obwohl sowohl Plüschi als auch ich beim Warten fast eingeschlafen sind, waren wir mit Beginn unserer
2. Einheit beide wieder gut wach.
Beginn mit Handwechsel Aus der Ecke kehrt:
- erst Longe&Peitsche in die andere Hand geben, dann umgreifen (nicht: Schlaufen&Peitsche irgendwie über oder unter der Longe wechseln)
- früh mit dem Wechsel beginnen! -> ist er schon zu weit in der Ecke, wenn ich mit dem Umfassen beginne, wird der Bogen zu groß und ich komme zu spät an die neue innere Schulter, um ihn wieder auf den Hufschlag schicken zu können
- das Touchieren der inneren Schulter ist zu langsam und gleichmäßig -> ich soll mehr nerven, um eine deutlichere/schnellere Reaktion zu bekommen (die Bewegung braucht aber noch viel Übung - finde das sehr umständlich und unbequem fürs Handgelenk)
Trab auf Distanz:
- Volten für Stellung und Biegung
- auf der Geraden mehr Vorwärts, dabei von hinten und durch stellende Impulse gut begleiten
- wird er zu schlumperig, auf einer Volte galoppieren, danach wieder Trab -> in den Übergängen mit Paraden begleiten, da er sich noch heraushebt dabei
- nach und nach mehr Volten weglassen, um auf die Ganze Bahn zu kommen -> auch dabei weiterhin begleiten, da er sich sonst heraushebt. So lang er locker und in Dehnung bleibt, auf der Geraden, geht das 'kaputt', sofort in eine Volte schicken
...dazu waren Dualgassen parallel zur Bande gelegt, die als Anhaltspunkt für die Volten galten (3 pro lange Seite). Rechter Hand, wo er verstärkt auf die innere Schulter fällt, kamen dann zwei Gassen in die Mitte, damit die Volten nicht zu klein werden.
In Zukunft soll ich ihn auch im Galopp dann mehr begleiten.
Nach dieser Einheit war vor allem Lisa total glücklich und hätte Plüschi wohl am liebsten zerdrückt vor Freude.
Sie kannte ihn nur von Dezember, wo wir ja so sehr mit dem 'Park-Problem' zu kämpfen hatten und kaum zu etwas anderem kamen, als ihn im Trab überhaupt zu halten. Diesmal lief er aber gut vorwärts, damit gabs keine Probleme.
Ich selber finde, er hätte, was die Dehnung anbelangt, besser laufen können, er war etwas spannig. Aber das kommt sicher auch durch den Fokus auf dem Vorwärts. Und es waren schöne Momente von Stellung dabei - damit tut er sich auf Distanz grundsätzlich nicht so leicht.
Am Sonntag gab es dann, wohl mit leichtem Muskelkater plüschtigerseits, eine Doppellongeneinheit.
3. Einheit:
Beginn mit Wechsel Volte-SH:
- Übergang von der Volte im FiS zum SH flüssig: früh genug ans Seitwärts denken und auch selber seitwärts gehen. Sonst ist die Volte zuende, und man muss das SH neu erarbeiten, anstatt die Biegung der Volte mitzunehmen (was ja Sinn der Übung ist
)
- im SH selber: Paraden am Kappzaum auf das innere Hinterbein ruhig mehr nutzen
- Gerte im SH nur fürs Vorwärts! Nicht irgendwie noch die HH draußenhalten oder so
-> Bewegungsfluss
vor Biegung ist bei ihm ganz wichtig
Travers:
- Kappzaumparaden auf dem äußeren Hinterbein (waren wir beide kurz unsicher, aber müsste so stimmen, da im Travers ja das äußere Hinterbein die Last aufnimmt)
- wenn er im Hals/Genick fest wird oder sich gar in die Außenstellung entziehen will, mit der Hand am Halsansatz streichen(l)n/massieren. Nicht gleich mehr Stellung fordern (siehe Knackpunkt Travers 1. Einheit
)
- Biegung ist im Moment noch minimal - ich selber hatte bis auf ein paar ganz kurze Momente das Gefühl, er ist komplett gerade -, aber vorhanden. Wird aber besser werden.
- nicht zu lang im Travers bleiben, sondern immer wieder neu ansetzen
Doppellonge:
Da er sich mit der Stellung hier schwertut und sogar etwas zum Einrollen tendiert, haben wir - nachdem Lisa die verschiedenen Verschnallungen erklärt hatte - die innere Longe wie bei der einfachen Longe eingeschnallt. Plüschi lief von Anfang an ziemlich fest (an der Hand vorher war er sehr geschmeidig) und tendenziell in Außenstellung, obwohl ich das Gefühl hatte, die äußere Longe hängt noch komplett durch. Wohl aber nicht, denn Lisa meinte, er springt und damit gebe ich ja dann permanent Paraden außen.
- Lösung also: Außenzügel wirklich ganz weglassen und erstmal mit der einfachen Longe an Stellung und Biegung arbeiten. Dann langsam den äußeren Zügel aufnehmen, bis die Anlehung erreicht ist.
Zwischendrin setzte mir kurz das Herz aus, als der Plüschtiger im Trab hustete und dabei ein Schwall dunkelrote, klumpige Flüssigkeit aus seinem Maul flog.
Auf den zweiten Blick waren aber die Karotten-Rote Beete-Chips zu erkennen, die mit Speichel vermengt wohl irgendwo im Backenzahnbereich hängengeblieben waren
Insgesamt lief er deutlich schlechter als an der einfachen Longe, oft in Außenstellung und ich hab und hab ihn nicht gelockert und in Dehnung bekommen, obwohl ich ihn ja nur an der inneren Longe, also wie an der einfachen Longe gearbeitet habe. Das war echt frustrierend, sodass ich froh war, als die Einheit zuende war
Lisa meinte, jedes Pferd läuft an der DL schlechter als an der einfachen Longe und ich muss mir eben überlegen, warum ich die Doppellonge nutzen will bzw. ob ich mein Ziel auch an der einfachen Longe erreichen kann.
Der einzige Unterschied ist ja die Möglichkeit der Anlehnung an den Außenzügel in Vorbereitung/Ergänzung zur Arbeit unterm Sattel. Alles andere ist auch an der einfachen Longe möglich.
Entweder nehme ich also in Kauf, dass er da immer dem Stand an der einfachen Longe hinterher ist oder ich lasse die Arbeit an der DL. Zur Erarbeitung der Anlehnung außen eignet sich alternativ auch Langzügelarbeit.
Dazu muss ich nochmal in mich gehen... Für Langzügelarbeit müsste ich wieder auf den nächsten Kurs warten oder eben zusätzlichen Unterricht bei meiner RL nehmen (die bezieht sich da ja im RU auch immer mal drauf).
Anlehnung außen wäre schon ein wichtiger Punkt, der uns definitiv nur weiterhelfen kann.
Aber ich weiß nicht, ob ich es schaffe, dann 'auszublenden', dass er dabei immer tendenziell beschissen läuft oder ob es mich dann eben ständig frustriert, womit ja auch niemandem geholfen wäre...
Den
Longiergurt polstere ich ja für die Widerristfreiheit normalerweise mit Handtüchern hab. Die hatte ich aber vergessen und habe auch am Morgen nicht daran gedacht, von zuhause welche mitzubringen
. Nun dachte ich, wenn kein Zug und Druck (wie im Sattel) drauf ist, sei es ja nicht so schlimm. So fest wie einen Sattelgurt verschnalle ich den auch nicht.
Lisa brachte uns dann aber drauf, dass schon Berührung nicht gut ist, da dort die Spiralnerven verlaufen. Ging dann in der Einheit leider nicht anders
Und alternativ zur Handtücherimprovisation gibt es im Prinzip nur den Barefootgurt. Aber ehe ich mir den zulege, überlege ich erstmal, ob ich eben überhaupt noch an der Doppellonge arbeite.
Zur Aufwärmung vor der dritten Einheit haben wir auch mal einen
LG-Zaum ausprobiert, den Lewitzer Flummi mit netterweise mitbrachte. Ich war erstaunt, wie schnell Plüschi begriff, was ich wollte und sich korrekt stellte
Zum Vergleich danach dann die Trense mit Gebiss und prompt war er rechts wieder maulig.
Die Besitzerin will jetzt den TA nochmal richtig Maul/Zähne/Gebiss kontrollieren lassen, um gesundheitliche Sachen abzuklären. Sollte er was finden, was behebbar ist, würde ich schon gern beim Gebiss bleiben.
Ist das aber nicht der Fall, oder er findet gar nichts und es kommt also mehr von der psychischen Seite, ist das Glücksrad wohl eine Alternative.
Vor und nach jeder Einheit hatte Plüschi eine
Magnetfelddecke drauf und ich denke, es ist auch dem geschuldet, dass er mit Vorwärts überhaupt keine Probleme hatte. Daher werde ich das jetzt so beibehalten und hoffen, dass wir so arbeitstechnisch gut durch den Winter kommen.