Führen geclickert, ohne Target - geht das?

Moderator: Keshia

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Lisa-Marie

Führen geclickert, ohne Target - geht das?

Beitrag von Lisa-Marie »

Hallo liebe Foris,
nach langem Suchen und Grübeln muss ich nun doch fragen: gibt es die Möglichkeit, das Führen auch ohne Target mit positiver Bestärkung zu etablieren?

Zu meinem "Problem":
habe seit 7 Wochen einen 5jährigen VB-Wallach, sehr gelassen, grunderzogen (nach herkömmlicher Technik), angeritten, mit dem ich mit Bodenarbeit/ Longenkurs nach BT angefangen habe und nach einer missglückten NHS-Stunde zum Clickern gekommen bin. Mir widerstrebte das System "ich mach solange Druck, bis das Pferd nachgibt" bei NHS und wollte einen Weg finden, den er freiwillig mit mir gehen kann/ mag. Er steht im OS, der erhöht über einer Reitanlage liegt, zur Halle/ Roundpen/ meinem Schrank/ der Futterkammer geht es über 2 mögliche Schotterwege runter.

Wir waren schon spazieren in mehr oder weniger großen Runden, wenn er sich erschrickt, macht er maximal einen kleinen Hüpfer, ist insgesamt eher ein "ich schau mir das mal an"-Pferd, was ich ihm, besonders anfänglich die erste Zeit sehr intensiv auch hab machen lassen. Dabei stand ich selbst entspannt mit einem Spielbein und entspannten Schultern bei ihm, um ihm mit Gelassenheit von der Ungefährlichkeit der Umwelt zu überzeugen. In der Zeit des Stehen-und-Schauens ist er für mich kaum "ansprechbar", nur mit stärkerer Einwirkung kann ich seine Aufmerksamkeit wieder auf mich bringen.

Nun ist es so, dass er seit der 3. Woche FREIWILLIG mir von der Weide entgegenkommt, ohne Seil mit mir zum Ausgang geht, dann klink ich ihn ein, wir gehen aus dem Gatter und über den kleinen Hof.
Doch auf dem Weg nach unten habe ich oft das Problem, dass er einfach stehen bleibt und schaut. Nicht immer, manchmal nur ganz am Anfang, manchmal alle paar Meter. Er schaut mit erhobenem Kopf, durch Zupfen, Körperspannung, Schnalzen, parallel zu ihm stehen und 1m vor ihm auf den Boden sehen, etwas vorgeneigte Oberkörperhaltung etc etc versuche ich, ihn wieder weiter zu bringen, was auch sehr unterschiedlich leicht funktioniert. Sobald er geht, auch nur die Tendenz zum Vorwärts zeigt, gibt es C+B, auch während ich führe und er mit entspanntem Seil und auf meiner Höhe geht, gibt es immer wieder in mal schnellerer, mal längerer Abfolge C+B.

Das mit dem Targettraining habe ich bisher nicht weiter verfolgt, da er vor dem ersten Target Angst hatte (ein kleiner grüner Ball am Stick) und mir insgesamt erschien, als wenn ihm das nicht so viel Spaß machen würde. Da wir soviel anderes auch üben mussten/ wollten (Halfter, Kopftief, Höflich, Halt, Hufe geben, zurück....) und ich dies mit C+B üben wollte, habe ich zuletzt das Targettraining ehrlich gesagt vergessen.
Das Führen im Roundpen klappt ohne Probleme, dies ist unser "Arbeitsplatz", in dem er, wie ich finde, auch richtig fordert, dass ich was mit ihm mache (momentan Clicker"spiele", FiS, erste LK-Runden, aber auch Wälzen (und pinkeln) sind dort erlaubt (am Anfang oder Ende meiner "Arbeit))

So, nun meine Frage:
Ist es nach der "strengen" Regel der positiven Verstärkung auch erlaubt, ihn mit "Zug" am Halfter (naja, das funktioniert m.E. nicht wirklich gut) oder mit Gertentippen/ Seilanschwingen an den Körper ("Druck") zum Weitergehen zu "Zwingen"?
"MUSS" ich Targettraining wieder aufnehmen, um die Freiwilligkeit zu finden?

HILFE!

Vielen Dank schonmal für Eure Hilfe, sorry, dass das so lang wurde...
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SCvet
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Re: Führen geclickert, ohne Target - geht das?

Beitrag von SCvet »

Hi,

wenn du Druck aufbaust und ihn auf Nachgeben wieder wegnimmst und zusätzlich clickst, funktioniert es prinzipiell bei vielen Pferden. Allerdings scheint bei etlichen von ihnen eine Aversion/Unsicherheit gegenüber neuen Übungen bestehen zu bleiben, und die Neugier auf Neues und die Begeisterung vieler Clickerpferde kommt bei ihnen nicht auf.

Die Aufmerksamkeit läßt sich oft durch (sanfte) Berührung des Pferdes oder das Abrufen einer einfachen Übung wieder gewinnen.

Insgesamt finde ich Targettraining allerdings so vielseitig anwendbar, daß ich persönlich nicht darauf verzichten will. Du kannst damit z. B. auch gut einen Emotionsshift von "gefährlich" zu "kündigt Lecker an" bewirken, wenn du >gefährliche< Gegenstände berühren läßt. Und du kannst die einzelnen Körperteile super positionieren, sei es bei der Aufstiegshilfe, Bodenhindernissen wie z. B. Labyrinth, Ansatz von Seitengängen...,

Viele Grüße

Carola
Lisa-Marie

Re: Führen geclickert, ohne Target - geht das?

Beitrag von Lisa-Marie »

Danke Dir für Deine Antwort! Also werde ich doch wieder Targettraining beginnen, wobei ich wohl am besten mit dem Handrücken starte, davor hat er wenigstens keine Angst...
Gestern ging Führen den "Grusel-Weg" ganz ohne Zögern oder Stehenbleiben...versteh das einer?! Am Sonntag waren wir spazieren, da ging es auch ziemlich gut, wobei das meist recht schön läuft. Ich hab ihn einfach öfter mal von mir aus angehalten und schauen lassen, so hatte er kein Bedürfnis zum selber-Stehenbleiben.
2x hab ich auch den Strick geschwungen (ohne Berührung, nur hinter mir geschwenkt), vielleicht liegt es auch an meiner veränderten Körperhaltung dadurch, dass ich noch paralleler bleibe...
Das fällt mir grad so ein, während ich das schreibe...
Ich bleibe dran und werde berichten... :)
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