Signalkontrolle

Moderator: Keshia

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Biggi
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Signalkontrolle

Beitrag von Biggi »

Gestern bin ich mit allen Gedultsvorsätzen dieser Welt auf Glóni zugegangen. :mrgreen:

Aber natürlich war wieder alles anders. 8-) :lol: Er war derart übermotiviert, dass ich echte Probleme damit hatte. :shock: Kam ich nur mit dem Target in die Nähe seines Hufs/Beins/Hüfte/Nase schleuderte er mir schon alles entgegen und versuchte definitiv auch, den Target zu treffen.

Wird jetzt wohl Zeit für Signalkontrolle????!!!!!

Denn als ich unsere Abschlussübung machen wollte, wurde es schon ein wenig gefährlich.
Ich stelle mich dazu hinter ihn, tippe mit dem Finger die Flanke an und er muss sich nach dem leckerlie dehnen. Das ist seit Jahren unsere Übung bei allen Pferde, wenn eine Arbeitseinheit beendet ist.

Diesmal war Glóni aber so hektisch, dass er auf das Antippen mitFüße heben, auskicken, Hüfte drehen und sonst allem möglichen reagierte. Ich musste escht aufpassen, dass er mich nicht aus versehen getreten hat.

Muriell, bitte sag was dazu!
Viele Grüße

Birgit

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Muriel
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Re: clickervideos

Beitrag von Muriel »

Was hast du denn bisher geclickert? Und hast du schon mal irgendwas mit Signalkontrolle erarbeitet?

Passt halt hier auch nicht so recht ins Filmethema... vielleicht kann das ja ein Mod abtrennen.
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Biggi
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Re: clickervideos

Beitrag von Biggi »

Muriel hat geschrieben:Was hast du denn bisher geclickert? Und hast du schon mal irgendwas mit Signalkontrolle erarbeitet?

Passt halt hier auch nicht so recht ins Filmethema... vielleicht kann das ja ein Mod abtrennen.
Ich habe mit ihm bisher viel übers freie Formen gemacht. Die ganze Arbeit an der Wippe und am Podest. Naja und dann das Targettraining eben. Und ein wenig Hulareifen.

Unter Signalkontrolle hab ich bisher noch gar nichts gestellt.
Viele Grüße

Birgit

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Muriel
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Re: Signalkontrolle

Beitrag von Muriel »

Dann ist es sicher zeit damit anzufangen :-D

mit einem derart übermotivierten Pferd würde ich auf Nummer Sicher gehen und hinter eine Absperrung. Und dann mit dem einfachsten Target anfangen, Signalkontrolle einzuführen.

Oft denkt man bei dem Thema Signalkontrolle nur an den "Kontroll"- Aspekt, aber man muss sich auch fragen warum das Pferd einem all diese Dinge um die Ohren wirft. Das liegt auch am Stress, nicht zu wissen was jetzt als nächstes am erfolgversprechendsten ist. Wenn ich also bisher immer mit freiem Formen gearbeitet habe, und das Pferd mir wahlweise alles anbieten darf, was ich dann aufnehme und bestärke, gerät es auch in eine Unsicherheit, was jetzt gefragt ist.
Das Signal, zum richtigen Zeitpunkt gegeben, wird dann für das Pferd zum grünen Licht der Ampel: Verhalten A ist jetzt der sicherste Weg zu einem Click.
Und das nimmt eine Menge Druck raus, weil das Raten entfällt.

Was bedeutet Signalkontrolle:
- Verhalten A wird bei Signal A gezeigt
- kein anderes Verhalten wird bei Signal A gezeigt
- Verhalten A wird nur auf Signal A gezeigt und auf kein anderes Signal hin
- ohne Signal wird das Verhalten nicht gezeigt

Alle Aspekte zu trainieren ist oft schwierig bis unmöglich, aber man kann zumindest einen Teil erreichen.

Du stellst Dich hinter eine Absperrung und lässt das Pferd an das Target anstubsen. Das sollte sicher klappen. Aktuell ist die Anwesenheit vom Target das Signal. Um das Anstubsen unter Signalkontrolle zu stellen, ist es nötig das Signal zu ändern in ein akustisches Signal.
Dazu musst Du erst das akustische Signal einführen.
Also gilt "neues Signal - altes Signal - Verhalten". Du gibst also das neues Signal "Touch" (oder was auch immer) in dem Moment, wo das Pferd das Target berührt. Das machst Du einige Male, bis Du Dir vom Timing her sicher bist. In diesem Stadium wirst du das Target immer nach dem Anstubsen wieder hinter den Rücken nehmen, außer Sicht.

Schritt 2:
Jetzt wird das Target dauerhaft präsentiert, damit es seinen Signalcharakter verliert. Du beginnst wie zuvor, gibst das Signal "Touch", lässt das Pferd anstubsen und clickst. Target bleibt jetzt präsent. Wenn das Pferd jetzt weiter anstubst ohne dass Du das Signal "Touch" sagst, gibt es keinen Click.
Jetzt muss man ein wenig frustfest bleiben (am besten innerlich heiter bleiben und nicht grimmig) und auf den Moment warten, wo sich das Tier abwendet (und sei es auch nur ein wenig: "Mist, das funktioniert nicht mehr") Das kann je nach Exemplar sehr lange dauern, und vor allem wenn man bisher alles bestärkt hat. Deshalb ist es besser hinter einer Absperrung zu sein. Wenn Du jetzt alle Alternativverhalten um die Ohren geworfen bekommst, gehst Du deutlich einen Schritt außer Reichweite um zu signalisieren: Das ist es nicht was ich möchte.

In dem Moment wo das Tier innehält, gibst Du das Signal "Touch" und lässt es wieder anstubsen. Und jetzt musst du das weiter ausbauen, und Dich selbst gut kontrollieren, dass das Target nicht doch mal weggenommen, oder das bloße Anstubsen ohne Wortsignal einen Click bringt.

Achtung, bei Pferden mit geringer Frusttoleranz diese Sessions nicht zu lange ausdehnen. Wenn Du merkst dass das Wortsignal noch nicht verstanden wurde, noch mal zurückgehen.

Am Ende soll das Pferd abwarten bis das Wort ertönt und dann freudig!!! das Target berühren.

Richtig gemacht, bringt die Signalkontrolle sofort eine spürbare Entstressung der Situation und eine sichtbare Motivationssteigerung vom Pferd.
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Re: Signalkontrolle

Beitrag von Lady Ooteenee »

@Muriel
Super erklärt! :-d Das ist doch mal wieder was zum Ausdrucken und an die Wand hängen.
Liebe Grüße,
Lady Ooteenee :cantina:

Sprich, Freund, und tritt ein.

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Biggi
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Re: Signalkontrolle

Beitrag von Biggi »

Super erklärt, Muriel.

Aber dazu mal ein anderer Aspekt: der Target ist unser sicherstes Medium. Funktioniert quasie immer. Den unter Signal zu stellen ist bestimmt extrem schwierig. Vor allem auch für den Menschen, der ja bisher immer "Berührung" geclickt hat.

Wäre es nicht weniger frustrierend (für Mensch und Pferd) mit etwas weniger hochbestärktem anzufangen?

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Eine andere Fraqge: Wie clickt man "Länge" oder "Dauer"? Gllóni ist ja inzwischen sehr gut im Beine-hochheben. Jetzt möchte ich die Dauer des hochgehaltenen Beines verlängern. Wie mache ich das??????
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Und noch eine Frage: Wenn ihm eine Übung zu anstrengend (oder zu langweilig) wird, bietet er einfach die nächste Übung an. Wird ihm das Hinterbein-anheben nach dem 3. oder 4. mal zuviel, macht er "mal schnell" einen Hüfttarget. Wie reagiert man darauf? Ignorieren? Trotzdem Beintarget einfordern? Übung ganz abbrechen?
Viele Grüße

Birgit

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Re: Signalkontrolle

Beitrag von Muriel »

Wäre es nicht weniger frustrierend (für Mensch und Pferd) mit etwas weniger hochbestärktem anzufangen?
Sicher, aber dann ist auch der Effekt weitaus weniger spürbar. Wenn bisher "wildwuchs" die Regel war, ist natürlich jede Form von "Kontrolle" erst mal frustrierend. Ist aber machbar.

Jetzt möchte ich die Dauer des hochgehaltenen Beines verlängern. Wie mache ich das??????
Über Signalkontrolle :mrgreen:

Wird ihm das Hinterbein-anheben nach dem 3. oder 4. mal zuviel, macht er "mal schnell" einen Hüfttarget. Wie reagiert man darauf? Ignorieren? Trotzdem Beintarget einfordern? Übung ganz abbrechen?
Vor dem 3. mal aufhören. Und Signalkontrolle üben.
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Re: Signalkontrolle

Beitrag von Biggi »

Det is jez nich befriedigend, Muriell. :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

Das Bein-anheben macht er ja quasie über Signalkontrolle. Ich halte meine Hand hin und sage bspw. " Knie vorne" beim Vorderbein oder "Knie hinten" beim Hinterbein und er stupst dann entweder das Knie oder das Vorderfußwurzelgelenk in meine Hand.

Bisher ist er noch nicht auf die Idee gekommen, seine Beine "freiwillig" anzuheben. :mrgreen: :whistle:

Aber wie verlängere ich den Anstupsmodus? Das ist mir nicht klar.
Viele Grüße

Birgit

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Muriel
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Re: Signalkontrolle

Beitrag von Muriel »

Biggiiii, Murielllll nur mit einem L am Ende :-D

Dauer ist ein eigenes Kriterium. Fürs erste. Um es zu verlängern brauche ich Signalkontrolle (wie schon geschrieben).
Das bedeutet, das Tier muss verstehen was ich von ihm will.
Also, Bein heben. Signal zb Gerte anlegen ans Röhrbein.
Bein wird gehalten, Gerte dran, Click.
Bein wird gehalten, Gerte dran, Gerte weg, Bein sinkt, Gerte dran, Bein wird gehalten, Click.
Bein wird gehalten, Gerte dran, Gerte weg, Bein wird gehalten, Gerte dran, Click. usw.

Signalkontrolle ist überall.
Das Bein-anheben macht er ja quasie über Signalkontrolle. Ich halte meine Hand hin und sage bspw. " Knie vorne" beim Vorderbein oder "Knie hinten" beim Hinterbein und er stupst dann entweder das Knie oder das Vorderfußwurzelgelenk in meine Hand.

Bisher ist er noch nicht auf die Idee gekommen, seine Beine "freiwillig" anzuheben.
Dann brauchst du erst das Verhalten ohne Signal. dh du bestärkst das Verhalten so stark, dass Du es angeboten bekommst. Oder du verlängerst die Dauer über Signalkontrolle (siehe oben).
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Re: Signalkontrolle

Beitrag von Keshia »

Ich glaub, jetzt hab ich nen Knoten.
Das Pferd hebt erst das Bein, und dann legst du die Gerte an?
Und warum nimmst du die Gerte dann wieder weg und wieder dran? :-e
Bzw. warum brauche ich erst das Verhalten ohne Signal, wenn es schon unter Signalkontrolle steht? :-e

Kenne Dauer-clickern so, daß man z.B. die Gerte anlegt, Pferd hebt das Bein, es gibt den Click sofort.
Wenn das Pferd verstanden hat, was es tun soll, wird nun in kleinen Schritten die Zeit bis zum Click verlängert.
Also Gerte anlegen, Pferd hebt das Bein, Click nach einer halben Sekunde.
Gerte anlegen, Pferd hebt das Bein, Click nach einer Sekunde.
Gerte anlegen, Pferd hebt das Bein, Click nach zwei Sekunden.

Und die nächste Stufe immer erst dann, wenn die vorherige sicher funktioniert.
Der späte Wurm entgeht dem Vogel.

"Wenn Du meinst, daß das Abenteuer gefährlich ist, probier's mal mit Routine. Die ist tödlich."
(Paolo Coelho)

Leni Müller sucht das Glück
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