Clickern mit Reibteteiligung?

Moderator: Keshia

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ehem User

Clickern mit Reibteteiligung?

Beitrag von ehem User »

Hallöchen,

da ich überlege auch mit dem Clickern zu beginnen, hätte ich dazu schon einmal eine kleine Frage.
Sollte ich nun wirklich mit dem Clickern beginnen und sollte es bei uns funktionieren, was wäre, wenn ich mir irgendwann eine Reitbeteiligung suche, bzw. eine andere Person kümmert sich mal um mein Pferd, welche das Clickern nicht beherrscht bzw auch kein Interesse daran zeigt.
Ist das dann verwirrend für mein Pferd? :| Und sollte ich mir dann auf jeden Fall eine Person suchen, die sich damit auskennt und das übernehmen würde? Wie ist das bei euch?
Arbeiten auch Nicht-Clicker-Menschen mit eurem Clicker-Pferd? :shifty:
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.Anni.
Schulpferd
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Re: Clickern mit Reibteteiligung?

Beitrag von .Anni. »

Hallo,

eine konkrete Antwort oder Empfehlung kann ich dir auf deine Frage nicht geben, sondern nur von meinen persönlichen Erfahrungen und Gedanken berichten.

Meine erste Überlegung ist, dass es Pferden, die Anfangs mit traditionellen Methoden ausgebildet worden sind und dann geclickert werden leichter fällt mit den verschiedenen Methoden umzugehen. Für sie ist negative Bestärkung, wenig mitdenken müssen, viel Anweisung und auch Druck sagen wir mal "normal". Sie kennen es so und sind damit nicht unbedingt unglücklich. Wahrscheinlich werden sie das Clickertraining mit dem zugehörigen Menschen verknüpfen und sich den verschiedenen Menschen anpassen.

Wird nun ein "Clickerpferd" auf traditionelle Weise trainiert, dann ist das eher eine Verschlechterung der Situation. Normalerweise macht das Clickertraining den Pferden viel Freude und sie haben im Rahmen der Möglichkeiten viel Freiheit. Meist wird ihnen ein recht großes Mitspracherecht gegeben. Ein Lerninhalt wird nicht durch immer stärker werdenden Druck vermittelt, sondern durch kleinschrittiges Lernen immer mit der Aussicht auf eine Belohnung.
Das Pferd entwickelt Spaß am Lernen und Mitarbeiten. Es wird oft selbstbewusster, interessierter und lernt häufig mit der Zeit auch schneller.

Setzt man ein solches Pferd jetzt einem Training auf Basis negativer Verstärkung aus, dann kann ich mir gut vorstellen, dass es damit erstmal Probleme hat, sich eingeengt fühlt und die Arbeit mit dem Menschen weniger als Freude, als viel mehr als Last empfindet. Es wird sich wahrscheinlich auch daran gewöhnen, aber schön finde ich die Vorstellung nicht.

Irgendwo wurde dieses Vorgehen - also erst Clickertraining, dann traditionelles Training - mal so beschrieben, dass man dem Pferd einen Einblick in eine schöne Welt zeigt und ihm dann dir Tür vor der Nase zuschlägt.
Das fände ich dem Pferd gegenüber nicht besonders gerecht.

Ich habe bis jetzt nur mit Pferden gearbeitet, die ursprünglich und auch weiterhin "normal" trainiert worden sind und von mir das Clickertraining kennengelernt haben. Natürlich kann ich das nicht wirklich einschätzen, aber ich vermute, dass es für diese Pferde eine Bereicherung darstellte mit positiver Bestärkung trainiert zu werden - auch wenn sie nebenbei weiterhin mit negativer Bestärkung gearbeitet worden (allerdings nicht von mir). Diese Pferde wissen, was sie von den verschiedenen Menschen zu erwarten haben und werden durch eine plötzliche Umstellung nicht ins kalte Wasser geschmissen, solange der clickernde Mensch es mit Geduld angeht.

Es ist wichtig zu wissen, dass Pferde, die mit negativer Bestärkung trainiert worden und nun auf Clickertraining umgestellt werden, leicht zu überfordern sind. Sie kennen es nicht Eigeninitiative zu zeigen und empfinden das Training und damit auch den Menschen eher als unangenehm. Dadurch erscheint es in der Anfangsphase manchmal so, als würde das Clickertraining mit diesen Pferden nicht funktionieren. Dem ist aber normalerweise nicht so - sie brauchen nur mehr Zeit und Anleitung.

Bis das Pflegepferd einer Freundin nicht mehr fluchtartig zum Tor gerannt ist, sobald wir es mit Freiarbeit versucht haben, sind Monate vergangen. Ebenso bei meinem ersten Pflegepferd. Ich hatte teilweise den Eindruck, dass die Stute mich gar nicht wahrnahm, sich weder für die Belohnungen, noch für das Training interessierte.
Irgendwann kommt aber der Zeitpunkt, an dem sich etwas in den Pferden verändert. Sie bemerken, dass Training nicht Arbeit, sondern Freude bedeutet. Sie merken, dass sie einen Einfluss haben und dass sie vom Menschen gehört werden. Und ab diesem Zeitpunkt verändert sich mit dem Inneren auch das Äußere des Pferdes. Sie scheinen aufzuwachen, werden aufmerksam und wenn sie lächeln könnten würden sie es wahrscheinlich tun.
Und dafür lohnt es sich auch mit ursprünglichen Nicht-Clicker-Pferden zu Clickern.

So, ziemlich abgeschweift :oops: ...
Und sollte ich mir dann auf jeden Fall eine Person suchen, die sich damit auskennt und das übernehmen würde?
Ich vermute mal ganz frech, dass du vielleicht gar kein anderes Training mehr für dein Pferd wollen wirst :mrgreen: .
Allerdings halte ich Clickern auch mehr für eine Lebenseinstellung, als für ein Werkzeug zum Tiertraining. Ob ein Mensch nun einen Clicker, Lobwort usw. und Leckerchen benutzt oder sonst wie positiv bestärkt halte ich für nebensächlich. Wichtig finde ich, dass er positiv bestärkt. Wichtig ist, worauf wir unseren Fokus richten und wie wir mit dem Pferd kommunizieren.
Da würde ich dann einfach austesten, wie sich dein Pferd bei dem entsprechenden Menschen verhält.
Liebe Grüße, Anni

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november
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Re: Clickern mit Reibteteiligung?

Beitrag von november »

Ich habe ein geclickertes Pferd und eine RB, die nicht clickert. Das ist gar kein Problem. Anni hat schon recht, es wäre nicht gut, wenn die RB jetzt sehr konventionell arbeiten würde uns viel mit Druck und so, dann wäre das sicher für das Pferd sehr verwirrend und auch unfair ihm gegenüber.
Wenn derjenige aber auch mit viel Lob und viel Geduld und in kleinen Schritten arbeitet, dann sehe ich da echt kein Problem. So jemanden wirst du ja sowieso für den Pferd wollen. ;)
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ehem User

Re: Clickern mit Reibteteiligung?

Beitrag von ehem User »

Vielen Dank für eure Antworten :-)

Anni, du hast mir nochmal eine ganz tolle Sicht auf das Clicker-Training geben, ich kenne mich da ja noch nicht so sehr aus :shifty: Vielen Dank.
Ja, so etwas in der Art habe ich mir gedacht. Allgemein möchte ich natürlich keine Reitbeteiligung, die mit sehr viel Druck arbeitet. Auch jetzt nicht. Vielleicht kann ich eine potentielle RB ja dann auch für das Clickern begeistern, wenn das etwas für uns ist. :)
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november
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Re: Clickern mit Reibteteiligung?

Beitrag von november »

Meiner Erfahrung nach können Pferde auch sehr gut unterscheiden, wer mit ihnen clickert und wer nicht. Auch von daher sollte es keine Probleme geben. Wobei es natürlich toll wäre, wenn du eine eventuelle RB finden würdest, die entweder auch clickert oder sich dafür begeistern kann. ;)
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Coup
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Re: Clickern mit Reibteteiligung?

Beitrag von Coup »

Hallo :-)
Möchte den Thread nochmal rausholen.
Und zwar stell ich mir die Frage, ob es nicht noch verwirrender ist, wenn zwei verschiedene Personen ein Pferd in den selben Lektionen clickern? Schließlich ist ja jeder etwas anders - in seiner Reaktionsgeschwindigkeit, in der Frequenz, in der Schwerpunktlegung...
Meine Rbt. clickert z.B. nicht, sondern belohnt verbal und mit (nicht geclickten) Leckerlis. Habe schon überlegt ihr das Clickern nahe zu bringen - dachte mir dann aber, dass es vielleicht leichter für das Pferd ist, dass die Rbt. statt dem Click ein anderes Signal ("brav" o.ä.) verwendet.
Was meint ihr dazu?
Stjern
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Re: Clickern mit Reibteteiligung?

Beitrag von Stjern »

Ich denke, dass man sich da an jedes Pferd anders rantasten muss. Wir haben ein Pferd, dass überhaupt keine Probleme mit zwei Menschen und deren unterschiedlichen Weisen hat. Dann eines, das sich deutlich langsam, aber machbar drauf eingestellt hat.
Und ein Pferd, das selbst bei seinem Menschen verwirrt ist bei leichten Änderungen. Der braucht eben noch etwas länger.

Gut kann es sein, wenn man (als Mensch) dem anderen Clickermenschen zuschaut oder zumindest kommuniziert. Dann kann man als Mensch auch mal umlernen und nicht das PFerd muss es tun. Bestimmte Signale (für das Gleiche) gebe ich anders je nach Pferd.
ehem User

Re: Clickern mit Reibteteiligung?

Beitrag von ehem User »

Also ich persönlich stelle es mir für das PFerd verwirrend vor wenn beide "anders" clickern. Damit meine ich vor allem das Timing.
Als Bsp. mal das Aufsteigen: Der eine gibt C+B sofort nachdem er auf dem Pferd sitzt und der andere erst einen MOment später, wenn er sich zurechtgerückt und sortiert hat, weil das PFerd noch so lange warten soll. Das ist doch ungemein schwer fürs Pferd?
Andererseits ist es in der anderen Situation, also wenn der zweite Mensch nicht clickert doch auch enttäuschend für das Pferd, wenn GAR KEINE Belohnung nach dem Aufsteigen kommt, obwohl das Pferd es so gewohnt ist?

Das kam mir nur gerade so in den Kopf...
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Scheckenfan
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Re: Clickern mit Reibteteiligung?

Beitrag von Scheckenfan »

Seid ihr enttäuscht, wenn euch eine Freundin anders behandelt als eine andere? Oder der Chef im einen Betrieb anders ist als im anderen?
Eher nicht, oder?

Ich glaube, Pferde können sehr gut zwischen Menschen unterscheiden und sich auf deren Regeln anpassen. Tun wir ja auch ständig mit all unseren Mitmenschen.
Und auch unter Pferden sind die Persönlichkeiten immer anders und die Pferde bekommen nicht von jedem Herdenkumpel die gleiche Ansage :nix:

Würde mir da weniger Sorgen machen.
Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst in dieser Welt.
- Mahatma Ghandi
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Feuerchen
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Re: Clickern mit Reibteteiligung?

Beitrag von Feuerchen »

Scheckenfan hat geschrieben: Ich glaube, Pferde können sehr gut zwischen Menschen unterscheiden und sich auf deren Regeln anpassen. Tun wir ja auch ständig mit all unseren Mitmenschen.
Und auch unter Pferden sind die Persönlichkeiten immer anders und die Pferde bekommen nicht von jedem Herdenkumpel die gleiche Ansage :nix:
Indra hat zu jedem von uns vieren, die mehr oder weniger regelmäßig was mit ihr unternehmen, ein etwas anderes Verhältnis. Sie hat uns alle gern, da bin ich mir sicher, aber trotzdem ist es mit jemand anders. Auf die eine passt sie auf, die andere ist ihr Spaß-Ausreit-Kumpel, eine ist ihre Freundin mit einem Mix aus drauf-aufpassen und was-zusammen-lernen und ich muss eher auf sie aufpassen und sie erzieht mich dafür dahingebend, dass ich ihre Gefühle erkenne, achte und darauf eingehe, weil mir lange schwer gefallen ist. Ich hab mit dem clickern angefangen und habe den anderen gezeigt, wie und was ich clickere, damit sie (wenn sie Lust darauf haben) es auch auf dieselbe Art und Weise tun und die etablierten Befehle kennen. Trotzdem clickern die anderen eher sporadisch und ich bin sehr sicher, dass das für Indra überhaupt kein Problem ist. Sie weiß, wer gerade vor ihr steht und welche Beziehung/Muster zwischen ihr und dem jeweiligen Zweibein bestehen. Natürlich versucht sie, Kekse rauszuschinden, aber sie scheint auch zu verstehen, wenn ein bestimmtes Verhalten mit einem Menschen zusammenhängt und mit einem anderen nicht.
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