Eifersucht unter Pferden?

Moderator: Keshia

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LisaGrewe
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Eifersucht unter Pferden?

Beitrag von LisaGrewe »

Hallo ihr Lieben,

ich habe 2 wundervolle Islandstuten, mit denen seit ca. einem halben Jahr clickere. Leidra ist 17 Jahre alt und Hugsyn 5. Am Anfang habe ich immer nur ab und zu geclickert und mittlerweile gehe ich nicht mehr ohne Leckerlies in der Tasche los, weil ich festgestellt habe, dass das genau mein Weg ist und ich sehr glücklich damit bin. Ich erlebe, wie motiviert meine Pferde sind und wie sehr sie sich auf die gemeinsame Arbeit freuen.

Nun habe ich allerdings ein Problem. Das heißt, Problem kann man das eigentlich nicht nennen... Es ist folgendes: Ich habe im Laufe der Zeit etabliert, dass ich immer abwechselnd zuerst die eine und dann die andere aus dem Stall hole, damit nicht eine von beiden bevorzugt wird. Das ist aber manchmal schwierig, weil Hugsyn (die kleine) an einigen Tagen so rigoros mitmöchte, dass sie versucht sich zwischen Leidra und mich zu schieben bzw. manchmal lässt sie mich nicht mal zu Leidra hin und tut alles, damit ich sie raushole. Das hat bislang noch nie funktioniert, aber ich brauchte schon das eine oder andere Mal Hilfe, um Leidra sicher aus dem Stall zu bugsieren.

Ich habe den Eindruck, dass das wie so ein eher kindlicher Trotz ist und Hugsyn mir sagt: "Ich will jetzt aber zuerst." Gestern war ich sehr verblüfft als der Stallbesitzer ein anderes Pferd aus dem Offenstall geholt hat. Hugsyn hat die Gelegenheit genutzt und ist schnell mit rausgeflitzt. Ich hatte gerade das Halfter geholt, um Leidra zu holen und da stand Hugsyn strahlend vor mir, hat etwas Heu geknabert und sich sehr gefreut, dass sie bei mir war. Ich habe sie einfach aufgehalftert und wieder reingebracht. Das war überhaupt kein Problem, sie ist dann entspannt zurück zur Herde gegangen, ich habe Leidra geholt und alle waren zufrieden. Später habe ich dann Hugsyn rausgeholt und sie war freudig wie immer, ist zu mir gekommen, hat ihren Kopf ins Halter gesteckt und kam mit raus. Es schien ihr also vor allem darum zu gehen, einmal kurz aus dem Stall zu schlüpfen und danach war sie zufrieden. Aber meine Frage: Wie gehe ich jetzt damit um? Ich habe vermutet, dass sie im Moment ein sehr großes Aufmerksamkeitsbedürfnis hat und sich das vielleicht auch im Laufe der Zeit von allein wieder ändert. Eine Freundin hat vorgeschlagen, in der nächsten Zeit immer Leidra zuerst zu holen, damit Hugsyn lernt, dass sie erst danach dran ist. Ich habe aber Sorge, dass sie sich dann wirklich missachtet fühlt.

Was ich gerne einführen würde, ist eine Art Ritual, dass ihr sagt: "Ich habe dich begrüßt und dich wahrgenommen und ich komme nachher wieder." Das hört sich jetzt vielleicht komisch an... Ich will Hugsyn auf keinen Fall missachten, wenn ich den Stall betrete, denn sie will interagieren, schmusen, beachtet werden, und das finde ich auch vollkommen in Ordnung und schön. So ein Ritual wäre etwas Tolles, allerdings habe ich keine Ahnung, wie ich das anstellen könnte. Habt ihr auch Erfahrungen damit? Habt ihr Tipps, wie ich damit umgehen kann?

Liebe Grüße

Lisa
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november
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Re: Eifersucht unter Pferden?

Beitrag von november »

Hallo Lisa!
Das, was du beschreibst, hatte ich auch. Ich hatte einen Oldie, den ich nicht mehr ritt, sondern mit ihm spazieren ging, clickerte etc. Dann Kam ein zweites Pferd dazu, ein reitbares... Wie du habe ich auch versucht, keine Eifersucht entstehen zu lassen. Anfangs hatte ich auch vorgehabt einen tag den Oldie raus zu holen und mich ausführlich mit ihm zu befassen, dafür die Stute nur kurz zu bespaßen. Am anderen tag sollte es dann umgekehrt sein.

Mein Alterchen war jedoch so unglaublich motiviert, dass er uuuuunbedingt immer mitwollte. Sonst das liebste und höflichste Pferd, drängelte er sich ein paar mal richtig brachial mit raus.

Die Aufteilung mit der Arbeit mit den Pferden klappte auch nicht so recht, da das Reiten einfach viel mehr zeit brauchte als alles andere und ich dann oft den Alten gar nicht mehr schaffte oder doch mehrmals hintereinander aufgrund von Verabredungen zum Ausreiten die Stute zuerst dran war.

Ich habe es so versucht, wie du schon vorgeschlagen hast. Ein kleines Ritual. Begrüßt wurde immer zuerst der Alte, jedenfalls dann, wenn er mich bemerkt hat. Wenn nicht, habe ich mich einfach mit Maya raus geschlichen... :tuete:

Später war das gute, dass Domino eine ganze Menge zugefüttert bekam, da konnte ich ihm immer schon den einen teil seiner Portion füttern, während ich dann Maya geholt habe.
Was ich auch häufig gemacht habe, war beide raus zu holen und zu putzen und den Alten dann, oft zusammen mit seinem Futter, wieder weg zu stellen.

Ich habe es zwar sehr rührend gefunden, dass er so gerne auch was machen wollte, aber es war schon anstrengend. Vor allem, weil ich ihm gegenüber ein schlechtes Gewissen hatte. nach seinem Tod war zumindest das eine Erleichterung. Der Druck, beiden gleichermaßen gerecht zu werden, entfiel.
So, das waren jetzt meine Erfahrungen, die vermutlich nicht wirklich hilfreich sind. *hüstel*

Wie gesagt finde ich deine Idee mit dem Ritual gut. Vielleicht kann das zurückbleibende Pferd schon mal ein oder zwei kleine Clicks machen und du endest mit etwas entspannendem wie Kopfsenken oder so. Vielleicht endest du auch immer mit der selben Übung oder einem bestimmten Wort, oder du lässt etwas im Offenstall zurück (etwas ungefährliches natürlich, einen ball oder so), wenn du sie später noch holen willst. Oder du halfterst sie schon auf, wenn die Situation im OS das zulässt. In der Hoffnung, dass sie das dann als Signal wahrnehmen lernt, dass sie jetzt warten muss, aber sicher auch noch dran kommt. Allerdings weiß ich nicht, ob das funktionieren würde. Es kann einen versuch wert sein.

Vielleicht kannst du ihr auch etwas zu Essen geben, womit sie ein paar Minuten beschäftigt ist, so dass du Zeit hast, zu gehen und sie dein Weggehen mit Leidra trotzdem mit etwas Positivem verbindet.

Ich finde auch gar nicht, dass sich deine Überlegungen komisch anhören, ich kann sie gut nachvollziehen.
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Susi83
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Re: Eifersucht unter Pferden?

Beitrag von Susi83 »

Hallio Lisa :knicks:

auch ich kann dein kleines Problem gut nachvollziehen :-n Meine Frage wäre, hast du denn schon einmal ausprobiert, wie es ist, wenn du doch immer zuerst die kleine rausholst? Und zu erst mit ihr arbeitest? Wie verhält sich deine 2. Stute da? Und vor allem ist deine Kleine dann entspannter, wenn Sie zuerst raus durfte oder drängelt sie sich dann wieder dazwischen, wenn du deine Leidra rausholst?
Ich hatte so eine ähnliche Situation auch schon. Mein Weg diese Situation zu entspannen war, dass ich immer als erstes die eher eifersüchtige Stute ausgiebig begrüßt habe und dann über einige Monate sie kurz als erstes rausgenommen habe und entweder wirklich gleich mit ihr gearbeitet habe oder sie wieder zurückgestellt habe und dann erst nach getaner Arbeit mit dem anderen Pferd, sie gearbeitet habe. Dies habe ich aber nicht im Wechsel von Tag zu Tag gemacht, sondern in einem unregelmäßigem Rhythmus. Ich hoffe das war jetzt verständlich :-? Mittlerweile interessiert es meine Süße gar nicht mehr, ob sie die erste ist oder noch etwas warten muss. :-d
:lesen: derzeit auf der Suche nach einer Kleinpferde/Ponydame, wer kann helfen?
Mia77

Re: Eifersucht unter Pferden?

Beitrag von Mia77 »

Ein tolles Thema und voll mein Problem!
Ich habe 3 Ponys und halte die 3 als Kleingruppe im eigenen Offenstall. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich ein Lieblingspony habe, die ist extrem eifersüchtig und schirmt mich regelmäßig von den anderen ab, schneidet mir aber auch den Weg zum Ausgang ab (egal, ob mit oder ohne Schubkarre etc.) Bei ihr ist es auch egal, ob ich vorher schon etwas mit ihr gemacht habe. Sie ist der Meinung, dass ich ihr gehöre - zumindest empfinde ich das so.
Dazu habe ich noch einen jungen Wallach im gleichen Alter wie mein Lieblingsstütchen (übrigens beide 4 1/2 Jahre alt und beide bei uns geboren und aufgewachsen). Der will auch immer zu mir und versucht sich auch zwischen zu drängeln. Während die Lieblingsstute sich in Höchstform auch schon mit rausgedrängelt hat, ist er da wesentlich zurück haltender, aber zwischen mich und ein anderes Pony versucht er sich schon zu drängeln.

Das dritte Pony ist die Mutter zur Lieblingsstute. Die Beiden vertragen sich super, aber Mama wird grundsätzlich abgedrängt, wenn ich nicht entgegenwirke. Ich schicke die Lieblingsstute dann auch wirklich schon mal weg, die Maus panzert da ganz selbstherrlich vor sich hin. Da wird keine Rücksicht auf Verluste genommen. Die dritte Stute hält sich häufiger abseits, die scheint eher traurig, wenn ich sie nicht beachte bzw. mit den anderen etwas mache. Ich gehe dann extra hin und begrüße. Sie grummelt, brummelt und wiehert mich viel an. Teils auch, wenn ich nach der Beschäftigung mit einem anderen Pony zu ihr hingehe und wir uns vorher eh schon begrüßt haben. Also, sie freut sich DEFINITIV sehr über Zuwendung. Sie ist halt einfach nicht so fordernd...

Für mich ist das gewaltiger psychischer Stress, weil ich den Eindruck habe, dass ich keinem gerecht werde und alle gerne mehr machen würden. Selbst wenn die vorher beschäftigt waren, wollen die noch immer bespaßt werden. Der Offenstall ist schon recht geräumig, derzeit haben die noch Winterweide inkl. Sandfläche und Sommerweide. Auf der Nachbarweide stehen Rinder und ein Kalb macht regelmäßig auch unterm Zaun durch zu den Ponys. Die Ponys haben immer Sicht auf einen etwas weiter entfernten Feldweg, auf dem recht viel Fußgänger laufen und Landwirtschaftlicher Verkehr ist... Selbst wenn ich frisch Gras zustecke, hält die Ponys das nicht davon ab, dass sie zu mir kommen und bespaßt werden wollen. Irgendwie ein tolles Lob, aber wie schon geschrieben, es erhöht halt auch den Druck, weil ich den Eindruck habe, dass ihnen ohne meine Beschäftigung etwas fehlt...

(Ach ja, ich hatte bis März noch ein viertes Pony - also mehr pferdisches Beschäftigungspotential untereinander - das hat auch keinen Unterschied in Sachen Langeweile / bespaßt-werden-wollen gemacht...)
LisaGrewe
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Re: Eifersucht unter Pferden?

Beitrag von LisaGrewe »

Hallo ihr Lieben,

danke für eure tollen Antworten, eigenen Erfahrungen und Ideen. :) Da dürfen wir alle ja ein paar Charakterköpfe unser Eigen nennen. Und es ist wirklich schön, mal darüber reden bzw. schreiben zu können. Denn mir fehlt am Stall ein Trainer, mit dem ich ab und zu über solche Dinge sprechen kann. Der Stallbesitzer hat eine ganz andere Einstellung Pferden gegenüber und ihn kann ich definitiv nicht fragen.

Ich habe es bislang noch nicht versucht, immer Hugsyn zuerst rauszuholen, weil Leidra häufig sehr schüchtern und zurückhaltend ist. Sie steht meist erwartungsvoll da, wo sie halt steht und wartet auf mich oder kommt ganz corsichtig rangepirscht. Deswegen mache ich mir Sorgen, dass sie sich zurückgestellt fühlt, wenn ich immer Hugsyn zuerst hole. Ich denke aber, dass sie das nicht nach außen zeigt. Das macht es natürlich nicht einfacher, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich es wirklich erkennen würde, wenn das für sie unschön ist. Aber ich könnte mir auch vorstellen Hugsyn zuerst rauszuholen und dann entweder was zu machen oder sie direkt wieder reinzustellen. Das ist eine ziemlich clevere Idee, finde ich. Hugsyn ließe sich damit auf jeden Fall ganz gut austricksen. Das habe ich ja mitbekommen als sie einmal mit dem Stallbesitzer rausgeflitzt ist. Danach war sie super zufrieden.

Wenn ich Hugsyn vorher ausgiebig knuddel, wird ihr Drang mit raus zu kommen normalerweise noch größer. Ignorieren kann ich sie aber natürlich auch nicht, dafür sorgt sie schon. :D Auch die Idee, sie schonmal aufzuhalftern oder aber schon ein paar Clicks zu machen, gefällt mir gut. Sie wird immer sehr entspannt beim Kinn-Target. Den habe ich mit ihr geübt, weil sie vor lauter Übermut gerne mal schnappt (sowieso ist sie in einer absoluten Ich-beiß-in-alles-was-ich-finde-Phase...) und wenn sie ihr Kinn in meine Hand legt, schließt sie meistens genüsslich die Augen. Es kann natürlich auch sein, dass das am Anfang erstmal zu mehr Problemen führt...

Oder aber ich kombiniere das. Also ich hole sie zuerst raus, stelle sie dann direkt wieder rein und mache noch 2 Kinntargets. Irgendwann lasse ich dann das rausholen weg und mache nur noch die Kinntargets. Denn im Stall bedeuten die ja dann, dass ich sie jetzt nicht mitnehme. Was meint ihr?

Ich kann auf jeden Fall gut verstehen, dass das psychischen Stress bedeutet. Das ist bei mir auch so. Als ich Hugsyn gekauft habe, war mir gar nicht bewusst, wie schwierig das ist, beiden Pferden gleichermaßen gerecht zu werden. Und damit meine ich jetzt nicht die Zeit, sondern wirklich die Beziehung. Und ich finde es auch sehr faszinierend, wie wichtig das auch für die Pferde zu sein scheint. Da kann man nicht mal eben dieses oder jenes machen, denn dann zeigen sie einfach offensichtlicher, was man selbst fast übersehen hätte.

Ich freue mich über eure Kommentare!

LG Lisa

P.S.: Das mit dem Rausschleichen kenn ich übrigens nur zu gut. Wenn Hugsyn mich mal nicht bemerkt, nutzen Leidra und ich die Gunst der Stunde und stehlen uns ganz lautlos aus dem Paddock... Verrückt irgendwie! Über sowas hab ich mir früher einfach keine Gedanken gemacht.
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november
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Re: Eifersucht unter Pferden?

Beitrag von november »

Ich habe es bislang noch nicht versucht, immer Hugsyn zuerst rauszuholen, weil Leidra häufig sehr schüchtern und zurückhaltend ist. Sie steht meist erwartungsvoll da, wo sie halt steht und wartet auf mich oder kommt ganz corsichtig rangepirscht. Deswegen mache ich mir Sorgen, dass sie sich zurückgestellt fühlt, wenn ich immer Hugsyn zuerst hole.
Darüber habe ich jetzt eine Weile nachgedacht. ;) Ich muss gestehen, ich bin unsicher, ob sich ein Pferd wirklich "zurück gesetzt" fühlen würde. Dass sie Enttäuschung oder Ärger empfinden, wenn sie nicht als erstes geholt werden, das kann ich mir schon vorstellen. Auch Eifersucht auf das andere Pferd. Aber Zurücksetzung, da bin ich wirklich unsicher. Jedenfalls glaube ich nicht, dass das ein dauerhaftes Gefühl wäre, sondern, dass es "gelöscht" wäre, wenn das erstmal nicht geholte Pferd dann dran ist und die Enttäuschung von Freude überlagert wird. Ich denke auch, dass ein Pferd lernen kann, dass es nun mal nicht immer als erstes dran ist. Im Fall von Leidra könnte ich mir vorstellen, dass sie sich einfach daran gewöhnen würde, wenn sie immer als zweites raus geholt werden würde.

Trotzdem würde ich eher die Pferde abwechseln, einfach damit beide lernen, dass sie sowohl die Erste sein können als auch mal warten müssen.
Und vielleicht mit dem zweiten etwas besonders Tolles oder beliebtes machen, noch kurz grasen gehen oder so. Aber das nur optional. Oft nützen die schönsten Pläne ja eh nichts, weil einem Termine, Krankheiten, Reitstunden, Verabredungen... dazwischen funken.
Schon deshalb würde ich es wichtig finden, dass beide es normal finden, mal zuerst, mal zuletzt geholt zu werden.
Oder aber ich kombiniere das. Also ich hole sie zuerst raus, stelle sie dann direkt wieder rein und mache noch 2 Kinntargets. Irgendwann lasse ich dann das rausholen weg und mache nur noch die Kinntargets. Denn im Stall bedeuten die ja dann, dass ich sie jetzt nicht mitnehme. Was meint ihr?
Finde ich eine gute Idee! probiere das doch einfach mal aus, ich glaube nicht, dass du damit Schaden anrichten kannst. Im schlimmsten Fall funktioniert es nicht. Bitte berichte dann über deine Ergebnisse, das interessiert mich sehr. Auch wenn ich mir geschworen habe, nie mehr 2 Pferde gleichzeitig zu haben. :mrgreen:
Ich kann auf jeden Fall gut verstehen, dass das psychischen Stress bedeutet. Das ist bei mir auch so. Als ich Hugsyn gekauft habe, war mir gar nicht bewusst, wie schwierig das ist, beiden Pferden gleichermaßen gerecht zu werden. Und damit meine ich jetzt nicht die Zeit, sondern wirklich die Beziehung. Und ich finde es auch sehr faszinierend, wie wichtig das auch für die Pferde zu sein scheint. Da kann man nicht mal eben dieses oder jenes machen, denn dann zeigen sie einfach offensichtlicher, was man selbst fast übersehen hätte.
Ich glaube, man setzt sich da auch sehr viel selber unter Druck mit dem Wunsch, es beiden recht zu machen und ganz gerecht zu sein. Man muss sich im Klaren sein, dass das nicht funktionieren wird, dass es immer mal ein Ungleichgewicht geben wird (im Idealfall gleicht sich das dann wieder aus). Wenn man sich selber unter Druck setzt, haben da die Ponys ja auch nichts von. Besser man überlegt sich, wie man die Situation optimieren kann und da bist du ja dabei.
Da kann man nicht mal eben dieses oder jenes machen, denn dann zeigen sie einfach offensichtlicher, was man selbst fast übersehen hätte.
Diesen Satz verstehe ich nicht so ganz. Kannst du mal erklären, was du damit meinst? *aufdemSchlauchsteh*

Hast du eigentlich schon mal versucht, beide Ponys gleichzeitig zu bespaßen? Handpferdreiten, Spaziergänge, Clickersessions? Da hatte ich bei meinen beiden das Gefühl, dass es sie mehr zusammen geschweißt hat. Leider hatte Domino starke Arthrose, daher konnten wir nur selten Handpferdreiten machen und auch Spaziergänge waren nur eingeschränkt möglich, aber ich hatte den Eindruck, dass es beiden Pferden gut tat. Wobei Domino etwas anstrengend werden konnte, weil er permanent versuchte klar zu stellen, wer das bessere Pony ist... :herzi:
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Reitmaus
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Re: Eifersucht unter Pferden?

Beitrag von Reitmaus »

Ich hatte eine ähnliche Situation. 2 Pferde in Eigenregie, und ich hatte keine Lust mich öfter mal mit der Schubkarre zwischen 2 rausdrängelnden Pferden aus dem Tor quetschen zu müssen. Manchmal waren die Pferde am Heu fressen, manchmal waren sie auf der Weide während ich den Auslauf sauber machte. Manchmal hatten sie aber auch grad nix Besseres zu tun, als drauf zu lauern, sich mit durchs Tor zu mogeln.

Ich hab dann "warten" geclickert, mit dem Erfolg, dass ich schliesslich in aller Gemütsruhe durch das weit offen stehende Tor raus konnte. Karre abgestellt, zurück gegangen, click, und beide belohnt. Zwar führte das noch längere Zeit dazu, dass Beide - egal ob sie grad anderweitig beschäftigt gewesen waren oder nicht - treubrav ankamen, sobald ich mit der Karre Richtung Tor fuhr, und sich dort in Position stellten und zu "warten" zwecks Belohnung, aber immerhin konnte ich immer ohne Stress mit der Karre raus. Belohnt wurde natürlich jedesmal wieder.

Wenn ich einen von Beiden rausholte, dann das Gleiche : der Andere bekam den Auftrag "warten", und wenn ich mit dem Kameraden aus dem Tor raus war, wurde der Zurückbleibende belohnt. Ich finde die Übung "warten" von der Grund-Emotion her evtl geeigneter als irgendwelche anderen Aufgaben zu clickern, da diese Aufgabe halt schonmal auf das anschliessende Warten einstimmt und nicht auf weitere Übungen "aufheizt". Nach Rückkehr wurde dann auch zuerst der Wartende mit Aufmerksamkeit bedacht.

Ich gebe zu, dass es dem Junior dennoch ab und zu gelang, fix mit durch's Tor zu fitschen. Ich hab ihn dann jeweils einfach wieder zurückgestellt und es gab keine Belohnung und auch keine Sekunde Aufmerksamkeit mehr nach dem Zurückstellen. Ich werte das Rausdrängeln auch nicht als Eifersucht, sondern als vorlaute Dreistigkeit. Wie bei manchen Kindern : da gibt es auch welche, die ihre Kameraden an den Rand spielen wollen, um selber immer im Mittelpunkt zu stehen und alle Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Denen muss man freundlich, aber konsequent beibringen, dass sich nicht alles um sie allein dreht, sie aber trotzdem beachtet werden wenn sie sich etwas bescheidener zurückhalten.

Wenn ich im Auslauf oder auf der Weide zu tun habe, und die Pferde versuchen, sich mir "aufzudrängen", weise ich sie zurück. Sie dürfen gern "höflich anfragen" ob ich Zeit für sie habe, aber ich lasse mich nicht aufdringlich "nötigen". Ich glaube auch nicht, dass es zu einem soliden Vertrauensverhältnis beiträgt, wenn die Pferde merken dass sie mich nach Belieben "manipulieren" können.

Die Frage nach dem "schlechten Gewissen" weil man es nicht beiden Pferden recht machen kann.... Hm, - was "erwarten" Pferde eigentlich von ihrem Menschen? Haben sie wirklich gewisse Vorstellungen davon, in welchem Umfang wir ihnen zur Verfügung zu stehen hätten? Wenn ja, dann würden sie von uns als Erstes sehr wahrscheinlich erwarten, dass wir als Herdengenosse rund um die Uhr bei ihnen sind, auch und vor allem in Situationen wo in der Nähe vom Auslauf/Weide Ungewöhnliches auftaucht, was die Herde verunsichert. Dannn würden sie sich vermutlich sagen "warum ist unser Mensch, der unsere Vertauensperson sein will, nicht hier, um uns zu sagen ob das gefährlich ist oder nicht, und wie wir uns verhalten sollen."

An zweiter Stelle erwarten sie von uns (meiner Meinung nach) ein eindeutiges stimmiges Verhalten. Wenn da ein Zwiespalt besteht zwischen unseren Emotionen und unserem Handeln, dann spüren Pferde das, und das verunsichert sie. Wenn wir also gefühlsmässig "sagen", dass wir uns gern mit diesem Pferd befassen möchten, aber unsere Handlung sich dem anderen Pferd zuwendet, dann spüren Pferde diese Dissonanz. Vielleicht ist es besser, sich selbst mental auf die die geplante Handlung einzustimmen, ohne Schuldgefühle, und dann voll zu dieser Entscheidung zu stehen. "Heute nehme ich nur Pferd A dran, und das ist voll okay, denn ich habe das Recht zu entscheiden, was ICH heute tun will. Und ich bin niemand (auch keinem Pferd) Rechenschaft schuldig, warum ich diese Entscheidung getroffen habe."
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