Allgemeine Zuchtdiskussion

Moderator: Sheitana

Shieldmaiden

Re: Allgemeine Zuchtdiskussion

Beitrag von Shieldmaiden »

Ich muss noch mal eben erwaehnen, dass ich diese diskussion echt total spannend finde :-) Ich habe mir meine eigene einstellung hierzu noch nicht so wirklich erarbeitet, ich merke aber mehr und mehr, worum es mir vor allem bei meinen pferden geht (wartet mal ab, ich werd noch hobbyzuechter ;-) )

Sagen wir mal so. Ich wuerde mich selbst inzwischen als 'anspruchsvollen freizeitreiter' bezeichnen. Soll heissen, ich arbeite gerne mit meinen PFerden, moechte weiterkommen und lernen (hatten wir ja bereits im anderen thread ;-) ). Ich moechte keine turniere bestreiten und auch beruflich mache ich ja nun nichts pferdiges mehr (wer weiss, wie das in zukunft aussieht, aber es liess sich halt mit familie nicht vereinbaren). Ich reite ausserdem unheimlich gerne aus, will dabei auch wirklich schnell ueber die heide duesen koennen, springen usw. Und unsere Pferde sind teil der familie.

Ich wuensche mir also ein Pferd, welches exterieurmaessig wirklich als Reitpferd geeignet ist. Keinen lampenaustreter, aber ein Pferd, welches sich ohne zu grosse probleme zu einem guten niveau ausbilden laesst. Hervorragendes temperament, mutig genug, nicht hysterisch - und vor allem auch langlebig, einigermassen robust.

Und da sind wir beim problem - es gibt irgendwie keine reine rasse, die all dies erfuellt, und ich denke mal, da gibt es noch einige andere, denen es so geht - oder steh ich damit allein? Ich denke mal, deswegen gehen so viele zu den spaniern ueber, wenn sie dressurmaessig was reiten wollen, so rein theoretisch erfuellen die ja dann alles moegliche, was man so haben will. Wenn einem diese rasse aber nun nicht liegt, tja.

Ein WB kommt fuer mich einfach nicht mehr in frage, auf grund der umstaende, die wir ja hier aufgelistet haben. Und ich glaube daher denke ich inzwischen tatsaechlich ueber einen rassenmix nach (jap, dass ich das mal tun wuerde :kicher: )

Zum beispiel liegen mir die welsh ja total, wenn man denn ein gutes exemplar erwischt, und die gibt's ja durchaus noch.

So ein typ hier:

http://www.horseandhound.co.uk/classifi ... 30570.html

zb erfuellt so ziemlich alles, was man sich wuenscht. Nur, irgendwie haben mir die welsh cobs dann wieder zu viel fundament. da kann ich dann schon verstehen, das jemand auf die idee kommt, ein VB dazu zu kreuzen zb...

Also ich meine damit nur, ich kann es schon manchmal verstehen, das man rassen kreuzt, koennte mir inzwischen halt auch passieren, weil ich so unter den rassen einfach nicht finde, was ich suche...
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Schnucke
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Re: Allgemeine Zuchtdiskussion

Beitrag von Schnucke »

Tina wie wärs mit einem Lipizzaner :mrgreen: . Der dürfte so ziemlich alles abdecken was du suchst, also zumindest seh ich in deiner Beschreibung Famosa wieder, ok richtig gesprungen sind wir noch nicht...... Aber sonst ist das genau DAS was ich auch machen möchte und habe mein Traumpferd dafür gefunden. Lipis sind einfach ganz tolle Allrounder.
Vielleicht solltest du dir doch Piruetta (?) ansehen. Oder ihr macht Uralub in Lipica ;) ......
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Shieldmaiden

Re: Allgemeine Zuchtdiskussion

Beitrag von Shieldmaiden »

Pirouetta schaue ich mir auf jeden fall an, schon allein deswegen weil sie genau so aufgezogen wurde, wie ich mir das wuenschen wuerde. Draussen, mit racetrack system, in gemischter herde, von klein auf von einer guten barhufbearbeiterin betreut, ausschliesslich mit rauhfutter und mineralien gefuettert (auf das rauhfutter abgestimmt), und zwar erzogen aber sonst noch vollkommen unbelastet. Sowas findet man nicht oft... ich will ja selbst nicht zuechten, demnach muesste ich dann nur versuchen zu beurteilen, wie sie sich weiter entwickelt, und natuerlich auch beurteilen, wie sie jetzt ist, so in 'live' version.

Meine freundin ist da naemlich ein bischen 'vorbelastet', weil sie ein bischen verliebt ist in die kleine. Sie kennt sie halt schon seitdem sie ein paar tage alt ist und fand sie schon immer toll. Sie sei so aufgeweckt, versuche sich ueberall einzumischen und mitzumachen, sei so aufgeschlossen, freundlich, dazu ein bischen frech und halt hyperintelligent. Das ist ihre meinung, man sieht also, sie ist eventuell nicht ganz objektiv :kicher:

Lippis faend ich ja bis auf die fellfarbe wirklich nett - hab so viel schlechte erfahrungen gemacht mit schimmeln und entsprechenden hautproblemen, aber das wuerde mich nicht abhalten. Wobei Pirouetta's aelterer bruder mich ja auch ansprechen wuerde, aber er hat sarkoide. Ob die bei schimmeln oefter auftreten, weiss ich nicht, aber er ist schimmelig wie sein papa...
Shieldmaiden

Re: Allgemeine Zuchtdiskussion

Beitrag von Shieldmaiden »

oh, interessant. Das hier hab ich gerade gelesen:


"Although most breeds of horse are susceptible some appear to be highly resistant while others are reported to be more susceptible. The Arabian horse is possibly more susceptible. The Lipizzaner for instance seems to be strongly resistant but crosses involving Lipizzaner horses are liable to the disease. "

(uebersetzt heisst das in etwa: "Obwohl die meisten rassen sarkoide bekommen koennen scheinen einige eine gute abwehr dagegen zu haben. Araber sind eher anfaellig waehrend lipizaner eine sehr gute abwehr haben. Kreuzungen mit Lipizanern dagegen sind wiederum anfaellig")

Was ja mal ein schoenes gegenbeispiel dafuer liefert, dass reinrassig = anfaelliger fuer krankheiten bedeutet.

Ausserdem kommen sarkoide in GB haeufiger vor als auf dem festland, und boesartig sind die tumore hier sehr viel haeufiger. Die Farbe hat keinen einfluss, und obwohl man meint, wallache seien anfaelliger dafuer gibt es bisher keine beweise. Sehr interessant.
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kolyma
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Re: Allgemeine Zuchtdiskussion

Beitrag von kolyma »

Aber es gibt doch nicht nur weiße Lippis sondern auch Rappen. Oder täusche ich mich da?

Mir würde ein Lippi auch gefallen. Vor zwei Jahren hat das Barockreitzentrum Heimsheim einen verkauft - ich war echt verführt. Das war ein ganz arg toller Bursche. Aber wäre ich da weich geworden, hätte ich heute meinen Nero nicht. Und der ist einfach mein absolutes Traumpferd... ^^

Wollte noch etwas zum Thema "sturer Tinker" sagen... Ich wollte das nicht falsch verstanden wissen. Ich meine das nicht abwertend oder pauschalisierend. Aber das Kaltblutgemüt liegt einfach nicht jedem. Sie "funktionieren" nicht wie Warmblüter. Und da stoßen viele Menschen schnell an ihre Grenzen. Ich würde beispielsweise mein Pferd keinem Miteinsteller in meinem Stall als Urlaubsvertretung anbieten, weil sie sofort überfordert sind, wenn das Pferd auf das Hüsterchen eben nicht vorwärts geht sondern erst mal schaut, ob der da in der Mitte es ernst meint.
Das Arbeiten mit dem Tinker ist sehr intensiv und verlangt vom Menschen sehr viel einfühlungsvermögen, Timing und Vertrauen. Der Tinker MUSS Vertrauen haben, ehe er bereitwillig mitarbeitet.
Der Tinker ist das klassische Ein-Mann-Pferd. Ich kenne aktuell keinen Schulpferd-Tinker.
Wenn der Tinker aber mal "geknackt" ist (im positiven Sinne) - und man ihn motiviert hat, tut er wirklich alles für seine Menschen. Er zeichnet sich durch einen unbedingten Arbeitswillen aus. Man spürt, dass er für die Arbeit gezüchtet worden ist. Er braucht eine Aufgabe.
Kenne leider Tinker, die durch Unterforderung recht schnell ziemlich negative Eigenschaften angenommen haben. Bis hin zur Depression.
Auf der anderen Seite sind sie sehr sensibel und machen bei Überforderung schnell dicht. Unser erstes halbes Jahr, war wirklich ein Drahtseilakt herauszufinden, was wir tun können und was zu viel wird.
Heute wird mein Pferd täglich gearbeitet von mir und meinem Mann und er ist das einzige Pferd im Stall, dass von der frischen Koppel sofort ankommt, wenn man die Koppel betritt. Er möchte einfach immer was mit seinen Menschen machen. Und diese Menschenbezogenheit ist für mich das absolute Argument für den Tinker. Die Beziehung zu ihm ist einfach so bereichernd und intensiv.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


"Besser wenig und das Wenige gut."Egon v. Neindorff

leidenschaftliche Pferdefotografie: https://www.facebook.com/melanie.viereckel.photography
ehem User

Re: Allgemeine Zuchtdiskussion

Beitrag von ehem User »

Das Problem ist aber im anderen Extrem - Pferde, die überdeutlich reagieren und bspw. Unbehagen oder Schmerz sehr deutlich zeigen - genau dasselbe. Das sind dann nicht die als 'stur', sondern als 'schwierig' verschrienen Pferde.

Beide Typen finde ich nicht schwierig, wobei mir die Tinkerseite eher liegt, würde ich sagen, finde es aber sehr schade, wie viele Menschen nicht bereit sind, sich das kleine bisschen mehr auf ihr Pferd einzulassen. Wenn die wüssten, was sie verpassen!
Aber gut, das gehört wohl nicht hierher...

Tina, meine wäre auch dein Typ, denk ich, auf jeden Fall charakterlich. Aber :mycandy: :zunge:
Was wäre eigentlich mit Schweren WBs?
Oder, fällt mir grad ein, Connemaras? Die gibts doch auch über Endmaß.
Und hattest du schon gesagt, was du von Hafis hältst? Mehr Allround geht ja fast gar nicht.
Shieldmaiden

Re: Allgemeine Zuchtdiskussion

Beitrag von Shieldmaiden »

Hafis sind absolut nicht meins - ich habe jahrelang hafis gepflegt bei einem zuechter bei uns um die ecke als ich noch jung war, und mir liegt ja auch das kaltblutgemuet (tinker und co) nicht, demanch auch wohl das schwere WB nicht, wobei ich sagen muss ich kenne keine persoenlich. Welsh waeren mir ja schon zu viel kaliber, da finde ich die meisten hafis noch mehr kaliber - aber genau sagen warum, kann ich nicht. Die meisten hafis, die ich kenne, sind eher vom typ 'gemuetlich', GGAs eher schwunglos (dafuer umso trittsicherer), springen ist nicht unbedingt im repertoire, und so richtig im gelaende duesen eher auch nciht. Gibt ausnahmen - aber die sind eher ueber jahre von ihren besis fein geritten sozusagen (hoffe ich tret hier niemandem auf die fuesse, hab ich ja schon im lipi thread gemacht :shy: )

Wohlgemerkt, ich respektiere und schaetze es - aber meines ist es nicht. meins liegt eher auf der anderen seite - lieber bissl zu reaktiv als zu wenig (wobei ich wie gesagt nicht ganz so einen 'pip' wieder moechte, der einen ausversehen umbringt, und sich dann umdreht und 'ups' sagt ;-) ).

Soll nicht heissen, das tinker nicht zuenden - aber ich mag gern ein pferd was von natur aus 'schnell' denkt und im zweifelsfalle erstmal vorwaerts denkt als dicht machen. Das finde ich persoenlich eher frustrierend, vielleicht weil ich selbst auch eher extrovert bin? :nix:

Connemaras find ich auch nett, wobei die ja eigentlich nicht ueber endmass sein sollen. Intelligent, springvermoegend - aber die GGA lassen dann doch ein bischen zu wuenschen uebrig. Connemaras sind mMn die perfekten spring und gelaendeponys - und halt auch so gezuechtet. Hier in GB das peferkte teenagerpferd sagt man auch immer ;-) Einfach weil sie gerne jeden mist mitmachen, schnell sind, gerne springen. So im prinzip schon meins, aber bissl groesser und mit mehr 'oompf' in den bewegungen waere fuer mich lieber. Das sind wahre VS pferde, finde ich (also busch pferde zb).

So vom gemuet liegt mir das Welsh - vorwaerts denkend mit ausdauer bis zum umkippen, wirklich schnell im gelaende, ordentlich springvermoegen und intelligent, fein und mit 'ponycharakter'. Wenn man nicht gerade einen hysteriker erwischt.

Auch vom gebaeude her sind die oft sehr gut - nicht immer, weil der moderne typ oft den schlechten ruecken hat, aber die sind nicht alle so, gsd. Die gangmanier ist fuer mich nur etwas uebertrieben mit der wahnsinnsknieaktion, muss ich nicht haben.

Kolyma - ist ja interessant. Hier werden die Tinker vor allem in Reitschulen und als anfaengerpferde eingesetzt, weil sie fehler nicht so uebel nehmen und im zweifelsfalle eher dicht machen als loshuepfen. Sie sind aber auch gerade fuer ausritte sehr geschaetzt in den schulen, weil sie so ihre bahnen ziehen und sich wenig an den anfaengern stoeren und dazu sicherheit vermitteln.
Shieldmaiden

Re: Allgemeine Zuchtdiskussion

Beitrag von Shieldmaiden »

da faellt mir halt auf, was fuer mich das problem waere, wenn ich zuechten wuerde. Die verschiedenen rassen haben oft rassentypische eigenschaften, die ich vermutlich (so wie viele deutsche zuechter) rauszuechten wuerde, einfach weil ich mir ja doch eher ein reitpferdetyp wuensche.

Wuerde ich natuerlich nicht wirklich tun - aber ich wuensche mir den welsh cob mit weniger knieaktion und mehr reitpferdepoints, das connemara mit besseren GGA, den hafi edler mit mehr 'umpf' usw :kicher:

Genau das, was in DE halt immer passiert, und was ich ganz furchtbar finde, weil dann die rasse nicht mehr vorhanden ist. Denn im prinzip zuechtet man sich damit lauter deutsche reitponys und pferde, die alle eher gleich aussehen und sich gleich bewegen... das finde ich so schade wenn ich mir die rasseschauen anschaue in DE.

Da hab ich sporttinker, edelhafis, welsh - wo von den rassen nur noch maehne und schweif und farbe aufweisen, aber ansonsten wie ein reitpony/pferd durch die bahn traben und die lampen austreten. Wenn man das als zuchtziel hat, soll man es besser lassen, finde ich - denn die rassen sind dann 'futsch'.

Andererseits extreme gebaeudemaengel absichtlich weiterzuzuechten - hmm. Also das welsh wird sich dann mit so unglaublicher knieaktion gewuenscht dass man ponys selektiert, die dies aufweisen, auf kosten des rueckens, der nach und nach immer schwaecher wird. Das ist natuerlich auch fragwuerdig.

Gar nicth so einfach :lol2:

Jetzt, wo ich darueber nachdenke - eigentlich doch nicht so schwierig. In vielen zuchtbeschreibungen hat man ja verschiedene typen. Klar, dass die rassemerkmale erhalten bleiben muessen - aber der cob mit dem schwachen ruecken und der hohen halsung udn knieaktion ist halt ein zugpferd. Vielleicht macht da der schwache ruecken gar nichts aus, kenn mich da nicht so mit aus - aber fuer ein Reitcob muss man halt auf reittauglichkeit achten (heisst nicht, dass man einen lampenaustreter zuechten muss).

Und es gibt auch wirklich reinrassige Welsh zb die sich wirklich toll bewegen, obwohl sie von badewannenzuechtern gezogen wurden - Elwyn zb. wunderschoen losgelassen, schwungvoll, elastisch. Und die knieaktion ist dennoch erhalten:

http://s915.photobucket.com/user/ceecd2 ... sort=3&o=0
Shieldmaiden

Re: Allgemeine Zuchtdiskussion

Beitrag von Shieldmaiden »

In der lipizanerzuchtbuchordnung steht:

Der traditionelle Schimmelfaktor dominiert. Alle Farben sind zugelassen.

Ich vermute mal, andere farben sind selten?
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Sheitana
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Re: Allgemeine Zuchtdiskussion

Beitrag von Sheitana »

Tina, ich kann nur wiederholen, ein Appaloosa würde all deine Anforderungen abdecken. Die gibts auch in Einfarbig, wer bunt nicht mag... :mrgreen:
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