Allgemeine Zuchtdiskussion

Moderator: Sheitana

ehem User

Re: Allgemeine Zuchtdiskussion

Beitrag von ehem User »

Also um nochmal auf die Deutschen Reitponies zurückzukommen: Das sind grundsätzlich Mixe. Es gibt keine reinrassigen Reitponies. Das sind Araber x Welsh Mixe. Bei meinem zum Beispiel Welsh B.

Falls sich jemand für die Abstammung interessiert:
http://www.allbreedpedigree.com/dino+dscherbo
Das ist die Vaterlinie. Bei der Mutter ist nur die Mutter bekannt, daher habe ich das mal weggelassen.
Shieldmaiden

Re: Allgemeine Zuchtdiskussion

Beitrag von Shieldmaiden »

jap, das meine ich auch (mit den reitponys).

Sheitana, da sagst du was. Ich halte die ueberlegung ausserdem eh fuer sehr schwierig - wenn ich ein fohlen aus meiner geliebten stute ziehe, dann wird es doch sicherlich noch viel schwieriger, mich von diesem zu trennen. Wenn es dann nicht wirklich das erfuellt, was ich mir vorstelle.

Bilbo ist doch ein gutes Beispiel fuer mich. Er war so vom prinzip 100% das, was ich mir wuenschen wuerde, aber, viel zu klein. Stell dir mal vor, ich haette den selbst gezuechtet und aufgezogen - es faellt mir ja so schon schwer genug, mich von einem pferd zu trennen, selbstgezuechtet, keine chance. Aber aus der verbindung waeren wir beide nicht gluecklich geworden. Er ist gerne nummer 1, und fuer mich haette er nicht das erfuellen koennen, was ich mir wuensche (ich haette immer ein schlechtes gewissen, ihn schnell durch's gelaende mit spruengen zu reiten zb, oder auch hoehere dressurlektionen zu verlangen, ganz einfach weil ich eigentlich zu schwer fuer ihn bin.

Pip ist ein gutes beispiel fuer das schwierige exterieur. Es war schon entmutigend zu sehen, wie viele reiter und pferde paare vor allem am anfang schneller vorrankamen als wir. Der konnte, bis er 7 war, nicht wirklich ausbalanciert galoppieren, alleine nicht und mit mir im sattel schon gar nicht. Megalanger hals, gerade hinterhand, schub und springkraft ja, aber um eine kurve galoppieren :ohhh: Dann nur vollkommen unter tempo und nicht mehr richtig springend. Was haben wir uns 'einen abgebrochen' ;-) Oder auch ein solches in vernuenftiger haltung zu reiten mit dem mega geraden hals usw.

Ich hab ihn halt geliebt den irren kerl, aber ich wuerde mir ein solches exterieur fuer die dressur nicht noch mal antun wollen :shy: (wobei er ja als buschpferd gezogen war, demnach war die mischung schon ganz gut gelungen, er war schnell wie ein blitz, ausdauernd, hart und konnte springen wie eine bergziege (ok, in besserer manier :lol: )
ehem User

Re: Allgemeine Zuchtdiskussion

Beitrag von ehem User »

Was man auch nicht vergessen darf, ist der Fakt, dass die Stute, die 'man' zuhause stehen hat und so toll findet, dass man unbedingt ein Fohlen von ihr möchte, auch interieurmäßig nicht von Anfang an das gewesen ist bzw. gewesen sein muss, was sie jetzt ist.
Die Aufzucht spielt da auch eine große Rolle, in welcher Herde ist das Pferd aufgewachsen, wie wurde sie von Anfang an von Menschen gehandhabt...


Bei den Tinkern stimme ich dir zu, Tina!
Die Auslese mag manchem zu hart sein, aber die sind hier ja auf nervenstarke Tiere angewiesen für das, was sie machen. Das Ergebnis finde ich sehr gut, was den Charakter angeht :-n
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kolyma
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Re: Allgemeine Zuchtdiskussion

Beitrag von kolyma »

Shieldmaiden hat geschrieben: Die tinker sind tatsaechlich hervorragend selektiert, alles was nicht charakterlich einwandfrei ist oder auch exterieurmaessig kommt auf den grill, sehr richtig. Das ergebnis ist auch tatsaechlich dass ich noch keinen einzigen tinker kennengelernt hab der nicht wirklich durchweg freundlich und menschenbezogen ist. In so fern eine sehr erfolgreiche zucht - von den deutschen tinkern kann ich nicht sprechen, da kenn ich nicht genug, aber hier in GB ist dem so - ich vermute zb auch bilbos unheimlich menschenbezogenes wesen kommt daher.
Dem kann ich leider nur bedingt zustimmen. Freundlich sind die meisten Tinker - zu handhaben aber oft nicht. Es ist kein Klischee, dass der Tinker teilweise sehr bockig und stur ist. Das muss man mögen und handhaben können. Was ich allerdings viel bedenklicher finde ist, was für fürchterliche Exterieurs man teilweise bei den Tinkern findet. Ich forste täglich Tinker-Verkaufsanzeigen durch (bin nicht aktiv auf Suche - aber einfach ein großer Fan der Rasse) und was ich da zu 80% sehen muss ist einfach grausig. Viel zu große Köpfe, merkwürdige Gebäude von kuhessig über vorne total hoch, schmalbrüstig oder überbreit, Hängerücken, gnadenlos überbaut... Ich vermute da auch, dass da einfach wild gemixt wird ohne darauf zu achten, was die Tiere später für ein Exterieur haben. Ich habe sogar schon bei namhaften Tinker-Züchtern Stuten gesehen, die wirklich katastrophale Gebäudemängel hatten.
Der Tinker hat oft große gesundheitliche Probleme. Sei es Hauterkrankungen (Exzeme, Mauke, Raspe) oder Huferkrankungen (Hufkrebs, Hufgeschwüre, Reheneigung). Ich hab auch so ein Sensibelchen - empfindliche Haut, Mauke und das allerneueste: vermutlich Pollenallergie, zu große Hufe mit so gut wie keinem Sohlengewölbe - ergo: Neigung zum Hufgeschwür. Und ich denke ich hatte bei meinem Pferd noch Glück - es ist alles halb so wild. Aber man darf das nicht schönreden!

Neuerdings wird in den Tinker gerne Friese oder Shire eingemixt. Beides Rassen die die bereits bestehenden Schwächen der Rasse noch mehr verstärken. Der moderne Friese vererbt den hohen Halsansatz und den schwachen Rücken, sowie oft eine Problematik im Verdauungsaparat - der Shire macht Gebäudeprobleme wie Stellungsfehler und der Hang zu überdimensionalen Hufen nicht besser. Außerdem meine ich gelesen zu haben, dass die Anpaarung mit Shire dem Tinker zu mehr Esprit verhelfen soll was ich leider durch erhöhte Nervosität ausdrückt. Mein Tinker ist ja im Prinzip ein halber Shire - und ich kann das voll und ganz bestätigen. Der hat zwar sicher etwas mehr go als der ein oder andere Tinker, aber er ist dadurch auch deutlich nervöser.

Ich kenne den Stand in Irland natürlich nicht - aber hier gibts ja auch viele Importpferde. Und bisher konnte ich das alles durch die Bank so beobachten. Was ich schade finde. Denn das sind einfach ganz großartige und wundervolle Pferde. Aber einen richtig tollen Tinker zu finden, wo auch das Exterieur passt - oder sagen wir besser - einen absolut gesunden und als Reittier nutzbaren (auf lange Sicht) ist schwierig.

Ich bin vor etwa drei Jahren in Schottland (Insel Arran) Tinker geritten. Dort waren durchweg alle Tinker allererste Sahne vom Interieur und vom Exterieur.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


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Schnucke
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Re: Allgemeine Zuchtdiskussion

Beitrag von Schnucke »

Mit der Selektion war das früher bei den WB´s auch so, wenn die nicht das waren was man sich vorstellte, gesundheitlich oder auch charakterlich, wurden schon mal ganze Linien einfach eliminiert, vor allem in den großen Staatsgestüten. Alte Zuchtbücher lesen sich daher nicht ganz so nett. Aber so mancher Stempelhengst der modernen Zucht wäre damals einfach ausradiert worden
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ehem User

Re: Allgemeine Zuchtdiskussion

Beitrag von ehem User »

Ich finde nicht, dass Pferde bockig oder stur sind :nix:
Die Schwereren (zumindest findet man das dort öfter) sind halt meist der Typ Pferd, der dichtmacht oder 'festfriert' anstatt zur Seite zu hüpfen oder wegzurennen.

Schnucke:
Find ich gut - weißt du, warum das heute nicht mehr so ist? Geld?
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Sheitana
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Re: Allgemeine Zuchtdiskussion

Beitrag von Sheitana »

Kolyma, mir ging es ausschließlich um den "Original Tinker". Dass man das hier in Deutschland nicht findet und hier nicht so aussortiert sieht man ja am Ergebnis.
Shieldmaiden

Re: Allgemeine Zuchtdiskussion

Beitrag von Shieldmaiden »

Wiebs, sehe ich auch so. Stur ist relativ - tinker sind oft sehr empfindsam, zeigen es aber nicht durch herumhuepfen sondern durch 'schnell dicht machen'. Durchaus gewuenscht, das der tinker im zweifelsfalle halt nicht kaempft sondern 'stumpf' weiter macht.

Ich war unheimlich ueberrascht als ich anfing, mit mehreren zu arbeiten. Ihre bereitschaft, zu kommunizieren und wie feinfuehlig sie reagieren koennen. Und ja, meine aussage bezog sich ausschliesslich auf die britischen tinker, die hier auch noch immer vom fahrenden volk (so nenn ich sie mal hoeflich, bin mir nie sicher, was die politisch korrekte form ist :nix: ) gezuechtet werden.

Allerdings muss ich dazu sagen - die werden als fahrpferde hauptsaechlich gezogen, also muss man sich beim exterieur zb nicht wundern, dass es reitmaessig oft nicht leicht ist.

Die kreuzung mit friese (laura's baerchen offensichtlich ausgenommen :herzi: ) finde ich persoenlich eine furchtbare kombination, aus genau den gruenden, die du erwaehnst. Mit shire finde ich interessant - die rasse hier nennt man 'drum horse' weil sie seit jahrzehnten fuer die queen so gezuechtet werden. Wohlgemerkt ebenfalls nciht als reitpferd in dem sinne, sondern als grosses ueberaus kraeftiges pferd, welches in den paraden die trommeln traegt (die wiegen 30kg pro trommel und man benoetigt zwei plus ausgewachsenen mann in voller monitur, das ist schon nicht ohne). Und traditionell wuenscht man sie sich gescheckt :nix:

Drum verbindet man tinker mit shire oder tinker mit clydesdale. Finde ich keine so verkehrte kombination.

Die rasseprobleme, die du schilderst, kenne ich von den tinkern hier nur bedingt. Die nasen und sonstige haut sind oft pink, und dementsprechend hat man, wie wohl bei allen pinken pferden, probleme mit sonnenbrand und hautkrebs zb. das hat man aber bei allen rosahaeutigen, die gibt's ja auch bei normalen schimmeln und auch bei braunen mit viel weiss (sei das beine oder gesicht). Das sie besonders reheanfaellig sind kann ich so nicht bestaetigen. Das fahrende volk stellt die pferde ja hin, wo sie wollen sozusagen (oft am strassenrand angebunden mit seil um den hals, davon halte ich natuerlich nichts) aber halt oft zb auf die village greens und alles, was man so finden kann wo ein pferd hin kann. Auch die fohlen werden so geboren - ich war ja erst immer entsetzt, aber inzwischen seh ich das ein bischen anders. So erhaelt man sich eine robuste rasse. Wer im januar geboren wird, hat halt pech gehabt (da hatten wir bei uns in der naehe ein tinkerbaby, und jeden morgen war ich an der weide und habe mit bangen nachgeschaut, ob das baby noch lebt. Erst als es im april auf den megafetten weiden herumhuepfte hab ich wirklich durchgeatmet ;-) )

Kann aber natuerlich sein, dass ein tinker in deutschland halt dort mit den boeden und dem reichhaltigen futter ueberfordert ist, kann ich nicht sagen :nix: aber vergleichen kann man die zucht glaube ich nicht.
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Schnucke
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Re: Allgemeine Zuchtdiskussion

Beitrag von Schnucke »

Plüschtiger ja ich denke es ist finanziell gesehen nicht möglich und auch weil die Zucht sich sehr auf private Gestüte verlagert hat. Auch ist das ganze Körungssysthem verändert worden, noch in den 80er und 1990er Jhren war das unter staatlicher "Aufsicht", zum Teil wurde auch noch abgekört, davor war die ganze Zucht noch mehr vom Staat geleitet. Die größten Zuchten waren damals eh in staatlicher Hand auch im Pferde fürs Militär zu produzieren. Die mußten einfach klar im Kopf und haltbar sein, da konnte man sich Spinner und schnell verschleißende Pferde nicht leisten. Interessanterweise waren diese Pferde nichtmal blutarm, gerade Trakehnen, welches das größte der staatlichen Gestüte war, setzt viel bis sehr viel Blut ein. Die Pferde wurden auch hart geprüft, die heutige HLP ist dagegen lachhaft und nicht nur die Hengste selber wurden geprüft sondern auch die Nachkommen. Trakehnen unterhielt einen großen Jagdstall, eben um die Jungpferd über längere Zeit unter gleichen Bedingungen zu beobachten.
Tja und da liegt die Krux heute läuft das alles über Zuchtverbände, die durch die Mitglieder finanziert werden, die Züchter sind oft kleine Private oder Pferdezuchtunternehmen. Jetzt sag mal einem P.S. sein Hengst macht lauter platte unrittige Pferde, oder das sind nur Spinner, der wird bgekört und alle Nachkommen dürfen nicht in der Zucht auftauchen. Der zeigt dir als Verband den Vogel, hetzt dir noch zig Anwälte auf den Hals und zieht seine xxx Stuten aus dem Verband ab und züchtet wo anders weiter. Die Zuchtverbände sind zu Dienstleistern geworden und die Züchter lassen sich wenig bis gar nix reinreden. Das ist sicherlich bis zu einem bestimmten Grad gut, aber für die Pferdezucht wenn man über die Selektion bei Gesundheit Härte und Interieur nachdenkt nicht unbedingt förderlich. Dazu kommt das WB kommt mi langsam vor wie ein Wegwerfprodukt, beliebig austauschbar, schnell kaputt aber sofort wieder nachkaufbar.
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Shieldmaiden

Re: Allgemeine Zuchtdiskussion

Beitrag von Shieldmaiden »

die welshies haben uebrigens dasselbe ruecken/halsproblem wie die friesen. Dieser hier hat zb preise gewonnen:

http://www.horseandhound.co.uk/classifi ... breed=4880

Das wird hier leider mit den reinrassigen welsh immer schlimmer.

schnucke - ja, da stimme ich dir zu. Es ist zuweil bekannt das ein bestimmter hengst zb sowohl kopper als auch KS hervorbringt, aber er ist immer noch der populaerste hengst auf grund seiner tollen bewegunen und seinem eleganten (sehr kurzem!) erscheinungsbild.

Aber wie hat hier vorhin jemand geschrieben, das fand ich sehr treffend - die pferde werden fuer eine kurze sportkarriere gezogen, nicht fuer ein langes, produktives pferdeleben. Lieber eines, welches 5 - 8 jahre im sport gehen kann (wenn's hochkommt) und dort erfolgreich ist, dann aber bereits relativ jung ausgesondert werden muss (durchschnittsalter des aktuellen sportpferdes 8 oder 9 wenn sie entweder sterben oder eingeschlaefert werden - man kann sich natuerlich streiten ob das am sport, an der zucht, an der haltung - oder, wie ich denke, an allen dreien liegt. )

Noch ein Grund, warum freizeitreiter inzwischen auf andere rassen umsteigen.
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