Video - Anfänge Longenkurs

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Aryll
Fohlen
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Video - Anfänge Longenkurs

Beitrag von Aryll »

Hallo ihr,
ich arbeite mit meiner RB, einer 21jährigen Isistute noch nicht lange und recht unregelmässig nach dem Longenkurs. Mangels Platz fehlte uns oft die Möglichkeit, so zu arbeiten und somit auch die Routine. Sie hat generell viel Mühe mit der Balance, wurde ihr Leben lang nicht wirklich gymnastiziert und gerade im Trab auch engerem Kreis ist es schwierig, daher sind wir wirklich noch ganz am Anfang.

Mir sind selber schon einige Sachen aufgefallen beim Video-anschauen, aber ich bin gespannt, was die richtigen Profis hier dazu meinen und Ideen, was man anders machen kann und wie weiterüben. Ich gebe mir recht Mühe, möglichst abwechslungsreich zu arbeiten und gerade an der Longe auf Distanz geht es noch mehr um Kommunikation, als korrektes Laufen, aber vielleicht mag ja jemand dennoch seine Meinung zum Gesamteindruck geben. :)

https://youtu.be/cvIu2l295Lk
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Equester
Pegasus
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Re: Video - Anfänge Longenkurs

Beitrag von Equester »

Ich mag :meld:

Ein nettes Pferdchen hast Du da, und so eine praktische Größe für die Handarbeit :mrgreen:

Grundsätzlich finde ich, dass er wirklich nett läuft, aber wenn Du nach den Grundsätzen des Longenkurses arbeiten möchtest, musst Du ein paar Dinge an Deiner Arbeit verändern.

Ich fange mal mit dem Führen in Stellung an:
Wenn Du in Stellung führst, solltest Du die Hand leicht auf den Kapzaum legen, der Daumen auf der einen, der Zeigefinger auf der anderen Seite, der Ring vom Kappzaum berührt Deinen Handballen. Dein Daumen und Dein Zeigefinger können dann Dein Impulsgeber sein. Da Du doch sehr seit von der Nase entfernt die Longe anfasst, verwischen sich die Hilfen erheblich, dann ist es eher ein deutliches zupfen, kein feines Signal mehr. Außerdem verlierst Du so die Möglichkeit, mit feinen Impulsen ihn anzuregen, das Genick frei zu machen. Du hältst ihn oben im Bereich der Augen fest, damit er nicht nach innen kommt. Besser ist es, ihn ganz leicht an den Ganaschen anzufassen, so kannst Du besser steuern, wie viel es braucht, um ihn - gemeinsam mit den feinen Hilfen an der Nase - zum Nachgeben zu bewegen.

Arbeiten auf Entfernung:
Alles was man nicht braucht, nimmt man in die Hand, die dem Pferd zugewandt ist. Soll heißen: die überschüssige Longe und die Peitsche nehme ich innen. Um das Pferd jetzt wieder fein zu führen, nehme ich mit der anderen Hand die Longe genauso wie einen Zügel in die Hand. Damit passieren zwei Dinge: einmal kannst Du zwischen der überschüssigen Longe und Deiner Hand eine leichte Spannung aufbauen, die Dir die Möglichkeit gibt, auch hier wieder mit feinen Hilfen das Pferd zum Nachgeben zu bewegen. Dadurch, dass man die Longe mit der äußeren Hand wie einen Zügel führt, kann man durch leichtes Zucken mit dem kleinen Finger ein Signal an die Pferdenase weiterleiten (mehr braucht es nicht, das kommt da eins zu eins an). Die Spannung, die Du selber mit der anderen Hand aufgebaut hast, läßt Dich auch die Stärke des Signals bestimmen und Du muss Dich nicht verdrehen oder den Arm nach hinten ziehen, um vorne an der Pferdenase etwas ankommen zu lassen (das ist dann auch kein Signal mehr, das ist dann rupfen).

Die Peitsche kommt nur zum Einsatz, wenn Du sie auch brauchst, dauertreiben läßt Signale verwässern. (Wenn ich Dir während eines Gesprächs die Hand auf den Arm legen, merkst Du sie nach einigen Minuten nicht mehr, er hat keine Bedeutung mehr für Dich, das gleiche passiert, wenn man dauerhaft die Peitsche als treibendes Signal erhoben hält). Deine Körperhaltung ist dabei in Laufrichtung des Pferdes, der Arm hängt entspannt runter. Damit bekommst Du die Aufmerksamkeit des Pferdes und Deine Signale können immer feiner werden, weil sie selten sind und damit viel prominenter. Dann erübrigt sich auch das mitspringen, wenn es schneller werden soll. Das passiert nur, weil die treibende Hilfe im Vorfeld schon lange keine Bedeutung mehr hat. Grundsätzlich würde ich aber nach dem Prinzip verfahren: am Anfang ist langsam besser. Schnell können alle und das kommt erst zum Schluss. Deine Position ist immer auf Höhe der Pferdenase (Hüfte küßt Nüster), das wird grundsätzlich eingehalten, egal ob Du in Stellung führst oder auf Entfernung arbeitest.

Wenn Du jetzt ein feines Signal geben willst, damit das Genick frei wird, kannst Du in dieser Position aus dem Handgelenk heraus die Schulter sanft touchieren und zeitgleich (ganz wichtig) durch zucken mit dem kleinen Finger das Signal an die Pferdenase leiten. Damit gibst Du im Grunde zwei unvereinbare Signale: zupfen= komm rein, touchieren = geh raus. Das kann das Pferd nicht und löst das Problem, indem es das Genick frei macht. Das klappt nicht auf Anhieb und muss im Grunde erst einmal sorgfältig über das Führen in Stellung vorbereitet werden. Den Erfolg kannst Du daran erkennen, dass das Pferd die Spannung aus dem Untermuskel im Hals nimmt, es läßt sich "fallen" . Nur dann kann er auch den Rücken freimachen und aufwölben und damit von hinten besser untertreten.

Dass das geht und Du die volle Aufmerksamkeit vom Pferd hast, sieht man am Ende bei der Freiarbeit :herzi: :-d , da läufst Du überwiegend richtig, Deine Signale kommen nur dann, wenn sie kommen sollen. Jetzt nur noch die Longe zwischen basteln und es passt :frech:
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
Aryll
Fohlen
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Re: Video - Anfänge Longenkurs

Beitrag von Aryll »

Equester,

Danke dir vielmals für die ausführliche Antwort!

Fjödur ist wirklich eine Tolle, sie gibt sich super Mühe und ist immer voll dabei.

Du hast das gut erkannt: Freiarbeit ist einfach etwas, das ich schon immer gerne mit Pferden mache, hingegen die Longenarbeit ist recht Neuland für mich...

Zum FiS: Da möchte ich wohl auch schon etwas zu schnell vorwärts... Mit der Hand am Kappzaum übe ich auch immer wieder, dachte eher, ich gehe mal einen Schritt weiter.. Aber wenn so die Basis noch nicht sitzt, bringt das wahrscheinlich nicht besonders viel.
Hand an Ganasche versuche ich morgen gleich Mal - klingt hilfreich.

Dauertreiben ist wohl eine meiner Schwachstellen... Da muss ich auch beim Reiten immer extrem aufpassen, dass ich nicht da hineingerate und beim Video ist mir das auch sofort aufgefallen. Muss ich wirklich noch viel besser daraufachten, gerade auch die Peitsche wirklich nur hinterherziehen, wenn ich sie nicht brauche...

Trab habe ich eigentlich nur schon dazugenommen, weil ich beim Reiten keine Möglichkeit habe, sie auf Kreisen zu arbeiten und das immer Mal wieder teste, wie sie auf einer Volte trabt - eben weil sie halt gangmässig Mühe damit hat. Aber macht wahrscheinlich wirklich mehr Sinn, zuerst die Balance im Schritt zu festigen.

Ich glaube, manchmal fällt es mir auch schwer, zu sehen, wo ich das Haupthindernis bin (wahrscheinlich bei allem *g*) und wo einfach sie Mühe hat im Verstehen/Umsetzen. Aber diese genauen Erklärungen nochmals sind schonmal sehr hilfreich - ich muss wohl auch den Longenkurs noch einmal genauer durchlesen.

Wie würdest du denn jetzt genau mit ihr weitermachen? Viel Führen in Stellung im Schritt, auf Entfernung mal ansatzweise Stellung antesten und sonst? Finde das immer recht schwierig, ein abwechslungsreiches Programm zu gestalten, ohne sie dabei zu überfordern.
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Topsana
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Re: Video - Anfänge Longenkurs

Beitrag von Topsana »

Hallo liebe Aryll,

ich schreib auch mal was dazu, weil ich auch ein kleines Gangpony habe und ich persönlich finde, dass es nicht unbedingt immer einfach und sinnvoll ist, sich mit einem Gangpferd exakt an den Longenkurs zu halten.
Ich arbeite mittlerweile nur noch teilweise nach dem LK, ich mache einfach das, was für mich und mein Pony Sinn macht und lasse auch andere Methoden mit einfließen.

Im Schritt klappt das alles noch gut, Fis kann man gut machen und dann auch langsam auf Entfernung gehen. Ich habe den Abstand wirklich ganz langsam Schritt für Schritt erweitert und finde innere und/oder äußere Begrenzungen (wie du sie ja eh schon hast) da sehr hilfreich.

Im Trab habe ich dann nur noch bedingt nach dem LK gearbeitet, bzw. das Anschraten habe ich z.B. komplett ausgelassen. Im Trab arbeite ich quasi den LK rückwärts. :mrgreen: Heißt, ich hab zuerst auf Entfernung longiert und nur am Trab an sich gearbeitet. Je nach Gangveranlagung (meins ist Naturtölter und Trab ist unsere "besondere" Gangart), braucht man da schon erst mal einen großen Zirkel und ein flottes Tempo. Und wenn Pony da sicherer wird, kann man den Zirkel nach und nach kleiner machen und Biegung erarbeiten.
So habe ich das zumindest gemacht, weil mein Pony anfangs auf Volten einfach nicht traben konnte und Anschraten wäre bei uns gar nicht gegangen, also nur im Gangsalat.
Und im Galopp war es eigentlich ähnlich, der fällt ihr zwar leichter, als der Trab, aber da haben wir auch erstmal auf großem Kreis den Galopp "gesucht" und als der sicher war, Zirkel verkleinern.

Wenn man nach dem LK erst mal nur langsam und auf kleinem Kreis arbeitet, geht das im Schritt, wird aber für so manches Gangpferd (vor allem, wenn es kaum gymnastiziert ist) im Trab wirklich schwierig bis unmöglich.
Deshalb finde ich persönlich, im Schritt schön langsam und im Trab (zumindest eben wenn der Trab schwer fällt) lieber erst mal auf großem Kreis und ruhig flott.

Aber ich bin kein Gangpferde-Profi, sondern habe nur mit meinem Pony Gangpferdeerfahrung, deshalb kann ich da auch nur von uns sprechen. Und Gangpferde sind ja auch alle verschieden und haben unterschiedliche Veranlagungen.

Und ansonsten weiter machen würde ich an eurer Stelle mit Fis, zwischendurch mal auf ein bisschen Entfernung im Schritt, übertreten, Trab locker flockig auf großem Kreis.

Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiter helfen. :)
Aryll
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Re: Video - Anfänge Longenkurs

Beitrag von Aryll »

Hallo Topsana,

Cool, auch jemand mit Gangpferd! :D Spannend, von deinen Erfahrungen zu hören. Weiss nicht, welche Ausgabe vom LK zu hast - in meinem (den neuen glaube ich) schreibt Babette sogar noch in einem extra Kapitel für Gangpferde, dass sie da auch Trab auf grossem Kreis zunächst ohne Biegung üben würde, das Anschraten einfach zusätzlich. Dabei wäre es dann aber egal, wenn Gangsalat oder Tölt kommt, wichtig ist einfach mal die Verbindung: Laufen in Stellung in schnellerem Tempo.

Von daher kam auch meine Überlegung mit beidem... Finde es aber sowieso immer schwierig, ab wann es Sinn macht, den Trab dazunehmen und wann nicht... Fjödur - meine RB - trabt generell eigentlich nicht schlecht, auf dem Kreis fällt es ihr einfach schwer. Habe aber auch das Gefühl, dass es schon etwas besser wurde, seit wir es öfters machen, von daher hilft es ja vielleicht schon, weiter zu üben.

Ja, hilfreich ist es allemal, einfach schon der Austausch darüber. :D Bin gerade umso motivierter für unsere Einheit morgen. :)
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Topsana
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Re: Video - Anfänge Longenkurs

Beitrag von Topsana »

Ah, das ist ja interessant, ich habe die aller erste Ausgabe vor vielen Jahren gelesen. Deshalb bin ich beim LK nicht auf dem neuesten Stand. Aber ist ja lustig, dass ich es dann eh so ähnlich gemacht habe, wie dort beschrieben. Das wäre es auf jeden Fall mal wert, zu lesen!

Ja, ich habe mir auch nach Absenden meines Beitrags gedacht, evtl. schadet das "anschrölten" ja gar nicht. Bei mir war es nur (als ich mit meinem Pony mit LK angefangen hatte) so, dass ich den Tölt noch nirgends wo drin hatte und mich nur auf die Grundgangarten konzentrieren wollte. Zudem ich halt den Gangsalat nicht fördern wollte.

Aber ich bin mir generell nicht sicher, ob es sinnvoll ist, an Stellung zu arbeiten in egal welcher Gangart, wenn der Takt noch nicht passt. Das passt ja so auch gar nicht in die Ausbildungsskala.
Und dann nicht mal eine klare Gangart zu haben und trotzdem Stellung zu verlangen... widerstrebt mir irgendwie. Aber evtl. muss man da auch einfach mal ganz unkonventionell arbeiten und sowieso gibt es ja immer mehrere Wege und nicht zu jedem Pferd-Mensch-Paar passt jeder Weg.
(Und "anschraten" ist ja eh auch so ein Mischmasch aus Schritt und Trab... hmm.)

Aber so rein vom Gefühl her, mag ich lieber erst Takt haben und dann an allem anderen arbeiten.

Spannendes Thema auf jeden Fall!
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