LK bei Spat?

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ehem User

LK bei Spat?

Beitrag von ehem User »

Hallo miteinander,

eine Bekannte hat mich gebeten, mich während ihres Urlaubs um ihr Pferd zu kümmern und - wenn möglich - ein bisschen LK-Arbeit mit der Stute zu machen. Diese Stute hat diverse Baustellen und so habe ich mich vorsichtig herangetastet und Führen in Stellung geübt. Das kennt sie eigentlich - zumindest so ein bisschen - schon von ihrer Besitzerin, die den LK zwar toll findet, aber da nicht ernsthaft dran arbeitet.
Hals ist fest, Genick ist fest, alles ist fest. Und auf der linken Hand bleibt sie ständig stehen und will nicht weiter. Beim Hufeheben zum Hufauskratzen hält sie sich total fest und verkrampft die ganze linke Seite, bzw. vor allem eben die Hinterhand. Dass die Stute Schmerzen hat, sieht man ihr normalerweise nicht an, aber heute war es für mich deutlich zu spüren, dass sie sich so verhält, weil es echt wehtut und nicht, weil sie "nur" verspannt ist. U.a. hat sie Spat.

Macht eine - wenn auch nur vorsichtige - LK-Arbeit da Eurer Meinung nach überhaupt Sinn?
Einerseits kann man ja schlecht mit Schmerzen "arbeiten", andererseits, wenn sie gar nichts mehr tut, "rostet" sie dann nicht umso schneller?
Ich dachte, eine vorsichtig lösende"Arbeit" würde ihr vielleicht sogar gut tun, aber dafür müsste sie aus ihrer Schonhaltung heraus und ich habe den Eindruck, man lässt das Tier besser in seiner Schonhaltung, weil da einfach zu viele Baustellen sind. Für die Stute macht die Schonhaltung im Zusammensein mit ihrer Besitzerin ja auch Sinn. Mir scheint, es ist besser, es so zu lassen, wie es ist, bzw. das der Besitzerin zu überlassen. Was fällt Euch so dazu ein?

Viele Grüße

Tanuschka
Sockilein
Fohlen
Beiträge: 29
Registriert: Mo 8. Apr 2013, 08:48

Re: LK bei Spat?

Beitrag von Sockilein »

Huhu :-)

Da ich selber mit einem Spatpferdchen ein bisschen nach dem LK arbeite, versuch ich dir mal deine Fragen zu beantworten.

Grundsätzlich gilt bei Spat ja, dass Bewegung gut ist, am besten so viel wie möglich ohne die Gelenke übermäßig zusätzlich zu belasten. Dafür ist der LK grundsätzlich recht gut geeignet, besser als wildes Longieren mit schrecklichen Fliehkräften und so. Auch meine Reitlehrerin meint, dass der Longenkurs für solche Pferde genauso gut geeignet ist, wenn man es halt ein wenig an das Pferd anpasst. Vielleicht ein Beispiel: Anschraten geht mit meiner Reitbeteiligung überhaupt nicht, weil wir uns beide da recht schwer tun. Wir sind dann eben relativ sehr schnell auf Distanz gegangen.

Was besonders wichtig ist und bei Spatpferden grundsätzlich sein sollte, ist die lange Aufwärmdauer. Auch wenn man denkt, dass Führen in Stellung ja in die Aufwärmphase eingebaut werden kann (war zumindest immer mein Gedanke), so hab ich dann doch festgestellt dass es am Anfang alles einfach noch zu steif ist. Wir gehen inzwischen erst einmal 20-30 Minuten spazieren, und dann hänge ich mindestens 10 Minuten Führen in Stellung dran, damit sie eine halbe Stunde schon mal nur im Schritt warmgelaufen ist. Je länger sie läuft, umso besser geht Führen in Stellung dann auch. Spatpferde brauchen also unter Umständen einfach viel Zeit. Der Spat ist allerdings auch nicht das einzige körperliche Problem meiner Reitbeteiligung, auch wir kämpfen immer wieder mit festem Genick und anderen weniger lustigen Problemen - wenn es mein Pferd wäre würde ich zumindest mal den Ostheopaten drüber schauen lassen was man machen kann, aber als Reitbeteiligung... Naja, ist glaube ich hier nicht das Thema :D Für uns hilft vor allem tägliche, angepasste und schonende Arbeit, dann wird es auch merklich besser.

Aber: Bei den meisten Spatformen (da gibt es ja auch verschiedene) gibt es immer wieder akute Phasen, in denen der Spat tatsächlich sehr schmerzhaft ist. An solchen Tagen würde ich persönlich dann vielleicht eher einen großen langen Spaziergang machen. Meistens läuft es sich dann etwas ein und danach könnte man dann vielleicht doch noch eine kleine Einheit FiS anhängen. Oder es eben lassen und stattdessen den Spaziergang genießen.

Wie es für dich und die Stute am besten ist, lässt sich aus der Ferne natürlich nicht beurteilen, da musst du hineinfühlen wie es für euch gut ist. Da sie nicht dir gehört, vielleicht auch einfach mit der Besitzerin darüber sprechen, oder mit jemandem, der sich auskennt. Mir hat vor allem meine Reitlehrerin da sehr geholfen.
Für mich und meine Reitbeteiligung gilt grundsätzlich, dass vorsichtig lösende Arbeit eher gut ist und uns nur Vorteile bringt, solange nicht über Schmerzen hinweg gearbeitet wird. Und tägliche Bewegung tut ihr sowieso nur gut :D

Hast du sie denn nur über den Urlaub hinweg oder auch länger?

Liebe Grüße, Sockilein
ehem User

Re: LK bei Spat?

Beitrag von ehem User »

Hi Sockilein,

vielen Dank für Deine Antwort, die mir schon mal weiter hilft. Auch ich denke, dass diese Stute sehr viel Zeit benötigt. Ebenso wie die Besitzerin ;) . Beide sind - Spieglein, Spieglein an der Wand - recht schnell, fahrig, unkonzentriert, sprunghaft und bleiben - soweit ich es sehen kann - mit nichts wirklich am Ball, außer eben an der Verfestigung ihrer gemeinsamen Baustellen, die paradoxerweise immer größer werden, je länger die Besitzerin an ihnen arbeitet. Aber ich mag sie beide und obwohl ich mich nur jetzt um das Pferd kümmere, fragt mich die Besitzerin oft nach Hilfe bei ihrer LK-Arbeit mit der Stute, da sie wiederum von meiner Arbeit mit meiner Stute total begeistert ist.
Ich denke jetzt, ich kann da nicht wirklich etwas ausrichten. Es ist Sache der Besitzerin, Ruhe in sich selbst und in das Zusammensein mit ihrem Pferd zu bringen. Vor allem aber muss sie sich darüber im Klaren werden, was sie eigentlich noch mit ihrer Stute will und dann mit einem klaren Focus sich langsam aber sicher auf ihr Ziel hinbewegen. Mit heute Hüh und morgen Hott wird das nix.
Für die restlichen Tage werde ich jetzt - so wie Du es empfiehlst - vor ein bisschen FiS lange Schrittaufwärmphasen mit ihr gehen. Das erscheint mir stimmig. Danke Dir :) .

Tanuschka
Sockilein
Fohlen
Beiträge: 29
Registriert: Mo 8. Apr 2013, 08:48

Re: LK bei Spat?

Beitrag von Sockilein »

Schön wenn ich dir ein bisschen helfen konnte :)

Ja, ich denke auch dass es hier vor allem erst mal die Besitzerin eine klare und konsequente Linie einbringen muss.

Ich sehe das Arbeiten mit meiner Reitbeteiligung übrigens durchaus auch als sehr spannend und lehrreich an, weil ich mir immer denke: Wenn es mit meiner körperlichen Großbaustelle geht, kann es mit einem gesunden Pferd ohne diese Riesenbaustellen nur besser werden :lol:

Wir hatten übrigens auch erst letztens die Situation, dass wir lange Zeit nicht richtig gut gymnastiziert haben weil ich Examen hatte und als ich wieder anfangen wollte - alles steif und unmöglich. Jetzt, zwei Wochen später, sehe ich wieder deutliche Fortschritte und gestern ist sie auf der linken Hand (gute Seite) so wunderhübsch an der Longe gelaufen, dass ich gleich Freudensprünge gemacht hab. :bounce: Ist also tatsächlich manchmal nur eine Geduldfrage. Ich bin aber insgesamt inzwischen sehr locker geworden, wenn es an einem Tag halt mal gar nicht geht, dann geht es halt einfach auch nicht.

Würde mich freuen wenn du am Ende deiner Betreuungszeit berichtest, ob du schon einen kleinen Fortschritt gemerkt hast, finde das immer so spannend mich mit anderen Baustellenpferdepflegern auszutauschen :-)
Ratatouille
Nachwuchspferd
Beiträge: 578
Registriert: Mi 16. Mai 2012, 23:05

Re: LK bei Spat?

Beitrag von Ratatouille »

Meine RB hat auch Spat und ein paar weitere Sorgen im Bewegungsapparat.
Wir arbeiten seit 5 Jahren mit dem LK und ich kann nur Positives berichten.
Zwei Schübe an aktivierter Arthrose hatte sie in der Zeit. Da habe ich nichts mit ihr gemacht außer Spazierengehen und mich allmählich wieder an den LK herangetastet, abhängig davon wie es ihr ging und wie sie mitmachen konnte.
Aber ansonsten sehe ich den LK v.a. bei solchen Pferden als Physiotherapie. Ja, man braucht eine längere Aufwärmphase und man muss den Pferden mehr Zeit geben innerhalb einer Einheit loszulassen, auch bei forgeschritteneren LK-Pferden nicht sofort Schwung fordern und überhaupt brauchen sie mehr Zeit um dieses neue Bewegungsmuster zu erlernen. Aber ich bin sehr überzeugt davon, dass diese Arbeit Arthrose-Pferden sehr gut tut :-n .
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