Longenunabhängiges Longieren

Benutzeravatar
Heupferdchen
Sportpferd
Beiträge: 2238
Registriert: Mo 18. Feb 2013, 13:12

Re: Longenunabhängiges Longieren

Beitrag von Heupferdchen »

Spannendes Thema.

Es gibt im Netz ein paar S*linski-Videos. Wenn man bedenkt, dass da ein Greis sein Pferd longiert, sind die schon beachtlich. Trotzdem ists nicht ganz so meins.

Fakt ist für mich:

Man kann durchaus ordentlich longieren und die eigene Position variieren.

Mit der Position am Pferdekopf fällt die Schulterkontrolle leichter. An der einfachen Longe halt nur nach innen. Da hat man schnell das Pferd auf die äußere Schulter geschubst. Das ist mir passiert - ich finde, das Pferd im LK ordentlich zwischen den Schultern auszubalancieren, erfordert beachtliches Feintuning.

Die Position weiter hinten ist ein deutlich treibenderes Signal. Allerdings kann man das Pferd damit auch aus dem Gleichgewicht bringen, die HH ausscheren lassen und es damit tendentiell auf die innere Schulter schubsen - auf den Bildern tw. deutlich zu sehen. Dabei muss die Longe meist durchhängen, sonst wirkt man ständig nach hinten.

Einen Punkt möchte ich trotzdem noch machen: Ich finde das weite Vortreten der Hinterbeine für die Gymnastizierung ganz essentiell. Ein Punkt, der beim Stellungsbiegungsgefiesel gern unter den Tisch fällt.

Meiner profitiert ganz enorm davon, seit ich ihn deutlich zu längeren Schritten auffordere. Dabei treibe ich mit Körpersprache und Peitsche ganz deutlich VON HINTEN NACH VORNE. Wenn die Hinterhand ordentlich arbeitet, löst sich so einiges von selbst - so biegt sich Pony automatisch korrekt und richtet sich aus den Schultern auf.

Bei mir hat versessenes Stellungsbiegungsgefiesel zu genau dem Effekt geführt, der im Artikel beschrieben wird: Die HH schert aus und tut komische Dinge.

Was ich bei meinem Pony und in meinem Umkreis beobachte: Die Pferde, die, nachdem sie auf der Kreisbahn einigermaßen balanciert laufen, auch deutlich im Vorwärts gearbeitet werden, explodieren förmlich muskulär. Die, die jahrelang im Seitengang-Schleichschritt gekreiselt werden, stagnieren häufig.
Belle
Einhorn
Beiträge: 7231
Registriert: Di 15. Mai 2012, 11:54

Re: Longenunabhängiges Longieren

Beitrag von Belle »

Die Pferde, die, nachdem sie auf der Kreisbahn einigermaßen balanciert laufen, auch deutlich im Vorwärts gearbeitet werden, explodieren förmlich muskulär.
Dem ist tatsächlich so :-n konnte ich bei meiner auch beobachten, aber ich habe auch am Go gearbeitet. Übrigens dürfte es auch im LK so drin stehen - zumindest wird es bei den Kursen auch so gelehrt. Da kann es durchaus schnell auf große Bahn gehen, wenn festgestellt wurde, dass das Pferd schon soweit ist und da kann man sich sogar noch in einem Grundkurs wiederfinden ;)
Reite zu deiner Freude - Dr. R. Klimke
Benutzeravatar
Muriel
Schulpferd
Beiträge: 942
Registriert: Di 15. Mai 2012, 09:30

Re: Longenunabhängiges Longieren

Beitrag von Muriel »

A.Z. hat geschrieben:Ich stelle insbesonder in Frage, dass Pferd aus dieser Position und ohne Kontakt zur Longe überhaupt steuern zu können.

Vielleicht bin ich ja ein Körpersprachkrüppel - aber ich habe es gestern mal probiert, meine Postion nach hinten zu verschieben. Die Kontaktaufgabe zu Longe ist dabei ansich unerlässlich, da ich ja sonst rückwärts wirke, was ich nicht für sinnvoll halte. Unterm Strich kann ich mich hindrehen, wo ich will, ohne dass ich nicht doch wenigstens einen Longenimpuls gebe, würde Herr Pferd wohl ewig nur an der Bande entlang eiern. :?

Die Hinterhand erreiche ich damit zugegebener Maßen besser und kann eher mal eine besseren Tritt nach vorn herausbitten ohne gleich in Hektik zu verfallen.

Mehr Vorwärts ohne bzw. anstelle von hektischem schneller Strampeln ist bei meinem Herrn ohnehin immer ein schmaler Grat.
Das Steuern hat bei mir bisher mit jedem Pferd geklappt, das
a) "normal" longieren gewohnt war, dh der Mensch steht brav und ordentlich relativ in der Mitte
b) kein vernünftiges Longieren kannte
c) kaum longieren kannte

Nicht geklappt hat es mit Pferden die sich stark auf die Innere Schulter hauen, weil man da aus dem kleinen Kringel nur schwer herauskommt.
In der Regel (besonders bei a) schauen die Pferde sofort sehr interessiert á là "oh da ist ja jemand der sich ausdrücken kann" und sind direkt sehr aufmerksam.
Wichtig ist dass der Mensch sich auch über seinen Körper ausdrücken kann.
Ich habe das so oft von Mensch zu Mensch gemacht, es ist eine sehr wirkungsvolle Art den anderen zu steuern - das geht sogar wenn das "pferd" seinen Longenführer nicht mal sieht, sondern schräg hinter sich hat, da es auch viel mit Energielenkung zu tun hat.

Wie schon gesagt, das wird normalerweise über Spazierengehen usw langsam aufgebaut. Wenn man durch die verschiedenen Positionen durch ist kann man das Pferd am Ende von hinten gehend/seitlich versetzt über Körperhaltung/Gertenbewegung/Stimme sehr gut anhalten und aussteuern.
am schwierigsten ist es mit Pferden die sich eben stark auf die innere Schulter stützen, und mit solchen, die der treibenden Einwirkung davon nach vorne weglaufen und damit ihrer Balance hinterher. Die stützen sich auf beide Schultern ab.

ohne Kontakt zur Longe
dieses Longieren wird mit Longe betrieben, auch wenn sie normalerweise durchhängend sein sollte. Dafür nimmt man am besten eine Seillonge, keine übliche Gurtlonge, denn die sind zu leicht. Auch eine durchhängende Longe hat eine Verbindung, aber sie gibt dem Pferd mehr Spielraum sich auszubalancieren.
"Gegen Zielsetzungen ist nichts einzuwenden, sofern man sich dadurch nicht von interessanten Umwegen abhalten lässt."
M. Twain
Benutzeravatar
Topsana
Sportpferd
Beiträge: 1555
Registriert: Fr 18. Mai 2012, 14:44

Re: Longenunabhängiges Longieren

Beitrag von Topsana »

A.Z. hat geschrieben:Ich stelle insbesonder in Frage, dass Pferd aus dieser Position und ohne Kontakt zur Longe überhaupt steuern zu können.
Ganz ohne Kontakt geht das natürlich nicht so einfach.

Aber ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass diese hintere Position für die Pferde logischer ist. Ich arbeite momentan mit einer sehr sensiblen Ponystute. Würde ich da auch nur annähernd auf Kopfhöhe während dem Longieren kommen, würde sofort eine Bremse reinhauen und sich zu mir drehen. Also nicht nur "würde", sondern das ist mir schon immer mal wieder passiert. Die zeigt mir sehr deutlich, wann ich auf der richtigen Position bin und wann nicht. Da kann ich gar nicht anders, denn sie würde schlichtweg gar nicht mehr um mich rum laufen, wenn ich zu weit vorne wäre. Andere Pferde tun das, aber sie ist so sensibel, das habe ich noch nie erlebt. Menschen, die selber eher unsensibel sind und nicht mit der Körperposition zurecht kommen, können dieses Pony einfach nicht longieren. Geht nicht.
Weiß man aber, wo die treibende Position ist, wie man sie anhalten kann, wie sie Zirkel verkleinert usw., dann läuft sie flüssig, wie eine eins und man hat das Gefühl, dass man das Seil auch weglassen könnte und es würde genauso gehen.

Aber auch bei anderen Pferden habe ich die Erfahrung gemacht, dass es in dieser Position besser geht. Die laufen zwar auch anders, aber dann wird es für mich und Pferd schwieriger.

Auch finde ich merkt man das bei der Freiarbeit, also ich habe das im Roundpen gemacht, mit verschiedenen Pferden. Die laufen dann, wenn ich nach hinten versetzt bin, wenn ich zu weit vor komme, bleiben sie stehen oder drehen um.
Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie ich ein Pferd im Roundpen ohne Berührung durch irgendwas, nur mit Körpersprache vorwärts kriege, wenn ich auf Kopfhöhe bin.

Wenn man eine Longierpeitsche hat, dann läuft das Pferd natürlich trotzdem, weil man es ja mit der Peitsche von hinten antreibt. Aber ich arbeite momentan nur mit dem langen Leitseil und da habe ich dann nur das Leitseilende, was teilweise recht kurz dann ist, damit kann ich das Pferd gar nicht richtig berühren. Klappt aber trotzdem.

Und noch ein anderer Punkt, von hinten nach vorne treiben und vorwärts arbeiten ist schon auf jeden Fall wichtig. Aber was man dabei nicht vergessen sollte, ist im richtigen Moment zu treiben. Dann muss man nur halb so viel treiben und Pferd tritt trotzdem weit unter.
Antworten