Kappzaum vs. lockeres Kiefergelenk

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Hina_DK
Einhorn
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Re: Kappzaum vs. lockeres Kiefergelenk

Beitrag von Hina_DK »

Ich denke, das hat in erster Linie auch damit zu tun, ob der Kappzaum dem Pferd wirklich sehr gut passt und ob er richtig verschnallt ist. Mir fällt immer wieder auf, dass das eher in seltenen Fällen so ist. Das einigermaßen preiswerte Sortiment ist sehr überschaubar und muss irgendwie auf die meisten Pferde passen. Da hat man es fast immer mit einem mehr oder weniger großen Kompromiss zu tun. Es ist ja auch ein sehr teures Vergnügen, sich passend zu seinem Pferd das Eisen schmieden zu lassen und beim Sattler dann alles andere exakt bauen zu lassen. So passen die Kappzäume meist nur relativ und viele sind obendrein auch zu tief verschnallt, so dass das Maul im Prinzip direkt zugeschnürt wird. Damit hat man natürlich wenig Spielraum, was die Unterkieferbeweglichkeit betrifft. Bei einem wirklich gut passenden Kappzaum braucht man den Riemen auch nicht so fest zuzuknallen. Dazu wird der Kappzaum nicht selten auch noch zusätzlich gegen Scheuern abgepolstert, was die Impulse noch schwammiger macht. Wenn der Kappzaum richtig sitzt, scheuert da auch eigentlich nichts.

Der schwere deutsche Kappzaum ist ja eigentlich mal für die Arbeit an den Pilaren und nicht zum logieren erfunden worden. An den Pilaren wurde mit den Pferden ganz anders gearbeitet und man hat breite Gurte und Eisen verwendet, falls sich ein Pferd da mal reinhängt. An der Longe wurde immer mit einem leichten Cavecon gearbeitet, das natürlich dem Pferd auch passen muss. Man braucht es aber eben auch nicht fest zu verschnallen. Auch ein gut gearbeitetes und passendes Cavecon rutscht nur sehr relativ. Kommt natürlich auch sehr auf das Geschick des Longenführers und das Pferd drauf an.

Das Problem ist, dass man bei der Arbeit mit dem Cavecon als Anfänger seine liebe Not hat, wenn man nicht wirklich erst mit der Arbeit an der Hand beginnt, sondern es so auf baut, wie der LK. Da hat dann der breite Zaum auch wirklich seine Berechtigung, sonst wird man ungeübt einfach mit zu vielen Problemen konfrontiert. Ich finde den LK wirklich durch und durch sehr gut aber ohne einen ebenso guten Kappzaum, erschwert man sich die Arbeit. Ich habe hier in der dänsichen Pampa leider keinen entsprechend gut passenden für meine Ponys bekommen, dafür aber ein anständiges Cavecon und habe dann meine Arbeit erstmal ein wenig gemischt und Hilberger, Branderup und dann LK einbezogen, was alles wunderbar zueinander passt.

Übrigens sind im Deutschen die Begriffe vertauscht, eigentlich ist das leichte Cavecon der eigentliche Kappzaum und das, was wir Deutschen unter Kappzaum verstehen, das eigentliche ursprüngliche Cavecon für die Arbeit an den Pilaren.
Viele Grüße
Hina

Probiers mal mit Gemütlichkeit
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Heupferdchen
Sportpferd
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Re: Kappzaum vs. lockeres Kiefergelenk

Beitrag von Heupferdchen »

Ich habe das Glück, einen Kappzaum 'von der Stange' zu haben, der meinem Pony sehr gut passt - der Solibel von B., der nicht ganz so dick und schwer ist wie andere, aber ein festes Naseneisen mit zwei Gelenken hat. Den verschnalle ich in etwa so locker wie den Nasenriemen einer Trense (knapp zwei aufgestellte Finger zwischen Kinn und Leder). Für die Bodenarbeit (nach Branderup) im Schritt vorm Reiten ist das ausreichend, wobei mein Pferd dabei auch ein relativ dickes Kunststoffgebiss im Maul trägt. Reiten kann ich in dieser Einstellung ohne Probleme.
Zwei Sachen sind wichtig: Ich arbeite dabei nicht in Anlehnung, d.h. der Zügel hängt immer wieder durch. Und ich bin recht dicht am Pferd und kann nicht nur durch den Kappzaum, sondern auch z. B. durch Einwirkung aufs Hinterbein korrekte Stellung erreichen.

Links verwirft sich mein Pony an manchen Tagen. Wenn ich dann stärker am Kappzaum einwirken muss, rutscht das Naseneisen trotzdem nicht aus seiner Mittelposition. Der Grund: Pony hat eine schmale Nase, und das Eisen passt gut!
Und: Mein Pony weiß inzwischen, was es zu tun hat.

Zum Longieren auf Distanz schnalle ich ein Loch enger. Dann ist allerdings kein Gebiss im Maul.
Die Kieferaktivität gefällt mir besser, seit ich nicht mehr eng verschnalle. Würde ich die Wahl haben zwischen rutschendem Kappzaum und enger Verschnallung, würde ich aber die enge Verschnallung wählen.

Den Bodyformer-Kappzaum find ich interessant, eine Kappzaum-erfahrene Freundin hat den mal getestet und deutlich sichtbare Unterschiede festgestellt. Bestimmt eine gute Sache.
Da es bei uns mit normalem Kappzaum auch funktioniert, spare ich mir die 250 Euronen.
Meiner kann übrigens auch (kleine) Möhren mit Kappzaum fressen.
ehem User

Re: Kappzaum vs. lockeres Kiefergelenk

Beitrag von ehem User »

Moshs kappzaum passt auch so, dass er ganze moehren mit fressen kann..ist allerdings auch prototyp eigenbau...
Stern*
Remonte
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Registriert: Mi 15. Aug 2012, 16:29

Re: Kappzaum vs. lockeres Kiefergelenk

Beitrag von Stern* »

@mosheline: Magst Du mal ein Bild von Deinem Kappzaum am Pferdchen reinstellen?

Ich bin am überlegen, mir nun einen Kappzaum maßanfertigen zu lassen. Da ich einen Kappzaum habe, der soweit ganz gut sitzt - möchte ich natürlich das non plus Ultra. Ich möchte gerne einen PERFEKTEN Kappzaum... mit dem alles möglich ist :mrgreen:

Die normale LK Arbeit soll möglich sein, das Reiten mit und ohne Gebiss und ich möchte auch gerne das Kaubewegungen möglich sind... (nicht nur im kleinen Rahmen).
ehem User

Re: Kappzaum vs. lockeres Kiefergelenk

Beitrag von ehem User »

Mosheline ist leider nicht mehr im Forum :nix:
Stern*
Remonte
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Registriert: Mi 15. Aug 2012, 16:29

Re: Kappzaum vs. lockeres Kiefergelenk

Beitrag von Stern* »

:shifty:

Ja, das wurde mit netterweise schon als PN mitgeteilt, danke ;)

Schade!
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