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Re: Reithalfter gut fürs Pferd

Verfasst: Sa 9. Feb 2013, 13:36
von ehem User
ich kann besser erklären als zeichnen :shy:

eigentlich geht es um impulse bzw. um druck und gegendruck. vorab: wir gehen davon aus, dass das pferd einen netten reiter hat und das reithalfter weich gepolstert und breit ist und alles.

stell dir mal vor, dass du neben einer weichen, an die wand gelehnten gymnastikmatte stehst. jemand schubst dich. du kannst den schubs abfangen, indem du dich an die matte lehnst. fall zwei: jemand schubst dich und du stehst in der mitte der turnhalle. gehen wir davon aus, dass deine füsse am boden angewachsen sind ;) - du musst also deine muskelkraft aufwenden, um den schubs aufzufangen um nicht hinzufallen.
du hast also gewissermassen nicht unrecht: der schubs/impuls, der beim unterkiefer ankommt, ist immer gleich. das ist aber nicht so wichtig, denn erst der "gegendruck" durch die matte oder deine muskeln - oder beim pferd der gegendruck durch das halfter bzw. durch die muskeln des unterkiefers - machen die sache "interessant". stell dir vor, wenn das pferd bei einen ruck im maul den kiefer einfach "mitgehen" lassen könnte bis das gebiss irgendwann rausrutscht zum beispiel, wäre ja egal wieviel kraft da kommt und es tut dem pferd nicht weh. das geht aber nicht! das pferd muss gegendruck aufwenden, weil es anatomisch gar nicht anders geht. mit muskeln und zunge ist das schmerzhaft, mit den bändern, die den kiefer zusammenhalten offenbar etwas weniger. ergo sperrt pferd das maul auf. trägt pferd nun das reithalfter, kann es einen teil des notwendigen gegendrucks an das reithalfter abgeben. darum verteilt: der physikalisch/anatomisch notwendige GEGENdruck verteilt sich auf pferdekiefer + die ganze reithalfterfläche anstatt dass der kiefer allein damit zurechtkommen muss. verstehst du das?

@hina, ich wäre vorsichtig mit diesen analogien. es gibt ja immer noch hebelkräfte ;) - da kann ganz schnell eine kraft "mehr" werden...

Re: Reithalfter gut fürs Pferd

Verfasst: Sa 9. Feb 2013, 13:55
von Hina_DK
Deshalb habe ich auch versucht, was ohne Hebel zu finden. Ich gehe mal auch davon aus, dass es sich bei einer Trense und Reithalfter dann nicht um ein Hebelgebiss handelt. Dann sieht die Sache noch ganz anders aus, das ist wohl wahr, wobei die Wirkung des Prinzips der Druckverteilung auf Maul und Kiefer genauso ist :). Der Unterschied liegt in der ankommenden Energie. Aber auch die kommt nicht aus dem Nichts, da muss ich dann aber bei der Berechnung noch die Bewegungsenergie und die Lastenverteilung mit berücksichtigen. Aber das führt ja für das eigentliche Problem mit der Duckverteilung zu weit ;).

Re: Reithalfter gut fürs Pferd

Verfasst: So 10. Feb 2013, 15:04
von Georgi
Hey ihr :-D

Ich finde das total lieb von euch, dass ihr euch so viel Mühe gebt mir das zu erklären :P . Ich werd nachher, wenn mein Kopfdröhnen hoffentlich weg ist, versuchen das nachzuvollziehen und hier zu Hause mal diskutieren.

LG Georgi

Re: Reithalfter gut fürs Pferd

Verfasst: So 10. Feb 2013, 20:05
von Georgi
Schaut mal hier rein :

http://www.jessen-pr.de/files/pferdemar ... 7-8-09.pdf

In dem Thema "Wofür brauchen wir ein Reithalfter" wird das Thema schön beschrieben. Und hier steht eindeutig, dass der Druck "weitergegeben wird", nicht minimiert wird.

Siehe (S. 139) "Der Druck auf die Nase führt also zu einer schnelleren Reaktion und ermöglicht damit auch leichtere Hilfen"


Weiterhin steht hier " In diesem Falle stellt das Reithalfter eine Entlastung für das Kiefergelenk dar, weil das Pferd andernfalls zu viel Kraft aufbringen müsste, das Maul geschlossen zu halten" (S. 139 oben rechts)


Das ist genau mein Verständnis vom Vorteil eines Reithalfters :-D

Re: Reithalfter gut fürs Pferd

Verfasst: So 10. Feb 2013, 20:19
von ehem User
georgi, es behauptet ja niemand etwas anderes? hast du dir durchgelesen was ich geschrieben habe? :-?

edit, der druck entsteht aber trotzdem nicht zusätzlich und der (entscheidende) gegendruck verteilt sich ja?

Re: Reithalfter gut fürs Pferd

Verfasst: So 10. Feb 2013, 20:27
von Georgi
Hi Snöflingen ,

du hast Recht, genau das hast du geschrieben :lol: Ich habs nur vorhin nicht aufnehmen können, weil ich so derbe
Kopfschmerzen hatte. Und nun hab ich den Bericht gefunden und gedacht "ha, jetzt hab ichs" :-D

Das ist ja super, dann ist das ja so wie ich das verstehe und so wie du beschreibst. Wunderbar :dance1:

Endlich ist auch das Thema erledigt :-D

Ich bin heute mit einem Hannoveranischen Reithalfter geritten und ich muß sagen, mein Süßer ist sooo toll gelaufen. Ich hatte sozusagen einen Spatzen in der Hand, er ist gelassen an das Gebiss getreten und hat die Dehnungshaltung von allein angenommen und sich nicht immer wieder rausgedrängelt. Es war einfach wunderbar :-D Er war soooo entspannt und zufrieden, und ich schwebe auf Wolke 7 :-D

Danke Dir ;)

Re: Reithalfter gut fürs Pferd

Verfasst: Sa 25. Mai 2013, 23:02
von Neddie
Ich wollte das Thema nochmal aufgreifen, weil`s bei mir immer noch hakt.
Also: alle sind sich einig, dass das Gebiss nur an den Backenstücken und damit am Genick hängt, nicht war?
Und dann kommt das Reithalfter ins Spiel. Ich versuch mal zu beschreiben, wie ich das verstehe :shy:
Wenn das Gebiss Druck auf Zunge und Laden ausübt, würde das Pferd durch Maulaufsperren versuchen, dem Druck zu entgehen. Und da hält das Reithalfter gegen. Soweit, so gut.

Würde also heißen: Gebissdruck ist unangenehmen, aber da wir zum korrekten Reiten (bei englischer Reitweise) ein wenig Druck brauchen (= Anlehnung) und den Druck zwischendurch mal erhöhen müssen, muss das Reithalfter das Maul zu halten, damit das Pferd sich nicht entziehen kann.

Verstehe ich soweit :!: Und wie soll das jetzt mit der DruckVERTEILUNG funktionieren :?: Also: Das Pferd öffnet das Maul, kann das aber nicht wirklich, weil der Riemen es mechanisch von außen zu hält. Dadurch entsteht natürlich Druck auf den Nasenrücken und die Kieferknochen.

Aber inwiefern verteilt das den Zügeldruck? :kratz:

Re: Reithalfter gut fürs Pferd

Verfasst: Sa 25. Mai 2013, 23:50
von ehem User
hast du den beitrag gelesen?
snöflingan hat geschrieben:ich kann besser erklären als zeichnen :shy:

eigentlich geht es um impulse bzw. um druck und gegendruck. vorab: wir gehen davon aus, dass das pferd einen netten reiter hat und das reithalfter weich gepolstert und breit ist und alles.

stell dir mal vor, dass du neben einer weichen, an die wand gelehnten gymnastikmatte stehst. jemand schubst dich. du kannst den schubs abfangen, indem du dich an die matte lehnst. fall zwei: jemand schubst dich und du stehst in der mitte der turnhalle. gehen wir davon aus, dass deine füsse am boden angewachsen sind ;) - du musst also deine muskelkraft aufwenden, um den schubs aufzufangen um nicht hinzufallen.
du hast also gewissermassen nicht unrecht: der schubs/impuls, der beim unterkiefer ankommt, ist immer gleich. das ist aber nicht so wichtig, denn erst der "gegendruck" durch die matte oder deine muskeln - oder beim pferd der gegendruck durch das halfter bzw. durch die muskeln des unterkiefers - machen die sache "interessant". stell dir vor, wenn das pferd bei einen ruck im maul den kiefer einfach "mitgehen" lassen könnte bis das gebiss irgendwann rausrutscht zum beispiel, wäre ja egal wieviel kraft da kommt und es tut dem pferd nicht weh. das geht aber nicht! das pferd muss gegendruck aufwenden, weil es anatomisch gar nicht anders geht. mit muskeln und zunge ist das schmerzhaft, mit den bändern, die den kiefer zusammenhalten offenbar etwas weniger. ergo sperrt pferd das maul auf. trägt pferd nun das reithalfter, kann es einen teil des notwendigen gegendrucks an das reithalfter abgeben. darum verteilt: der physikalisch/anatomisch notwendige GEGENdruck verteilt sich auf pferdekiefer + die ganze reithalfterfläche anstatt dass der kiefer allein damit zurechtkommen muss. verstehst du das?

@hina, ich wäre vorsichtig mit diesen analogien. es gibt ja immer noch hebelkräfte ;) - da kann ganz schnell eine kraft "mehr" werden...

Re: Reithalfter gut fürs Pferd

Verfasst: Mo 27. Mai 2013, 22:21
von Neddie
Ja, kann ich aber nicht übertragen.
Dein Beispiel würde ich so verstehen, dass das Pferd den "Schubs" der Zügel im Maul durch das Reithalfter abfangen kann, was ich physikalisch leider gar nicht nachvollziehen kann.
Wie soll es den "Schubs" in das Reithalfter abgeben? Ich habe mir vorhin tatsächlich den mittleren Teil eines Schraubenziehers in die Hand gelegt und eine Mullbinde um die Hand gewickelt. Wenn man an dem Schraubenzieher ruckt, geht nichts in die Mullinde über, ich kann halt nur nicht die Hand öffnen, um den blöden Schraubenzieher loszuwerden.

Re: Reithalfter gut fürs Pferd

Verfasst: Mo 27. Mai 2013, 22:37
von Hina_DK
Versuchs mal, in dem Du in dem Moment, in dem Du an dem Schraubenzieher ruckst, die Hand zu öffnen. Da wirst Du den entscheidenden Unterschied merken. Wobei Du ja auch eher nur einseitig am Schraubenzieher rucken kannst, was dann auch schon nicht so ganz mit der Situation am Pferd passt. Es ist auch ein Unterschied, ob man mit einer Stange reitet oder mit einem gebrochenen Gebiss. Auf jeden Fall sperrt das Pferd, wenn Du an den Zügeln ziehst, entweder fast unmerklich oder deutlich das Maul auf und in dem Moment leitet sich der Druck über den Schädelknochen auch teilweise über den Riemen ab.