Kissing Spine - Diagnose, Erfahrungen, Behandlung?

Moderator: Sheitana

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Hina_DK
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Re: Kissing Spine - Diagnose, Erfahrungen, Behandlung?

Beitrag von Hina_DK »

So sah der Rücken dann aus, als wir mit ihm im Juni begannen, richtig zu arbeiten. Da war er aber schon einige Wochen trainiert. Der Rücken war vorher noch deutlich hängender aber ich habe leider kein ordentliches Bild davon. Er kam ja letzten Winter zu mir und die ersten Monate musste ich erstmal mit ihm daran arbeiten, dass er überhaupt händelbar wurde. Er bekam dann auch Cranio Sacral Therapien und letzte Woche auch noch eine chiropratische Behandlung und den Röntgenbefund. Das zweite Bild ist von gestern. Im Moment ist er dick und auch sehr plüschig.

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milli
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Re: Kissing Spine - Diagnose, Erfahrungen, Behandlung?

Beitrag von milli »

Ich stelle den Link zu der Doktorarbeit nochmals ein für alle Mitlesenden. Diese Arbeit hat mir sehr gefallen. Und sie hat mich beruhigt. Für mich sagt die Arbeit aus, dass ein schlechtes Bild alleine nichts heißen muss: https://edoc.ub.uni-muenchen.de/5777/1/ ... atilda.pdf

Es ist richtig, dass auch immer mehr Menschen "Rücken" haben. Aber ich denke nicht deshalb, weil wir heute schlechtere Röntgenbilder haben, sondern weil wir uns immer weniger bewegen. Die meisten von uns haben eine sitzende Tätigkeit. Gerade das Sitzen soll sehr schlecht für den Rücken sein. Ausgleichssport wird sehr wenig betrieben. Ich nehme mich da auch gar nicht raus. Oft tue ich erst was, wenn es ziept. Tue ich aber regelmäßig was, dann habe ich keine Probleme.
Meine Großeltern, die Landwirte sind und mittlerweile 85 und 90 Jahre, klagen nie über Rückenbeschwerden. Und sie haben viel Zeit ihres Lebens mit körperlich anstrengender Arbeit verbracht. Ich glaube sie waren bis heute nie bei einem Orthopäden. Bis ich so alt bin, habe ich vermutlich mehrere Bandscheibenvorfälle... Ich glaube einem Körper tut einfach Bewegung gut. Am besten natürlich gute Bewegung.
Als mein Pferd mit 4 geröntgt wurde, war sein Rücken gerade wie ein Brett. Der Tierarzt hätte nie gedacht, dass mein Pferd KS hätte. Ich weiß nicht ob man davon ausgehen kann, dass ein hängender Rücken eher KS hat, auch wenn es alleine von der Optik logisch erscheint. Bestimmt gibt es da noch ganz viel Forschungsbedarf. Es wäre wirklich sehr interessant, wenn in der Doktorarbeit von M.H. Bilder der Oberlinie der Pferde zu den jeweiligen Befunden gezeigt würden.
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Hina_DK
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Re: Kissing Spine - Diagnose, Erfahrungen, Behandlung?

Beitrag von Hina_DK »

Super. Danke für den Link :).
Ich glaube auch nicht, dass ein hängender Rücken allein Grund für KS ist. Aber wenn er vom Reiter regelrecht in das Pferd reingeritten wurde, dann kann man zumindest davon ausgehen, dass die Chance, dass der Rücken gesund ist, nicht unbedingt sehr hoch ist. Ob das nun immer KS sein muss, sei mal dahin gestellt aber das Risiko dürfte schon deutlich erhöht sein.
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Neddie
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Re: Kissing Spine - Diagnose, Erfahrungen, Behandlung?

Beitrag von Neddie »

plüschtiger hat geschrieben:Dann hab ich die Formulierung missverstanden :nix:
Wenn man weiß, dass der Rückenmuskel nicht trägt, was spricht dann dagegen, dass die Auflagefläche des Sattels breiter ist als dieser Muskel?
Plüschtiger, ich glaube, du hast da einen Gedankenknoten ;) es GIBT im Rücken des Pferdes keinen Teil, der "Trage"-Muskel o.Ä. ist.
Reiten an sich ist nicht natürlich, punkt.
ABER der lange Rückenmuskel kann die Last sozusagen ERtragen, wenn die Rückenbrücke richtig arbeitet. Nun muss aber ja der Sattel irgendwo liegen. Nach dem, was ich bisher gelesen habe, soll das Gewicht auf dem langen Rückenmuskel liegen, weil es dort am wenigstens stört, mal ganz blöd ausgedrückt. Auf den vorderen Rippen ist Gewicht doof, weil es Atmungsrippen sind (da ist schon der Gurt doof genug). Auf den hinteren... keine Ahnung.
Hina, dass spanische oder Barocksättel oft diese brückenartigen Kissen haben, ist dann nur dem geschuldet, dass man Beinkontakt zum Pferd bekommt, oder? Soll heißen, dass die Kissen "am liebsten" komplett auf dieser Länge und Breite gepolstert wären?
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Hina_DK
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Re: Kissing Spine - Diagnose, Erfahrungen, Behandlung?

Beitrag von Hina_DK »

Ja genau, die Form der Barockkissen ergibt sich aus den Beinausschnitten.

Hab mal ein Foto von einem zum Polstern abmontierten Kissen von meinem Sattel. Rechts ist vorne. Diese Form vorne haben aber auch die Kissen der englischen Sättel, nur der hintere Bereich, der auf der Rippenwölbung liegt, ist bei den englischen Sätteln weggefallen. Das liegt aber nicht daran, dass das unnütz ist, sondern das würde eben die großen Sattelblätter erfordern, die man bei spanischen und barocken Sätteln hat. Die englsichen Sättel sollten aber klein und leicht fürs Jagdreiten gebaut sein, man ritt dort sehr bewegliche und schnelle Vollblüter und da fiel das dann weg und die Sattelblätter wurden kleiner. Aus diesen Sätteln mit kleinen Sattelblättern, mit denen man auch gut springen konnte, wurden dann die modernen Sattelformen auch fürs Dressurreiten abgeleitet.

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Weitere Formen der größerflächeigen Verteilung des Druckes sind dann Westernsättel und Trachtensättel. Die Trachtensättel waren zeitlebens die Bauform der Sättel bei der Kavalerie. Die Englischsättel sind erst durch den Reitsport, der bis dahin in dieser Art nur in England Tradition hatte, bei uns verbreitet worden. Man kann also sagen, da waren nicht unbedingt physiologische Überlegungen im Spiel, sondern in erster Linie Traditionen der schnellen Vollblutreiterei. Mit einem Barocksattel zu springen, ist in der Tat auch eher hinderlich.
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Hina

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Hina_DK
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Re: Kissing Spine - Diagnose, Erfahrungen, Behandlung?

Beitrag von Hina_DK »

milli hat geschrieben:Ich stelle den Link zu der Doktorarbeit nochmals ein für alle Mitlesenden. Diese Arbeit hat mir sehr gefallen. Und sie hat mich beruhigt. Für mich sagt die Arbeit aus, dass ein schlechtes Bild alleine nichts heißen muss: https://edoc.ub.uni-muenchen.de/5777/1/ ... atilda.pdf
Ich habe mir diese Dissertation jetzt mal genauer angeschaut. Die Kernaussage ist im Grunde eine andere. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden Röntgenbefunde unterhalb 8 mm Abstand an den Dornfortsätzen schon als unphysiologisch eingestuft und als KS Abstände kleiner 4 mm. Man hat aber bei der Forschung gesehen, dass auch 4 mm noch durchaus physiologisch ist aber auch durchaus Abstände, die zwischen 2 und 4 mm liegen, nicht zwangsläufig einen unphysiologischen Befund bedeuten, selbst wenn es auch dort schon zu Sklerosen kommt. Dass das so ist, konnte man in szintigraphischen Untersuchungen zeigen, die eben keinen pathologischen Befund lieferten. Daher wurde als Fazit der Dis angeregt, die Röntgenklassen bei den Dornfortsätzen dahin gehend zu ändern, dass nicht 8 sondern runter bis 4 mm noch als Röntgenklasse I einzustufen sei und erst Abstände kleiner 2 mm erst als tatsächlich pathologische Befunde anzusehen sind.

Damit verringert sich natürlich die Anzahl der von KS betroffenen Pferde deutlich gegenüber den Röntgenbefunden, die es davor gab. Unumstritten als Kontakt und damit unphysiologisch werden aber weiterhin Engstände unter 2 mm angesehen und genau die machen ja durch ihren Kontakt auch mit der Zeit tatsächlich Probleme.

Allerdigns glaube ich, dass diese Änderung der Klassifizierung auch tatsächlich nach 2005 erfolgte. Bei Gladurs Röntgenbild wurden auch nur die Abstände, die sich als Kontkate darstellten, als KS eingestuft. Ginge man nach den kleiner 4 mm, hätte er nicht nur 3 sondern mehr Abstände mit Befund.

Vor Veröffentlichung dieser Dis wären mit der alten Röntgenklassifizierung also rund 90 % der Pferde von Engständen betroffen gewesen, danach ging man davon aus, dass ca. 30 % der Reitpferde von unphysiologischen Abständen betroffen sind.
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Re: Kissing Spine - Diagnose, Erfahrungen, Behandlung?

Beitrag von Labeo »

Hina, danke für die Fotos!
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Re: Kissing Spine - Diagnose, Erfahrungen, Behandlung?

Beitrag von Neddie »

Hat jetzt nur bedingt damit zu tun, aber in einem "Gesundheitsbeitrag" zum Thema Cushing stand als Symptom (unter anderem) Senkrücken :-?

Bos ACTH-Wert ist leicht erhöht, ich wollte mit dem TA im November besprechen, ob wir es mal mit einer kleinen Dosis Pr*scend probieren wollen (hatte die Akkupunkteurin angeregt, die auch Tiermedizin studiert hat).
Kissing Spines hat er ja leider unbestreitbar auch, aber das wäre ja ein Ding, wenn das den Rücken verbessern würde...
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Hina_DK
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Re: Kissing Spine - Diagnose, Erfahrungen, Behandlung?

Beitrag von Hina_DK »

Neddie, habt Ihr das dann gemacht und wenn ja, hat sich schon was verändert ?

Wir sind total lahmgelegt, konnten unser Aufbauprogramm nicht machen. Seit 4 Monaten Dauerregen, dann Winter, dann wieder Regen, wir haben keine Halle und der Patz ist buchstäblich abgesoffen. Aber trotzdem hatten wir Glück. Da der untere Teil des Paddocks unter Wasser stand, sind die Pferde auf unseren Hügel gezogen. Das heißt, sie hatten jetzt 4 Monate lang keine Ebene und da der Boden etwas rutschig war, sind die durchgängig in leichter Dehnungshaltung langsam immer auf schräger Ebene gelaufen. Das hat vielleicht Muckies gebracht, Gladurs Rücken sieht aus, als wenn wir tatsächlich unser Rehaprogramm gemacht hätten. Die Osteo war ganz entzückt :).
Viele Grüße
Hina

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