Spat - ein großes Fragezeichen

Moderator: Sheitana

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Cashew
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Spat - ein großes Fragezeichen

Beitrag von Cashew »

Hallo liebe Fori's!

Unsere Tierärztin tippt bei meinem 13-jähriger Traber (vermutlich mit leichter Ataxie durch Verladeunfall) auf Spat. Für mich ist sein Lahm Gehen nicht (mehr) sichtbar, vor zwei Wochen lahmte er sichtbar, da dachte ich aber, dass er sich nach einem Ausritt vertreten hatte. Die Tierärztin hat heute Beugeproben gemacht (danach war das "Ticken" etwas deutlicher, aber er läuft schon immer seltsam und nicht taktklar :shifty: ) und auch eine geschwollene Gelenkkapsel an der äußeren Seite vom rechten Bein gefunden.

Ich weiß so gut wie nichts von Spat, außer dass es eine Art Arthrose ist. Ich wäre daher dankbar für eure Erfahrungsberichte. Soll ich Secret noch röntgen lassen, um ganz sicher zu sein? Oder spielt das im Prinzip keine große Rolle? Er scheint keine Schmerzen zu haben, spielt und tobt mit den Kumpels und läuft eigentlich viel besser als er je gelaufen ist :heul:

Wir reiten nur sehr wenig, machen (die letzte Zeit ziemlich unregelmäßig) gymnastizierende Bodenarbeit und Longieren. Ab und an wird mal geklickert. Die Tierärztin meinte, außerhalb der akuten Schübe wäre genügend Bewegung sehr gut, und auch behutsames Reiten könne dann nicht schaden. Die Pferde stehen fast 24/24 auf Paddock, wenn die Bodenverhältnisse es zulassen mit kleinem Trail rundum und begrenztem Weidegang. Ab und an stehen sie mal für eine Nacht zum Trocknen in der Box.
Viele Grüße,
Sarah und Co


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Avalon
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Re: Spat - ein großes Fragezeichen

Beitrag von Avalon »

Mein ehemaliges RB Pferd hatte eine Spatdiagnose.
Das ist beiweitem weniger schlimm als man vielleicht zunächst denkt.
Spat ist wie Du schon richtig bemerkt hast eine Art Athrose, die im weiteren Verlauf meist verknöchert und danach meist keine akuten Probleme mehr bereitet.
Zumindest war das bei uns der Fall. Zwischendurch gab es immer wieder Schübe, an den der Dicke schlecht lief und auch schmerzhaft war.
Während der Schübe habe ich ihn im Rahmen seiner Möglichkeiten bewegt.

Ansonsten gilt für mich hierbei ganz klar: Wer rastet, der rostet.

Viel Bewegung ist also gut um alles geschmeidig zu halten :-n
Wenn Dein Pferd also keine Anzeichen von Schmerzen oder Einschränkungen macht ausserhalb der Schübe, dann kannst Du ihn ruhig arbeiten und mit ihm Spaß haben.
Füttertechnisch hab ich grad im Winter immer gern Ingwer und Teufelskralle gefüttert und ihm Back on Track Stallgamachen angezogen.
Den meist mögen Spatpferde die Nass-Kalte-Witterung nicht und dann wird das Gangbild auffälliger.
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Coup
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Re: Spat - ein großes Fragezeichen

Beitrag von Coup »

Hi,
Also wenn du sicher gehen möchtest hilft nur Röntgen. Unter Umständen auch gar nicht alle Beine, aber um mal zu sehen, ob die Diagnose wirklich berechtigt ist. Es gibt Möglichkeiten die Schübe medikamentös zu behandeln bzw. abzuschwächen - das macht aber natürlich nur Sinn, wenn die Diagnose wirklich zutrifft.
Ansonsten seh ich das auch wie Avalon sagt: Viel moderate Bewegung, während den Schüben natürlich nur so viel wie geht. Ob man Seitengänge bei Spat lieber vermeiden sollte wird diskutiert.
Aber in der Regel kann man trotz Spat noch ganz ganz viel mit seinem Pferd machen und muss nicht davon ausgehen, dass es permanente Schmerzen oder Einschränkungen hat. Es wird vermutlich (je nach Stadium) ein wenig steifer in der HH sein und somit Schwierigkeiten bei schweren Lektionen haben.
LG
ehem User

Re: Spat - ein großes Fragezeichen

Beitrag von ehem User »

Hallo Cashew,

im Prinzip kann ich mich meinen beiden "Vorrednern" nur anschließen. Für eine klare Diagnose musst du röntgen lassen. Aber Spat ist die netteste Form von Arthrose. Schubweise wird das Sprunggelenk verknöchern, diese Schübe sind schmerzhaft. Aber sobald es verknöchert ist, hat dein Pferd keine Probleme mehr damit. Und bei Arthrose bitte unbedingt weiter bewegen! So gut es geht, sooft wie möglich! Um mal meinen TA zu zitieren: "Stehen ist sein Tod". Es ging Gott sei Dank nicht um mein Pferd, aber so was zu hören, ist schon hart. Die Besi hat es allerdings fertig gebracht und ihn kein einziges Mal bewegt.... Und auch mein eigenes Pferd mit Hufgelenksarthrose bewege ich auch so gut es geht und sooft wie möglich.
Wenn du einen TA kommen lässt, nimm einen erfahrenen, der nicht hauptsächlich Sportpferde behandelt. Die haben meist andere Ansichten, dass man für das Pferd das Beste will, unabhängig von "zu erbringender Leistung" des Pferdes, gibts bei manchen nicht...

Schau mal hier:
http://www.tipps-zum-pferd.de/pferd-mit ... p_285.html
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Cashew
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Re: Spat - ein großes Fragezeichen

Beitrag von Cashew »

Danke für eure Antworten! :danke:

Ich bin inzwischen nicht mehr ganz so verdattert und habe mich auch für das Röntgen entschieden. Unsere Tierärztin kenn ich noch nicht so lange, aber sie ist bei den Pferdeleuten in der Umgebung mit denen ich bislang Kontakt hatte, sehr bekannt und beliebt. Sie arbeitet auch mit Homöopathie und ist Ostheopatin - bislang habe ich mich bei ihr sehr gut aufgehoben gefühlt.
Viele Grüße,
Sarah und Co


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Sockilein
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Re: Spat - ein großes Fragezeichen

Beitrag von Sockilein »

Ich reite jetzt schon das zweite Spatpferd und finde das inzwischen fast überhaupt nicht mehr hinderlich für meine Freizeitgelände-platzgymnastizier-Ziele mit dem Pferd. Sobald das alles verknöchert ist, bemerkt man den Spat kaum mehr, außer dass das Untertreten und Seitengänge schwerer fallen, weshalb ich das aber auch nur noch angepasst einfordere.

Bewegung (welche die Gelenke nicht zusätzlich belastet, also kein Motorrad in Höchstgeschwindigkeit auf dem Platz :-D) ist absolut prima, unser Tierarzt meinte damals am besten sollten wir zweimal am Tag für zwei Stunden raus, hauptsächlich Schritt. Aber wer hat da schon Zeit dafür :roll: Inzwischen ist alles voll verknöchert und es gibt keine akuten Phasen mehr, weshalb die anderen Gangarten auch wieder Standardprogramm sind. Wie wichtig Bewegung ist, fällt mir immer wieder aufs neue bei meiner Reitbeteiligung auf - je mehr sie laufen muss, umso besser geht es auch.

Ganz wichtig vielleicht noch, aber ich denk das weißt du eigentlich: Aufwärmen. Meine Reitbeteiligung braucht mindestens eine halbe Stunde nur im Schritt, die ich auch konsequent einhalte, vor allem im Winter. Dann erst wird es flüssiger, und auch im Trab dauert es dann anschließend noch etwas bis es ganz flüssig (den verknöcherten Umständen entsprechend :-D ) läuft.
ehem User

Re: Spat - ein großes Fragezeichen

Beitrag von ehem User »

Huhu,
Spat ist eine Abkürzung für Sprunggelenksarthrose.
Es gibt unterschiedliche Formen von Spat. Erstmal gibt es den knochenauflösenden Spat, das ist eine weniger gute Form, weil dabei die Knochensubstanz ABgebaut und somit geschwächt wird. Dies hat meistens keine gute Prognose.
Dann gibt es noch die weit verbreitete zubildende Variante. Hier ist wieder die Frage, in welchem Teil des Sprunggelenkes sitzt der Spat. Sitzt er im großen Tarsalgelenk ist das wiederum eher blöde, weil einfach degenerativ, schmerzthaft und mit akuten Schüben. Sitzt er in den kleinen Gelenkreihen der Tarsalknöchelchen ist das weniger dramatisch. Gut, es zieht auch mehr oder weniger schmerzhafte Entzündungsschübe mit sich, aber wenn die Verknöcherung hier durch ist ist Ruhe. Das ist eine Frage der Zeit. Wenn diese verknöchert sind stört es das Pferd nicht weiter, es hat lediglich etwas weniger Stoßdämpfung und ein wenig Bewegungseinschränkung. Es gibt ja auch Tieräzte, die der Meinung sei dies sei eine evolutionäre Geschichte und dass irgendwann die Pferde bereits mit verknöcherten Tarsalknöchelchen auf die Welt kommen. Viele Pferde haben diese Art von Spat ohne dass es jemals wirklich auffällt oder sie deutliche Probleme zeigen.
Dennoch würde ich wohl schon röntgen lassen, einfach um sicher zu gehen, was es für eine Art Spat ist und welche Teile des Gelenks betroffen sind.
Seitengänge, meiner Ansicht nach: Bei Osteolyse nein, bei betroffenem Tarsalgelenk mit Zubildungen auch nicht, bzw. nur je nach Möglichkeit.
Bei betroffenen Gelenkspalten, Seitengänge: Ja, außerhalb der Schübe. Auch hier würde ichs vom Pferd abhängig machen.
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Cashew
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Re: Spat - ein großes Fragezeichen

Beitrag von Cashew »

Sockilein, das hört sich ja eher hoffnungsvoll an. Bei Arthrose musste ich einfach an unsere alte Hündin denken, die im Sommer verstorben ist. Sie hatte die letzten Monate ihres Lebens einige wirklich elendige Arthroseschübe - aber sicher auch noch etwas anderes, was wir durch die Arthrose übersehen haben :( Von der Arthrose wäre sie ja nicht gestorben.

@ Pamina: Danke für die ausführlich Erklärung! Es bestärkt mich nur in der Entscheidung zum Röntgen. Dann können wir ja weiter sehen. Ich finde die unterschiedlichen Meinungen zu den Seitengängen sehr interessant. Hatte das diesen Morgen mit der TÄ bereits angedeutet, weil Travers ihm auf der rechten Hand so schwer fällt und er das rechte HB nur schwer biegen kann. Ich hatte das auf fehlende Muskeln geschoben :patsch: Wie sollte ich es auch besser wissen, Secret ist alles, was gymnastizierend wirkt, von Anfang an sehr schwer gefallen. Wenn er es dann einmal kann, hat er aber echt Freude dran. Und Bewegungen, wie er sie die letzten 3-4 Monate in Freiheit (Steigen, Hinterhandwendungen) und bei der Arbeit (Trab an der Longe) zeigt, habe ich in den 4 Jahren davor noch nie bei ihm erlebt. Ich glaube einfach, dass die Jahre der schlechten Bemuskelung und fehlerhafter Bewegungsabläufe sich jetzt doch bei ihm rächen :( Wir werden halt sehen müssen, wie es sich entwickelt. Bis jetzt haben ihm die Seitengänge unglaublich viel geholfen, ich hoffe, dass wir das weiterhin machen können.
Viele Grüße,
Sarah und Co


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cabrito
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Re: Spat - ein großes Fragezeichen

Beitrag von cabrito »

Hallo Cashew,

ich würde auch erst einmal röntgen, um sicherzugehen, um welche Form des Spats es sich handelt. Wenn es sich nicht um den knochenauflösenden Spat handelt, kannst Du trotz dieser Krankheit noch lange Freude mit Deinem Vierbeiner haben.

Meine weiße Göttin hat schon seit 15-20 Jahren Spat und sie wird in diesem Jahr 29! Wir berücksichtigen, dass sie beim Hufe auskratzen hinten die Füße eben nicht soooo hoch bekommt, machen Päuschen beim Bearbeiten der Hinterhufe und achten drauf, dass sie (inzwischen im Rahmen ihrer altersgemäßen Möglichkeiten) ganz regelmäßig bewegt wird.

Sonst hindert sie der Spat eher an nichts....schon gar nicht am Rennen....

LG, cabrito
Sockilein
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Re: Spat - ein großes Fragezeichen

Beitrag von Sockilein »

Cashew hat geschrieben:Sockilein, das hört sich ja eher hoffnungsvoll an. Bei Arthrose musste ich einfach an unsere alte Hündin denken, die im Sommer verstorben ist. Sie hatte die letzten Monate ihres Lebens einige wirklich elendige Arthroseschübe - aber sicher auch noch etwas anderes, was wir durch die Arthrose übersehen haben :( Von der Arthrose wäre sie ja nicht gestorben.
Das mit deiner Hündin ist sehr traurig, da muss ich grad an meine Hündin bzw. die meiner Eltern denken, die auch altersmäßig von Arthrose geplagt wird :( Ich war zu Beginn der Diagnose Spat auch erst mal geschockt und wusste überhaupt nicht weiter, allerdings muss ich sagen dass das inzwischen eine Diagnose ist, mit der ich umgehen kann, vor allem auch mit einfachen Mitteln wie Bewegung oder kurzzeitiger Schmerzbehandlung (wir hatten für ganz schlimm akute Phasen Equipalazone, mussten wir aber echt nur sehr sehr selten nehmen) oder homöopathisch/pflanzlichen Mitteln. Es gibt sicher auch Arthrosen, die schlimmer sind, aber die meisten Spatformen sind ganz gut zu handhaben.

Was ich bei Spatpferden immer ganz wichtig finde, ist genau hinzuhören. Es gibt einfach Tage, da hakt es bisschen mehr und da ist alles ein bisschen steifer - dann versuche ich ganz vorsichtig ein wenig zu lockern. Dann gibt es wieder Tage, da scheint der Spat völlig vergessen - meine Lieblingstage ;) Vor allem habe ich eine gewisse Wetterfühligkeit festgestellt, sagt man ja aber auch von alten Menschen, dass die Arthrose auf Wetter reagiert. Bei nasskaltem Bähwetter ist es immer schlimmer, bei Sonnenschein eher gut. Ich mag schönes Wetter aber auch lieber :-D

Zu den Seitengängen: An deiner Stelle würde ich erst mal abklären, um welche Spatform es sich handelt. Ich kann dir nur von uns erzählen: Ich hab meine Reitlehrerin gefragt ob ich Seitengänge machen soll und wieviel ich fordern kann. Sie ist Pferdegesundheitstrainerin und hat gemeint, dass Seitengänge grundsätzlich okay und gut sind (weil da glaub irgendwelche schrägen Rückenmuskeln gelockert werden soweit ich das noch weiß) wenn das Pferd mitmacht und keine Schmerzreaktionen zeigt. Ich soll das also tagesformabhängig machen und immer nur ganz wenige Schritte (bei uns meist 2-3) richtiges Übertreten verlangen und dann sofort wieder aufhören. Das klappt ganz gut, weil meine RB sehr gerne Seitengänge macht, ich muss nur dran denken und sie geht seitwärts :-D Wobei ich Seitengänge auch nur auf der guten Seite verlange, auf der anderen Seite merke ich schon dass ihr das zu schwer fällt. Insgesamt meinte meine Reitlehrerin ist ein gleichmäßig alle vier Füße belastendes Vorwärts in größen Bögen spatbedingt effektiver als zu viel Seitwärts (wir sind auch dabei Muskulatur aufzubauen... :roll:) Also auch hier wieder: Hinhören, was deinem Pferd gut tut, er wird dir das schon sagen :-)
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