Langzeiterfahrungen mit vers. Hufbearbeitungsphilosophien

Moderator: Sheitana

Benutzeravatar
Lewitzer Flummi
Pegasus
Beiträge: 10000
Registriert: Mi 16. Mai 2012, 20:56

Langzeiterfahrungen mit vers. Hufbearbeitungsphilosophien

Beitrag von Lewitzer Flummi »

Ich hoffe, ich breche hier kein Streitthema vom Zaun, denn das ist ganz sicher nicht meine Absicht.

Momentan stehe ich ein bisschen dumm da. Jack hat aktuell ziemlich bescheidene Hufe (siehe Hufbeurteilungsthema) und ich weiß nicht, wohin die Reise nun gehen soll.
Vielleicht "kurz" zum Werdegang.

Seit 1999 hatte ich ein Pony. Das machte in den letzten 10 Jahren bis zu seinem Tod regelmäßig immer der gleiche Schmied. Er stand nicht super toll, lahmte aber nie. Schmied und Pony sahen sich die letzten Jahre ca. 2x pro Jahr! Der Abrieb passte anscheinend zum Hornwachstum. Keiner hat sich beschwert.

Nun kaufte ich im Frühjahr 2011 zwei neue Ponys. Einer hat einen leichten Bockhuf (TA meinte bei der AKU es sei aber noch im normalen Bereich), der andere hatte mehr oder weniger deformierte Hufe, was ich aber erst so richtig nach der Kaufzusage realisierte. Wegen Pony Nr. eins nahm ich noch vor dem Kauf Kontakt zur DHG auf, ließ ein Foto in einem Forum begutachten und fand einen HO, der uns mit dem Bockhuf betreuen wollte.
Ca. ein Jahr lang arbeitete dieser HO (nach DHG finde ihn aber gerade nicht mehr in der aktuellen Liste der DHG) an den Pferden. Da Jacks schlimmer, schiefer Vorderhuf aber ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr besser werden wollte, mich mein TA diesbezüglich bequatschte usw. usw. kam dann ein Schmied, schnitt ein oder zwei Mal aus (meinte aber ein Beschlag + Einschnitt weiter oben ins Horn + Auffüllen mit irgendeiner Masse wäre eher das Mittel der Wahl), dann bekam ich im Frühjahr 2012 Kontakt über WzP zu einem anderen HO (keine Ahnung, wonach er nun arbeitete).
Er war sehr nett, wir verstanden uns gut, aber die Hufe wurden eher schlechter. Das fiel mir auf und einer neu dazu geholten Osteo/Physio auch. Also ging die Suche im Herbst 2012 wieder los. Zwischenzeitlich hatte ich 1x meinen Schmied vom ersten Pony dran, aber der sagte hinterher nur "der steht halt einfach sch...e". :roll: Wär ich nie drauf gekommen.
Die Osteo fragte ihren Schmied, ob er nicht könne. Nein, kann er nicht, denn er ist zu weit weg. Er empfahl dann einen Schmied, dessen Arbeit er wohl ein, zwei Mal gesehen und für gut befunden hatte.
Naja, das Ergebnis der ersten Bearbeitung (Stand nach 5-6 Wochen) kann man nun im Hufbeurteilungsthema sehen). :(
viewtopic.php?f=13&t=635&start=140#p118483 geht aber schon weiter vorn los, mit schlechteren Bildern und ersten Meldungen dazu.

Nun frag drei Leute, hör 5 Meinungen... ich stehe da wie Buridans Esel.

Soll ich nun wieder zum alten HO zurück (der war ganz schön happig im Preis, aber anscheinend sein Geld wert), soll ich Richtung NHC schauen (wobei ich da gern Langzeiterfahrungen hören würde; gern auch welche, wo es schief gegangen ist), soll ich mich auch noch in einem entsprechenden Fachforum anmelden und mir Tag um Tag die Beiträge rein ziehen, um mitreden zu können? Eigentlich möchte ich nur meine Pferde gut bearbeitet wissen zu einem fairen, von mir leistbaren Preis und mir nicht noch um NHC, Biernat, Hufbalance, Mustangroll, Abrieb etc. Gedanken machen müssen.
Aber echte Fachleute zu finden, scheint immer schwerer zu werden. Eigentlich bin ich kein "Dienstleistungshopper". Ich mag keine ständigen Veränderungen. Das nervt mich und gut für die Hufe ist es ganz sicher auch nicht, wenn da ständig ein anderes Konzept dran kommt.

Also, wie lange lasst Ihr Eure Pferde schon nach Biernat, NHC, DHG, oder, oder,... bearbeiten und welche Erfahrungen (gute wie schlechte) habt ihr damit gemacht?
Ich hab ehrlich gesagt etwas Schiss, dass bei NHC zu viel weggenommen wird und ich dann vielleicht ein lahmendes Pferd habe. Einen Kontakt in diese Richtung habe ich gerade zur Hälfte aufgebaut. Aber... Buridans Esel lässt grüßen :shifty:

:buddeln:
Liebe Grüße
Die Flummis

Unser Tagebuch
Und Teil 2: Auf dem Weg zum Reitpferd
Benutzeravatar
Fionnlagh
Pegasus
Beiträge: 15830
Registriert: Di 15. Mai 2012, 11:37

Re: Langzeiterfahrungen mit vers. Hufbearbeitungsphilosophie

Beitrag von Fionnlagh »

:schulter:
ich kann dich so gut verstehen! mir ging´s genauso :-n
ich wollte mich nicht mit dem thema beschäftigen und war bereit jemanden auch wirklich gut dafür zu bezahlen, wenn der die hufe einfach nur ordentlich machen würde.
ich hab leider niemanden gefunden und mache die hufe jetzt seit gut einem jahr selber. es bringt mich zugegebenermaßen immer wieder an meine grenzen, denn ich hab einfach nicht die körperlichen voraussetzungen dafür.
trotzdem hab ich die hufe so weit ganz gut hin bekommen und auch ein tiefer riß, den der hufmensch vorher nicht raus bekam, wuchs raus, seit ich selber mache.

ich bearbeite nach NHC. ich hatte vorher alle möglichen leute dran: DHG, Strasser, Schmiede. Wir kommen mit NHC am besten zurecht und nach allem, was ich darüber lese, erscheint es mir auch am logischsten.

meiner erfahrung nach wird bei NHC wenig weg genommen, weniger als bei den bearbeitern, die ich vorher hatte. es wird nur das nötigste weg genommen, sohle und strahl lässt man, so weit wie möglich, in ruhe.
so weit ich mir die bilder von deinen hufen angeguckt hab, glaub ich, dass da nhc ein guter weg wäre.
aber ich würde mich immer für NHC entscheiden, einfach auf grund meiner erfahrung.
du wirst vielleicht ganz andere erfahrungen machen... ich fürchte, im endeffekt bleibt dir nix anderes über als einfach auszuprobieren. viel glück! :dd:

edit : ne große hilfe war ich dir jetzt irgendwie nicht, mh? :shy:
"Ich habe es noch nie getan, darum glaube ich, dass ich es kann." Pipi Langstrumpf
ehem User

Re: Langzeiterfahrungen mit vers. Hufbearbeitungsphilosophie

Beitrag von ehem User »

Hallo Flummi,

oha, ist ja nicht so schön - Geschichte und Bilder.

Mit mittlerweile 2,5 Jahren an Darina und etwas mehr als 2 Jahren an den beiden Oldies mit ein und derselben Hufbearbeiterin kann ich (denk ich) mit etwas Langzeitbearbeitungserfahrung aufwarten. Sie ist nach GdHK ausgebildet, besucht aber auch regelmäßig Fortbildungen anderer "Glaubensrichtungen" wie eben NHC.

Wie kommst du darauf dass die NHCler zuviel wegnehmen könnten? Als ich damals nach jemand neuem suchte, wollte ich eigentlich gern jemanden haben, der /die nach NHC arbeitet. Nach langem rumlesen und stöbern hatte mich diese Philosphie am meisten überzeugt. Aber Zurück zu unsrer Erfahrung.

Darina hatte platte Vollblutfüße, fast ohne Trachten. Sie hat jetzt sehr schöne Hufe, steiler und mit Trachten, sie wirken kleiner/kompakter, sind es aber nicht, denn sie braucht immer noch die selbe Hufschuhgröße, eher noch ne Nummer größer. Letztes Jahr sind wir komplett (auch auf 3 Distanzritten und mehreren Trainingsritten) ohne Hufschuhe ausgekommen. Hinten ist meine Hufpflegerin noch nicht so ganz glücklich, aber das liegt an Frau Schimmel, die sie da nicht so richtig ran läßt ;)

Bei Fella hätte ich nie gedacht sie mal so problemlos barhuf reiten zu können. Sie hat endlich Trachten, auch hinten und nun endlich nach > 21 Jahren die ich sie nun schon kenne, wachsen die Hufe von oben nach unten in der Größe heraus, wie es der Kronrand und die Größe vom Pferd eigentlich vorgeben.

Bei Willi (Plüschi) habe ich leider immer wieder vorn Eisen drauf machen lassen. Nicht das es sein Horn benötigt hätte (hinten ging es ja auch), aber er hat eine leichte Fehlstellung. Seine Vorderhufe (einer mehr, weiß jetzt aber nicht mehr welcher) neigen zum schief werden, eine Wand steiler als die andere und diese andere flog davon, und er steht halt leicht zeheneng. Immer wenn ich im Winter die Eisen abmachen ließ, wurde es dann so schlimm, dass ich zähneknirschend im Frühjahr die Eisen wieder drauf machen ließ. Und es ist nicht so, dass die im Winter nicht dazwischen bearbeitet wurden. Genauso bei Fella, die dann hinten schon fast auf den Ballen lief nach dem Winter und vorn sehr fühlig war. Das erste Jahr mit Hufpflegerin musste ich immer zwischen den Bearbeitungsintervallen bei Willi gegensteuern, das entfällt jetzt auch und die Hufe sind schick.

Gut, es ist noch nicht alles ok bei den Oldies, Strahlfäule und Strahlzwang brauchen sicher noch ein ganzes Weilchen. Aber auch gerade bei Fella meinte die Physio neulich, dass ich mich für das verschwinden einer tenporär immer wieder auftretenden Schulterlahmheit wohl bei meiner Hufpflegerin bedanken darf :)

Soweit erstmal an Erfahrung von mir und noch ein kurzes Fazit, da ich ja nun berufsbedingt in den letzten 2,5 Jahren hunderte Hufe näher betrachten durfte: Der Huf ist der Ar*** vom Pferd und erst bei massiven Problemen wird hingeguckt und dann vergisst man wie lange so etwas braucht, sei es zum Guten oder Schlechten.
Mir kommt kein Schmied mehr ans Pferd, der sich nicht auch als Hufpfleger (o.ä.) weitergebildet hat, sei er noch so gut als Schmied. Von Barhufern haben die Schmiede, deren Arbneit ich bisher gesehen habe, leider nicht genügend Arbeit um diese langfristig gesund barhuf laufen zu lassen.
Wie gesagt, ist meine Meinung und Ausnahmen gibt es sicher !hoffentlich! auch. Und es ganz auszuschließen mal wieder ein Pferd beschlagen zu lassen, kann ich auch nicht. Wer weiß welches Hüh sich irgendwann mal zu mir verirrt, aber ich weiß, dann werde ich viel stärker abwägen, Alternativen suchen und nachhaken.

viele Glück dir und den zwei Hübschen und viele liebe Grüße
Benutzeravatar
Scheckenfan
Pegasus
Beiträge: 10051
Registriert: Do 4. Okt 2012, 12:39

Re: Langzeiterfahrungen mit vers. Hufbearbeitungsphilosophie

Beitrag von Scheckenfan »

Letztlich gilt für Hufe wohl das, was für Osteos, Tierärzte, Sattler, Reitlehrer etc. pp. gilt: Es kommt auf den Menschen an, nicht unbedingt auf seine Ausbildung.
Du wirst für jede Richtung Positiv- wie Negativbeispiele finden.

Was mir persönlich immer wieder auffällt ist, dass sich im Internet hauptsächlich "NHC"-Anhänger finden, die sich austauschen, weiterlernen, Theorien diskutieren.

NHC in Anführungszeichen, weil es da gar keine einheitliche Richtung, geschweige denn eine geregelte Ausbildung gibt. Pete Ramey und noch ein Kerl, dessen Namen ich gerade vergessen hab, haben's ursprünglich "erfunden", sind sich inzwischen aber uneins und haben unterschiedliche Richtungen entwickelt. Ramey hat inzwischen diverse bearbeitungsprinzipien wieder über den Haufen geworfen, weil die Forschung (Bowker & Co.) neue Dinge herausgefunden haben, die Annahmen von Ramey widerlegen. Dazu kommen noch die diversen anderen "Gurus" mit jeweils eigener, an NHC angelehnter Theorie. Und all die, die über andere Theorien (Oftmals Strasser oder Schmiede) auf NHC gekommen sind und ihre eigene Philosophie gefunden haben. Na, und die Selbstraspler, die irgendwann ihr Hobby zum Beruf machen...

Du merkst, ich habe mich damit eingehend beschäftigt und rasple mein Pferd "nach NHC" seit Jahren selbst, und er läuft enorm gut damit. Ich habe auch, mithilfe einer "NHC-angelehnten" Bearbeiterin, ein Pferd mit Sehnenschaden kuriert - quasi nur über die Hufbearbeitung.
Ich persönlich bin daher deutlich NHC zugeneigt, und ich sehe in anderen Theorien immer mal Widersprüche, die mir noch keiner erklären konnte (was ja nichts heißt :-D ) oder die auch mal ganz offensichtlich nicht zu den Forschungsergebnissen passen. Dennoch hat glaube ich noch niemand die ultimative Weisheit gefunden.

Daher: Such dir einen Bearbeiter, der flexibel ist, der dazu lernen will, der andere Methoden ausprobiert und nicht seine Bearbeitung als die einzig wahre ansieht. Dann hast du gute chancen - aber immer noch keine Theorie.

Übrigens kannst du dir hier: http://pro-barhuf.de/ ein kostenloses ebook runterladen, in dem sehr sehr gut die Grundlagen zum Thema Hufe erklärt werden. Danach sieht man viel mehr, und kann die Arbeit vom Hufbearbeiter auch besser einschätzen.
Aber Achtung - mit NHC-Hintergrund ;)
Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst in dieser Welt.
- Mahatma Ghandi
ehem User

Re: Langzeiterfahrungen mit vers. Hufbearbeitungsphilosophie

Beitrag von ehem User »

Da schließ ich mich hier mal an :-D

Kann zwar noch nicht auf mehrjährige Erfahrung mit NHC zurückblicken, aber die Veränderungen in kurzer Zeit (6 Monate) sind schon gravierend.

Meiner hatte immer Probleme mit Löchern in der weißen Linie, da diese stark gezerrt war, und Einblutungen im Huf. Erst seit sie von einer NHClerin bearbeitet werden ist beides ratzfatz verschwunden. (und ich habe ihn von einer Barhufpflegerin gekauft!) Jetzt hat Pony nicht unbedingt schwierige Hufe, keine Fehlstellung oder so, daher denke ich, ich werde auch in Absprache mit meiner Hufbearbeiterin anfangen selbst zu raspeln. Sie betreut einige "Selbstraspler", weiß nicht wie üblich das bei anderen Richtungen ist.

Als ich mich anfing damit zu beschäftigen, wie die Löcher in der weißen Linie entstehen, war wirklich die einzig logische Erklärung die von NHC. Es klang so logisch und gleichzeitig so einfach zu beheben. Und so wars bei uns dann ja auch.

Was mir bei NHC noch gefällt, ist ja der ganzheitliche Ansatz, sprich die Haltung. Daher kommt ja die Entwicklung der Paddock Trails, Pferde die so gehalten werden, brauchen nicht mehr viel an Hufbearbeitung. Wir arbeiten dran :-D

Aber ich finde auch, letztendlich ist es denke ich entscheidend wie flexibel die einzelne Person ist, ob sie stur einer Richtng folgt, oder bereit ist, sich den Bedürfnissen deines Pferdes anzupassen.
Benutzeravatar
Cate
Pegasus
Beiträge: 18657
Registriert: Di 15. Mai 2012, 08:40
Wohnort: Unterfranken

Re: Langzeiterfahrungen mit vers. Hufbearbeitungsphilosophie

Beitrag von Cate »

Ich hatte erst einen Schmied, der schon sehr gute Arbeit geleistet hat.
Nach Noras Reheschub vor knapp 1,5 Jahren bin ich zu einem NHC-Bearbeiter gewechselt, da der Schmied beschlagen wollte und ich die Lösung für uns in Hufschuhen sah. :mrgreen: Nora hat wieder gute Hufe, kaltbluttypisch noch etwas platt, aber es wird :freu: und läuft über die meisten Böden wieder problemlos. Da wir recht viele Schotterwege haben, benutzen wir fürs Gelände Hufschuhe, aber z.B. die 50m Schotterweg zur Weide kann sie ohne laufen. :gut:
Ein weiteres Pferd bei uns im Stall, ein PRE, der sehr lange, enge Hufe mit untergeschobenen Trachten hatte, wurde von demselben NHC-Bearbeiter erfolgreich auf Barhuf umgestellt, und braucht auch nur noch im Gelände Hufschuhe.

Da ich mich ja auch schon selbst ein bißchen mit dem Thema "Hufe und Hufbearbeitung" auseinandergesetzt hab, finde ich an unserem Hufmenschen besonders erfreulich, dass er mir zuhört und willens ist, mit mir zu diskutieren - das tun nach meiner Erfahrung Vertreter anderer Schulen oft weniger gern. ;)
Es ist sinnvoll, sich mit dem Üben anzufreunden, denn man wird weit mehr Zeit mit Üben verbringen als damit, perfekt zu sein - Maren Diehl

Was wir sehen, hängt hauptsächlich davon ab, wonach wir suchen - Sir John Lubbock :puppy: :puppy:
Benutzeravatar
Lewitzer Flummi
Pegasus
Beiträge: 10000
Registriert: Mi 16. Mai 2012, 20:56

Re: Langzeiterfahrungen mit vers. Hufbearbeitungsphilosophie

Beitrag von Lewitzer Flummi »

Vielen Dank für Eure ausführlichen Antworten. :clap:

Bisher ist ja alles pro NHC. :)

Ich hatte mal irgendwo Vorher-Nachher-Fotos gesehen von einem NHC-Bearbeiter und fand da schon deutlich viel weggenommen. Kann auch durch die Mustangroll getäuscht haben. :nix:
Liebe Grüße
Die Flummis

Unser Tagebuch
Und Teil 2: Auf dem Weg zum Reitpferd
ehem User

Re: Langzeiterfahrungen mit vers. Hufbearbeitungsphilosophie

Beitrag von ehem User »

Lewitzer Flummi hat geschrieben:Vielen Dank für Eure ausführlichen Antworten. :clap:

Bisher ist ja alles pro NHC. :)

Ich hatte mal irgendwo Vorher-Nachher-Fotos gesehen von einem NHC-Bearbeiter und fand da schon deutlich viel weggenommen. Kann auch durch die Mustangroll getäuscht haben. :nix:
Ja ist schon auffällig, das noch niemand was zu den anderen Philosophien geschrieben hat.

Das mit den Fotos, hab ich auch irgendwo gesehen. Das war aber glaub ich ein echter Härtefall und hinterher war selbst, der die Hufpflegerin überrascht, wieviel da weg war. Glaub das war sogar ein Foto, wo das schon bearbeitete Bein und das noch nicht bearbeitete drauf war. War jedenfalls echt krass.

Grundsätzlich arbeiten sie immer nach dem Prinzip, so wenig wie möglich, so viel wie nötig, würd ich sagen.

Meiner hat z.B. so Schwielen an der Sohle im Zehenbereich ausgbildet. Er läuft praktisch zum Teil auf der Sohle und nur zum Teil mit dem Tragrand. Andere Hufbearbeiter haben die dann ausgschnitten. Die NHClerin meint, er bildet die aus, weil er einen Grund dafür hat und vermutlich das Traghorn noch nicht belastungsfähig genug ist. Solange hilft sozusagen die "Sohle" mit. Er läuft auch überhaupt nicht fühlig. Mir gefällt der Ansatz, dass sie sich Gedanken darüber machen, warum der individuelle Huf von der "Norm" abweicht :-D
Napipony
Einhorn
Beiträge: 5339
Registriert: So 27. Mai 2012, 22:34

Re: Langzeiterfahrungen mit vers. Hufbearbeitungsphilosophie

Beitrag von Napipony »

Ich wollte auch noch was schreiben.
Der J. ist nicht mehr in der DHG Liste, weil die (meiner auch) sich streichen lassen haben, weil se es nicht hauptberuflich machen und es irendwie Ärger mit irgendwem gab, keine Ahnung mir egal, den meiner geht noch regelmäßig zu den Fortbildungen ect.
Ich hatte dir ja noch ne PN geschickt, mit dem anderen, den ich empfehlen kann.
Ich habe jetzt seit knapp 3,5Jahren A. dran und bin immer wieder zufrieden, er erklärt, zeigt mir, wo ich aufpassen muss, wo ich gegenraspeln soll und hat den Diagonalhuf von Herr Pferd super hinbekommen.
Der muss demnächst mal wieder ran, fällt mir gerade ein :whistle:
Aber wir haben halt den Vorteil, er war noch jung (Herr Pferd) und hatte keine großen Schiefstellungen.
Jack hat einfach auch ne Vorgeschichte, was du nie ganz weg bekommen wirst. Aber gefallen haben se mir am So nicht so ganz :oops:
calista
Sportpferd
Beiträge: 1436
Registriert: Di 15. Mai 2012, 12:27

Re: Langzeiterfahrungen mit vers. Hufbearbeitungsphilosophie

Beitrag von calista »

Zu NHC kann ich nichts beitragen, da ich seit über 7 Jahren eine Huforthopädin nach Biernat habe. Ich bin mit ihr sehr zufrieden, meine THPin hat mir schon mehrmals gesagt, dass das die beste Hufbearbeitung ist, die sie jemals gesehen hat (THPin wohnt im Raum Stuttgart und besucht uns mehrmals im Jahr in Norddeutschland, sie kommt also weit herum).

Ohne dass ich jetzt anderen Biernatlern auf die Füsse treten möchte, würde ich auch denken, dass die Qualität der Bearbeitung mit dem Engagement der bearbeitenden Person steht oder fällt, das gilt ja nun wahrscheinlich für alle Bereiche des Lebens. Allerdings möchte ich ergänzen, dass die "echten" sprich eingetragenen Biernatler sehr wohl regelmässig zu Fortbildungen mehrmals im Jahr verpflichtet sind und sich dort auch austauschen, Fälle und Bearbeitungsideen diskutieren usw. Meine HO hat schon mehrmals berichtet, dass Herr Biernat selber immer ein Feedback gibt, wenn ein Problem an ihn herangetragen wird (wer das für selbstverständlich hält, möge mal seine Bearbeiter fragen, wie es bei ihnen um Unterstützung bei Problemfällen bestellt ist). Meine Stute kam zu der Bearbeitung mit vom Schmied im 6 Wochen Rythmus bearbeiteten Barhufen, die sich in der Zeit der Bearbeitung durch ihn massiv verschlechtert haben. Es entstand Strahlfäule (heute weiss ich auch, warum), die Hufe schnabelten und hatten kaum eine Sohlenwölbung. Meine HO ging vorsichtig (das ist sie immer) dran und hat die Strahlfäule beseitigt. Das Pferd geht auf allen Wegen in allen Gangarten barhuf, bis auf eine Zerrung im vergangenen Jahr war sie noch nie lahm (klopf auf Holz). Der Bearbeitungsrythmus beträgt 4 Wochen. Wer hier spart, widerspricht dem Bearbeitungssystem. Natürlich kann man längere Zeiträume überbrücken (unser längster Zeitraum waren mal 17 Wochen, in denen ich aber die Hufe selber bearbeitet habe), aber es dauert dann, bis die Hufe wieder den für das Pferd optimalen Zustand erreicht haben. Meine HO nimmt von der Sohle praktisch nichts weg, lediglich das Zerfallshorn, das auch mit dem Hufkratzer wegplatzt, wenn man drüber kratzt. Die Hufe habe eine gut ausgebidlete Wölbung erhalten (nicht geschnitzt!). Sie versucht immer, den Strahl möglichst wenig zu beschneiden, nimmt nur das alte gammelige und zerflederte Horn weg und öffnet darunter liegende eventuelle "Taschen", damit sich kein "Moder" bildet. Sie ist geduldig und ausgesprochen bemüht, ich kann mir nichts besseres wünschen.

Da ich den Vorgänger meiner Stute wegen Zubildungen an einem Gelenk aufgrund der jahrelangen Misstände (bevor ich ihn kaufte und leider auch, nachdem er schon bei mir war, ich wusste es damals nicht besser) einschläfern lassen musste, bin ich sehr vorsichtig und penibel und versuche, das Optimum für mein Pferd zu erreichen.

Meine HO kommt übrigens aus Sachsen Anhalt, ich kann mir nicht vorstellen, dass die Hufe, die Du abfotografiert hast, tatsächlich nach Biernat bearbeitet wurden? sind das wirklich echte HOs gewesen oder nur "Barhufbearbeiter"?
Antworten