Erfahrungsaustausch Pferde eindecken

Moderator: Sheitana

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A.Z.
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Re: Erfahrungsaustausch Pferde eindecken

Beitrag von A.Z. »

Cashew hat geschrieben: Di 18. Dez 2018, 14:48 Die Entwicklung vom Fell läuft ja bei (komplett/immer) eingedeckten Pferden deutlich anders ab als bei nicht eingedeckten.
Ja und Nein - der Seelige hatte ein (scheinbar) wahnsinniges Winterfell. Lang und "Guck doch. Der braucht keine Decke. Der schaut aus, wie ein Yeti"

Bei näherer Betrachtung war dieses Yetifell jedoch völlig substanzlos. Laaaaaaaange Deckhaare, wenig Unterwolle ... und was ihm vor allem gefehlt hat - ein Fettpolster. Unter der Decke hat er jedes Jahr Winterfell entwickelt. Zu genau denselben Zeiten wie die anderen Pferde auch, die nicht eingedeckt waren. Aber er hat das Winterfell entwickelt, das er entwickeln KONNTE ohne sich zu verausgaben.

Der Bub zeigt jetzt ähnlich Anzeichen und ist genau deswegen eingedeckt.


Stichwort Klimareize - auch die bekommt so ein Deckenpferd, denn natürlich wird die Decke zum Putzen ... ausgezogen. Den Traberbuben arbeite ich auch ohne Decke sofern es trocken ist. Das ist auch so eine Sache, wo man sehen muss. Je älter der Seelige wurde, umso besser ging es ihm, wenn ich ihn etwas mehr gepämpelt hab - also z.B Nierendecke nicht nur bei Nässe sondern auch bei Kälte ... Dem Buben geht's auch gut, wenn mal für eine ganze Weile Luft und Kälte ans Fell kommt. Lediglich bewusst einregnen lasse ich ihn auch nicht, weil ich es doof finde, auf das klitschnasse Pferd dann wieder die Decke zu tun.
Viele Grüße Angela

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Sheitana
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Re: Erfahrungsaustausch Pferde eindecken

Beitrag von Sheitana »

A.Z. hat geschrieben: Di 18. Dez 2018, 14:56 1. : muss man eindecken, oder schaffen es alle Pferde, sich anzupassen?
Ganz klar Nein und Nein - wir haben derzeit in "unserer" Herde 7 eingedeckte und 13 ohne.
Decke wird aus gesundheitlichen Gründen (hauptsächlich Rücken) getragen oder weil die Pferde sich ohne nicht ausreichend warm halten können, ohne mehr Energie zu verlieren als sie aufnehmen können.
Das ist heutzutage eine Sache, die man nicht vergessen darf.
Gerade bei (Sport)Warmblütern, Vollblütern und anderen blutgeprägten Pferden fällt auf, dass sie sowieso schon Probleme haben genug Energie aufzunehmen, um die Leistung zu erbringen, die sie erbringen sollen. Mit Heu ist das oft schon kaum mehr zu schaffen, weil sie einfach nicht soviel fressen wollen, wie sie müssten, um genügend Energie aufzunehmen. Da reicht es oft schon nicht für den Erhaltungsbedarf und man kämpft immer mit fehlender (Muskel)Masse. Wenn die noch vielleicht im Offenstall stehen und heizen müssen..... Keine Chance...
Anders sieht es z.B. bei Nordpferden aus wie meinetwegen Norwegern. Ganz anderer Stoffwechsel, anderes Fell, andere Nahrungsverwertung.
"Es ist normal, dass Pferde über den Winter abnehmen."
Kann man sich wunderbar zunutze machen, wenns Pferdle zu fett ist. Finde ich dann eine echt praktische Sache (da würde man dann ggf. nur eine Führanlagendecke nehmen, falls der Rücken verspannt ist, aber mehr auch nicht), aber eben nicht bei sowieso schon zu dünnen Pferden.
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Equester
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Re: Erfahrungsaustausch Pferde eindecken

Beitrag von Equester »

Ich muss noch mal die Hautschäden näher erklären. Es ist nicht die Decke, die die Schäden verursacht, ich vermute eher, dass es bei ihm tatsächlich mit einem gewissen Zinkmangel zusammen hängt und dass - wie soll ich das jetzt beschreiben - der "Luftaustausch" nicht normal läuft. Im Sommer hat er damit keine Probleme, selbst wenn wir mal einen Zinkmangel feststellen. Das fängt tatsächlich erst an, wenn die Decke dauerhaft drauf kommt. Dabei ist es völlig egal, welche Decke er trägt. Die Stellen selber haben auch keine Berührung zur Decke, die liegen direkt auf der Haut, nach außen gut geschützt durch das Fell. Die merkt man nur, wenn man mit den Händen das Pferd abstreift.

@Sheitana - der Traber hat generell im letzten Jahr einen höheren Mineralstoffbedarf angemeldet. Wir tasten uns gerade an die richtige Mischung ran. Zur Zeit bekommt er Zink zusätzlich zum normalen Mineralfutter. Andere Sachen gleiche ich immer wieder über Kräuterzugaben aus. Bisher konnte ich damit seine Werte im grünen Bereich halten. Einzig die Leberwerte sind immer induskutabel, aber damit müssen wir leben :nix: .

Thema Deckenfüllmenge: Die Trabernase fühlt sich lauwarm bis kalt an, wenn die Füllmenge nicht stimmt. Letztens habe ich mich fast verleiten lassen, die dünnere Decke drauf zu lassen, weil alle anderen Deckenpferde die gleiche Temperatur hergaben (ich hatte allen zum Vergleich unter die Decke gefasst). Kurz bevor ich gefahren bin, habe ich meinem Bauchgefühl nachgegeben und doch noch die 300 Gramm drauf geworfen. Nach 2 Minuten hatte er seine Wohlfühltemperatur und fing an sich zu entspannen. Alle anderen Pferde wirkten mit der lauen Temperatur absolut zufrieden und hätten nicht mehr gebraucht.

Das mit dem Gewichtsverlust ist eine andere Sache. Der Traber steht sehr hoch im Blut und hatte immer schon Schwierigkeiten sein Gewicht bei Kälte zu halten. Er braucht dann einfach so viel, dass er schon nach kurzer Zeit an die Substanzen gehen muss. Entsprechend sah er dann zum Ende vom Winter aus. Das hat sich auch nicht verbessert. Ist die Decke zu dünn, verliert er sofort an Gewicht und faltet den Rücken nach innen.
Foto 1
Foto 1
Hier hatte ich ihm schon eine dünnere Decke angezogen, weil tagsüber die Sonne schien und es relativ warm war. War für ihn aber nicht die richtige Entscheidung gewesen.

So sah er ca. 14 Tage/3 Wochen vorher aus, da hatte er noch Deckentechnisch die volle Dröhnung bekommen
Foto 2
Foto 2
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
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A.Z.
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Re: Erfahrungsaustausch Pferde eindecken

Beitrag von A.Z. »

Der Bub zeigt jetzt Schuppen seit er eingedeckt ist. :daumen: Bei ihm bin ich aber noch nicht bei "seinem" Mineralfutter. Aktuell bekommt er Macor, weil ich schauen wollte, ob wir was mit dem Magnesium haben und danach wird er das vom Seeligen aufbrauchen müssen. Wobei das umsichtig bestückt ist und für ihn passen sollte.

Wenn ich recht überlege, hatte der Seelige in den letzten Jahren im Winter auch gerne mal so Grinder und Krüstchen im Fell. :-e Ich habe das tatsächlich wegignoriert.
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_Eva
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Re: Erfahrungsaustausch Pferde eindecken

Beitrag von _Eva »

1. muss man eindecken, oder schaffen es alle Pferde, sich anzupassen?

Ich denke nicht, dass es immer ohne Decke geht. Wir haben Pferderassen aus allen möglichen Klimazonen importiert. Da kann ich nicht mehr mit "in der Natur kommen Pferde ohne Decke aus" argumentieren.
In die andere Richtung kann man genauso argumentieren - viele Nordrassen haben einfach viel zu viel Fell für unsere milden Winter :nix:
Mein Araber tut sich mit feuchter Kälte schwer, er hält sich dann total fest im Rücken. Zu dick ist er auch nicht, ich möchte also nicht kiloweise Kraftfutter füttern müssen damit er sein Gewicht hält, dann decke ich lieber ein.

2. Einmal Decke immer Decke?

Abgesehen von einer Krankheit bleiben die Gründe einzudecken meist bestehen...
Wenn ein Pferd einen empfindlichen Rücken/Muskulatur hat, ist es unwahrscheinlich dass das irgendwann weggeht :-e Oder zuviel abnimmt...

3. woher weiß ich, welche Füllung ich nehmen muss?

Ausprobieren, fühlen :nix:
Normalerweise ist es nicht nötig in 50g Schritten zu erhöhen, meine haben ca 150g Abstand...

4. gibt es DIE EINE Decke?

Nein, ganz bestimmt nicht. Leider lohnt es sich tatsächlich, etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen und eine hochwertige Decke zu kaufen. Die sitzen meist besser...
Fleecefutter funktioniert nicht bei allen Pferden, bei meinem Araber zieht sich das ganz extrem nach hinten und schaut dann als "Wulst" hinten aus der Decke raus.
Die dickeren Decken haben ich als Highneck, finde ich einfach besser wenn der Hals auch etwas geschützt ist (Aber Decken mit Halsteil finde ich meist übertrieben...)

5. sind Decken schädlich?

Nein, denke ich nicht. Ich finde es schade, dass Fellkraulen im Winter nicht geht, ich kann es aber leider nicht ändern :nix:
Ich decke so spät wie möglich ein und so früh wie möglich wieder aus, also ich versuche die Deckenzeit so kurz wie möglich zu halten...
Allerdings hat Djadi bei Temperaturen um Null Grad auch beim Arbeiten immer eine Decke auf, entweder eine Nierendecke oder einen Rückenwärmer oder Führanlagendecke beim Longieren/spazieren...

6. wie geht ihr mit Hautschäden unter der Decke um?

Habe ich keine Erfahrung mit, außer hat gebrochene Haare :nix:
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Re: Erfahrungsaustausch Pferde eindecken

Beitrag von Nucades »

Ich habe persönlich keine Erfahrung mit dem Eindecken, beobachte aber im Winter eingedeckte Pferde, die sich sogar auf Pflaster wälzen.
Erhöhter Juckreiz oder bessere Polsterung :kratz:
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_Eva
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Re: Erfahrungsaustausch Pferde eindecken

Beitrag von _Eva »

Das einzige Mal, dass ich mitbekommen habe dass sich ein Pferd auf Pflaster wälzt, war bei einer schweren Kolik :nix:
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A.Z.
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Re: Erfahrungsaustausch Pferde eindecken

Beitrag von A.Z. »

Es mag schon sein, dass das Fell unter der Decke auch etwas mehr juckt. Wobei weder der Seelige noch der Bub einen übergroßen Drang hatten/haben sich zu wälzen, wenn die Decke ab ist - sprich garnicht, auch wenn Möglichkeiten gegeben wären. :-e

Besser gepolstert auf jeden Fall - zumindest in den gefüllten Decken. Der Seelige hat damit teilweise an den unmöglichsten Stellen geschlafen. Aber andererseits - lieber an einer unmöglichen Stelle geschlafen als garnicht.
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Lisa-Marie

Re: Erfahrungsaustausch Pferde eindecken

Beitrag von Lisa-Marie »

Einen guten Spruch, den ich bezüglich der Deckenfrage gehört habe, ist:
Mein Pferd wurde seit Jahrzehnten auf Reiteigenschaften gezüchtet - nicht auf Umwelttauglichkeit! Bei uns absolut zutreffend!!!

Mein Hannoveraner mit Vollbluteinschlag bekommt nun also im neuen Stall eine Decke (im alten war's nicht erlaubt :weird: ) und ich hab bei ihm gute Erfahrung mit der Temperaturspanne gemacht.
Der Deckenhersteller hat bei jeder eine von-bis-Angabe, damit fahren wir gut und ich muss nicht dauernd umdecken.
Außerdem hab ich Unterdecken entdeckt - total super.
So habe ich eine ungefütterte Regendecke (naja, innen halt weiches Fleece, aber ohne Füllung) - geht von +15 bis 0 Grad, dann einen Liner drunter, geht in Kombi dann also von ca. +12 bis -5 Grad und noch eine 150g Unterdecke, in Kombi mit der Regendecke dann also bis ca. -15 Grad.

Auch ich musste erst lernen, dass es nicht selbstverständlich ist, dass JEDES Pferd in jedem Klima zurecht kommt - und dass ein verspannter Rücken im Winter NICHT NORMAL ist *seufz*
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A.Z.
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Re: Erfahrungsaustausch Pferde eindecken

Beitrag von A.Z. »

Häufig wird auch angebracht, dass ein verspannter Rücken ja nicht so schlimm sei, wenn man nicht reiten möchte.

Das sehe ich nicht so und ich denke, Equesters Trabernase demonstriert auch das ziemlich deutlich. Dauerhaft verspannte Muskel können atrophieren. Und selbst wenn ich absolut damit leben kann, mein Pferd bei entsprechendem Wetter nicht zu reiten, kann ich nicht damit leben, dass es sich seine Muskulatur "wegkrampft".
Es ist kein Spaß, jedes Frühjahr bei unter Null anzufangen, wie es mit dem Seeligen in den ersten Jahren gemacht habe.

(Und selbst wenn ich die Pferde nur zur Deko hätte ... sie haben es nicht verdient, in beständigem Unwohlsein zu leben.)

PS: Ich möchte damit ausdrücklich niemandem ein schlechtes Gewissen machen, der nicht eindeckt. Nur dafür plädieren hinzuhören und hinzufühlen und sich nicht durch Dogmen und Sprüche vom eigenen Bauchgefühl abhalten zu lassen.

PPS: Noch ne "witzige" Sache, die ich zu Beginn der Deckenzeit am Stall überhört habe - Decken wären ja total doof, weil sie an Hals und Bauch nichts haben. Die Pferde würden sich ja dann erkälten, wenn es obenrum warm wäre und untenrum nicht. :-? Ah ja - mein Pferd war in all den Jahren nie erkältet.
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