Multiple, chronische Erkrankungen

Moderator: Sheitana

Nucades
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Multiple, chronische Erkrankungen

Beitrag von Nucades »

Hoffe, dass die "Überschrift" halbwegs klar macht, um was es mir geht...
Mir fällt in TB usw zunehmend häufiger auf, dass es offenbar viele Pferde gibt, die chronisch krank sind und/oder häufig wechselnde Beschwerden haben.
Das ist offenbar der Fall, obwohl alles getan wird um Haltung, Fütterung, Bewegung, Behandlung usw möglichst optimal zu gestalten.
Woran könnte es liegen, dass so viele Pferde nicht gut "auf dem Damm" sind? Genetik? Äußere Faktoren wie Futterqualität?
Ich würde mich über Ideen dazu freuen :-)
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lunimaus
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Re: Multiple, chronische Erkrankungen

Beitrag von lunimaus »

Bei uns war mit hoher Wahrscheinlichkeit die Aufzucht mit nicht passender Fütterung und unzureichender Hufpflege der Grund...
Also Aufzucht und erste Lebensjahre... Das Verdauungssystem und damit der Stoffwechsel waren irreparabel geschädigt... Und die vorgeschädigten Hufstrukturen des lange vernachlässigten Bockhufes ... :seufz:
"Lebenskunst ist nicht zuletzt, auf etwas notwendiges zu verzichten, um sich etwas überflüssiges zu leisten." (Vittorio de Sica)
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Equester
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Re: Multiple, chronische Erkrankungen

Beitrag von Equester »

Kann ich bei Luni nur unterschreiben. Bei der Trabernase waren es nicht nur die ersten Jahre auf der Bahn, sondern auch die reichhaltige Heulagefütterung in unserem ersten Stall. Die hat seine Leber geschrottet und ist seit dem unser Problemfeld.

Der Schinken ist von der Vorbesi selber gezogen wurde immer gut versorgt, leider nicht Pferde gerecht. Seine Rehe und die EMS sind die Folge von falscher Fütterung und zu wenig Bewegung. Gut gemeint, aber schlecht umgesetzt :nix: .

Was ich auch immer öfters beobachte sind Allergien auf Grund der Unkrautvernichtung auf den Feldern. Atem- und Hautprobleme sind da inzwischen in jedem Stall zu finden und man kann dem nicht entkommen, weil - sofern man nicht mitten in der Stadt wohnt wo andere Probleme lauern - überall Felder oder Obstplantagen sind, die mit diesen Giften versorgt werden. Dass in vielen Ställen zu wenig oder sehr schlechtes Rauhfutter angeboten wird, macht es sicherlich nicht besser....
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
ehem User

Re: Multiple, chronische Erkrankungen

Beitrag von ehem User »

naja, es gibt da verschiedenes, ich denke, die üblichen alterszipperlein meinst du nicht


einige krankheiten treffen wirklich viele

EMS
pferdeuntaugliche weiden, und auch heu, was vielfach aus kuhgras gemacht wird, und dazu im freizeitbereich, wo sicher die meisten leichtfuttrigen pferde unterwegs sind, zu wenig bewegung. und ja, die meisten tun was sie können - aber auslasten wie ein arbeitspferd früher ist halt kaum jemandem möglich - aber für genügsamekeit bei maximmaler arbeitsleistung sind viele dieser rassen selektiert, oder eben angepasst an sehr karge umgebung.


COB :seufz:
ich habe das gefühl, dass COB auf dem vormarsch ist, korreliert mit dem im grunde positiven trend zu reichlicher heufütterung.
sicher spielt es auch eine rolle, dass es scheinbar immer schwerer wird, qualitätiv hochwertiges heu zu machen (warum? war das wirklich leichter früher? mehr flächen? :nix:
aber ich glaube, vor 20, 30 jahren wurde nicht so viel heu gefüttert. die pferde standen sommers auf wiese und hatten winters im stall halt früh und spät heu. und sie wurden viele stunden mehr bewegt.
ich bin da ein bisschen ratlos. denn ich bin schon großer verrfechter von rauhfutter zur freien verfügung. aber heu aus der raufe ist halt nie staubfrei, auch wenn es gutes heu ist. und die pferde stehen dann 20 std am tag mit der nase da drin.

und bzgl heuqualität ist man einfach SO VERFLUCHT BESCHISSEN abhängig, wenn man einsteller ist.
ich hab mehr als einmal erlebt, dass SBs richtiggehend ausgeflippt sind und sich völlig verweigert haben, wenn man angeboten hat, selbst heu zuzukaufen oder mehr zu bezahlen.
man kann das nicht ausgleichen.


hufe, fühligkeit
was mir auffällt ist, dass echt fast niemand ein barhuf pferd hat, was einfach problemlos über die meisten böden geht.
ich denke, da wurde früher beschlagen und gut wars. also das pferd hat halt nicht mehr fühlig reagiert. heute versuchen wir viel mehr mit alternativen zu arbeiten. aber oft sind die halt nicht so super befriedigend.


chronische verdauungsprobleme, kotwasser
ist meiner erfahrung nach in den meisten fällen hausgemacht und durch korrekte fütterung abstellbar.
aber es gibt scheinbar auch pferde, die da extrem anfällig für sind, mir scheint das bestimmte (überzüchtete?) rassen zu betreffen, und vermutlich auch pferde, die in der aufzucht nicht genug rauhfutter bekamen.

magengeschwüre sind noch ne andere nummer. in der regel liegt das an zu wenig rauhfutter, manchmal stress.




in bezug auf hufe, EMS und manche verdauungsprobleme denke ich, dass man die in den griff bekäme, wenn man die pferde rigoros vom gras nähme, wozu aber manche nicht bereit oder in der lage sind.

dann sehe ich bei manchen auch, dass eben NICHT alles getan wird, sondern sich dinge schoengeredet werden. bin ich auch nicht frei von, habe ich auch gemacht. also ich habe da vollstes verständnis. stall als einsteller ist echt schwierig. ich fahre halt momentan 70km einfache strecke. ich hadere natuerlich oft, v.a. wenn ich bei mir daheim mitten im odenwald spazierengehe, und bei jedem 3. schritt über pferde und ställe stolpere.
aber keiner dieser ställe ist für schnuppe ideal (alle mit vielen stunden weide, wenige offenställe, viele ställe wo die pferde winters stundenlang ohne heu und wasser auf matschausläufen stehen, ställe auf 20 mal 20 m paddocks unter der bundesstraßen-unterführung).

tja, dann kommt zum teil noch dazu, dass viele von uns sehr gut hingucken und hinfühlen, und... hm.
ich will ejtzt nicht sagen, das pferd krank schauen. aber ich habe vielfach das gefühl (und ich bin da nicht frei von), dass jeder schlechte tag zu optimierungs-aktionismus führt, sofort wird irgendwas unternommen. also ganz überspitzt ausgedrückt.

und ganz ehrlich: zT tut man halt was man kann, was man denkt, was richtig ist, rotiert, um alles zu optimieren, hat alle x wochen die osteo da, etc - und dass das pferd nicht so tippi-toppi rund läuft, wie man das sich wünscht, liegt aber tatsaechlich daran, dass man nicht gut genug reitet, und nicht systematisch genug trainiert. auch den schuh ziehe ich mir übrigens an.
aber wenn man mal schaut, bei wem es im grunde selbst mit chronischen krankheiten rund läuft - dann sind das die, die wirklich systematisch arbeiten, und gut reiten können, regelmäßig unterricht nehmen.

und klar, viele hier haben pferde mit altlasten übernommen, oder ältere pferde.
die zucht spielt vermmutlich auch eine rolle, da einfach auf die falschen dinge selektiert wird ohne rücksicht auf verluste.
uuuuund: wenn erstmal der wurm drin ist ... kommt gerne eins zum anderen. pferde sind da irgendwie echt meister drin, hab ich das gefühl.
Zuletzt geändert von ehem User am Mi 13. Jun 2018, 07:36, insgesamt 2-mal geändert.
Lisa-Marie

Re: Multiple, chronische Erkrankungen

Beitrag von Lisa-Marie »

Bei uns vermutlich auch schlechte Fütterung (bescheidenes Heu und fette Wiesen) sowie zu wenig Platz für zu viele Pferde im Offenstall.
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Equester
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Re: Multiple, chronische Erkrankungen

Beitrag von Equester »

SillyWalks hat geschrieben: Mi 13. Jun 2018, 07:30
in bezug auf hufe, EMS und manche verdauungsprobleme denke ich, dass man die in den griff bekäme, wenn man die pferde rigoros vom gras nähme, wozu aber manche nicht bereit oder in der lage sind.

Ach, so einfach ist das? :patsch:

Sorry, aber ist es nicht. Da spielen noch viel mehr Faktoren mit rein, angefangen bei der Psyche und aufgehört mit der kontinuierlichen Bewegung. Einfach mal kein Gras ist definitiv nicht die Lösung für diese Probleme.
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
ehem User

Re: Multiple, chronische Erkrankungen

Beitrag von ehem User »

da fehlte ein 'oft', das stimmt.
aber ich würde ein pferd mit EMS IMMER vom gras nehmen. punkt. es sei denn, man hat heu-am-stiel weiden mit pferdegräsern
dass das nicht reicht, dass bewegung essentiell ist - das stand ja schon weiter oben.

aber alle bewegung, die man so als arbeitender mensch leisten kann, wird eben nicht helfen, wenn die pferde weiterhin stundenlang auf gras stehen.
Wallinka
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Re: Multiple, chronische Erkrankungen

Beitrag von Wallinka »

Siwa: Und dann hast du ein zu dünnes EMS Pferd, was das Heu verweigert sowie die ersten Grasspitzen rauskommen und das bei nicht genug fressen sofort Durchfall bekommt und dann noch mehr abnimmt.....


Ich persönlich denke, es ist mehreres: zum Einen fehlt heute wirklich einfach oft die Zeit, soviel zu bewegen, wie fürs Pferd vermutlich gut wäre. Dann ist natürlich die Idee der 24 Stunden Futter zur freien Verfügung super, aber halt für gute Futterverwerter gibt es dann andere Probleme.
Dann denke ich, wir schauen inzwischen einfach genauer hin. Und dann sind Pferde heute halt auch oft Lebensgefährten und nicht nur "Reittiere" und man tut alles für ihr Wohlbefinden und die "Kosten-Nutzen-rechnung ist einfach eine andere.
Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.
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Biggi01
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Re: Multiple, chronische Erkrankungen

Beitrag von Biggi01 »

Ich habe letztens auch mal drüber nachgedacht, dass viele Leute hier anscheinend kranke Pferde haben. Aber ist das wirklich so? :kratz:.

Also zum Teil sind es ältere Pferde, die halt mal hier und da ein Zipperlein haben. Und dann: wer schreibt schon täglich ins Tagebuch, dass das Pferd heute gesund war, gut aussieht, problemlos über alle Böden gelaufen ist ;). Vielleicht "verfälscht" es ja auch den Eindruck, dass man schreibt, was außergewöhnlich war, oder eben Tipps und Ratschläge bei Problemen möchte.

Zum Gras: mich nervt es ein wenig, dass fast immer pauschal davon ausgegangen wird, dass die Pferde auf für Pferde nicht geeignetes Gras gestellt werden :shy:. Wenn ich davon ausgehen würde, dass die Pferde auf "Kuhgras" gestellt werden, müsste ich ja eigentlich auch davon ausgehen, dass sie Heu von den selben Wiesen kriegen . Und das wär dann genau so ungesund :nix:.

Ist halt schierig, da einen Mittelweg zu finden. Man möchte ja nicht warten, bis das Pferd krank ist, bevor man was ändert. Aber pauschal nicht auf die Weide zu lassen, wäre jetzt auch nicht meine Lösung.
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Dressur soll sichtbar gemachte Liebe sein. Freddy Knie sen.
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sacramoso
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Re: Multiple, chronische Erkrankungen

Beitrag von sacramoso »

Nucades hat geschrieben: Di 12. Jun 2018, 23:17 Hoffe, dass die "Überschrift" halbwegs klar macht, um was es mir geht...
Mir fällt in TB usw zunehmend häufiger auf, dass es offenbar viele Pferde gibt, die chronisch krank sind und/oder häufig wechselnde Beschwerden haben.
Das ist offenbar der Fall, obwohl alles getan wird um Haltung, Fütterung, Bewegung, Behandlung usw möglichst optimal zu gestalten.
Woran könnte es liegen, dass so viele Pferde nicht gut "auf dem Damm" sind? Genetik? Äußere Faktoren wie Futterqualität?
Ich würde mich über Ideen dazu freuen :-)

Nun, die "vielen" Pferde sind ja jetzt erstmal ein subjektives Empfinden. Also stellt sich die Frage wie sieht es allgemein im Durchschnitt mit der Pferdegesundheit aus?
Mit zu berücksichtigen wäre auch, daß Pferde heutzutage deutlich älter werden als früher und viele Pferde die man früher schlicht eingeschläfert hat heutzutage liebvoll und führsoglich gepflegt werden.
Was ich schon sehe, ist, daß "Wohlstandskrankheiten" gefühlt zunehmen wobei meines Erachtens fehlendes Training, mangelhafte Bewegung und die Fütterung eine erhebliche Rolle spielen.
Als Gott erfuhr daß Reiten nur für die Besten ist erschuf er noch Fußball :dance1:
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