Alljährliche Fühligkeit im Sommer - Ursache?

Moderator: Sheitana

Labeo
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Alljährliche Fühligkeit im Sommer - Ursache?

Beitrag von Labeo »

Jedes Jahr im Sommer wird mein Pferd fühlig. Ich habe das bislang damit in Zusammenhang gebracht, dass er das 2. Mal auf einer Weide war. (Sprich, 1x komplett abfressen, wieder wachsen, 2. Beweidung). Das Phänomen ist reproduzierbar und trat auf guten Kräuterweiden genauso auf wie auf Kuhgrasweiden.

Das war der Grund, weshalb ich ihn dieses Jahr mal ohne Weidegang gelassen habe. Sprich er steht in einer kleinen Gruppe, die nur Heu kriegt. Ab und an grasieren wir. Ich schätze die Nettofresszeit auf maximal 15-20 Minuten.

Seit 4 Wochen hatte er überhaupt kein Gras und vorher fiel mir die Lederhautentzündung auf, während wir nach 5 grasfreien Tagen grasieren waren. Ich würde Gras jetzt mal als Ursache ausschließen.

Er lief lahmfrei im Schritt und Trab auf Asphalt und Wiese. Nur auf feinem Schotter hat man deutlich gesehen, dass er vorn rechts lahmt. Da marschiert er sonst ohne Probleme drüber. Letztlich waren beide Vorderhufe betroffen, rechts etwas schlimmer.

Seither steht er mit Hufschuhen vorn auf dem Paddock, weil er mit dem groben Schotter dort plötzlich richtig Mühen hatte. (Entzündungshemmer, Ruhe, mittlerweile regelmäßig keine Pulsation mehr, nur ganz selten mal ganz zart.)

Was mich wundert, er stand seit letztem Oktober auf einem grobschottrigen Paddock und hat derweil die schönsten Hufe gemacht. Auf dem Paddock stand er vorher auch schon mehrere Wochen ohne Probleme.

Er ist aktuell soweit wieder hergestellt, läuft auch über den feinen Schotter wieder, aber bei grobem Schotter mag man nicht hinsehen.

Kein Wunder, er hat Sohlen, die man mit dem Daumen eindrücken kann. :-? Also mein Hufmann brauchte heute noch nicht mal eine Zange dafür...

Ich kenne ein ähnliches Phänomen von einer Freiberger Stute, die ganzjährig ohne Probleme barhuf unterwegs ist und ebenso im späten Sommer anfängt, fühlig zu werden.

Wie kann das denn sein, dass Pferde plötzlich und immer zur selben Jahreszeit eine superdünne Sohle bekommen? Hat jemand eine Idee?
baobap
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Re: Alljährliche Fühligkeit im Sommer - Ursache?

Beitrag von baobap »

Im Sommer wachsen ja die Hufe auch etwas schneller (weicher) als im Winter (und damit komprimierter, also härter) , daher nutzen sich auch im Sommer die Hufe auch schneller ab, was sie aber durch schneller wachsen normalerweise ausgleichen. Bei vielen Menschen sind auch die Haare und Nägel im Sommer anders von der Strucktur als im Winter (das fetten der Haut ist natürlich auch anders , was auch Einfluss darauf hat).

Vielleicht bewegt er sich da dann auch mehr? Im Winter stehen sie bei uns auch auf den Freiflächen eher rum - im Sommer bewegen sie sich dort auch mehr, allein schon wegen den Plagegeistern.
Reitmaus
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Re: Alljährliche Fühligkeit im Sommer - Ursache?

Beitrag von Reitmaus »

Ich hab mal was gelesen von jahreszeitlich schwankender Hormonsituation. Eigentlich bezog sich das auf herbstliche Rehefälle, die auch bei vollkommen graslos gehaltenen Pferden auftreten können. - Generell gelten August und September als riskanter als das Anweiden im Frühjahr. Kann aber evtl auch sein dass der riskanteste Zeitraum regional und abhängig von der Wettersituation auch eher oder später ist. Eigentlich ist das eine recht unbefriedigende Erklärung, weil man nicht so recht weiss warum es manche Pferde trifft, und Andere die vermutlich ebenfalls hormonelle Umstellung im Herbst haben und genau gleich gehalten werden, trifft es nicht. Und wenn man nicht so wirklich weiss was sich da abspielt, kann man auch wenig (eigentlich nichts) vorbeugend dagegen machen.

Manche Rehespezialisten haben noch eine andere Erklärung für sommerliche Fühligkeit, nämlich dass der Stoffwechsel bereits in den Monaten zuvor durch zu viel u/o falsches Futter belastet wird (zu fett aus dem Winter gekommen, zuviel/zu zuckerreiches Gras im Frühjahr), das Pferd dies aber eine Weile kompensieren kann, bis "das Fass im Sommer überläuft".

Vielleicht könntest du die ganzjahres-Situation deines Pferdes mal genauer beschreiben, - Futter, Bewegung, bodycondition, Hufsituation (Bearbeitung) in den jeweiligen Jahreszeiten, ggf noch Sonderthemen wie Impfungen, Stresssituationen usw...

Ich denke dass Fühligkeit, Entzündungen, Rehe nicht NUR am Futter festzumachen ist, nicht NUR an zuviel oder zu wenig Bewegung, und nicht NUR an der Bearbeitung der Hufe, an sonstigen Randbedingungen, sondern dass es eine Kombi aus mehreren ungünstigen Faktoren sein könnte, die einzeln vielleicht gar nicht so schlimm scheinen, aber in der Gesamtkombi eben Probleme auslösen.

Tut mir leid dass ich dir nicht helfen kann, - ich bin halt selber interessiert daran, eventuelle Zusammenhänge zu begreifen (und daraus irgendwann eine Lösung abzuleiten).
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sacramoso
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Re: Alljährliche Fühligkeit im Sommer - Ursache?

Beitrag von sacramoso »

Eine weitere Möglichkeit wäre auch die generelle Bodenbeschaffenheit in deiner Gegend. Wir haben zB. generell sehr harte Böden und vor allem im Spätsommer gibt es eigentlich nur noch bockharten Untergrund. (Das führt unter anderem dazu daß es bei uns ao gut wie keine Pferde ohne Hufschutz gibt, zumindest wenn sie viel geritten werden.)
So lange mein Kleiner noch komplett Barhuf war haben sich auch immer im Spätsommer die ersten Probleme mit Fühligkeit abgezeichnet. Bis er dann irgendwann vorne gar nicht mehr laufen konnte. Seit er vorne beschlagen ist ist Ruh, hinten geht es noch immer barfuß, auch wenn der Abrieb im Sommer grenzwertig ist.
Als Gott erfuhr daß Reiten nur für die Besten ist erschuf er noch Fußball :dance1:
Gentiana
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Re: Alljährliche Fühligkeit im Sommer - Ursache?

Beitrag von Gentiana »

Ich "werf" mal den Fellwechsel in den Raum... Es werden dafür jede Menge Eiweiße und Mineralien benötigt, die dann für die Bildung des Hufhorns nicht zur Verfügung stehen....
Labeo
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Re: Alljährliche Fühligkeit im Sommer - Ursache?

Beitrag von Labeo »

Danke für eure Gedanken! Ich komme voraussichtlich erst nächste Woche zu einer ausführlichen Antwort. Melde mich dann.

:danke:
Labeo
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Re: Alljährliche Fühligkeit im Sommer - Ursache?

Beitrag von Labeo »

So, ich pack meine Erkenntnisse in der Sache jetzt hier auch mal rein - vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen:

Die Sommer Fühligkeit trat ja in 2 Sommern völlig ohne Weidegang trotzdem auf.

Ich hatte dann eine zufällige Lösung, als ich Dr. Weyrauch wegen einer Produktberatung anschrieb.

Manganmangel. Siehe entsprechenden Artikel bei Dr. Weyrauch.

Unter anderem war im Blutbild eben der Manganwert (laut Labor im Referenzbereich) laut Weyrauch dramatisch gering. (1,1 Mikrogramm pro l). Diesen Wert brachte sie auch direkt in Verbindung mit der Fühligkeit.

Seit dem auffüllen von Mangan gab es keine Probleme mehr damit, selbst mit Weidegang nicht.
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Belgano
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Re: Alljährliche Fühligkeit im Sommer - Ursache?

Beitrag von Belgano »

Interessant, meiner ist ja grundsätzlich sehr fühlig. Seine BB haben immer einen mehr oder weniger starken Zink und Selen Mängel. Aber Mangan hing da doch auch irgendwie mit zusammen :kratz: Wie fütterst du Mangan zu, über Weyrauch Produkte?
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Re: Alljährliche Fühligkeit im Sommer - Ursache?

Beitrag von Maxima »

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Re: Alljährliche Fühligkeit im Sommer - Ursache?

Beitrag von Labeo »

Belgano hat geschrieben: So 14. Feb 2021, 12:38 Interessant, meiner ist ja grundsätzlich sehr fühlig. Seine BB haben immer einen mehr oder weniger starken Zink und Selen Mängel. Aber Mangan hing da doch auch irgendwie mit zusammen :kratz: Wie fütterst du Mangan zu, über Weyrauch Produkte?


Ich hatte ab Juni 2019 - Oktober 2019 Goldwert gefüttert.
Das hat ja sehr viel Zink und sehr viel Mangan. Zudem Kupfer. Magnesium hab ich zusätzlich noch gegeben. Alle diese Werte fand sie im Blutbild äußerst knapp, aber Mangan fand sie dramatisch wenig. Das Labor hingegen fand den Wert okay.

Im Blutbild vom Dezember 2019 hatte sich Mangan schön hochgeschafft, 1,8 mein ich. Damit wäre er aus Laborsicht schon fast am oberen Ende des Referenzbereichs - laut Weyrauch ist das der Wert, der gerade so zu akzeptieren ist.

Magnesium ging auch gut hoch unter normalem Citrat (nicht von Weyrauch). Kupfer ganz langsam, Zink auch ganz langsam.

Das Winterfell letztes Jahr war aber der Knaller, wirklich völlig anders als sonst.
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