Körpersprache nach HJN?

Moderator: Keshia

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faraway
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Re: Körpersprache nach HJN?

Beitrag von faraway »

...und ich glaube (ebenfalls ganz heimlich), dass all die "spezielle Pferde-Kommunikation-Körpersprache"-Geschichten eigentlich ein wenig notwendiger Überbau sind. Die Pferde lesen unsere Körpersprache, also die menschliche, das können die. :-n Insofern kann ich nur jedem, der sich da entwickeln will raten, sich zu einem gescheiten Körpersprache-Seminar für Menschen zu begeben (keins für Manager, da lernt man dominieren ausschließlich :frech:). Mal in Richtung Bühnen/Schauspieltraining gucken, vielleicht. Ich habe so Sachen früher an der Musikhochschule mit den Schauspielern zusammen besuchen dürfen, es hilft ungemein. Und man braucht keine "extra" Pferde-Vokabeln zu lernen, das nimmt bloß Authentizität...
Und so Sachen wie Wege mit dem Körper öffnen, schließen, zeigen sind eigentlich auch aus unserer Körpersprache entlehnt und bloß verstärkt u. U. mit Hilfsmittel - Seil, Gerte, oder eben durch "übertriebene" Ausführung dessen, was man als Mensch eh unbewusst tut.
Wenn nur die Liebe, die Liebe existiert - so ist Zeit ein absurdes Konzept.
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kolyma
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Re: Körpersprache nach HJN?

Beitrag von kolyma »

Bei alle dem frage ich mich immer, ob es wirklich so schwer ist, einfach "normal" mit seinem Pferd umzugehen. Sind wir alle wirklich mittlerweile so weit von der Natur weg, dass wir Kurse brauchen um uns mit Tieren zu verständigen? Brauchen wir das wirklich? Ich glaube nämlich es ist - egal um wen es geht, sei es die ach so hoch gelobte Lin** Coh****v oder so gewisse Horse-Dancing Verfechter oder, oder, oder - ich finde das immer so derartig gekünstelt und wäre ich ein Pferd, ich könnte so nen Menschen nicht für voll nehmen.

Natürlich können Pferde menschliche Körpersprache interepretieren. Und natürlich kann der Mensch an seiner Körpersprache arbeiten. Er kann aber auch einfach mal überlegen, "wie sag ichs ihm jetzt" - und zwar simpel, einfach, verständlich. Ein freundliches "komm zu mir" - eine einladende Geste. Eine klare Ansage, ein wirklich ernst gemeintes loben, eine aufrichtige Freude, eine innere Erdung, simple Konzentration auf die Sache.

Das ist bereits in Menschen verankert. Wenn man einfach mal man selbst ist und nicht immer versuchen würde der "Horseman" oder die "Pferdeflüsterin" sein zu wollen, bräuchte man all das überhaupt nicht. Einfach nur mal normal sein - greifbar sein. Ohne Simsalabim und doppelten Boden. Ich glaube viele sog. Gurus könnten Pleite gehen. Denn meistens laben die sich doch nur an der Unsicherheit ihrer Teilnehmer - weil man ihnen ständig eingeredet hat, dass man zaubern können müsste um mit Pferden zu arbeiten.
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Schnucke
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Re: Körpersprache nach HJN?

Beitrag von Schnucke »

*Bei kolyma unterschreibe* authentisch sein ist einer meiner Schüssel. Das Pferd durchschaut jegliche "Maskerade" und dadurch werden wir weniger einschätzbar fürs Pferd, was soll eine aufgesetzte Körperbewegung, wenn sie nicht zu mir gehört und wenn meine Körpersprache eine ganz andere ist und ich evtl. auch noch dazu ein vollkommen konträres Gefühl in mir habe. Es geht ja nicht nur um Gesten, Pferde nehmen ja auch unsere Gerüche und Stimmungen wahr. Wenn ich Angst oder Respekt vor dem Pferd habe, kann ich hundert mal "Stöckchenschwingend" aufs Pferd zugehen um es weichen zu lassen, so lange das Gefühl in mir drin dazu nicht paßt wird mein Pferd x verschiedenen Dinge daraus lesen. Wie soll das Pferd sich mir dann anschließen und mir vertrauen (auch in Gefahrensituationen), wenn es mich schlichtweg nicht versteht, weil ich nicht authentisch bin und keine klaren Aussagen treffe.
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SunnyShadow
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Re: Körpersprache nach HJN?

Beitrag von SunnyShadow »

da bin ich ja beruhigt, dass andere das auch so sehen - hab echt schon an mir gezweifelt...
Wallinka
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Re: Körpersprache nach HJN?

Beitrag von Wallinka »

Es gibt aber durchaus Menschen, denen dieses intuitive Wissen, wie sie körpersprachlich kommunizieren können, verloren gegangen ist. Und dann kann es Selbstsicherheit und Vertrauen im Umgang mit dem Pferd geben, wenn man eine Strategie/Anleitung hat, wie gewisse Dinge funktionieren können. Ich zB bin deutlich sicherer, wenn ich in ungewohnten Situationen weiß, wie ich reagieren "muß"
(unpferdiges Beispiel: Ich habe in einer längeren ehrenamtlichen Ausbildung viele praktische Übungen zum Thema: "Verhalten als Ersthelfer" mitmachen dürfen. Das wurde so lange eingeschliffen, dass ich heute noch nicht nachdenken muß, woran ich alles denken muß, worauf ich alles achten muß, was zuerst wichtig ist, was später drankommt. Das läuft einfach automatisch ab, ich reagiere so, wie ich es gelernt habe. Das Wissen, das ich das kann, macht es mir möglich, in der aufregenden Situation eines Unfalles gelassen und umsichtig helfen zu können. Und das kann ich, weil jemand mir einen Leitfaden gegeben hat, an den ich mich halten kann)
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SunnyShadow
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Re: Körpersprache nach HJN?

Beitrag von SunnyShadow »

Das leuchtet durchaus ein, dass das helfen kann. Ich suche aber noch immer nach RL / Trainer etc., die zumindest mal deutlich sagen können, dass Authentizität das wichtigste ist.
Irgendwann - vor Monaten - habe ich im Netz einen Artikel (war'n PDF, muß also mal gedruckt worden sein, finde ihn auch nicht wieder) gelesen - ging um den Sitz allgemein. Die Aussage, die bei mir hängen geblieben ist: Die reiterlichen Hilfen, die man so lernt - Schenkel, Gewicht, Zügel - machen nur 30 % (in etwa, jedenfalls deutlich unter 50) dessen aus, was zum Reiten nötig ist.
Wallinka
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Re: Körpersprache nach HJN?

Beitrag von Wallinka »

Da stimme ich dir zu, allerdings meine ich, dass man deshalb trotzdem durch Hilfe anderer Unterstützung bekommen kann, sich ausdrücken zu lernen. Denn eine Methode, ganz egal welche, wird nur dann bei mir auch funktionieren, wenn ich mich damit auch ein Stück weit identifizieren kann. Wenn sie mir komplett gegen den Strich geht, kann ich sie nicht klar kommunizieren und dann funktioniert sie auch nicht. Wenn sie aber zu mir paßt, kann sie durchaus bei der Verständigung mit dem Pferd helfen. Denn einem Anfänger, der unsicher ist, weil er ein Pferd noch nicht richtig lesen kann, wird die Aussage "sei authentisch" nicht helfen, besser mit dem Pferd zu kommunizieren. Dem hilft es eher, wenn jemand ihm konkret sagt, was er tun soll. Und mit der wachsenden Erfahrung wird er dann immer besser in der Lage sein, auch ohne Hilfe dem Pferd verständlich machen zu können, was er möchte.
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Schnucke
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Re: Körpersprache nach HJN?

Beitrag von Schnucke »

Doro klar, wobei dann die Frage ist brauch ich einen Guru einer speziellen Schule oder würde es nicht Sinn machen in eine gute "Reitschule" zu gehen wo ich das lernen kann. Oder wenn meine Körpersprache so komplett verschüttet gegangen ist, wäre nicht dann ein Seminar bei einem Therapeuten (Bewegungs- / Ausdrucks-/ Gestalttherapeuten ect.) evtl. angebrachter? Damit ich mich erstmal selber finden, entdecken und nonverbal ausdrücken kann, bevor ich mit einem artfremden Lebewesen in Kommunikation treten möchte.
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Wallinka
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Re: Körpersprache nach HJN?

Beitrag von Wallinka »

einfach mal provokativ zurückgefragt:
Finde ich einen guten solchen Therapeuten denn leichter als einen guten Reitlehrer/Pferdetrainer? Und braucht es dazu nicht auch ein stückweit Motivation? Wenn ich mit einem Pferd kommunizieren möchte, dann habe ich eine hohe Motivation, das zu lernen- das schließt ja aber die Kommunikation mit anderen Menschen nicht unbedingt mit ein. Und was ich in der Kommunikation mit dem Pferd lerne, kann ich ja hinterher (vielleicht sogar unbewußt) durchaus auch beim Menschen anwenden.
ich mag "Gurus"(meine Definition: sie haben die einzig richtige Wahrheit und verbreiten sie mithilfe ihrer Anhänger möglichst flächendeckend weiter) nicht wirklich, zumindest nicht, wenn sie nicht zugeben können ,dass es auch andere Wege als ihren eigenen geben kann, aber ich finde Anleiter durchaus sinnvoll.
(irgendwie hat das mit dem ursprünglichen Thread nicht mehr wirklich viel zu tun, ich muß gleich weg, aber ich glaub, da sollten wir nen eigenen Thread dazu aufmachen)
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kolyma
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Re: Körpersprache nach HJN?

Beitrag von kolyma »

Vielleicht wird einem aber auch eingeredet (weil man so viel darüber liest, hört, sieht?), dass man das bräuchte. Tiere (es ist ja egal ob Hund, Katze, Pferd) sind grundsätzlich was Kommunikation angeht, recht anspruchslos gestrickt. Man braucht eigentlich kein Wörterbuch um ihre Körpersprache zu interpretieren. Wedelt der Hund mit dem Schwanz und dreht sich - freut er sich zu fast 99% - auch im Tierreich sind solche Dinge so angelegt, dass sie speziesübergreifend verstanden werden. Selbst mein Pferd kann das Spielgesicht und die Spielaufforderung eines Hundes verstehen und darauf reagieren (entweder mit Ablehnung oder ebenfalls mit einem Spielgesicht) - ebenso kann der Hund die angelegten Ohren meines Pferdes verstehen, wenn mein Pferd nicht will, dass er an sein Futter geht.
Wenn das sogar zwischen zwei so unterschiedlichen Spezies funktioniert, sollte es auch bei Menschen möglich sein, ohne dabei einen Kurs belegen zu müssen. Einfach in dem man sich auf die Schlichtheit der Kommunikation besinnt und nicht darauf wie hochkompliziert es einem eingeredet wird. Denn das ist es nicht.
Dabei kann ich auch lernen zu erkennen, wenn mein Pferd mein Angebot (beispielsweise mir zu folgen) schlichtweg ablehnt, in dem es sich bewußt desinteressiert gibt. Dann habe ich nichts in meiner Kommunikation falsch gemacht (das Pferd hat ja geantwortet), sondern kann dann mit der Aussage meines Pferdes was machen. Was ich dann mache, steht auf einem anderen Blatt.

Aber wir tendieren leider dazu, uns ständig zu hinterfragen statt die Antwort unserer Tiere in seiner unglaublichen Einfachheit einfach zuzulassen. ^^

Natürlich sehe ich schon auch, dass nicht jeder Pferdebesitzer auf dem Land mit vielen Tieren groß geworden ist. Aber statt einem Kommunikationsseminar würde ich einfach empfehlen nicht immer alles so kompliziert zu sehen sondern lernen zu sehen (statt sprechen zu wollen.)
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