Anhalten an der Longe

Moderator: Keshia

Abendsonne

Anhalten an der Longe

Beitrag von Abendsonne »

Huhu, ich versuch momentan meine 26 -jährige wieder ein bisschen "anzutrainieren" um sie im Spätsommer wenn ich wieder reiten darf, ins Gelände zu reiten nach einer längeren Pause.
Beim Spazierengehen ist unser Whoa (wie es in der Westernsprache heißt), gesprochen "Ho", also anhalten kein Problem. Ein langes "uuund Ho" genügt und sie bremst beim "uuund" schon ab. Auch bei der Freiarbeit ist anhalten kein Problem. Bloß an der langen Longe...
Ich halte die Gerte vor die Nase (die Gerte ist allerdings keine Teleskoppeitsche, solche hätte ich auch zuhaus) und sage gefühlte 100 x Ho. Sie machts auch zwischendrin, aber manchmal eben nicht. Heut haben wir bezüglich diesen Problems nebenher nochmal geübt anschreiten und bei Ho stehen bleiben, aber sobald die Leine lang ist wirds schwieriger. Sie ist ja eine feurige und bei diesem "fit für die nächste Reitsaison machen" Programm möchte ich sie nicht wieder in alte hektische Muster verfallen lassen. Ich möchte sie, sobald sie spannig wird, sofort vom Tempo rausnehmen und viele Übergänge machen, das tut ihrem Gehirn gut und sie fällt nicht in ein Gerase. Aber die Übergänge müssen erstmal klappen und dazu brauche ich ein verlässliches stehen bleiben. Vom Übergang in die nächstniedrige Gangart benutze ich auch das uuund Ho Geräusch. Weiß jemand noch, wie man sowas üben kann. Wie gesagt beim Spazierengehen funktioniert das und beim freien Spielen auch.
noriker
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Re: Anhalten an der Longe

Beitrag von noriker »

Was machst du genau beim hooo sagen? Unterstützt du das Kommando mit deiner Körpersprache? Ich zum Beispiel atme dabei bewusst aus (geht ja fast automatisch beim hoo sagen, bei hektischen Pferden dazu noch die Energie runter fahren). Zusätzlich "sacke" ich im Oberkörper etwas zusammen und mache einen Art knicks. Die longiergerte lasse ich hinter mir zum Boden zeigen. Kommt man bei der Beschreibung draus?
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kolyma
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Re: Anhalten an der Longe

Beitrag von kolyma »

Ja, das kann hin und wieder schwierig sein. Eigentlich sollte es genügen, dass du dein Stimmkommando gibst, die Longiergerte senkst und die äußere (vom Pferd normalerweise wegweisende) Schulter gegen die Bewegungsrichtung des Pferdes drehst.

Da ich beim Anhalten meistens eh nen Handwechsel mache, wechsel ich immer schon die Hand mit der Gerte und lasse den Schlag vor dem Pferd langsam auf den Boden fallen - das ist meistens eine noch deutlichere Hilfe. Sollte man auch mit einer weichen Parade im Vorfeld einleiten. Also nicht nur Stimmkomanndo sondern auch eine "Zügelhilfe" an der Longe. Würde man beim Reiten in der Regel auch mit einer halben Parade vorbereiten.

Bei sehr ignoranten Pferden habe ich den Schlag auch schon deutlicher vor das Pferd gebracht um zu signalisieren, dass ich es ernst meine - teils begleitet vom reinholen des Pferdekopfes in den Longierzirkel.
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ehem User

Re: Anhalten an der Longe

Beitrag von ehem User »

Zum Pferd drehen und/oder Reinholen des Pferdekopfes kann aber auch zum Ausbrechen über die äußere Schulter und/oder Ausscheren der Hinterhand führen - und teilweise führt dann der Balanceverlust wieder zum Erhöhen des Tempos.

Ich bleibe parallel zum Pferd ausgerichtet - auch, wenn es nicht langsamer wird, obwohl ich das möchte, da ich sonst den Kopf/Körper rumziehe - und hebe die Peitschenspitze vor mir etwas (Wir haben auch das langsame Heben und Senken der Peitsche als Signal fürs Rückwärts).
Atmung hat Noriker ja schon erwähnt; vielleicht hilft auch die Vorstellung, in die Füße zu atmen oder Bleifüße zu haben.
Außerdem kannst du zusätzlich zum etwas-in-die-Knie-gehen den Oberkörper etwas nach hinten 'lehnen', also den Schwerpunkt nach hinten zu verlagern.
Auf jeden Fall würde ich nicht an der Longe ins Ziehen kommen, sondern auf jeden Fall immer wieder nachgeben und nicht darauf warten, dass das Pferd zuerst nachgibt.

Wie baust du denn den Übergang vom Halten an der Hand zum Halten an der Longe auf?
Auch wenn sie es beim Spazierengehen und im Freilauf problemlos beherrscht, wirst du es als 'neue' Lektion betrachten und entsprechend erarbeiten müssen.
D.h. kleinste Ansätze des Langsamerwerdens loben und wenn es an der Hand klappt, den Abstand wirklich zentimeterweise vergrößern.
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kolyma
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Re: Anhalten an der Longe

Beitrag von kolyma »

plüschtiger hat geschrieben:Zum Pferd drehen und/oder Reinholen des Pferdekopfes kann aber auch zum Ausbrechen über die äußere Schulter und/oder Ausscheren der Hinterhand führen - und teilweise führt dann der Balanceverlust wieder zum Erhöhen des Tempos..
Der Balanceverlusst führt aber auch zum Anhalten, stocken, nachdenken - und das ist es ja was man bei der Art und Weise das Pferd auszubremsen macht. Natürlich ist das nicht schulbuchmäßig und sollte nicht die Regel sein. Es ist eine Art Notbremse wenn das Pferd partout nicht zuhören möchte. Dann kann ich - das wäre etwas freundlicher - den Zirkel auch so lange verkleinern, bis das Pferd steht.

Im Endeffekt wäre das auch die Horsemanship-Art das Pferd zum Stehen zu bringen. Hinterhand rausschicken, Kopf reinholen. Es geht da primär ums zuhören - das Pferd wieder fokussieren und weniger um die korrekte Art des durchparierens. Das geht erst wieder ordentlich, wenn das Pferd auf meine Hilfen achtet.

So lange das Pferd nicht auf den Longenführer achtet, kann ich lange korrekte Hilfen geben. Es wird diese nicht umsetzen. Wenn wieder Kommunikation möglich ist, arbeite ich wieder an der Installation der korrekten Hilfen.


Die Frage ist ja auch in wie weit das Pferd schon an der Longe ausgebildet ist und bereits früher Erfahrung gemacht hat. Entweder kennt das Pferd das Signal zum halten (noch) nicht oder es weiß ganz genau wie es sich entziehen kann (Übergänge beispielsweise können sehr anstrengend sein - daher lieber mal nicht durchparieren) - bevor ich also überlege was tun, muss ich schauen wo sich mein Pferd ausbildungstechnisch befindet und muss es dort abholen wo es steht.
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ehem User

Re: Anhalten an der Longe

Beitrag von ehem User »

Mit der Aufmerksamkeit und dem Ausbildungsstand geb ich dir Recht, ich sehe es aber auch als meine Aufgabe, das Pferd in eine möglichst gute Ausgangslage (Balance in dem Fall) zu bringen, die es ihm leichter macht, meine Frage zu erfüllen.
Und je nach Typ kann der Balanceverlust eben auch zu ziemlichem Stress führen, sodass ein 'jetzt auf jeden Fall Halten - egal wie' nicht zielführend ist.


...aber das ist hier eh alles in Blaue geraten, ich kenne weder Abendsonne noch ihr Pferd :-)
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Nelchen
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Re: Anhalten an der Longe

Beitrag von Nelchen »

Woher soll das Pferd wissen, dass es einmal bei "Ho!" anhalten und einmal langsamer werden soll? :snooty:
Damit erziehst du ihr ja den "Ungehorsam" an!
Machs dem Pferd leichter und wähle für dem Übergang ein Wort mit völlig anderem Klang.......damit es schon in der Akustik keine Zweifel gibt. (Easy, oder laaaangsam z.B.)
Körpersprache ist an der Longe fast wichtiger als Stimme. Einige Sachen wurden dir ja schon beschrieben.
Ich hebe die Hand mit der Longe und trete dem Pferd möglichst etwas vor der Schulter einen Schritt entgegen. Wenn es steht, gibts Keks. (So halten sie in kurzer Zeit liebend gern an :mrgreen: )
"Härtere" Fälle lasse ich einfach gegen einen Zaun laufen. Spätestens da bleiben sie dann stehen und fragen ganz verdattert, ob ich wohl blöd bin. :mrgreen: Ich freu mich und verschenke großzügig Kekse. ;) Mein Winkel zum Zaun wird dann immer spitzer, die Freude beim anhalten immer größer und so begreifen sie eigentlich ganz schnell, das ich mich so freue, wenn sie anhalten, dass sie das am Ende selbst mit Freude tun! :-D
Es ist wichtig, dass sie das mit Freude tun, dann geschieht das mit Leichtigkeit. Das klingt einfach, ist es aber keineswegs, wenn das Pferd lieber rennen will. ;)Das wiederum ist ein Zeichen, dass es mental noch nicht bereit ist mit dir zu arbeiten.
LG Katrin

Ein Tänzer scheint nur denen verrückt, die die Musik nicht hören.
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Belgano
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Re: Anhalten an der Longe

Beitrag von Belgano »

Ich habe es schon oft erlebt, dass das Signal "Peitsche Richtung Kopf oder davor" genau das Gegenteil erzeugt, nämlich dass das Pferd schneller/hektischer wird.

Wichtig finde ich auch, die Stimmkommandos klar zu trennen. Also wirklich nur fürs Anhalten das Whoa.
Sprichst du das lang oder kurz aus?
Wenn du eine Gangart niedriger schalten willst, probier doch mal, "Teraaab" oder "Scheeeriieed". Lange Vokale sind bei mir zum "runterschalten", kurze Vokale (also kurz "Terab", "Scheritt") zum hochschalten. Wenn du Whoa auch eher lang sprichst, ähnelt es sich, aber es ist eben nicht das gleiche Kommando. Zusätzlich sag ich "laaangsamm", wenn es langsamer, aber die gleiche Gangart bleiben soll.
Gelassenheit, Heiterkeit und viel Geduld sind die Basis jeder harmonischen, respektvollen Beziehung.(Audrey Hasta Luego)
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Krümelchen
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Re: Anhalten an der Longe

Beitrag von Krümelchen »

*interessiert mit lese*
Anhalten an der Longe versuche ich meiner Maus ja auch gerade beizubringen....
Wallinka
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Re: Anhalten an der Longe

Beitrag von Wallinka »

Manchmal funktioniert es auch, wenn man am Anfang ein Pylon oä als optische Markierung nutzt. "Am Kegel halten wir an". Wenn das funktioniert, dann stellt man den Kegel an einer anderen Stelle auf, wenn es da auch funktioniert, nimmt man mehrere Kegel und hält nicht mehr an jedem an und irgendwann braucht man die Kegel nicht mehr und kann trotzdem anhalten.
Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.
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