100e Arten - woran erkennt man einen guten Trainer?

Moderator: Keshia

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schtroumpf
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100e Arten - woran erkennt man einen guten Trainer?

Beitrag von schtroumpf »

Hallo!

Ich hab es in meinem Vorstellungsthread schon angekündigt, dass es bei mir nun in Richtung Bodenarbeit gehen soll. :-) Es fasziniert mich eigentlich immer schon, allerdings hatte ich bisher "keine Zeit dazu". :oops: Genau genommen war die Woche von meinem Pferd und mir mit Dressurstunde, Springstunde und Ausreiten gefüllt.
Mir macht das übliche Reiten aber schon länger keinen Spaß mehr, meinem Pferd denke ich auch nicht. Deshalb hab ich schon in den letzten Wochen das Internet bemüht um zu sehen, was man vom Boden aus machen kann. Dabei hab ich mich schon für ein paar Sachen entschieden :-)

1) gymnastizierende Arbeit: Doppellonge und/oder Arbeit an der Hand
Davon habe ich leider gar keine Ahnung und Trainer finden sich übers Internet derzeit noch schlecht. Ohne traue ich mich aber definitiv nicht dran. Deshalb mag ich mal in ein paar Ställe in der Umgebung fragen gehen und eventuell beim Unterricht zusehen. Nur woran erkenne ich guten Unterricht in dem Bereich? Welche Vorkenntnisse muss ein Pferd haben bevor man Unterricht nimmt? Kann ich da schon irgendwelche Trockenübungen machen?

2) NHS/P*relli/...
Die feine Kommunikation zwischen Pferd und Mensch fasziniert mich sehr. Doch man liest auch immer wieder durch den "Guru-Wahn" von Druck, der nicht zu jedem Pferd passt. Was für eine Methode ist denn für ein sensibles Pferd, das keine Erfahrung mit der Arbeit am Boden hat geeignet? Was gibt es denn noch von dem man vielleicht noch nichts gehört hat?
Ansonsten dieselben Fragen wie oben: woran erkennt man einen guten Trainer? Welche Vorübungen gibt es?

3) Schrecktraining
Planen, Regenschirm, Reifen/Kübel zum Reinsteigen fallen mir ein und da arbeiten wir auch schon dran. Also mit der Plane, die ist zum Drübergehen ein ziemliches Problem. Der Rest folgt wenn die Plane sitzt. Gibt es da noch Ideen?

Und abschließend noch an euch: Wie habt ihr am Boden begonnen? Was macht ihr mit euren Pferden? Wie oft habt ihr Unterricht?

Viele Fragen ich weiß, ich hoffe ich bekomm trotzdem ein paar Antworten. Mein Pferd würde sich vermutlich auch drüber freuen :-)
Liebe Grüße Paci
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tara
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Re: 100e Arten - woran erkennt man einen guten Trainer?

Beitrag von tara »

ein guter Trainer
- holt dich und dein Pferd da ab, wo ihr gerade steht. Auch ohne Vorkenntnisse kann er mit euch arbeiten.
- kann dir verständlich erklären, wie du deinem Pferd neue Sachen verständlich erklären kannst
- geht auf deine Fragen ein
- nimmt deine Bedenken ernst
- richtet sich nach der Tagesform des Pferdes
- achtet auf deine, seine, und die Sicherheit des Pferdes.
- ist jemand, der dir und deinem Pferd sympatisch ist.

Leider merkt man es erst bei der Zusammenarbeit, ob es 'passt' oder nicht. Allerdings sollte man auch nicht sofort nach der ersten Stunde das Handtuch werfen, sondern sich und dem Trainer eine Chance zum Kennenlernen geben.

zu 1) der Longenkurs von B*bette T*schen ist ein gutes Medium zum selbst lernen. Aber auch bei Trainern aus dem barocken/klassischen/akademischen Lager kann man gute Bodenarbeitsstunden nehmen.

wie beginnen?
z. B. mit Führübungen, Pferd tritt an, wenn du antrittst, Pferd bleibt immer auf der ihm zugewiesenen Position (z. B. Nase auf Höhe deiner Schulter), Pferd stoppt, wenn du stehen bleibst, das ganze dann auch in Schritt und Trab. Und auf Kurven: abwenden vom Pferd weg > es folgt ohne daß du am Strick zuppeln mußt. Abwenden zum Pferd hin > es weicht, ohne daß du es schubsen mußt. Und das ganze von rechts und links geführt.
dann kombinieren mit dem Longenkurs, mit Stellung und Biegung, und schon bist du mitten drin in der gymnastischen Bodenarbeit.
Liebe Grüße
tara
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Ändere deine Einstellung zu den Menschen, und die Menschen ändern ihre Einstellung zu dir.
Samy Molcho



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Keshia
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Re: 100e Arten - woran erkennt man einen guten Trainer?

Beitrag von Keshia »

Hallo schtroumpf ;-)


Als erstes würde ich mir Gedanken machen, was genau ich mir von der Bodenarbeit erwarte. Soll sie "erzieherisch" wirken oder schwerpunktmäßig gymnastizieren? Soll sie einen Selbstzweck (gymnastik) erfüllen oder die Kommunikation beim Reiten verbessern? Oder soll sie einfach Spaß machen und Abwechslung bieten?
(Je nachdem, was ich möchte, gibt es dann auch bei den Anfängen Unterschiede. Schon beim simplen: Das Pferd tritt an, wenn ich antrete. Oder trete ich erst an, wenn ich das Kommando zum Antreten gegeben habe und das Pferd den ersten Schritt getan hat? Soll es auf meine Signale hören oder die Körpersprache beachten?)

Was einen guten Trainer ausmacht, unterschreibe ich erstmal bei tara. Ergänzend würde ich noch sagen, daß die Hilfen in angemessener Intensität ans Pferd gebracht werden sollten und so fein wie möglich.
Trainer, die nach einem bestimmten System alle Pferde ausbilden, machen das mEn meist darum, weil sie damit ein breites Publikum erreichen und Otto-Normal-Pferdebesitzer auch gut damit weiter helfen, weil sie sich dann eben an ein Gerüst klammern können, mit dem sie nicht viel falsch machen. Oder weil ein festes System gerade am Anfang einfach enorm hilfreich ist. Da gibt es z.B. TGT oder "Be strict".
Wenn man noch individueller auf sein Pferd eingehen möchte und eher auch körperliche Voraussetzungen mit einbeziehen möchte, dann sucht man wahrscheinlich eher nach einem Trainer, der kein "System" verkauft und alle "Reitweisen" willkommen heißt.

Literatur, die ich zur Bodenarbeit hilfreich fand, sind z.B. Bücher von Ras*id (sehr leicht zu lesen, in Form von Geschichten, Erfahrungen, geht auf die Pferdepsyche ein) oder Ag*ilar ("Wie Pferde lernen wollen" fand ich aufschlußreich.) Das gibt ein bißchen Überblick.

Viel über Bodenarbeit findet sich auch bei S*mbill "Reiten ist ganz leicht". (Der Titel täuscht.) Nachdem ich ihr Buch gelesen habe, hab ich gleich angefangen, bei ihr Stunden zu nehmen und bin begeistert.


Dann fragst du noch, wie wir begonnen haben.
1. Führen. In allen erdenklichen Situationen und aus allen Positionen. Vorne weg, neben der Schulter und sogar von hinten.
2. Leitseilarbeit. Schulterkontrolle und Hinterhandkontrolle. Stimmkommandos installieren fand ich sehr hilfreich. / Longieren
3. Handarbeit/Langzügelarbeit
4. Doppellonge
5. Schrecktraining. Hier mit der Unterscheidung von Gewöhnung und Modifizierung des Verhaltens in angstbesetzten Situationen

3. und 4. werden auch oft in umgekehrter Reihenfolge ans Pferd gebracht, da gibts unterschieldiche Meinungen zu. Hat beides Vor- und Nachteile, muß man einfach gucken, was sich anbietet, finde ich.
5. läuft irgendwie so nebenbei bei uns mit

6. Zirkuslektionen und Rumblödeln und Clickern. :click:
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schtroumpf
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Re: 100e Arten - woran erkennt man einen guten Trainer?

Beitrag von schtroumpf »

Danke euch zweien für die Antworten :-)

Den Longenkurs hab ich schon überlegt, aber allein beibringen mag ich mir nichts. Da können in meinen Augen zu viele Fehler passieren, deshalb denke ich eben mehr in die klassische Richtung mit Trainer und Hausübung bis zum nächsten Unterricht. Also wo jemand nebenbei steht und direkt auf Fehler hinweist und - hoffentlich - im richtigen Tempo was neues dazunimmt.

In erster Linie soll die Bodenarbeit bei uns Spaß und Abwechslung bringen! Mein Pferd ist ziemlich sensibel und braucht auf jeden Fall immer wieder die Bestätigung das er etwas richtig gemacht hat. Durch seine feine Art vermute ich, dass er sehr gut auf Körpersprache reagieren wird. Erzieherisch muss es nicht wirken, das haben wir schon vor Jahren abgeklärt. Führen, Antreten und Stehenbleiben ist daher auch kein Problem, das fällt für mich eigentlich unter Grunderziehung.

Ich werde mir wohl wirklich ein paar Trainer anschauen und dann ausprobieren. :-)
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Zaubermieze
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Re: 100e Arten - woran erkennt man einen guten Trainer?

Beitrag von Zaubermieze »

schtroumpf hat geschrieben: 2) NHS/P*relli/...
Die feine Kommunikation zwischen Pferd und Mensch fasziniert mich sehr. Doch man liest auch immer wieder durch den "Guru-Wahn" von Druck, der nicht zu jedem Pferd passt. Was für eine Methode ist denn für ein sensibles Pferd, das keine Erfahrung mit der Arbeit am Boden hat geeignet? Was gibt es denn noch von dem man vielleicht noch nichts gehört hat?
Ist zwar eine ganz andere Richtung, aber mir gefällt die TTEAM-Arbeit (da findest du auch viel zu Schrecktraining) von L*nda T*llington-J*nes sehr. Und da kann man auch nicht so viel verkehrt machen.

S*dko S*linski ist auch ein interessanter Ansatz. Ich kenne nur Leute, die von ihm inspiriert arbeiten, also wohl nicht exakt nach ihm. Gemeinsam haben die aber, dass sie auf eine sehr feine Art mit dem Pferd kommunizieren.

Was H*mpfling erreicht, beeindruckt mich auch sehr. Wobei der eindeutig in die Sparte Gru gehört. Ich weiss nicht, wie es mit Schülern von ihm aussieht. Sein Buch "Mit Pferden tanzen" ist für mich jedenfalls eines meiner Lieblinsgbücher zum Thema Bodenarbeit. Aber du suchst ja nach Lehrern ... ;)
Keshia hat geschrieben: Als erstes würde ich mir Gedanken machen, was genau ich mir von der Bodenarbeit erwarte. Soll sie "erzieherisch" wirken oder schwerpunktmäßig gymnastizieren? Soll sie einen Selbstzweck (gymnastik) erfüllen oder die Kommunikation beim Reiten verbessern? Oder soll sie einfach Spaß machen und Abwechslung bieten?
Ich würde mir darüber hinaus auch Gedanken zur Philosophie machen und den Lehrer vor allem dahingehend aussuchen, ob sein "Pferdeweltbild" mit deinem kompatibel ist. Ich persönlich habe Mühe mit den meisten Methoden, die die Dominanz des Menschen in den Vordergrund stellen. Das muss nicht heissen, dass die verkehrt wären. Aber mir liegt es nicht. Es macht mir keinen Spass und ich kann das auch dem Pferd gegenüber nicht überzeugend leben, weil ich mich immer wieder frage, was mir das Recht gibt, so stark über mein Pferd zu bestimmen. Ich glaube nicht so recht an die Dominanzphilosophie. Anderen Leuten ist meine Herangehensweise wahrscheinlich zu hippiemässig und zu sehr Fühlst-du-mich-spürst-du-mich ... ;)
Je m'efforcerai de donner le meilleur de moi-même, afin que ces chevaux me jugent bien dans leur gentillesse et que l'harmonie règne par l'entente entre deux êtres vivants.
Nuno Oliveira
schtroumpf
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Re: 100e Arten - woran erkennt man einen guten Trainer?

Beitrag von schtroumpf »

Zaubermieze hat geschrieben:
schtroumpf hat geschrieben: Es macht mir keinen Spass und ich kann das auch dem Pferd gegenüber nicht überzeugend leben, weil ich mich immer wieder frage, was mir das Recht gibt, so stark über mein Pferd zu bestimmen. Ich glaube nicht so recht an die Dominanzphilosophie. Anderen Leuten ist meine Herangehensweise wahrscheinlich zu hippiemässig und zu sehr Fühlst-du-mich-spürst-du-mich ... ;)
Mir geht es auch eher drum ein Team zu formen! Beim Reiten bin ich schon sozusagen der Chef und mich fasziniert eben, wenn jemand ein Pferd wirklich fein und gut am Boden ausgebildet hat. Diese Pferde haben auch immer eine wahnsinnig tolle Ausstrahlung und scheinen gern mitzuarbeiten.

Wegen L*nda T*llington J*nes werde ich noch schauen und von S*dko S*linski hab ich noch nie was gehört, da werde ich auch noch schauen. Danke!! :-D
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Keshia
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Re: 100e Arten - woran erkennt man einen guten Trainer?

Beitrag von Keshia »

Von letzterem ist das Buch "Pferdegymnastik" ganz inspirierend. Ich glaube, er ist Idealist, weswegen es meiner Meinung nach schwer ist, genau so zu arbeiten. Kenne auch nur Leute, die inspiriert wurden. ;-)
Der späte Wurm entgeht dem Vogel.

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