Seitengänge

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Pirat
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Re: Seitengänge

Beitrag von Pirat »

plüschtiger hat geschrieben:
Heupferdchen hat geschrieben: Für mich gibts einfach ein Stadium VOR der Anlehnung. Und das kann ich nicht überspringen, indem ich von mir aus Zügelkontakt herstelle. Ich konnte mein instabiles Pferd nicht - definitiv nicht! - mit den Zügeln von vorn stabilisieren.
Ich glaube, hier gehts eventuell um unterschiedliche Definitionen.
Zügelkontakt ist nicht unbedingt gleich Anlehnung!
Ich habe mal mit einer Ausbilderin rumdiskutiert, wie lange es dauert, bis man bei einem fremden Pferd Anlehnung bekommt. Sie war der Meinung, bei jedem x-beliebigen Pferd in weniger als 5 Minuten, ich meinte, das könne durchaus mal ein paar Wochen oder gar Monate dauern.
...bis sich herausstellte, dass sie mit Anlehnung einfach nur den Zügelkontakt meinte. Und ich dachte die ganze Zeit, das Pferd muss erst den Brustkorb anheben, über den Rücken gehen, das Genick öffnen, ... :lol:


In meinen Augen - und so meint es Pirat denke ich auch - ist Zügelkontakt erstmal nur der Kontakt Reiterhand-Pferdemaul.
ja, genau das meine ich mit zügelkontakt.
und alleine das kann schon sooooo schwer sein, wenn das pferd sehr unruhig ist mit dem kopf, wenn es ständig das tempo variiert (und dabei die kopfstellung verändert), wenn es sehr guckig ist,... und wenn es gelernt hat sich einzurollen (bzw. der körperbau das sehr unterstützt).

diese weiche, jederzeit "sanft folgende" hand, die den zügelkontakt dauerhaft sanft erhalten kann (wie ein gummiband)... tja... daran kann man lange arbeiten :whistle:
Stellen und Biegen sollte in meinen Augen nicht erst nach Jahren nur über den Sitz erfolgen, aber da wären wir wieder bei der Arbeit am Reiter.
ich habe ein verständnis problem mit dem satz, ich versteh die aussage nicht ganz. kannst du den satz für mich aueinanderdröseln?
Richtig reiten reicht wirklich, ist aber harte, jahrelange Arbeit nur an mir selbst und nicht am Pferd.
diesen satz kann ich eigentlich nicht 100% mitgehen.
richtig reiten bedeutet doch auch automatisch arbeit am pferd!
wenn ich in den "alten" reitlehren nachlese, dann stimme ich deiner aussage zu, denn:
da werden die "anfänger/schüler" auf "profis" (höchst ausgebildete schulpferde) gesetzt, und die ausbilder (bereiter) dieser profis geben dem schüler unterricht - denn nur so (so ist man damals der meinung), kann der schüler die richtigen bewegungen, das richtige gefühl erlernen. und dann werden die pferde und lehrer noch nach ein paar wochen getauscht, weil jedes pferd seine eigene art hat und seine eigene behandlung braucht. (span. hofreitschule)

wir bekommen diese rückmeldung aber gar nicht, weil unsere pferde die "lektionen" noch gar nicht kennen.
die pferde müssen seitwärtstreibende hilfen, biegende, verwahrende hilfen doch erst erklärt bekommen...

da kann ich 100 mal richtig sitzen - das pferd wird nicht sofort einen schönen travers/SH etc. laufen.
also bekomme ich leider auch keine rückmeldung, ob ich alles richtig mache...
das ist doch die große krux an der heutigen reiter- und pferdeausbildung...
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Pirat
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Re: Seitengänge

Beitrag von Pirat »

Heupferdchen hat geschrieben:Vorab: Ich bin da bisschen anders gestrickt. Ich liebe es, von den Erfahrungen anderer Leute zu profitieren. Aber was ich nicht erfühlen und nachvollziehen kann, hat für mich keinen Wert. Daher hat für mich wenig Wert, was der heilige P. oder der heilige S. oder sonst wer in seinen Büchern zu stehen hat. Nicht, weil ich das alles besser weiß. Sondern weil gutes Reiten so was von schwer zu beschreiben ist. Und die Voraussetzungen nicht bei allen gleich sind.
das geht mir grundsätzlich ganz ähnlich - dennoch nehme ich in jedem buch immer wieder etwas mit.
Und ehrlich: Bei einer Reitlehrerin, die erst in ihrer Bibel nachlesen muss, wie das mit der Anlehnung denn zu sein hat, hätte ich ein wenig Bedenken ...
ich hatte befürchtet, daß man das so auslegen könnte.
sie hat nachgelesen, wie die alten profis (Podhajsky) ein junges pferd angeritten haben. dabei kam sie dann auf das thema zügelkontakt/anlehnung. und dabei fiel ihr auf, daß es da hinweise und beschreibungen gibt, die uns zur zeit auch weiterhelfen.
hm... das hört sich jetzt immer noch sehr stümperhaft an - aber das ist es nicht.
schlimmer fände ich, wenn jemand seinen weg "stur" geht, ohne rechts und links zu schauen.
;)
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sacramoso
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Re: Seitengänge

Beitrag von sacramoso »

Pirat hat geschrieben:...wenn ich in den "alten" reitlehren nachlese, dann stimme ich deiner aussage zu, denn:
da werden die "anfänger/schüler" auf "profis" (höchst ausgebildete schulpferde) gesetzt, und die ausbilder (bereiter) dieser profis geben dem schüler unterricht - denn nur so (so ist man damals der meinung), kann der schüler die richtigen bewegungen, das richtige gefühl erlernen. und dann werden die pferde und lehrer noch nach ein paar wochen getauscht, weil jedes pferd seine eigene art hat und seine eigene behandlung braucht. (span. hofreitschule)
wir bekommen diese rückmeldung aber gar nicht, weil unsere pferde die "lektionen" noch gar nicht kennen.
die pferde müssen seitwärtstreibende hilfen, biegende, verwahrende hilfen doch erst erklärt bekommen...
da kann ich 100 mal richtig sitzen - das pferd wird nicht sofort einen schönen travers/SH etc. laufen.
also bekomme ich leider auch keine rückmeldung, ob ich alles richtig mache...
das ist doch die große krux an der heutigen reiter- und pferdeausbildung...
:-n und genau an dem Punkt stellt sich mir immer die Frage weshalb das heutzutage nicht mehr so sein sollte. Für mich gilt immer noch die alte Weisheit junger Reiter - altes Pferd und alter Reiter - junges Pferd.
Einer der Gründe weshalb mein erstes Pferd knapp 13 war als ich ihn gekauft habe. Und obwohl er schon damals viel mehr als ich konnte weiterhin 1x die Woche in Beritt ging.
(Btw: auch heute 10 jahre später kann er immer noch mehr als ich :tuete:)
Letztlich läuft es mit dem jungen genauso. Mein RL bildet ihn aus und wir reiten das gelernte quasi nach. Wobei wir mit unserem Reitprogramm seinem aktuellen Ausbildungsstand sozusagen "hinterherhinken"
Als Beispiel: erst nachdem er eine Vorhandwendung in den Grundzügen gelernt hatte haben wir angefangen ebenfalls mit ihm daran zu arbeiten.
Als Gott erfuhr daß Reiten nur für die Besten ist erschuf er noch Fußball :dance1:
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Pirat
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Re: Seitengänge

Beitrag von Pirat »

sacramoso hat geschrieben: :-n und genau an dem Punkt stellt sich mir immer die Frage weshalb das heutzutage nicht mehr so sein sollte. Für mich gilt immer noch die alte Weisheit junger Reiter - altes Pferd und alter Reiter - junges Pferd.
na ja, ... ich glaube es gibt keinen, der die vorzüge von "junger Reiter - altes Pferd und alter Reiter - junges Pferd" bestreitet. ;) dennoch sieht die realität doch meistens anders aus... :whistle:

und die gründe dafür sind vielfältig.
ich z.b. wollte gar kei pferd/pony kaufen. ich wollte ne reitbeteiligung. und schwupps stand herr pony zum verkauf... und ich habe ihn "gerettet" - wer weiß, was sonst aus ihm geworden wäre...
und dann hatte ich also finanziell ziemlich mehr an der backe, als ursprünglich geplant war (also reitbeteilung vs eigenes pferd)...

und wo bekommt man schon wirklich guten unterricht auf guten, korrekturgeritten privatpferden (ich schreibe jetzt extra nicht schulpferde, weil ich hier keinen schulbetrieb kenne, wo schulpferde "gut laufen und sogar korrekturgeritten werden).

und dann kommt noch:
wo bekommt man denn ein gut gerittenes erfahrenes pferd her? wenn ich mir das gros der pferde heute anschaue - dann haben die erstmal alle korrekturberitt nötig :roll: (o.k. ich komme nicht weit rum, gehe nicht auf turniere, aber das, was ich sehe finde ich meistens nicht schön...)

und zu guter letzt liegt es doch häufig auch am: :geldalle: :whistle:
Einer der Gründe weshalb mein erstes Pferd knapp 13 war als ich ihn gekauft habe. Und obwohl er schon damals viel mehr als ich konnte weiterhin 1x die Woche in Beritt ging.
(Btw: auch heute 10 jahre später kann er immer noch mehr als ich :tuete:)
Letztlich läuft es mit dem jungen genauso. Mein RL bildet ihn aus und wir reiten das gelernte quasi nach. Wobei wir mit unserem Reitprogramm seinem aktuellen Ausbildungsstand sozusagen "hinterherhinken"
Als Beispiel: erst nachdem er eine Vorhandwendung in den Grundzügen gelernt hatte haben wir angefangen ebenfalls mit ihm daran zu arbeiten.
das ist natürlich schon ziemlich optimal!
ich liebäugel gerade damit vielleicht nächstes jahr ohne pferd auf einen kurs zu fahren, wo es guten unterricht auf gut ausgebildeten pferden gibt. Einfach um mal einen vergleich zu haben, um fühlen zu lernen und rückmeldungen zu bekommen.
dazu überlege ich gerade, ob ich mein hotti noch ein paarmal von meiner RL reiten lasse, um die probleme, an denen wir gerade hängen professioneller bearbeiten zu lassen.
optimal wäre es sicherlich, wenn ich das regelmäßig in den "trainingsplan" einbauen könnte - aber auch das nicht aus diversen gründen nicht so einfach.

unabhängig von all den anderen punkten kommt ja auch noch dazu, daß wir eigentlich viel zu selten und zu wenige pferde reiten, um "richtig" gut zu werden...
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kolyma
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Re: Seitengänge

Beitrag von kolyma »

Wenn man das jetzt zusammen fasst kann man sagen, dass es diverse Gründe gibt, die einen daran hindern richtig gut reiten zu lernen, weil z.B.

man eh keinen guten RL findet (keine Zeit, zu weit weg, schlechte RL, kein Geld, usw. usf.)
man ein viel zu junges Pferd hat, welches selbst nix kann.
man nicht genug Zeit hat um intensiv reiten zu lernen....

Und da frag ich mich wirklich - warum in Gottes Namen müssen es Seitengänge sein, wo andere, die oben genannte Vorraussetzungen haben, jahrelang mit intensiver RL-Betreuung dran arbeiten müssen um das hinzukriegen. DAS ist was, was ich definitiv nicht verstehen kann.
Warum wird da nicht an ordentlichen Grundlagen gearbeitet, die schwierig genug sind. Takt, Losgelassenheit, ein kreisrunder Zirkel, V/A - das ist ja ohne RL schon schwer genug. Warum ist man damit nicht zufrieden und meint - ohne Unterstützung - Seitengänge reiten zu müssen.
Ich verstehe es nicht! Man kann da doch eigentlich nur rummurksen. Das müsste einem doch eigentlich klar sein?

Vermutlich reite ich zu schlecht - aber ich hab wöchentlichen RL und meine RL weiß zig Gründe warum wir keine Seitengänge reiten. Und sei es nur, weil mein Pferd heute einfach nicht locker genug wird, meine rechte Körperhälfte nicht so funktioniert wie sie denkt, wir weiter an Durchlässigkeit arbeiten müssen usw. usf. Es ist so verdammt schwer überhaupt mal die Vorraussetzungen für Seitengänge zu erreiten.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


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tara
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Re: Seitengänge

Beitrag von tara »

manche Reiter (und RL) nutzen die Seitengänge, gerade das SH, um das Pferd locker zu bekommen, um die Durchlässigkeit zu verbessern.
Nur, weil ich keinen perfekten Spagat kann, heißt das ja nicht, daß ich nicht daran üben kann...

Aber ich gebe dir recht, Anleitung wäre oft hilfreich.
Liebe Grüße
tara
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Ändere deine Einstellung zu den Menschen, und die Menschen ändern ihre Einstellung zu dir.
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kolyma
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Re: Seitengänge

Beitrag von kolyma »

tara hat geschrieben:manche Reiter (und RL) nutzen die Seitengänge, gerade das SH, um das Pferd locker zu bekommen, um die Durchlässigkeit zu verbessern.
Nur, weil ich keinen perfekten Spagat kann, heißt das ja nicht, daß ich nicht daran üben kann...

Aber ich gebe dir recht, Anleitung wäre oft hilfreich.
Klar - aber ein falsches SH nützt ja auch nix. Woher weiß man, ohne Korrektur (oder zumindest jemand, der weiß wie es richtig aussehen muss) ob das SH korrekt ist oder nicht? Besonders wenn man Reitanfänger ist?

Ich persönlich fang nix Neues mit meinem Pferd an, ohne RL. Ich reite dann eben das, wo ich weiß, dass ich es kann. Alles andere erarbeiten wir im Unterricht. Und auch mit Basis-Arbeit kann man ein Pferd super gymnastizieren. Dazu brauch ich nicht zwingend Seitengänge - vor allem wenn die Gefahr groß ist, statt sinnvoll zu gymnastizieren dem Pferd was völlig Falsches beizubringen.
Oft sehe ich SHs wo die Pferde lediglich im Hals abknicken oder vorne und hinten kreuzen, gar nicht kreuzen, sich im Genick verwerfen - und die Besitzer sind stolz wie Oskar, dass ihre Pferde jetzt SH können...
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jella
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Re: Seitengänge

Beitrag von jella »

Kolyma; Ich habe beides erlebt, eine RL, die gesagt hat, Seitengänge erst wenn alles andere zu 100 % klappt und die andere, die sagt, Seitengänge sind von anfang an wichtig, um das Pferd "gerade" zu machen. Da gibt es scheinbar verschiedene Theorien. Jeder, der es "verkauft" ist von seiner eigenen Philosophie überzeugt.
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kolyma
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Re: Seitengänge

Beitrag von kolyma »

jella hat geschrieben:Kolyma; Ich habe beides erlebt, eine RL, die gesagt hat, Seitengänge erst wenn alles andere zu 100 % klappt und die andere, die sagt, Seitengänge sind von anfang an wichtig, um das Pferd "gerade" zu machen. Da gibt es scheinbar verschiedene Theorien. Jeder, der es "verkauft" ist von seiner eigenen Philosophie überzeugt.
Ja - aber die Aussagen sind von Reitlehrern. Ich sprach eigentlich vom selbstständigen herumexperimentieren ohne Anleitung, ohne Kontrolle, ohne Rückmeldung.

Nach welcher Philosophie man reitet ist ja völlig gleich. Nur richtig sollte es sein. Gemäß dem Spruch: richtig reiten reicht.

Ich sage nur - wenn man keinen RL zur Hand hat - sollte man nicht auf gut Glück Sachen anfangen, die weder das Pferd noch man selbst kann. Das kann in meinen Augen nix werden. Da bringt man dem Pferd (und sich selbst) nur Falsches bei. Und ich hab leider oft den Eindruck, dass alles andere scheinbar langweilig ist, weil jeder meint, er müsse seinem Pferd unbedingt Travers beibringen. Dabei ist gute Basisarbeit schwer genug und es gibt leider sehr wenige Pferde, die ein reelles V/A laufen können. Dafür können sie sich aber aufs abenteuerlichste verbiegen - und zwar nicht dort, wo sie es eigentlich tun sollen. DIe Halsbasis wird instabil und das Pferd muss entweder später mühsam korrigiert werden oder es braucht permanent nen Osteo.

Ich geh ja auch nicht her und mach mal "Yoga" weil das so hip ist. Ohne Anleitung kann man sich auch schwer verletzen beim Sport. Den Pferden gehts genau so, nur die können sich nicht wehren. Wenn ich Pilates mache, korrigiert mich die Trainerin auch dauernd - sonst hats entweder keinen Effekt oder ich tu mir weh, verspanne mich oder sonst was.
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Pirat
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Re: Seitengänge

Beitrag von Pirat »

kolyma hat geschrieben:Wenn man das jetzt zusammen fasst kann man sagen, dass es diverse Gründe gibt, die einen daran hindern richtig gut reiten zu lernen, weil z.B.

man eh keinen guten RL findet (keine Zeit, zu weit weg, schlechte RL, kein Geld, usw. usf.)
man ein viel zu junges Pferd hat, welches selbst nix kann.
man nicht genug Zeit hat um intensiv reiten zu lernen....

Und da frag ich mich wirklich - warum in Gottes Namen müssen es Seitengänge sein, wo andere, die oben genannte Vorraussetzungen haben, jahrelang mit intensiver RL-Betreuung dran arbeiten müssen um das hinzukriegen. DAS ist was, was ich definitiv nicht verstehen kann.
Warum wird da nicht an ordentlichen Grundlagen gearbeitet, die schwierig genug sind. Takt, Losgelassenheit, ein kreisrunder Zirkel, V/A - das ist ja ohne RL schon schwer genug. Warum ist man damit nicht zufrieden und meint - ohne Unterstützung - Seitengänge reiten zu müssen.
mir ist das ein bischen zu sehr "schwarz-weiß".
"ohne unterstützung"... das hat doch keiner behauptet, oder?
ich habe z.b. nur davon geschrieben, daß man heutzutage wohl kaum noch optimale bedingungen vorfindet...

nur mal so zum klarstellen:
ich habe über 10 jahre lang "FN-Reitunterricht" auch 08/15 schulpferden und später dann auf meinem pflegepferd (kein dressur-crack, sondern ein "buschgaul", wie ich im reitstall regelmäßig zu hören bekam) bekommen.
lange zeit sogar 3 x die woche (2x dressur, 1x springen).
damit habe ich es immerhin bis zum bronzenen reitabzeichen geschafft (dressur mit einem der 08/15 schulpferde, springen mit meinem "buschgaul").
damals war reiten immer mega-anstrengend, es war ein dauerhafter kampf. ich habe über 10 jahre lang versucht die pferd locker zu bekommen, einen runden zirkel zu reiten etc...

erst, als ich mich auf "eigene wege" begeben habe (angeregt durch die freizeitreiterakademie + die bücher von natalie penquitt) find das reiten an "spass" zu machen, ich bekam eine ahnung von der leichtigkeit, die reiten auch bedeuten konnte.
ich habe mir ein anderes gebiss für mein pferd gekauft (eine apple mouth stange), ich habe angefangen seitengänge vom boden aus zu erabeiten.
alles auf absolut, planlosem low-level!!!
ABER: nach einigen wochen meinte mein springlehrer verwundert:
was ist denn mit euch los? dein pferd läuft ja ganz anders, viel lockerer!

davor habe ich jahrelang versucht "die grundlagen" zu erarbeiten...
mein pferd war und blieb aber steif und mein pferd legte sich die ganze zeit auf die hand!
und ich hatte unterricht bei insg. 5 verschiedenen reitlehrern. RL die selber parcourbauer waren, oder auf L/M niveau ritten, etc.

und jetzt?
jetzt gehe ich halt andere wege...
falls das irgendwie falsch rübergekommen sein sollte:
bevor ich angefangen habe meinen zu reiten (nach langer (kinder-)reitpause), habe ich erstmal unterricht auf den pferden meiner RL genommen.
dann habe ich angefangen meinen wieder zu reiten.
3 jahre lang hatte ich dann unterricht bei meiner RL, seit 1,5 jahren nehme ich zusätzlich springgymnastik unterricht.
meine RL hat eine ausbildung bei/nach sally swift, und ist früher bis klasse L gestartet (? oder so...).
mein springlehrer hat viele jahre im großen sport mitgeritten, hat alleine über 30 S-Springen gewonnen, hat viele jahre einen gestüt geleitet, viele pferde eingeritten, und ausgebildet und bis in die hohen klassen vorgestellt.
ich bin also nicht alleine und größenwahnsinnig ;)

beide RL fordern und fördern uns in dingen wie SH und Travers.
beide RL haben unterschiedliche schwerpunkte. die kombination von beiden hat uns unheimlich weitergebracht (lustigerweise reitet meine RL auch im springunterricht mit).
wir haben einen mit in der springstunde, der sich superschnell aufregt, sich steif macht, gegen das gebiss geht.
und auch mit ihm wird an SH und KH gearbeitet.
und siehe da: der kerl entspannt sich immer mehr, wird lockerer, fängt an besser zuzuhören und die reiterin besser zu verstehen.
kolyma hat geschrieben:Klar - aber ein falsches SH nützt ja auch nix.
ein falsches SH ist kein richtiges SH - o.k.
aber ob es NICHTS nützt? das wage ich anzuzweifeln!
Woher weiß man, ohne Korrektur (oder zumindest jemand, der weiß wie es richtig aussehen muss) ob das SH korrekt ist oder nicht? Besonders wenn man Reitanfänger ist?
ich habe hier bisher nirgendwo gelesen, daß hier jemand (absoluter) reitanfänger ist und daß wir keine korrektur erfahren.
das ist eine interpretation...

dennoch ist mein SH lange zeit kein "gutes SH" gewesen.

ja, optimaler wäre es, wenn ich mein pferd bereiten lassen würde und "nur" nachreiten bräuchte. das würde wahrscheinlich auch schneller gehen, als so, wie wir es im moment machen.
am freitag hat meine RL mein hotti geritten. dabei hat sie mehrfach (ungefragt) gesagt, daß er sehr schön und fein und gut geritten ist. daß es nur kleinigkeiten sind, auf die sie achten muss, bzw. die wir verändern müssen, damit die "probleme" gelöst werden.
alles nichts wildes, alles auf einem guten weg. nichts worüber ich mir sorgen machen müsste, oder was wir nicht lösen könnten.
dennoch überlege ich gerade, ob ich sie nicht ein paarmal reiten lasse.
man darf sich das leben ja auch mal etwas erleichtern :whistle:
Ich persönlich fang nix Neues mit meinem Pferd an, ohne RL. Ich reite dann eben das, wo ich weiß, dass ich es kann. Alles andere erarbeiten wir im Unterricht. Und auch mit Basis-Arbeit kann man ein Pferd super gymnastizieren. Dazu brauch ich nicht zwingend Seitengänge - vor allem wenn die Gefahr groß ist, statt sinnvoll zu gymnastizieren dem Pferd was völlig Falsches beizubringen.
am boden habe ich mir/uns alles alleine beigebracht...
vieles davon war vielleicht "nicht ganz korrekt", aber meine RL war immer wieder davon angetan, wie gut wir sachen in den RU übernehmen konnten, weil ein gewisses grundverständnis beim pferd schon vorhanden war.
und auch, weil ich sehr genau beurteilen konnte, wie er was versteht, weil ich durch die selbsterarbeitete bodenarbeit ein gutes verständnis für ihn, seinen charakter und seine mitarbeit entwickelt habe.

"etwas falsches beibringen"
es gibt nach meinem verständis 2 arten von "falsch":
1. - nicht optimal,
- nicht den regeln entsprechend,
- nicht den gymnastizierenden effekt, den die übung haben könnte, wenn sie "richtig" ausgeführt wird
und:
2. schädlich

eine falsch verstandene dehnungshaltung (z.b. mit der aussage: ich reite viel in dehnungshaltung, weil das ja so wichtig ist) kann bedeuten, daß ein pferd dauerhaft am langen zügel auf der vorhand latschend geritten wird.
DAS finde ich sehr bedenklich, denn das ist schädlich.

aber bisher habe ich noch nicht erkennen können, daß ein "falsches" SH oder Travers dem pferd schadet?!?
wenn dem so sein sollte, dann klärt mich bitte auf.
ich weiß, daß der gymnastizierende/kräftigende effekt verloren geht, wenn die pferde am schwerpunkt vorbeitreten, ich weiß, daß es den pferden nicht hilft, wenn sie auf die schulter fallen und daß diese belastung dauerhaft nicht gut ist. aber man geht ja nicht runden-/stundenlang SH...

ja, eventuell macht man sich das leben selber schwer, weil man dem pferd später wieder etwas anderes beibringen muss. aber das ist in meinen augen kein allzugroßes problem.

ich habe heute mal wieder SH und travers vom boden aus abgefragt.
dank dieser ausgiebigen diskussion hier ist mir bewusst geworden,
- daß mein pferd im hals abknickt und sich überstellt (das war mir schon länger aufgefallen)
- daß ich das nur mit kappzaum und strick quasi nicht korrigiert bekomme. (das ist mir heute so richtig bewusst geworden.)
und dann habe ich überlegt, ob ich das sein lasse, also kein SH mehr vom boden aus abfrage, weil es ja nicht korrekt ist.
ich bin zu dem schluss gekommen, daß es aber auch nicht schädlich ist.
und daß es trotzdem die beweglichkeit von schultern und hüfte und rippen trainiert.

wie eine übung auszusehen hat, hat auch etwas mit definition zu tun:
der fliegende galoppwechsel soll bei den dressurlern und auch bei den westernleuten von hinten nach vorne in einem durchgesprungen werden.
dem springreiter ist das relativ egal. dem ist wichtig, daß das pferd den fliegendes galoppwechsel recht früh lernt - ob nachgesprungen oder nicht... das spielt im parcour keine große rolle.
und: schädlich ist keines von beidem ;)
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