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Re: Akademische Reitkunst

Verfasst: Mi 11. Mär 2020, 13:39
von jaz
Mehr Links

Offizielle Seite von Bent Branderup (Englisch):
https://www.bentbranderuptrainer.com/be ... of-riding/

Die einzelnen Schritte der Ausbildung (Englisch, aber mit sehr guten Beispielbildern. Schaut Euch das auch ruhig an wenn ihr nicht so gut Englisch könnt, insbesondere wenn ihr Beispiele zum Thema Vorwärts sucht ;) ):
http://knighthoodoftheacademicartofridi ... of-riding/

Videoserie zur Ausbilung, jeweils mit kurzen kostenlosten Trailern von 3-4 Minuten zu jedem Thema (Englisch. Ein Großteil des Trailers besteht daraus dass Bent eine kurze Einführung ins Thema auf Englisch gibt, danach gibt es jeweils Videosequenzen mit Pferden. Daher schaut ruhig auch ohne Englischkenntnisse rein, wenn ihr einen Einblick bekommen wollt.):
https://www.bentbranderupfilms.com/videos

Blog und Podcast von Anna Eichinger (lizensierten Trainerin):
https://einfachreiten.com/

Blog von Celina Sgogan (lizensierte Trainerin):
https://www.equidemia.com/blog/

Wenn jemand weitere interessante Links hat, dann freue ich mich auch darüber :)


Beziehungspflege als Basis

Die Ritterschaft ist aktuell dabei eine Buchreihe über die komplette Ausbildung zu schreiben. Band für Band werden die einzelnen Schritte aufgegriffen und von mehreren Leuten und Blickwinkeln beleuchtet. Der erste Band davon heißt "Beziehungspflege/Horsemanship", und es gibt Artikel von 15 Leuten aus der Ritterschaft, die das Thema sowie weitere Basisthemen der Ausbildung beleuchten. Ich finde es wunderbar dass das Miteinander von Mensch und Pferd hier an die Basis gestellt und explizit auch so thematisiert wird. Ich selbst habe viele wunderschöne Anregungen aus dem Buch mitnehmen können, und weiß dass ich es noch mehrfach lesen und jedesmal etwas neues entdecken werde.

Aktuell gibt es weitere Bände zu Bodenarbeit und Longenarbeit, der Rest steht noch aus.

Re: Akademische Reitkunst

Verfasst: Mi 11. Mär 2020, 15:03
von jaz
Julika Tabertshofers Video (https://youtu.be/SHAMfRPN8nY):

Das Pferd in dem Video ist hochgradig lahm. Ich kenne die Hintergründe nicht gut genug um zu wissen warum sie es damit arbeitet, ob trotzdem oder gerade deswegen. Der normale Weg der Ausbildung in der Akademischen Reitkunst ist anders herum, vom Vorwärts zur Versammlung, siehe auch die Links dazu in meinem vorherigen Post. Da ihr Pferd im normalen Vorwärts so stark auf der Vorhand hängt, dass das Pferd bereits gesundheitlich geschädigt ist, wie sie selbst beschreibt, versucht sie den Weg anders herum zu gehen und dem Pferd über die Versammlung ein gesünderes Vorwärts mit mehr Hinterhandaktivität und besserer Tragkraft zu erklären. Was man in dem Video sieht, ist dass die ersten Schritte nach der Versammlung tatsächlich ein besseres Laufbild als ohne vorherige Versammlung zeigen, mit mehr Hinterhandaktivität, mit besser angehobenem Brustkorb, mit kraftvollerem Gang und schönerer Oberlinie. Allerdings immer noch hochgradig lahm. Das Pferd kann das im Video nur wenige Schritte halten, bis es wieder in die alten Muster zurückfällt.

Das Spiel zwischen Versammlung und Vorwärts, um mit der angehenden Versammlung die Hinterhandaktivität und damit das Vorwärts zu Verbessern, ist etwas das ich im Kleinen mit Panti von meiner RL auch schon gezeigt bekommen und geritten habe. Zum Beispiel im Trab nach mehr Aufrichtung und Hinterhandaktivität fragen, und dann den Rahmen wieder vergrößern und im gleichen Takt mehr nach vorne zu schicken. Oder auch beim Anhalten und Rückwärts richten gleich wieder ans Vorwärts zu denken, wie diese alten Kinderautos, die man zurück ziehen musste um sie aufzuziehen, und die dann beim Loslassen voller Energie nach vorne weggeschossen sind.

Typisch für die Akademische Reitkunst ist in dem Video meiner Meinung nach hauptsächlich, dass versucht wird ein passender Weg für dieses Pferd zu finden, und dass die Verbesserung der Bewegungsqualität als Maßstab für die Beurteilung der Arbeit angelegt wird. Als ersten Einblick in die Akademische Reitkunst kann ich es nicht empfehlen, weil es untypisch für den normalen Weg sowie die angestrebte Bewegung (lahmfrei!) ist.

Re: Akademische Reitkunst

Verfasst: So 15. Mär 2020, 16:49
von Cinda
Ich habe letztes Jahr intensiv in die AR reingeschnuppert und müsste ich mich auf eine Reitweise festlegen, wäre es die AR. Zum Glück muss ich das aber nicht, denn mir gefällt längst nicht alles. Um ehrlich zu sein, habe ich sogar eine längere „akademische Pause“ eingelegt, weil ich bei einem Kurs von einer lizensierten BB-Trainerin (die auch noch die Trainerin meiner ehemaligen nicht-lizensierten Trainerin ist) so viele unschöne Szenen gesehen habe, dass ich mich da erstmal komplett distanziert habe. Zusätzlich fand mein Pony plötzlich meine Hand direkt am Kappzaum unerträglich und auch aus anderen Gründen, habe ich dann den Sommer über nur frei und überwiegend nach Intrinzen gearbeitet.

Intrinzen ist ja das genaue Gegenteil der AR. Auch wenn beide Lager das wohl anders sehen, ich finde es ergänzt sich perfekt. Seit ein paar Monaten haben wir wieder richtig viel Spaß an der akademischen Bodenarbeit (Handarbeit und Longieren), wobei ich das Training seit dem Sommer etwas umgestellt habe. Von den frei erlernten Bewegungsmustern nach Intrinzen profitiert mein Pony enorm. Gleichzeitig lässt er sich wieder formen, erfühlt seinen Körper neu und wird von Training zu Training stärker und schöner.

Viki ist Fünfgänger, Galopp zeigte er bis vor kurzem sowohl frei als auch unter dem Sattel NUR gelaufen. Nicht schön anzusehen. Seit ein paar Wochen schaffen wir einige Galoppsprünge aus dem Schritt-Travers und prompt zeigt er auch auf der Koppel kraftvollen, gesprungenen Galopp. Darauf wurde ich sogar angesprochen und könnte platzen vor Stolz.

DAS ist für mich die AR. Dem Pferd zu Körpergefühl, Balance und Kraft zu verhelfen. Die AR hat ihren verdienten Platz in meiner kleinen Ponywelt, aber ich bin definitiv kein Teil der AR-Welt da draußen. Ehrlich, ich hab da Leute kennengelernt... absolute Freaks. Und von pferdegerechten Training war da nix zu sehen (Stichwort Touchieren - klingt halt besser als draufhauen). Einige wenige Paare haben mir gut gefallen und die behalte ich als positive Inspiration in Erinnerung. Ansonsten bleibe ich bei meiner DIY-Variante.

Re: Akademische Reitkunst

Verfasst: So 15. Mär 2020, 16:53
von Cinda
jaz hat geschrieben: Mi 11. Mär 2020, 15:03 Julika Tabertshofers Video (https://youtu.be/SHAMfRPN8nY):

Das Pferd in dem Video ist hochgradig lahm. Ich kenne die Hintergründe nicht gut genug um zu wissen warum sie es damit arbeitet, ob trotzdem oder gerade deswegen. Der normale Weg der Ausbildung in der Akademischen Reitkunst ist anders herum, vom Vorwärts zur Versammlung, siehe auch die Links dazu in meinem vorherigen Post. Da ihr Pferd im normalen Vorwärts so stark auf der Vorhand hängt, dass das Pferd bereits gesundheitlich geschädigt ist, wie sie selbst beschreibt, versucht sie den Weg anders herum zu gehen und dem Pferd über die Versammlung ein gesünderes Vorwärts mit mehr Hinterhandaktivität und besserer Tragkraft zu erklären. Was man in dem Video sieht, ist dass die ersten Schritte nach der Versammlung tatsächlich ein besseres Laufbild als ohne vorherige Versammlung zeigen, mit mehr Hinterhandaktivität, mit besser angehobenem Brustkorb, mit kraftvollerem Gang und schönerer Oberlinie. Allerdings immer noch hochgradig lahm. Das Pferd kann das im Video nur wenige Schritte halten, bis es wieder in die alten Muster zurückfällt.

Das Spiel zwischen Versammlung und Vorwärts, um mit der angehenden Versammlung die Hinterhandaktivität und damit das Vorwärts zu Verbessern, ist etwas das ich im Kleinen mit Panti von meiner RL auch schon gezeigt bekommen und geritten habe. Zum Beispiel im Trab nach mehr Aufrichtung und Hinterhandaktivität fragen, und dann den Rahmen wieder vergrößern und im gleichen Takt mehr nach vorne zu schicken. Oder auch beim Anhalten und Rückwärts richten gleich wieder ans Vorwärts zu denken, wie diese alten Kinderautos, die man zurück ziehen musste um sie aufzuziehen, und die dann beim Loslassen voller Energie nach vorne weggeschossen sind.

Typisch für die Akademische Reitkunst ist in dem Video meiner Meinung nach hauptsächlich, dass versucht wird ein passender Weg für dieses Pferd zu finden, und dass die Verbesserung der Bewegungsqualität als Maßstab für die Beurteilung der Arbeit angelegt wird. Als ersten Einblick in die Akademische Reitkunst kann ich es nicht empfehlen, weil es untypisch für den normalen Weg sowie die angestrebte Bewegung (lahmfrei!) ist.
Sehe ich ebenso. Ich mag ihre Arbeit mit anderen Pferden/Berittpferden sooo gerne (siehe ihr Kanal), aber mit ihrem eigenen Pferd kann ich sie kaum anschauen. Ist noch nicht lange her, da hatte sie glaube ich auf Instagram ein Video hochgeladen von QB...das war schlimmer als alles davor.

Re: Akademische Reitkunst

Verfasst: Di 17. Mär 2020, 21:10
von Belgano
jaz hat geschrieben: Mi 11. Mär 2020, 13:39 Mehr Links

Blog von Celina Sgogan (lizensierte Trainerin):
https://www.equidemia.com/blog/
Danke dafür, ich schmöker da gerade durch :-d

Und bin über folgenden Satz auf ihrer Homepage gestolpert:
Das Beharren auf der immer gleichen Methode für alle Pferdtypen und Pferd-Reiter-Kombinationen zeigt uns also eher ein Defizit im Werkzeugkoffer des Ausbilders als eine besonders effiziente und geniale Methode an.
Das müsste man für manche wohl ausdrucken und aufhängen.

Re: Akademische Reitkunst

Verfasst: Fr 20. Mär 2020, 07:16
von Sunny77
Ich hab ja gerade das Buch einer Ritterin der akademischen Reitkunst übersetzt und bin gerade bei ihren Online-Videos. Beschäftige mich immer wieder seit etwa 6 Jahren damit, weil Enia ja so ausgebildet war, als ich sie gekauft habe. Aber nicht ausschließlich. Mir gefällt die AR sehr, gerade Marius Schneider, Jossy Reynvoet und Christopher Dahlgren! Aber auch einige „kleine“ Trainer sind toll. Ich habe seit ein paar Jahren unregelässig Unterricht in der AR (hauptsächlich Kappzaumarbeit).
Die elitäre und versnobte Art einiger ARler (und die gibt es) finde ich dagegen auch grausam. Und ich mag es, dass Ece, meine RL, und Greetje, die mit dem Buch, sehr darauf achten, dass auch das Geradeaus Vorwärts nicht zu kurz kommt! Was mich manchmal nervt ist die extreme Detailverliebtheit. Und ganz oft nur im Schritt rumkrebsen. Das machen zum Glück Ece und Greetje auch nicht zu schlimm.
Von daher: wenn es euch Spaß macht und es euch hilft - weitermachen :)

Re: Akademische Reitkunst

Verfasst: Fr 1. Mai 2020, 13:19
von Scheckenfan
Seit Ostern sind wir so richtig eingestiegen und es ist enorm, was seitdem passiert ist. Arisko ist seitdem so ungemein motiviert, und wirklich sehr fein an den Hilfen geworden. Er hat unheimlich Beweglichkeit, Geschmeidigkeit und Durchlässigkeit gewonnen.
Und Motivation :yess:

Ich hab für meine eigene Übersicht eine große, lange Liste mit skills gemacht, die wir abhaken wollen, und da sind seitdem einige Haken dazu gekommen :staun:

Das Bein sieht auch gut aus :puh:
Also für uns zählt sich der absolute Fokus auf Versammlung und Seitwärts aus bisher. Flott voran geht er noch beim ausreiten und an der Kutsche, auf dem Platz machen wir das aktuell nur noch kleinste Strecken. Wird sicher auch noch wieder mehr, wenn die Kraft dafür mehr da ist.

Re: Akademische Reitkunst

Verfasst: So 3. Mai 2020, 12:25
von Okapi
Ich hab ein etwas zwiegespaltenes Verhältnis zur AR. :| Ich hatte etwa 2 Jahre regelmäßig RU und bin da eher zufällig hingekommen, weil mir die RL empfohlen wurde. Sie war damals auch eher in den AR-Anfängen und hat sich immer weiter fortgebildet, was ich im RU auch gemerkt habe.

Ich hatte vorher noch nie wirklich mit Kappzaumarbeit und Handarbeit zu tun und hab dadurch wirklich sehr viel gelernt. Mir gefällt sehr, dass darauf geachtet wird, alles sehr fein zu halten. Wobei ich auch den einer oder anderen AR-Trainer kennengelernt hab, der dann doch ein bisschen zupackt, weil das ja gehen muss :| . Aber solche Leute gibt es irgendwie in jeder Reitweise. Ich fand zumindest meinen Unterricht auch ziemlich clickerkompatibel, weil sich alles in so kleine Teilschritte und Bausteine zerlegen ließ.

Wenn ich die schon sehr weit ausgebildeten Pferde sehe, passt das trotzdem nicht zu meinem Zielbild. Die Pferde sind für mich einfach zu lose und das wirkt alles zu gelaufen. Ich habe außerdem einen hypermobilen, sehr motivierten PRE, der sich einfach immer mehr verbogen hat und manchmal gar nicht mehr normal geradeaus wollte. Vielleicht hat auch das richtige Maß im Training gefehlt, aber wenn das Pferd sich eh schon gern auf der Stelle zusammenfallt und hinter die Hand kommt, fand ich das nicht so zuträglich.

Weil dann auch unbedingt eine Kandare auf das Pferd sollte, damit es sich hinten mal setzt :?: , hab ich mich dann endgültig gegen diesen weiteren Weg entschieden. Allerdings arbeite ich gerade an der Hand immer noch so und hätte gern mal wieder wen, der da draufschaut.

Re: Akademische Reitkunst

Verfasst: So 3. Mai 2020, 13:01
von Sunny77
Ich freue mich sehr für dich Schecki :)
Ich werde am Fr endlich wieder (nach der monatelangen Druse-Geschichte am Stall) eine AR Bodenarbeitsstunde haben. Ich bin schon sehr gespannt! Wie schon mehrfach gesagt ist nicht jeder Weg für jedes Pferd, aber als „Salz in der Suppe“ und Weg zur Gymnastizierung und Versammlung finde ich die AR insgesamt sympathischer als vieles andere. Im Juli kommt Marius zu meinen Nachbarn. Da gehe ich dann mal zuschauen :) immerhin nur 300m zu Fuß ;)

Re: Akademische Reitkunst

Verfasst: So 3. Mai 2020, 14:49
von Scheckenfan
Ich denke es ist einfach kein Patentrezept. :nix:
Für mich wäre es IMMER wichtig, dass mein Pferd noch normal geradeaus laufen kann. Das teste ich auch immer mal wieder. Und klar, bei hypermobilen Pferden muss man sicher das Training anpassen.
Und gute und schlechte Trainer/Reiter wird es wohl immer und überall geben :seufz: